SKYLINE
SKYLINE.
Ein Bauprojekt zum in die Luft gehen.
3 oder 4 Spieler. Von Roland Siegers.
1. Spielbrett:
Das 9 x 9 Felder große Spielfeld ist in neun
Quadranten (~'Stadtviertel") aus 3 x 3 Feldern unterteilt, von denen der
mittlere nicht benutzt wird. Von diesem Spielfeld gibt es eine Variante für 3
und eine Variante für 4 Spieler: Dazu sind die Felder jeweils in
"neutralem" Weiß, sowie in drei bzw. vier Farben (unregelmäßig)
gekennzeichnet.
2. Startaufstellung:
Jeder Spieler erhält eine Spielfigur
("Hubschrauber") und 60 (drei Spieler) bzw. 40 (vier Spieler) Steine
("Stockwerke") derselben Farbe, sowie 45 Punkte.
3. Spielablauf:
Gezogen wird reihum.
(a) Im seinem ersten Zug stellt der Spieler seine
Figur zusammen mit einem Stein in ein freies neutrales Feld seiner Wahl. (Bei
drei Spielern zusätzlich: Auch in dem betreffenden Quadranten darf sich noch
keine Figur befinden.)
(b) In jedem folgenden Zug zieht der Spieler seine
Figur waagrecht oder senkrecht auf ein noch nicht (durch Steine) besetztes Feld
(Zugzwang). Figuren und die neun Mittelfelder dürfen dabei nicht übersprungen
werden.
(b1) Abrechnung:
Ziehen auf ein Feld der eigenen Farbe: +5 Punkte
(aus der Kasse)
Ziehen auf ein Feld einer fremden Farbe (außer
neutral): -5 Punkte (an den betreffenden Spieler)
Ziehen auf ein Feld im selben Quadranten: -50 Punkte
(an die Kasse)
Ziehen über mit Steinen besetzte Felder:
Für den ersten Stein einer Farbe: -1 Punkt (an den
betreffenden Spieler), für den zweiten Stein dieser Farbe: -3 Punkte (1+2!),
für den dritten Stein dieser Farbe: -6 Punkte
(1+2+3), usw. [Für 1 bis 6 Steine einer Farbe sind somit 1, 4,10, 20, 35, bzw.
56 Punkte zu zahlen. Die Spielregeln machen nicht klar, ob bzw. wie diese Reihe
für 7 Steine fortgesetzt werden soll: Ist das als Intelligenztest gedacht?] (In
dieser Weise wird für jede Farbe abgerechnet. Es zählen Steine, nicht
Stockwerke!)
(b2) Aufstocken:
Auf jedes übersprungene Feld, auf dem bereits ein
Stein liegt, wird ein weiterer Stein derselben Farbe gelegt. Auf das Zielfeld
kommt bei einem neutralen Feld ein Stein des Spielers, sonst ein Stein in der
Farbe des Feldes.
4) Spielende:
a) Wer keine Punkte mehr hat, scheidet aus.
Zahlungen sind so weit wie möglich zu leisten, und zwar zunächst an denjenigen
Spieler, dem der erste übersprungene Stein gehört, usw. [Die Regeln geben nicht
an, wann an die Kasse zu zahlen ist: Vermutlich also erst zum Schluß.]
b) Das Spiel ist zu Ende
b1) sobald ein Spieler nicht mehr ziehen kann; oder
b2) sobald ein Spieler keine Steine mehr hat.
Sinnvoller - und vielleicht gemeint - wäre: sobald
an einer Stelle das Aufstocken mangels Stein nicht mehr möglich ist? Gewonnen
hat, wer zu diesem Zeitpunkt die meisten Punkte hat.
SKYLINE macht zunächst einen guten Eindruck: Das
Spielmaterial ist nicht besonders hübsch, aber solide. Die Spielregel ist
ordentlich - wenn auch teilweise redselig. Und das Spielprinzip
wirkt auch originell.
Aber leider: Der erste Eindruck täuscht! Das
Spielprinzip erweist sich nämlich rasch als ausgesprochen spröde und wenig
flexibel: Zunächst stehen noch recht viele Zugmöglichkeiten offen, über deren
Vor- und Nachteile man allerdings höchstens spekulieren kann. Im Laute des
Spiels werden die Möglichkeiten jedoch immer spärlicher, und bald ist man vor
allem damit beschäftigt, sich vor dem raschen Untergang zu retten.
Sicher: Der Zufall ist bei SKYLINE nicht im Spiel.
In diesem Sinn ist es tatsächlich ein "strategisches" Spiel - wie im
Untertitel angegeben. Doch wie bei vielen Spielen für drei oder mehr Spielern
ist jedes Vorausplanen (fast) sinnlos, weil die Züge der Mitspieler kaum
vorauszuberechnen sind. Wie oft bei solchen Spielen ist man den anderen
ausgeliefert: Ein anderer Spieler kann durch einen "Fehler" das Spiel
entscheiden, und eine Koalition hat eine Chance, einen gegnerischen Spieler zu
blockieren. Man kann vor allem von Fehlern der andernen profitieren, aber den eigenen
Sieg kaum je durch geschicktes Spiel selbst herbeiführen. Aber was manchmal
trotzdem zu einem unterhaltsamen Spiel fuhrt bewirkt hier nur Langeweile: Das
Spiel läuft einfach zu mechanisch und beliebig ab!
Dazu kommt noch, daß sich das Spielmaterial in der
Praxis nicht allzu bewährt: Die Stockwerke, die aufeinander gestapelt werden
sollen, halten nur mit Mühe, und die Figur - die Plastikausgabe eines
Hubschraubers - hat nur eine geringe Standfestigkeit. Auch die Abrechnung mit
Zählleisten ist nicht gut gelöst: Das Hantieren mit zwei Steinen und Skalen
(für Zehner und Einer) ist unübersichtlich und erschwert das Rechnen. (das in
diesem Fall ohnehin schon ein wenig kompliziert ist) - eine Leiste (für alle
Spieler) mit fortlaufenden Punktewerten hätte völlig genügt, und wäre
gleichzeitig praktischer gewesen. (Trotzdem ein Lob dafür, daß hier auf
Spielgeld verzichtet worden ist!) Last but not least: Es hat zwar keinen
Einfluß auf den Spielwert, aber es muß doch gesagt werden: Die Story zu diesem
im wesentlichen abstrakten Spiel ist reichlich dünn und an den Haaren
herbeigezogen: Warum sollten Wolkenkratzer wachsen, wenn sie von einem
Hubschrauber überflogen werden? Wie rechtfertigt sie die komplizierte
Abrechnung?
[Und warum konnte man in einer ansonsten recht
ordentlichen Spielregel den folgenden Unfug nicht verkneifen: "Der Spieler
mit der baulustigsten(?!) Mimik beginnt das Spiel." ???]
Bleibt also der zwei-(ein-)deutige Untertitel:
"Ein Bauprojekt zum in die Luft gehen."
WIN-Wertung:
SKYLINE S III A3-4