UNSERE REZENSION

 

PIRATEN GEHEN IN RENTE

 

LIBERTALIA

 

BEUTE WIRD VERTEILT

 

Als Paolo Mori (ein italienischer Spieleautor, vor allem bekannt für “Vasco da Gama, “Ur”, “Pocket Battles” oder “Borneo”), an Asterion Press (einen neuen aber sehr aktiven Spielegroßhändler für viele Spiele in Italien, alle mit kompletter italienischer Übersetzung), hieß Libertalia noch Damascus und hatte ein orientalisch/mittelalterliches Thema. Nach weiteren Tests mit einem neuem Team wurde Damascus überarbeitet und gestrafft, und dann kontaktiere Asterion die bekannte französische Firma Asmodee und stellte das Spiel vor.

 

Asmodee entschied, das Spiel unter dem dem hauseigenen Vielspieler Label MARABUNTA zu produzieren (dessen Team schon die Neuauflage von EVO unter dem nun toten Label Studio Descartes publizierte), aber mit einem in Piraten geänderten Thema, und den Namen in LIBERTALIA zu ändern, ein sagenhafter Ort von dem Piraten träumten, dass man dort in Freiheit und Frieden leben könne.

 

LIBERTALIA ist grundsätzlich ein Kartenspiel in dem die Spieler zu Piraten werden und versuchen, eine ehrliche (oder besser faire??) Verteilung der über die Jahre angesammelten Beute zu erzielen. Das Material ist wunderschön, so wie bei Asmodee spielen üblich, und lädt ein, so schnell wie möglich zu spielen zu beginnen.

 

Der Plan hat die Form eines Segelschiffs aus der Vogelperspektive, einschließlich dem Heck mit Kanonen; auf diesem Brett finden sich sechs Plätze für Karten und sechs Plätze für Beute. Das ist nur für das Flair des Spiels nötig, und man kann auch ohne Brett spielen, aber dann verliert man ein wenig Atmosphäre.

 

Ein zweites, viereckiges Brett wird verwendet, um die Siegpunkte zu markieren. Die anderen Bestandteile des Spiels sind: sechs identische Decks aus 30 Karten (in sechs Farben); 50 Marker stellen verschiedene Beute dar; Münzen (Dublonen) in drei Werten (1-5-10), ein Beutel um die Beute zu ziehen; sechs Marker und sechs Fahnen in den Spielerfarben und 6 Spielerpläne mit der Insel Libertalia mit Schiff und Bucht für die Spieler.

 

Jeder Spieler nimmt sich seinen persönlichen Plan, ein Deck Karten, einen Marker und die Fahne seiner Farbe, zehn Dublonen und das Spiel kann beginnen. Die sechs Beuteplätze werden zufällig gefüllt, jeder mit so vielen Markern aus dem Beutel wie es Mitspieler gibt. Der jüngste Spieler schaut seine Karten an, wählt neun davon, und nennt seinen Mitspielern die gewählten Nummern (in jedem Deck gibt es Karten mit den Nummern 1 bis 30).

 

Nun beginnt die erste von drei RUNDEN (Wochen), die in einer Partie Libertalia gespielt werden.

 

Eine Runde wird in sechs Phasen gespielt (=Tagen; keine Verteilung am Sonntag, auch Piraten rasten): In jeder Phase „im Morgengrauen“ legen alle verdeckt eine Karte auf den Tisch, decken dann gleichzeitig auf und legen sie in aufsteigender Reihe ins Schiff, von 1 bis 30.

 

Jede Karte hat einen Namen (Nr. 1 ist der Papagei, Nr. 18 der Koch und Nr. 298 der Kapitän), ein Symbol (Tag, Nacht, Sonnenuntergang, Anker), eine Zahl zwischen Eins und Sechs) und eine spezielle Aktion (Der Papagei erlaubt, eine Karte auszutauschen, wenn alle aufgedeckt sind; der Koch das Nehmen eines zweiten Beutemarkers, der Kapitän bringt sofort 3 Dublonen aber kostet 3 Dublonen für jeden Fluchmarker am Ende der Runde usw.). Wenn zwei Karten der gleichen Zahl gewählt wurden, wird die kleine Zahl (1-6) benutzt, um die ansteigende Reihenfolge festzulegen.

Nun steht die Sonne hoch am Himmel und die Piraten beginnen ihre Arbeit; In ansteigender Reihenfolge werden die Aktionen neben dem “Tag” Symbol ausgeführt (Wer z.B. den Papagei spielte, wirft ihn ab, wählt eine neue Karte und legt sie an den passenden Platz).

 

Nach so vielen Stunden harter Arbeit auf dem Schiff geht die Sonne unter und es ist endlich Zeit, die verfügbare Beute zu verteilen. In absteigender Reihenfolge entscheiden die Spieler welche Marker sie aufnehmen und ihrer persönlichen Beute hinzufügen und/oder setzen die zum Beutemarker gehörende Spezialaktion um:

 

Die Beute besteht aus 50 Markern:

-            4 Kisten (Wert 5 Dublonen)

-            6 Juwelen (Wert 3 Dublonen)

-          10 Rumfässer (Wert 1 Dublone)

-            8 Schatzkarten

-            6 Spanische Offiziere

-            6 Säbel

-          10 Verfluchte Relikte

 

Die Beute für alle sechs Tage wurde ja zu Beginn der Woche aufgedeckt und natürlich findet man nicht jeden Tag nur positive Marker; also sollten die Spieler versuchen ihre besten Karten dann zu Nutzen wenn es etwas wirklich gutes zu holen gibt (Kisten, z.B.) und weniger wichtige Karteneinsetzen, wenn man auch miese Marker in Kauf nehmen kann.

