PUSHER

 

Pusher

von Werner Falkhof

2 oder 3 Personen

Peri, 1994

 

"Ob das wohl gue gehen wird?" schoß es mir letzes Jahr in Essen durch den Kopf, als ich erfuhr, daß Peri beabsichtigt, Pusher in einer Plastikversion auf den Markt zu bringen. Wer die Holzversion mit ihren unrunden Kugeln kannte, wird meine Zweifel wohl geteilt haben.

In Nürnberg war ich dann richtig aufgeregt, als ich an Peristand kam. Was mir aber dort ins Auge stach, war wie die Faust auf das selbige - Pusher mit schwarzem Brett und knallgelben, -roten und -blauen Plastikkugeln, noch dazu um einiges kleiner als das Original. Daß die Plastikkugeln so leicht wie Tischtennisbälle waren und das vertraute Klacken beim Pushen einem metallisch hohen Klick gewichen war - aber man beruhigte, nur ein Prototyp.

 

Zu Ostern dann kam das Paket mit "Pusher" und es war zu meinem großen Erstaunen viel schwerer als es eigentlich hätte sein dürfen. Der Grund dafür war bald gefunden. Wie versprochen waren die Kugeln nicht mehr so leichtgewichtig wie noch in Nürnberg, zwar noch immer knallig bunt, aber darm gewöhnt man sich sehr rasch und wer die Holzversion nicht kennt - daß sind bei uns wohl die meisten - der wird sich sowieso daran nicht stoßen. Das Brett war übrigens nicht mehr schwarz sondern in einem grauen Ton gehalten. Sofort trommelte ich meine beiden Kinder zusammen und eine erste Probepartie wurde gestartet.

 

Sie war irgendwie enttäuschend, denn was da passierte, hatte ich nicht erwartet. Die Kugeln waren ständig in Bewegung, nicht nur wenn man pushte. Schon der kleinste Mucks eines Spielers brachte sie zum Tanzen - recht nett anzuschauen, aber nervig. Außerdem waren die Dinger so glatt, daß sie uns immer wieder entglitten und auf dcm Brett ein Chaos verursachten. Und weil die Kugeln nun wirklich rund waren, konnte man nicht mehr wild drauflospushen - man konnte natürlich schon, aber nachdem sich der Sturm gelegt hatte, war kein Stein mehr auf dem anderen, d.h. keine Kugel mehr an ihrem Platz - sondern mußte mit sehr viel Gefühl ans Wcrk gehen.

 

Vielleichr sollte ich aber nun doch kurz erklären, worum es bei Pusher überhaupt geht, für all jene, die das Spiel noch nicht kennen. Da gibt es also zunächst einmal das Spielbrett, sechseckig und mit 91 kleinen Mulden versehen. Je 30 dieser Mulden haben die Farben rot, blau und gelb und jene im Zenrum ist schwarz. Die Farben sind übrigens nicht gleichmäßig über das Spielbrett verteilt, was für die Taktik später sehr wichtig ist.

 

Nachdem jeder seine 17 Kugeln - in den Farben rot, blau und gelb - in der Ablageschale verstaut hat, beginnt einer, indem er eine seiner Kugeln in eine beliebige Mulde legt. Gleich vorweg die wiehtigste Regel: Wann immer eine Kugel in einer gleichfarbigen Mulde zu liegen kommt, muß sie zurückgenommen werden. Reihum setzen die Spieler nun ihre Kugel ein, bis zwei in benachbarten Mulden zu liegen kommen; dann ist der nächste Spieler nämlich verpflichtet, diese zu einem Dreick zu ergänzen, es sei denn die beiden dafür zur Verfügung stehenden Mulden besitzen die Farbe seiner Kugeln, und der darauf folgende Spieler kann dann endlich das tun wovon schon dauernd die Rede ist - er kann endlich pushen.

 

Dazu drückt er seine Kugel so von oben in das Dreieck, daß zumindest eine Kugel des Dreiecks ihre Mulde verläßt. Meist wird wohl mehr als ein Kugel rollen und wenn sich alles beruhigt hat, werden jene eingesammelt, die in farbgleichen Mulden liegen. Trifft dies für den pushenden Spieler nicht zu und gibt es noch ein Dreieck, so darf er fröhlich

weiterpushen, bis es entweder kein Dreieck mehr gibt oder er eine Kugel herausnehmen muß. Wem es so als erstem gelingt, alle Kugeln loszuwerden, gewinnt.

 

Wie eingangs schon erwähnt, war dieses Spiel zu Beginn in einer Holzversion erhältlich, an die man sich vor allem vom Oufit her auch erst gewöhnen mußte, denn das Ganze war in farblosem Schwarz-Weiß-Grau gehalten, mit einer einer roten Mulde in der Brettmitte. Von der Schachtel will ich gar nicht reden und auch die Kugdn waren nicht unbedingt das was man sich darunter gemeinhin vorstellt: Zum Teil ziemlich zwetschgoidig, zum Teil mit Rissen versehen. Dafür ließen diese seltsamen Rundungen aber ein sehr "grobschlächtiges" Pushen zu.

 

Damit ist es nun also vorbei: Vorbei mit Schwarz, Weiß, Grau, vorbei mit Holz, vorbei mit unrunden Kugeln. Gefühl ist gefragt, sehr viel Gefühl. Gefragt werden muß aber auch, ob die Operation "Plastic for Pusher" überhaupt erfolgreich war? Ich glaube schon!

 

Das wichtigste Argument dafür ist wohl die Tatsache, daß dieses schöne Spiel, das übrigens schon eine Menge an Preisen einheimsen konnte, nun allgemein erhältlich sein wird, noch dazu zu einem akzeptablen Preis. Der Spielwitz hat sich nun etwas mehr in Richtung Gweschicklichkeit und Gefühl verlagert, was aber dem Spielspaß in keinster Weise schadet. Man muß sich eben nur an die geänderten Bedingungen gewöhnen. Und das trifft auch nur für jene zu, die die Holzversionen kennen und gespielt haben. Zudem liegt nun auch endlich eine verständliche, lückenlose, nicht vom Autor minimalisierte Regel vor, die als Zugabe zwei kleine Tabellen enthält, mit denen man schnell ein kleies Pusherturnier mit vier bzw. fünf Personen organisieren kann.

 

Zum Abschluß noch die bisher errungenen Preise:

Auswahlliste 1993 zum "Spiel des Jahres;

SUPER-AS D'OR beim 8. Festival International des Jeux in Cannes und

Belgischer Toy Award 1994 in der Kategorie Erwachsenenspiele ex aequo mit dem Spiel Mystere von Ravensburger. Mögen diese als Empfehlungen stehen, falls Sie der meinigen nicht trauen.