F O C U S
Taktikspiel
für 2-4 Personen
von Sid
Sackson
Parker,
1981 – Spiel des Jahres 1981
Franckh-Kosmos,
1995
FOCUS, der
(lat.) - Brennpunkt; der Punkt, in welchem sich die auf einen Hohlspiegel oder
eine Linse parallel auffallenden Strahlen nach der Spiegelung oder Brechung
vereinigen. Durch Sammlung von Wärmestrahlen erfolgt in diesem Punkt eine
starke Erwärmung. Weiters kann sich der früh vergreiste Verfasser dieser Zeilen
aufgrund seiner 36 Lebensjahre an eine holländische Rockgruppe namens Focus
erinnern.
Für alle,
die sich jedoch schon einige Zeit mit Brettspielen beschäftigen, hat der
Begriff FOCUS jedoch eine eigene Bedeutung: Ein Spieleklassiker eines
Klassikers unter den Spieleerfindern.
Bevor ich
daher für alle jene, denen FOCUS kein Begriff ist, kurz das Spiel schildere,
möchte ich darauf hinweisen, dass es wohl allemal klüger ist, hervorragende
Spiele neu aufzulegen, als uns mit dem meist unterdurchschnittlichen jährlichen
Neuheiten zu quälen. In diesem Sinn also mein Dank an den Verlag.
Nun jedoch
zum Spiel. Auf einer Spielfläche mit 6 x 6 Auflagepunkten sind die hohlen
Halbkugeln der eigenen Farbe, die die Spielsteine darstellen, so zu ziehen,
dass die gegnerischen Steine gefangen bzw. geschlagen werden können und man
muss danach trachten, so nach und nach die Reserven des Gegners zu dezimieren
und diesen schließlich endgültig zu besiegen, indem er über keine freie Figur,
die gezogen oder gesetzt werden kann, verfügt.
Nach einem
vorgegebenen Aufstellungsplan werden, je nach Anzahl der Spieler, vor
Spielbeginn die Spielfiguren platziert. Der Spielablauf selbst ist eigentlich
ganz einfach, in dieser Einfachheit jedoch absolut knifflig. Ist ein Spieler am
Zug, darf er einen einzelnen seiner Steine bewegen, einen Stapel (Turm) aus
mehreren Steinen bewegen, mit dem oberen Teil eines Turmes ziehen oder einen
seiner Reservestein ins Spiel bringen.
Grundsätzlich
gilt, dass sich ein Stein nur gerade bewegen darf, die Weite der jeweiligen
Bewegung wird jedoch durch die Anzahl der Steine, die bewegt werden,
festgelegt. Hier ist auch das taktische Element und zugleich das Um und Auf des
ganzen Spieles: Es gilt, seine Steine und Türme - und nur diese dürfen
natürlich bewegt werden - so zu platzieren, dass es dem Gegner nicht möglich
ist, diese zu "fangen". Fangen kann man einen gegnerischen
Stein/Turm, indem man einen eigenen Stein/Turm auf dessen Feld zieht und
"daraufsetzt".
Mit der
Zeit wachsen somit die auf dem Spielfeld befindlichen Türme und wie im
wirklichen Leben sollte man immer darauf achten, "obenauf" zu
bleiben. Da für die Türme eine Maximalhöhe von 5 Steinen gilt, müssen eventuell
überzählige Steine aus dem Spiel genommen werden. Hierbei wird ein Turm von
unten abgebaut und alle eigenen Steine kommen in den Reservevorrat - alle
gegnerischen Steine, die einem solchen Abbau jedoch zum Opfer fallen, scheiden
ganz aus dem laufenden Spiel aus. Die so gebildete und angelegte Reserve kann
von spielentscheidender Bedeutung sein, da ein Spieler auf seinen Bewegungszug
auch verzichten kann, um stattdessen einen Stein der Reserve auf den Spielplan
zu bringen. Dieser Stein darf nämlich auf jedes Feld - auch auf einen
gegnerischen Turm - gesetzt werden und ein Spieler kann damit eigentlich die
ganze Spielsituation auf den Kopf stellen.
Die
wirklich gelungene Mischung aus Taktik und Taktik, die keinerlei Raum für einen
Glücksfaktor lässt - wenn man es nicht als Glück bezeichnet, dass der Gegner
einen offensichtlichen Zug übersieht- beschert den Spielern ein Denkspiel der
Spitzenklasse, das bereits viele Nachahmer gefunden hat, jedoch in seinem Genre
- neben einigen anderen würdigen Vertretern - unangefochten in der
Spitzengruppe rangiert.
Die
Ausstattung dieser Neuauflage ist funktionell und in der Gesamtheit
zufriedenstellend und wer in seiner Sammlung kein FOCUS von Parker, Spiel des
Jahres 1981 besitzt, sollte zugreifen.
WIN-Wertung:
*** Focus
SSS III 2-4