SPIELHÖLLE

 

Spiel-Hölle.

Das Spiel der Spiele.

Von M. und J. Rüttinger

noris spiele. 1992.

Für 2-4 Spieler.

 

Öffnet man die SPIELHÖLLE (dh. natürlich die Schachtel zuun Spiel) und mustert das Spielbrett, so wird man möglicherweise an MONOPOLY erinnert. Kein Wunder! Denn nach dem Studium der Spielregeln entpuppt sich das Spiel tatsächlich als ein "Monopoly in (einem deutschen Ableger von) Las Vegas".

Der Plan zeigt einen aus 30 Feldern bestehenden Rundkurs: Von diesen Feldern gehören die meisten (17) zu den sieben Casinos. Vier Casinos (in den Ecken) umfassen jeweils drei Felder (Poker, Craps, Roulette), je ein weiteres Casino befindet sich an den Längsseiten (eines ist mit zwei Feldern dem Spiel 17&4, das andere mit ebenfalls 2 Feldern dem Spiel Chicago gewidmet), und vis-a-vis vom Start-Feld befindet sich ein Super-Roulette Feld.

Die restlichen dreizehn Felder sind das Start-Feld (danach ohne Bedeutung), vier Hotels (an jeder Seite eines), sowie 8 Ereignisfelder (je eines and den Schmalseiten, je 3 an den Längsseiten).

Wie üblich wird reihum gewürfelt und gezogen. Bei einem Pasch kann nochmals gewürfelt werden - aus den Regeln geht nicht hervor, ob dies einen weiteren Zug bedeutet (und daher das Feld des Zwischenstops ausgewertet wird), oder ob das eine Möglichkeit bietet, ein unerwünscht tes Feld zu überspringen. Das Startkapital beträgt übrigens 26500 $ je Spieler, und man wird dies auch dringend brauchen, denn auf fast jedem Feld heißt es zunächst einmal: "Zahlen", und im Laufe des Spiels wird viel Geld umgesetzt! (Also ganz und gar nicht - wie auf der Schachtel zu lesen ist: Geld spielt keine Rolle.)

(1) Gelangt man beim Zug auf ein Hotel-Feld, so sind (bescheidene) $50, $100, $150, oder $200 (an die Bank) fällig. Da man aber nur mit einem Würfelergebnis, das eine "1" oder eine "6" enthält, weiterziehen darf, fällt diese Übernachtungsgebühr allerdings unter Umständen mehrmals an. (Man entkommt damit aber auch den Klauen der Spielhöllen Besitzer.)

(2) Auf einem Dreizack-Feld (insgesamt 3) sind (je nach gezogener Karte) zwischen $50 und $5000 an die Bank, oder $1000 an einen Nachbarn, oder je $200 oder $500 an die lieben Mitspieler zu entrichten.

(3) Auf einem $Feld (insgesamt 3) erhält man (je nach gezogener Karte) zwischen $500 und $10000 von der Bank, oder bis zu $1000 von jedem Mitspieler. (Einige Karten können auch zur Wertsteigerung gesammelt werden.)

(4) Auf einem $-Feld (insgesamt 3) erhält man (je nach gezogener Karte) bis zu $2000 von der Bank, oder ... gar nichts.

(5a) Landet man auf einem Casino-Feld ohne Besitzer (ausgenommen Super-Roulette, das der Bank gehört), so kann man dieses von der Bank kaufen (Preis: Basiswert). Es kann jederzeit zum selben Preis zurückgegeben werden, oder zu einem frei vereinbarten Preis an einen Mitspieler verkauft werden.

(5b) Landet man auf einem Casino-Feld, das bereits einem anderen Spieler gehört, so muß "Eintritt" bezahlt werden (Höhe des Eintritts: halber Basiswert, bzw. das doppelte, wenn alle Felder des betreffenden Casinos demselben Spieler gehören in diesem Fall also der Basiswert). Außerdem kann der Spieler ein Glücksspiel wagen (Mindesteinsatz: der Eintritt, Höchsteinsatz: doppelter Eintritt, also: halber Basiswert und Basiswert, oder Basiswert und doppelter Basiswert - je nachdem, ob das Casino in einer Hand ist).

 

Beim SuperRoulette beträgt der Eintritt und Mindesteinsatz $500, der Höchsteinsatz $5000. Während bei Roulette der Einsatz nur entweder der Mindesteinsatz oder der Höchsteinsatz sein darf [Bemerkung: eine eigenartige Regel, insbesondere für das Super-Roulette], dürfen bei den anderen Spielen auch dazwischen liegende Beträge gesetzt werden.

Poker. Mit 32 Karten wird ein vereinfachtes Poker gespielt. Der Spieler und der Spielbank-Besitzer ziehen jeweils 5 Karten, dürfen bis zu drei Karen austauschen. Dann wird verglichen' wobei zur Vereinfachung der Wertung auch eine Wertigelit der Farben festgelegt ist. Die Chancen sind daher für beide Spieler gleich.

 

Craps: Der Spieler nennt eine Zahl (2-12) und würfelt mit zwei Würfeln. Er gewinnt, wenn er beim ersten Wurf die genannte Zahl wirft, oder wenn er die beim ersten Wurf gewürfelte Zahl nochmals würfelt, ehe er die von ihm genannte Zahl würfelt.

