Sobek Das Duell

 

Basierend auf dem gleichnamigen Mehrpersonen-Kartenspiel von vor rund zehn Jahren hat der Verlag ganz im Sinne seines Verlagsnamens einen (späten) Nachfolger, oder besser gesagt Verwandten des Spiels entwickelt, das ursprünglich für mehrere Personen konzipiert war. Dabei dürfte – so wie es scheint – möglicherweise die legendäre Zwei-Personenspiel-Reihe von KOSMOS einerseits als Vorbild bzw. Motivation gedient haben, andererseits auch der besser auf zwei als auf mehrere Personen zugeschnittene Mechanismus ein Grund sein.

 

Ein Tempel für den altägyptischen Krokodilgott Sobek, der für Wasser und Fruchtbarkeit steht, soll gebaut werden. Eine große Chance für uns Händler und Kaufleute, denn wer sich die wertvollsten Utensilien am Markt sichert, clever verkauft und punktet, der sichert sich Sobeks Gunst!

 

Der Markt ist die Spielfläche und besteht aus einem Raster von 6x6 quadratischen Plättchen, die wir nun abwechselnd sammeln und dann im Set möglichst gewinnbringend verkaufen. Vom Spielprinzip also keineswegs ungewöhnlich, das Einsammeln der Objekte stellt die Besonderheit dar. Der kostenfreie Sammelspaß startet bei einem der vier mittig platzierten Teile, das durch das gelbe 3D-Ankh-Symbol ersetzt wird. Dabei ist darauf zu achten, dass das Symbol entsprechend der Plättchen-Vorgabe waagrecht, senkrecht oder diagonal positioniert wird, denn in genau diese Richtungen darf es nun gezogen werden. Wie weit, hängt von der Bereitschaft des Spielers ab zu bestechen bzw. zu korrumpieren, was später für denjenigen, der sich häufiger „dazu gezwungen“ gesehen hat, negative Konsequenzen nach sich zieht. Denn jedes übersprungene Teil lässt den eigenen Korruptions-Stapel anwachsen. Dementsprechend „konzentriert“ man sich vorrangig auf die nächstgelegenen Teile – ist etwas dabei, dann scheint die Sache klar. Vorerst zumindest, denn schließlich wird auch der Ankh neu positioniert, was die nächstmöglichen Sammel-Optionen für den Gegner festgelegt. Freilich möchte man da für das Gegenüber nicht allzu wohlgesonnen agieren – die besten Teile beansprucht man doch eher für sich, wofür sich vielleicht ein genaueres Abwägen der Optionen lohnt, unter Umständen sogar verbunden mit einem Anwachsen des Korruptionsstapels. Vorausplanen gefragt – und das mitunter auch über mehrere Züge hinweg, was besonders im Finish spürbar wird, jedoch wohl im Mittelspiel am bedeutsamsten ist. Was sammelt der Gegner, wo finden sich meine favorisierten Teile, denn hat man drei Teile einer Sorte gesammelt, kann verkauft werden – das bringt Punkte und ein sogenanntes Pirogue-Plättchen, das Boni wie einen Extrazug oder Extrapunkte bietet. Das Salz in der Suppe sind jedoch die witzig illustrierten Charakterkarten, deren Fähigkeiten es möglichst clever einzusetzen bzw. seine Strategie es darauf anzupassen gilt, so der Gegner sie nicht wegschnappt. Zug um Zug leert sich somit der Markt und lässt das Spielende näher rücken, das erreicht ist, wenn einer der Akteure weder ein- noch verkaufen mehr kann. Ärgerlich, wenn man noch Sets hätte verkaufen können, noch bitterer, wenn die verbliebenen Plättchen keine Sets bilden, denn dann hagelt es Minuspunkte.

Pluspunkte, sogenannte Deben-Tokens, kassiert der weniger korrupte Spieler – je mehr, je dreister der Gegner agiert hat, was durchaus den Unterschied ausmachen kann!

 

Sobek ist ein unkompliziertes Sammel- und Handelsspiel für zwei, das entweder intuitiv oder mit mehr oder weniger Vorausplanung und dementsprechend tüftliger gespielt werden kann. Gutes Timing, im Sinne von „wie viele Runden wird es noch dauern, ehe das abrupte Ende kommt“ ist auch gefragt, wie das permanente Dilemma „Kaufen“ oder „Verkaufen“ bzw. wohin soll man ziehen.  Schöne Aufmachung, wenig innovativ, aber eine gelungene Mischung!

 

Thomas Bareder