Unsere Rezension

 

Schutzbauten gegen Trolle

 

Belfort

 

Wettstreit der Oberbaumeister!

 

„Belfort“ soll der Name einer gloriosen neuen befestigten Stadt zum Schutze gegen wilde Trollhorden sein. Zumindest dachte sich das so der König bei seiner Anordnung diese Stadt erbauen zu lassen. Dummerweise wurden, anstatt nur eines Oberbaumeisters, gleich mehrere der Sorte mit dem Bau beauftragt und so obliegt es jetzt allen Spielern, diese Aufgabe bestmöglich zu erfüllen.

 

Schließlich gibt es nur einen einzigen Stadtschlüssel, der als Belohnung winkt, und, unmöglich diesen zwischen den Oberbaumeistern aufzuteilen, bekommt ihn nur derjenige Spieler, der sich wahrhaftig als würdig erweist und die meisten Siegpunkte erlangt.

 

Für diesen Zweck heuern die Spieler Arbeiter in Form von Elben, Zwergen und Gnomen an, mit denen sie Ressourcen für den Bau von Gebäuden sammeln, die Aktionen dieser Gebäude nutzen und sich der Hilfe von Gilden in Belfort bedienen. In insgesamt drei Wertungsphasen, am Ende von Frühling, Sommer und Herbst, gibt es dann Siegpunkte für die Mehrheit an Gebäuden in der Stadt und der Mehrheit in den drei Arbeiterklassen. Bei Anbruch des Winters, nach der siebten und letzten Spielrunde, endet dann das Spiel und damit auch der Wettstreit um den heißbegehrten Schlüssel.

 

Jede der sieben Spielrunden in Belfort umfasst dabei zumindest folgende vier Phasen:

 

Mit der Kalenderphase schreitet das Jahr voran und es beginnt eine neue Spielrunde. Dabei wird der Rundenmarker auf der Jahreszeitenleiste ein Feld weiter gezogen und so der aktuelle Spielfortschritt angezeigt.

 

In der anschließenden Einsetzphase weist jeder Spieler seinen Arbeitern nun Tätigkeiten zu. Hierfür setzt man reihum einen Arbeiter auf mögliche Aktionsfelder ein. Dazu gehören das Anwerber-Pult zur Rekrutierung weiterer Elben oder Zwerge, das Lager des Königs zum Abändern der Spielerreihenfolge, fünf unterschiedliche Gildenaktionen und mögliche Aktionen auf eigenen, bereits ausliegenden Gebäudekarten.

 

Kann oder möchte ein Spieler keine weiteren Arbeiter einsetzen, muss er passen und spielt damit in dieser Phase nicht mehr mit. Stattdessen setzt er seine noch übrigen Arbeiter jetzt auf bis zu vier Ressourcenfelder ein. Sie bringen ihm später in der Spielrunde Rohstoffe für den Bau von Gebäuden und Gold zur Bezahlung der Steuern.

 

Haben alle Spieler gepasst, geht es weiter mit der Einnahmenphase. Hier kehren die zuvor eingesetzten Arbeiter mit neuen Rohstoffen, Arbeitern und/oder Spielerreihenfolge zurück. Bereits ausgelegte Gebäude geben zusätzliches Gold, das mit den königlichen Steuern gegenverrechnet wird.

Je nach Fortschritt der Spieler auf der Siegpunkteleiste fallen diese Steuern für jeden unterschiedlich hoch aus. Wer nicht bezahlen kann, muss für jedes fehlende Goldstück einen Punkt zurück.

 

Beim  Kernstück des Spiels, der Aktionsphase, angekommen, führt man nach Spielerreihenfolge sofort alle übrigen Aktionen aus. So lassen sich jetzt von Arbeiter besetzte Gilden der Stadt, sowie eigenen Gebäude nutzen und neue Aktionen solcher mit Gnomen freischalten. Bei akutem Mangel gibt es bei Crazy Horsts Handelsposten auch die Möglichkeit Tauschhandel mit Rohstoffen oder Gold durchzuführen.

 

Mit genügend gesammelten oder ertauschten Ressourcen geht es dann ans Bauen der gewinnbringenden Gebäude. Nach Bezahlen der Baukosten, legt man die zu bauende Karte vor sich aus und platziert anschließend ein Häuschen in seiner Spielerfarbe auf ein passendes freies Feld in einem der fünf Bezirke der Stadt.  Diese Häuschen bringen in den Wertungsphasen Siegpunkte, die dazugehörigen Gebäudekarten können ab der Folgerunde genutzt werden.