 

Roulette: Das vereinfachte Roulette liefert eine Zahl zwischen 1 und 8. Gesetzt werden darf auf: (a) eine Zahl, (b) zwei Zahlen, (c) Rot oder Schwarz. Die Auszahlung entspricht den Chancen (1:4, 1:2, 1:1), ist also fair. Verwirrender- und uunötigerweise wird jedoch durch die Regeln festgelegt, daß bei Gewinn das Acht- oder Vierfache, bzw. das Doppelte des Einsatzes ausgezahlt werden muß, während bei Verlust das Doppelte des Einsatzes zu zahlen ist. Chicago: Mit drei Wüirfeln soll ein möglichst gutes Punkte Ergebnis erzielt werden. 1 zählt 100 Punkte, 6 zählt 60 Punkte, die übrigen Ergebnisse zählen normal (also 2,3,4,5). Es darf bis zu dreimal gewürfelt werden wobei "gute" Würfel liegen bleiben dürfen. Der Spielbank-Besitzer würfelt als zweiter und darf nur so oft würfeln wie der Spieler vor ihm. [Die Spielregeln erwähnen nicht, was bei Punkte-Gleichstand zu geschehen hat!]

 

17&4: Bei einer vereinfachten Variante zieht zuerst der Spieler, dann der Spielbanken-Besitzer beliebig viele Karten. Die Karten zählen 7, 8, 9, 10, 2 (für B), 3 (für D), 4 (für K), und 11 (für A) Punkte. Das bessere Ergebnis gewinnt - dabei sind natürlich 22 oder mehr Punkte wertlos (sofortiger Verlust). Es gibt jedoch zwei Ausnahmen: 2 Asse sind das beste Blatt, und auch 5 Bilder (B,D,K) schlagen noch "21". Bei gleichem Ergebnis gewinnt der Spielbank-Besitzer.

Gewonnen hat, wer nach einer zu Beginn vereinbarten Spielzeit (vorgeschlagen wird: mindestens eine Stunde), über das größte Vermögen (Geld plus Spielbanken) verfügt. Also nicht (wie fälschlich auf der Schachtel steht), wer am Ende die meisten Casinos und Hotels besitzt! (Wenn die Werbe-Texter nur Bescheid wüßten ...)

Wie man sieht - bei SPIELEHÖLLE regiert der Zufall! Es wird gewürfelt, es werden Karten gezogen, es werden Glücksspiele gespielt -- Ansätze für taktische oder strategische Überlegungen sind weit und breit nicht zu sehen. Das probt natürlich ganz zum Thema des Spiels - es bewirkt aber auch, daß das Spiel höchstens ausgemachten Glücksriten Spaß machen dürfte, die sich aber wahrscheinlich lieber einem der in SPIEL HÖLLE vorkommenden Spiele zuwenden werden, als der SPIEL-HÖLLE selbst .

 

Auch die Ausstattung ist nicht gut gelungen. Ob die Graphik des Spielplans gefällt, ist sicherlich Geschmackssache (mir sagt sie nicht besonders zu), und die Spiel- und Ereigniskatten sind in Ordnung. Auch die Spielfiguren (Plastik) sind handlich Die Plastik-Plättchen hingegen, mit denen die Besitzverhältnisse angezeigt werden sollen, sind viel zu klein und unauffällig um ihre Aufgabe auf dem bunten Spielplan gut zu erfüllen.

Mißlungen ist allerdings das dem Spiel beigegebene Roulette: Der Kreis mit den Zahlen ist auf dem Spielplan aufgedruckt. Dazu gibt es eine Kartonscheibe mit einer Achse, darauf soll ein kleiner Papierkreis gelegt werden, und darauf dann ein rotierender Zeiger. Die Spielregeln empfehlen dazu: "... der Spieler [dreht] den Drehpfeil der Roulette-Scheibe mit einem kräftigend!] Schub, während der Untersatz dabei festgehalten wird, damit er nicht verrutscht." Diese Anleitung ist etwas irreführend, denn Versucht man ihr wörtlich zu folgen, merkt man schnell, daß es nicht möglich ist, die schmale Scheibe so festzuhalten, daß man nicht zugleich den Zeiger an seiner Bewegung hindern würde. Man kann jedoch den Untenlatz an der Achse festhalten, und den Pfeil vorsichtig - nicht zu kräftig - so drehen, daß die Papierauflage in Ruhe liegen bleibt. Eine Fehlkonstruktionl

Die Spielregeln sind übersichtlich und ordentlich (mit ein paar eher unwesentlichen Ausnahmen, die schon erwähnt worden sind). Die Altersangabe besagt: ab 12, und Erwachsene. Aber ob sich die Autoren hier ihrer pädagogischen Aufgabe bewußt sind? Nein nein - ich meine nicht, daß ein Spiel über Glücksspiele Kinder gefährden kann - selbst dann nicht, wenn sie es nicht sehr rasch wieder weglegen, weil es ihnen zu fad ist. Ich meine vielmehr die sprachliche Qualität! Spielregeln sollten nicht nur klar, sondern auch in einwandfreiem Deutsch abgefaßt sein (Vorbildwirkung!). Sie sollten daher nicht Sätze wie den folgenden enthalten

"Diese 26500 $ dienen als Startkapital, um sich damit Spielhöllen kaufen zu können, um gegen andere Spielhöllen Besitzer zu spielen oder auf dem Feld SUPERROULETTE die Einsätze zu bringen. Außerdem ist das Geld nötig, um in den Hotels die Übernachtungen [...] bezahlen zu können."

 

WIN-Wertung:

Spiel-Hölle WWW 4 (24)