Die Sonnenpyramide
Schifferl versenken und Mastermind - allerdings mit
Buchstaben statt mit Zahlen - das waren meine heißen Favoriten für allzu
langweilige Schulstunden. Diese Zeiten sind natürlich längst vorbei, man ist
endlich rechtschaffen geworden, weiß um den Ernst des Lebens und doch muß ich
gestehen, daß ich mir immer wieder mit einem kleinen Spielchen die Langeweile
im Büro vertreibe - einfach skandalös!!! Aber nicht mit Schifferl versenken
oder Mastermind - die Kollegen würden ja sofort die Frühpensionierung wegen
galoppierender geistiger Verblödung beantragen, aber vielleicht wäre das auch
nicht das Übelste?, und außerdem ist man natürlich computerisiert - und so gebe
ich mich immer wieder einer kleinen Partie Minesweeper hin. Windows 3.1
Benutzer wissen, was ich meine!
Keine Angst, dies soll nun nicht zu meiner
Biographie ausarten, es zeigt einfach die Wurzeln der Sonnenpyramide, die man beim
ersten Betrachten des Spielmaterials nicht vermuten würde, als da wären: 2
Spielpläne, die beide einen 4x6 Felder großen Bereich zeigen, eine
Spielplanabdeckung in Form einer Pyramide, 24 Tierkärtchen, wobei jedes der
vier Tiere sechsmal vorkommt, 24 Goldbarrenkärtchen, 50 Goldmünzen, eine
Spielfigur und einen Lageplanblock, der den Spielplan in verkleinerter Form
darstellt.
Wer nun dahinter ein Abenteuerspiel vermutet, was
auch durch den Titel "Die Sonnenpyramide - Das Geheimnis der Inka"
suggeriert wird, liegt völlig falsch, denn es handelt sich hierbei um ein
lupenreines Deduktionsspiel, allerdings um ein sehr gutes!
3-6 Spieler können sich daran beteiligen, es ist
auch eine Variante für 2 Spieler vorgesehen, wobei ein Spieler die Rolle des
Spielleiters übernimmt. Seine erste Aufgabe besteht nun darin, die 24
Tierkärtchen auf einem der beiden Pläne aufzulegen. Als Sichtschutz dient ihm
dafür die in Form einer Pyramide ausgeführte Spielplanabdeckung. Auch die
Mitspieler bleiben nicht untätig und verteilen ihrerseits auf dem anderen
Spielplan die 24 Goldbarrenkärtchen, die einen Wert zwischen 10 und 16
Goldstücken besitzen. Dabei sollte man sich einigen, ob die Goldbarrenkärtchen
offen oder verdeckt abgelegt werden.
Nun kann das eigentliche Spiel beginnen und worum es
dabei geht, dürfte nicht schwer zu erraten sein: Es gilt, die Verteilung der
Tierkarten am Plan des Spielleiters herauszufinden. Für jedes Tier, das man
richtig lokalisiert, erhält man das Goldbarrenkärtchen, das sich am
entsprechenden Feld auf dem anderen Spielplan befindet. Na wo bleibt denn nun
die Deduktion, werden Sie fragen, denn das Ganze sieht ja eher wie ein
fröhliches Ratespiel aus. Ist es ja auch, zumindest zu Beginn. Denn da kann man
einfach nur ins Blaue hinein einen Tip abgeben, zum Beispiel: "Auf Feld B4
befindet sich ein Affe!" War es wirklich einer, na ja, dann hat der
Spieler eben Glück gehabt und bekommt das Goldkärtchen von B4. Im anderen Fall
erhält er für seine Mühe wenigstens ein Goldstück und - jetzt heißt's aufgepaßt
- egal ob er richtig oder falsch tippte, gibt nun der Spielleiter bekannt,
wieviele Affen sich auf den dem Feld B4 benachbarten Feldern, in diesem Fall
sind es 8, befinden.
Nun werden Sie wahrscheinlich auch verstehen, wozu
die kleinen Lagepläne sind, denn in diese tragen nun alle Spieler die soeben
erhaltene Information ein. Und sie können sich nun auch vorstellen, wie schnell
aus dem bloßen Raten mit Hilfe dieser Informationen ein gezieltes Tippen wird.
Nun hilft das Glück nur mehr in den seltensten Fällen - Gehirnschmalz ist
gefragt!
Eigentlich nichts wesentlich Neues! Einige alte
Ideen vermischt, ein ansprechendes Spielmaterial und fertig ist das Spiel - und
doch, etwas hat Die Sonnenpyramide, was leider nicht alle Spiele dieser Art -
zum Beispiel das von der Idee her sehr ansprechende Inkognito - haben. Erstens
ist die Spielerzahl nicht auf zwei beschränkt, wie einst bei meinen
Schulstundenfüllern, und zweitens, und das scheint mir das Wesentliche zu sein,
ist man in jeder Phase des Spiels voll beteiligt, es gibt keine Ruhepausen,
kein Verschnaufen, keine Langeweile, weil andere Spieler zu sehr überlegen, im
Gegenteil, man ist für jede Sekunde dankbar, um die vielen Informationen
verarbeiten zu können.
Und so hat die Sonnenpyramide das Zeug, ein Klassiker
zu werden, der vielleicht meinen Kindern einmal langweilige Schulstunden
erträglich macht, allerdings nicht in der vorliegenden Form, denn selbst dem
Mathematiklehrer wird man wohl kaum weismachen können, daß die große
Sichtschutzpyramide ja nur zu praktischen Studienzwecken aufgestellt wurde.
Aber da zum Spielen eigentlich Papier und Bleistift genügen, öläßt es sich für
diese Zwecke leicht adaptieren!
WIN-Wertung:
** Die Sonnenpyramide SSS II UU AA 2-6 m