Rezension
Gegen das Verschwinden
Tainted Grail
Der Niedergang Avalons
Die Helden sind ausgeritten, um die Welt zu retten. Euch haben sie zurückgelassen. Ein Haufen unerfahrener und verfluchter Adepten. Als die Helden nicht zurückkehren, müsst ihr ran, um die Welt vor dem Verschwinden zu schützen.
Wir finden uns in einer düsteren Version Avalons, in der Arthur den Göttern, die hier lebten, den Gral und das Land raubte. Damit das Land nicht wieder in der Wyrdnis verschwindet, wurden große magische Statuen (Menhire) errichtet. Aber deren Macht vergeht und daher verschwinden Teile des Landes. Die Aufgabe der Helden – ihr könnt unter vier aussuchen, man kann aber weitere erwerben – ist es, dies zu verhindern und wenn möglich noch mehr Rätsel aufzudecken.
Zwar in einzelne Kapitel unterteilt, kann man dennoch, wie in einem Rollenspiel, jederzeit aufhören und den Spielstand „speichern“. Nach 15 Kapiteln und rund 30-40 Stunden Spielzeit ist die Kampagne durch.
Wer Solo-Rollenspiele kennt, wird mit dem Hauptmechanismus des Spiels vertraut sein. Die Helden bewegen sich und erkunden neue Orte mithilfe der Textpassagen im Entdeckungsbuch. Diese werden je nach Entscheidung oder auch vorher entdeckter Geheimnisse immer anders gelesen. So kann es sein, dass man an einem Ort erst dann weiterkommt, wenn der Held ein bestimmtes Ansehen erreicht oder einen Auftrag erhalten hat.
Im Gegensatz zu den oben erwähnten Solo-Rollenspielen erfolgt dies aber auf einer Landkarte, die aus Karten gelegt wird. Zusätzlich zu den Erkundungen bieten diese Karten Herausforderungen in Form von Kämpfen und Diplomatie. Dieses Kampfsystem ist deckbasiert und ausgesprochen innovativ. Wie in anderen Deckbuilding Spielen kann man über den Lauf der Kampagne Karten austauschen und somit das Kampf- und Diplomatie-Deck verbessern, um die durchaus anspruchsvollen Herausforderungen zu bestehen.
Dementsprechend ist Tainted Grail primär Spielern mit einem Hang zum Tüfteln und viel Geduld zu empfehlen, denn mitunter sind Helden alleine unterwegs und bestreiten auch Kämpfe, die eine ganze Weile dauern können und die Mitspieler untätig lässt. Die Geschichte wirkt dicht, ist düster und geheimnisvoll. Da man, im Gegensatz zu Legacyspielen, das Spielmaterial nicht verändert, kann man durchaus auch eine zweite Runde spielen, die Spielregeln erfordern eigentlich sogar einen Neustart, wenn die Spielercharaktere sterben, wobei man aber natürlich auch an einem früheren Speicherstand wieder einsteigen kann.
Tainted Grail ist ein aufwändiges Spiel mit heftigem Rollenspielcharakter für Brettspieler, die Rollenspielerfahrungen sammeln wollen. Der Schwierigkeitsgrad spricht für erfahrene Spieler, da vor allem zu Beginn hohes Frustrationspotential wegen des Zeitdrucks und einiger harter Begegnungen auf die Helden wartet. Ausgezeichnetes Material, stimmige Illustrationen und ein Plot, der in 15 Kapiteln geteilt rund 30-40 Stunden Spielzeit bietet – wer sich drauf einlässt, bekommt auch etwas!
René Eichinger
Spieler: 1-4
Alter: 12+
Dauer: 180
Autor: Krzysztof Piskorski, Marcin Świerkot
Gestaltung: Piotr Foksowicz und andere, Ralf Berszuck
Preis: ca. 130 Euro
Verlag: Awaken Realms / Pegasus Spiele 2020
Web: www.pegasus.de
Genre: Deckbau, Konfrontation, Miniaturen
Zielgruppe: Für Experten
Spezial: 1 Spieler
Version: de
Regeln: cz de en es fr it kr pl ru
Text im Spiel: ja
Kommentar:
Aufwändig
VIel Rollenspielcharakter
Zeitdruck
Fantastisches Material
(c) Bild Marcio Ferreira, BGG
Vergleichbar:
Deckbauspielen mit Rollenspielcharakter
Andere Ausgaben:
Meine Einschätzung: 7
René Eichinger:
Düster, langwierig, aber dafür mit innovativem Decksystem - etwas für Spezialisten.
Zufall (rosa): 1
Taktik (türkis): 2
Strategie (blau): 0
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 2
Interaktion (braun): 1
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0