 

Um an neue Handkarten zu kommen,  darf man sich als letzte Aktion im Zug noch eine neue Gebäudekarte aus der Auslage oder verdeckt vom Nachziehstapel kaufen, bevor es schlussendlich zu einer von drei Wertungsphasen kommen kann.

 

Bei einer solchen Wertung wird jeder Bezirk Belforts einzeln hergenommen und auf Häuschenmehrheit überprüft. So bekommt derjenige mit den meisten Häuschen fünf Punkte, der zweite drei und ab vier Spielern der dritte immerhin einen Punkt. Nach der Abrechnung der Bezirke gibt es noch drei Punkte für die meisten Arbeiter einer Klasse und einen für den Spieler mit den zweitmeisten.

 

Gewinner ist der Spieler mit den meisten Siegpunkten, der sich mit dem Schlüssel der Stadt Belfort schmücken darf.

 

Alles in allem ist Belfort eine recht gelungene Mischung aus Worker-Placement - und Mehrheiten-Spiel, das durch seine phantasievolle Aufmachung und deren schöner optischer Umsetzung zu bestechen weiß. Die Thematik des Spiels, Ressourcen zu sammeln und mit diesen dann Gebäude zu bauen ist zwar alles andere als neu, wirkt aber durch die verschiedenen Arbeiterklassen und Gebäudetypen doch anders und nicht so stark aufgesetzt wie bei manch anderem Spiel des Genres. Die zwölf verschiedenen Gilden, von denen in jedem Spiel nur fünf ausliegen, bringen genügend Abwechslung und Interaktion zwischen den Mitspielern und machen einen gewissen Wiederspielreiz aus. Auch für die gut geschriebene Spielanleitung und die hilfreichen Übersichtstafeln gibt es von mir Pluspunkte.

 

So interessant und einladend das Spiel dadurch ist, genauso schnell verfliegt der ganze Zauber nach ein paar Partien. Die möglichen Aktionen und Abläufe wirken eintönig und einstudiert, die Auswahl der Gebäude eher belanglos. Viel zu wichtig scheint es in jedem Zug genügend Ressourcen zu sammeln um ein bis zwei Häuschen auf den Plan zu stellen, um sich so eine Vormachtstellung in den Bezirken zu sichern. Dagegen helfen auch die verschiedenen Gilden nur bedingt. 

 

Die ausschlaggebenden Punkte dafür sind zum einen die stets gleiche Siegpunktevergabe in allen Wertungsphasen, die schon früh im Spiel zu einem schein uneinholbaren Vorsprung eines Spielers führen kann. Zum anderen gibt es abgesehen von den Wertungen schlichtweg keine Alternativen Punkte zu machen. Folglich bedarf es dem direkten Handeln oder einer Zusammenarbeit mehrerer Spieler um den Führenden aufzuhalten. Königsmacher-Spielzüge sind damit vorprogrammiert.

 

All jene, die sich mit diesen Spielmechanismen anfreunden können und dem gelungenen Fantasiethema zugetan sind, werden bei Belfort mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen. Die Aktionsvielfalt der Gebäude  und vorwiegend taktischen Entscheidungen des Spiels bieten ausreichend Möglichkeiten für Vielspieler, bleiben dabei aber überschaubar und simpel genug um auch Gelegenheitsspielern einen guten Einstieg ins Spielgeschehen und eine Chance auf den Sieg zu ermöglichen, denn gewinnen tut man hier nicht im Alleingang.

 

Dennis Rappel

 

Spieler: 2-5

Alter: 12+

Dauer: 120+

Autor: Jay Cormier, Sen-Foong Lim

Grafiker: Josh Cappel, Satya Hody, Hans-Georg Schneider

Preis: ca. 40 Euro

Verlag: Pegasus 2012

Web: www.pegasus.de

Genre: Stadtbau, Mehrheiten, Worker Placement

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: de

Regeln: de en pl

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Sehr schöne Grafik und Aufbereitung des Themas

Gut strukturierte und überlegte Mechanismen 

Statische Siegpunktevergabe

Starkes Königsmacher-Prinzip

 

Vergleichbar:

Alle Stadtbauspiele und Worker Placement Spiele

 

Andere Ausgaben:

Tasty Minstrel Games, USA; Lacerta, Polen;

 

Meine Einschätzung: 4

 

Dennis Rappel:

Belfort ist zwar definitiv ein Worker Placement Spiel im klassischen Sinn, dennoch bringt der Mix aus bereits bekannten Elementen und witzigem Fantasiethema etwas Neues und Interessantes, auch wenn der Spielspaß leider durch den hier monotonen Siegpunktmechanismus getrübt wird.

 

Zufall (rosa): 0

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 1

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0