Die Schatzkarten haben keinen Wert für sich, aber wenn man DREI Karten in einer Woche sammelt, verdient man 12 Dublonen; daher gibt es an den Tagen, wo eine Karte verfügbar ist, ziemlich harte Kämpfe zwischen Spieler, die schon eine oder zwei haben.

Die Spanischen Offiziere verursachen abwerfen der soeben gespielten Karte; daher sind sie interessant um Karten mit Doppeleffekt loszuwerden: Positiv während der Woche und negativ am Wochenende (z.B. der Kapitän; er bringt 3 Dublonen, wenn man ihn spielt, aber hat man ihn am Wochenende, verliert man 3 Dublonen pro Verfluchtem Relikt.

Die Säbel ermöglichen, eine Karte vom Spieler zur Linken oder zur Rechten zu eliminieren; so kann man seine Piratenfreunde zwingen eine Person abzuwerfen, die ihnen am Wochenende viele Dublonen einbrächte.

Und, zu guter Letzt, kostet jedes Verfluchte Relikt drei Dublonen am Wochenende.

 

Offensichtlich werden die Spieler Kisten und Juwelen nehmen, falls vorhanden, aber wenn es um Fässer und spezielle Marker geht, ist es oft besser die Fässer den anderen zu überlassen und mit anderen Markern angreifen oder verteidigen.

 

OK, die Sonne ist jetzt untergegangen, und jeder ist mit seiner Beute mehr oder weniger zufrieden. Alle überlebenden Charaktere werden auf dem eigenen Brett abgelegt und in der Nachtphase führen alle mit Nachtsymbol ihre Aktion aus (Dublonen verdienen, Marker oder Karten für Dublonen abwerfen, usw.) Die Tagaktionen sind alles Einmal-Effekte, doch die Nachtaktionen sind in den folgenden Runden wieder verfügbar, daher oft Ziel der Säbel-Attacken.

 

Nach sechs Tagen Konkurrenzkampf müssen sogar Piraten rasten, auch in Libertalia! Während sie am Wochenende schlafen, schwimmen oder am Strand in der Sonne liegen, rechnen wir die Siegpunkte für jeden Spieler aus.

Jeder rückt auf der Siegpunktleiste weiter:

-          5 SP für jede Kiste

-          3 SP für jedes Juwel

-          1 VP für jedes Fass

-          12 SP für je drei Schatzkarten

Für jedes Verfluchte Relikt geht man drei Punkte zurück.

 

Dann kommen alle Marker wieder zurück in den Beutel, werden gemischt und als Rundenbeginn neu verteilt. Alle Charaktere am Friedhof (während der Vorrunde eliminiert) oder in der Bucht werden abgeworfen und jeder Spieler hat drei Karten auf der Hand. Alle Münzen gehen an die Bank und jeder bekommt 10 Dublonen. Der jüngste Spieler zieht wieder drei neue Karten von seinem Deck und die anderen Spieler nehmen diese aus ihrem Deck und haben nun wieder neun Karten.

(Achtung: Nun haben alle Spieler sechs identische Karten plus drei aus der Vorrunde; es ist nicht einfach sich zu merken, wer welche Karten nicht gespielt hat, aber man sollte die wichtigsten im Auge behalten. Zum Beispiel den Koch, der zweimal Beute nehmen kann; hat ein Spieler schon eine Schatzkarte, kann er mit dem Koch zwei nehmen Schatzkarten nehmen und so 12 SP einsammeln, also ist es wichtig zu wissen, wer noch einen Koch auf der Hand hat.)

 

Nach drei Wochen (Runden) endet das Spiel und man gewinnt mit den meisten SP.

 

LIBERTALIA ist ein nettes Kartenspiel, sehr schnell zu spielen und mit viel Atmosphäre. Sogar hardcore Spieler versuchen es gerne als Aufwärmspiel vor einem anspruchsvolleren, ich kann nur alle einladen, es auszuprobieren.

 

Heutzutage scheinen Kartenspiele die Dauerfavoriten für eine Mehrheit der Spieler zu sein (wenn man sich die BBG Wertungen anschaut, sieht man, dass die meisten neuen Kartenspiele in den Top 100 Games vertreten sind und/oder hunderte Stimmen bekommen). Ich persönlich ziehe andere Spiele vor, daher war LIBERTALIA eine nette Überraschung. Man hat mich gebeten zu spielen, weil ein Spieler fehlte, aber nach der ersten Partie war ich derjenige, der eine sofortige Revanche verlangt hat.

 

Zum Schluss noch ein lustiges Detail: Die meisten Piraten auf der Schachtel haben “echte” Gesichter, der Autor, sein Vater, der Künstler, Spiele-Tester, etc.

 

Pietro Cremona

 

Spieler: 2-6

Alter: 12+

Dauer: 60+

Autor: Paolo Mori

Grafik: Benjamin Carré, Stéphane Gantiez

Preis: ca. 33 Euro

Verlag: Asmodee / Marabunta 2012

Web: www.asmodee.de

Genre: Kartenspiel

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: it

Regeln: de en es fr it

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Nette Grafik

Standardthema

Gute, schnell zugängliche Regeln

Schnell und eher einfach zu spielen

 

Vergleichbar:

Alle Kartenspiele mit Karten legen für Reihenfolgeentscheidung und Auswirkungen

 

Andere Ausgaben:

In Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch bei Marabunta/Asmodee

 

Meine Einschätzung: 6

 

Pietro Cremona:

Mit gutem Kartengedächtnis und gut getimtem Verzicht auf ein Beutestück kann man in diesem tollen Kartenspiel viele Punkte machen.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 1

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 2

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 3

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0