Bosworth

 

Das Spiel:

The Game You Already Know How to Play

Verlag: Out of the Box Games

Konzept und Designleiter: Mark Alan Osterhaus

Spieldesign-Team: Ellen und Max Osterhaus

2-4 Spieler ab 8 Jahren

20-60 Minuten

 

Die WIN–Wertung:

* SS II U A

 

Ähnliche Spiele:

Overdrafts, Rostherne (M, K)

Thataway, Rostherne (M, K)

 

Out of the Box Games? Ein neuer Verlag? Bosworth, Könige, Flaggen? Wahrscheinlich kein Spiel für mich, oder doch?

"Können Sie Schach spielen?" wurde ich in Essen gefragt. "Äh, ja, nicht gut, aber ich kenne die Regeln." "Gut, somit können Sie auch Bosworth spielen!" und schon war ich mittendrin.

Das Spiel besteht aus 64 Karten und einem Spielbrett. Die optisch nett gestalteten Karten symbolisieren die Schachfiguren, und da hier nicht nur 2, sondern auch 3 oder 4 Spieler teilnehmen können, gibt es die 16 Figuren (als Karten) in 4 verschiedenen Farben. "Ja, wie soll man denn mit Karten ziehen oder gar schlagen?" Keine Angst, es funktioniert wirklich, denn die Karten haben exakt die gleichen Zug- und Schlageigenschaften wie die bekannten Schachfiguren.

Das Spielbrett besteht aus 6 x 6 Feldern, wobei die Eckfelder während des gesamten Spiels unbenützt bleiben. Jeder der 4 Spieler (das ist sicher die interessanteste Version) hat auf der ihm zugewandten Seite des Spielbrettes einen sogenannten Stützpunkt bestehend aus 4 Feldern, wodurch sich in der Mitte ein neutraler Bereich mit 4 x 4 Feldern ergibt.

Zu Beginn des Spiels legt jeder Mitspieler 4 Bauernkarten offen auf seine Stützpunktfelder. Die restlichen 12 Karten werden gemischt und als Stapel vor den einzelnen Spielern abgelegt. Jetzt darf sich jeder 4 Karten für die Hand ziehen und – das Spiel kann beginnen!

Reihum muß nun jeder, wenn er am Zug ist, folgende Aktionen durchführen:

1.                 Man zieht mit einer eigenen am Spielfeld befindlichen Karte exakt nach den Schachregeln auf ein freies Feld, d.h. ein Läufer z.B. kann eine beliebige Anzahl Felder diagonal ziehen. Trifft die Karte auf eine gegnerische Karte, so wird diese geschlagen und vom Spielfeld genommen. Auch Stützpunktfelder gehören zum erlaubten Zugbereich.

2.                 Sollten sich nach dem Ziehen und/oder Schlagen leere Felder im eigenen Stützpunkt befinden, so werden diese mit Karten aus der Hand beliebig nachbelegt. Sollte man zu einem späteren Zeitpunkt des Spiels keine Karten mehr in der Hand haben, werden die Felder mit verdeckten Karten abgedeckt und dürfen dann von niemandem mehr benützt werden.

3.                 Zum Schluß ergänzt man seine Karten in der Hand wieder auf vier.

Nun, wer gewinnt das Spiel? Ganz einfach, der Besitzer des letzten überlebenden Königs. Im Gegensatz zum "normalen" Schachspiel, werden hier bei diesem Spiel Könige nicht "Schach" gesetzt, sondern einfach auch geschlagen. Stirbt ein König, so nimmt er sein ganzes Königreich mit ins Grab, d.h. sämtliche Karten des Spielers werden vom Spielfeld entfernt, freie Stützpunktfelder werden abgedeckt, und der Schlagende erhält als Belohnung die Dame des geschlagenen Spielers auf seine Hand, die er dann am Ende seines nächsten Zuges auf ein freies Stützpunktfeld einsetzen kann.

Die Zugregeln sind wirklich sehr einfach. Kurz möchte ich noch auf die Bauern eingehen, denn da hatte ich anfangs etwas Schwierigkeiten. Also: Bauern können bei ihrem ersten Zug ein oder zwei Felder nach vorne ziehen (Man darf sich nicht dadurch irritieren lassen, daß bei zwei Feldern die Figur dann schon in der Spielfeldmitte steht). Nach diesem ersten Zug ziehen Bauern immer ein Feld nach vorne oder ein Feld zur Seite, aber nur in Richtung gegenerische Stützpunkte. Bauern können schlagen, indem sie bei 3 oder 4 Spielern ein Feld diagonal in eine beliebige Richtung (allerdings niemals zurück in den eigenen Stützpunkt) ziehen.

Der Name Bosworth stammt übrigens von Bosworth Field, wo 1485 eine der wichtigsten Schlachten in England zwischen dem House of Lancaster und dem House of York ausgetragen wurde.

Das Spiel Bosworth ist wirklich ein Spiel, das man bei nur geringen Schachgrundkenntnissen (es gibt weder Rochade noch Bauernumwandlung noch Schlagen en passant) sofort spielen kann. Das Spiel zu viert bietet sehr viele Möglichkeiten, und man muß stets aufpassen, daß nicht plötzlich ein Spieler von hinten und ein zweiter von der Seite angreift. Es kann auch schon mal passieren, daß sich Verbündete bilden, und bei so einem Bündnis hat man nur sehr geringe Möglichkeiten, das drohende Unheil abzuwehren, da ja nach dem eigen Zug drei andere Spieler an die Reihe kommen. Dadurch, daß man aus den vier Karten in der Hand auswählen kann, ergeben sich durchaus auch einige taktische Möglichkeiten, denn es ist ein Unterschied, ob man einen Bauern oder eine Dame einsetzt, und manchmal muß man die Karten zwangsweise opfern, denn wenn die generischen Karten das eigene freie Stützpunktfeld regelrecht anvisieren, dann bleibt eigentlich nur mehr zu hoffen, daß die Gegner "bessere" Opfer finden. Ich habe mir sagen lassen, daß das Spiel auch zu zweit oder zu dritt gut spielbar ist, und ich finde, daß Bosworth eine wirklich gelungene und vielleicht nicht ganz so ernst zu spielnde Variante des "herkömmlichen" Schachspiels ist. Da der Verlag dieser Linie (Spielen ohne viel Regelstudium – Out of the Box) treu bleiben will, bin ich schon sehr gespannt, was es nächstes Jahr geben wird? Lassen wir uns überraschen!