FLUCHT AUS MANGROVIA
Flucht aus Mangrovia
von Roland Siegers
2-6 Spieler
1989, Mattel
Die Schachtel dieses neuen Spieles ist graphisch gut
gestaltet und erinnert etwas an die C-Movies aus den 50-er Jahren: Ein
Wasserfall im Dschungel, dahinter ein alter Tempel und natürlich die obligate
Hängebrücke (Hi, Doctor Jones).
Leider werden beim ersten Ansehen auch Erinnerungen
an "Schatz der Inka" (Ravensburger, 1986) wach, das ja nichts Anderes
als "Mensch ärgere Dich nicht'' im Dschungel, ohne fixe Laufbahn und nur
mit einer Figur war. Allerdings zeichnet für "Flucht aus Mangrovia"
ein gewisser Roland Siegers verantwortlich, der für gewöhnlich ja nicht der
Schlechteren einer ist. Das Spielmaterial ist unterschiedlich zu beurteilen:
Der Spielplan zeigt das gleiche Bild wie der Schachteldeckel, allerdings aus
einer anderen Perspektive und hat als essentiellen Bestandteil eine Laufbahn,
deren Felder mit Tierzeichnungen geschmückt sind: Affen (24 Stück), Geier (18)
Schlangen (12), Krokodile (9), Tiger (6j und Elefanten (3); der Rest des
Schachtelinhaltes ist allerdings Marke Billigsdorfer (1-Schilling-Spielfiguren,
farbige Counter aus Karton und Karten, die sich sehr schnell abgreifen dürften).
Die Spielregel ist, wenn man die manchmal etwas
wirren Formulierungen durchschaut hat, sehr einfach (positiv zu bemerken ist,
daß die Regeln neben dem üblichen Sermon noch eine Kurzfassung beinhalten).
Jeder Spieler erhält zwei Spielfiguren und eine Anzahl Karten. Diese Karten
zeigen zweierlei: Erstens zwei bis drei Tiersymbole und zweitens einen
großen Farbfleck. Ist man am Zug (hier beginnt der
mutigste Spieler). spielt man eine Karte aus, legt farbige Counter auf
die ersten freien Felder jener Tiersymbole, die auf
der Karte abgebildet sind und zieht danach eine seiner beiden Spielfiguren auf
das nächste freie Feld der Farbe des großen Farbkreises, -flecken oder was auch
immer; dieses aber nur wenn
bereits alle Felder bis dorthin mit Plättchen belegt
(die Gefahren beseitigt") sind. Elefantenfelder bilden hier eine Ausnahme
(Siegers hat also auch Tarzan gesehen...): Für Elefanten gibt es keine
Plättchen, dort darf jene Spielfigur, die an vorderster Stelle im Rennen liegt,
nicht als Erste passieren. Ist aber eine Spielfigur vorübergezogen, so gilt
dieses Feld als entschärft. Danach zieht man eine neue Karte vom Stapel und der
nächste Spieler ist an der Reihe. Kann man ein Plättchen nicht legen, weil
bereits alle dieser Farbfelder abgedeckt sind, so muß man das entsprechende dem
Ziel
am nächsten liegende Plättchen entfernen. Wer zuerst
beide Spielfiguren ins Ziel gebracht hat, der gewinnt.
So weit, so schlecht, denn: Wenn man es genau
betrachtet, so ist dieses Spiel unspielbar, oder, besser gesagt, nicht in der
eigentlichen Intention spielbar. Obwohl das Spiel über eine halbe Stunde dauert
und auf dem Marsch zum Ziel oft große Abstände entstehen (was ja prinzipiell
einen guten Eindruck hinterlassen würde), so wird durch die Regel, daß die
zielnächsten Plättchen zuerst wieder entfernt werden müssen, alles auf den Kopf
gestellt. Da niemand die genaue Karte hat, um die letzten drei Plättchen zu
legen und exakt das Zielfeld zu erreichen (das, um alles noch schlimmer zu
machen, eine fix definierte Farbe hat, anstatt das allerletzte Feld in jeder
Farbezu sein), staut sich am Schluß alles auf den letzten Feldern um jenen
glücklich zu preisen, der zuerst die richtige Karte zieht. Schade, daß einige
relativ gute Ideen in so unausgegorener Form auf die Spieler losgelassen
werden.
Außerdemist mir eine weitere Parallele zu den
C-Movies aufgefallen: Die Spieler ziehen durch den Dschungel, schießen auf
alles was sich rührt (außer auf Elefanten, denn dann würde ja Tarzan böse
werden) und hinterlassen eine breite Spur der Verwüstung. Nur kurz vor dem Ziel
tauchen die totgeglaubten Urwaldmonster immer wieder auf, damit der Film nur ja
90 Minuten dauert und das Publikum bis zum Schluß zittert. Wenn man
"Flucht aus Mangrovia" schon nicht ordentlich spielen kann, so ist es
doch sicher als Unterrichtsmaterial für angehende Kabarettisten gut zu
verwenden.
WlN-Wertung:
o Flucht aus Mangrovia WWW I A 4-6