UNSERE REZENSION
Ausbau einer Stadt
Suburbia
zu einer Metropole
In Suburbia wird man zum Bürgermeister eines kleinen Vorortes und versucht, ihn in eine riesige Metropole umzuwandeln. Simulationen in diesem Sinne sind bei Computerspielen ein beliebtes Thema und natürlich haben sie auch den Brettspielsektor erobert. Als Spieler versucht man seine Stadt besser zu gestalten als seine Mitspieler, um so den Sieg davon tragen zu können.
Bevor der Wettstreit um die beste Metropole beginnen kann, müssen natürlich, wie bei jedem Spiel, noch Vorbereitungen getroffen werden. Dabei sind die wichtigsten Elemente, dass jeder Spieler in seiner Farbe einen sogenannten Stadtteilplan erhält und an diesen jeweils ein Grundplättchen Vorortsiedlung, Volkspark und Schwerindustrie gelegt werden. Auf diese Weise starten alle Bürgermeister mit den gleichen Bedingungen und sollen daraus das Beste machen.
Ebenso wichtig ist die Vergabe der Zielplättchen. Diese enthalten Ziele, wie zum Beispiel Wer hat am Ende des Spiels das höchste Einkommen oder die meisten Stadtelemente? - damit erhält man zusätzliche Siegpunkte. Dabei ist wichtig, dass die Ziele gemischt werden und jeder teilnehmende Spieler ein Ziel erhält und dieses, nach dem er es angesehen hat, geheim vor sich ablegt. Ebenso werden auf den Spielplan nach Anzahl der teilnehmenden Spieler Ziele offen ausgelegt, die alle erfüllen können, um am Ende noch zusätzliche Punkte für die eigene Stadt zu bekommen.
Der Startspieler einer jeden Partie wird zufällig ausgelost. Der Spielverlauf ist sehr einfach, doch trotzdem besitzt jeder Spieler eine Übersichtskarte für seine Zugaktionen und deren Auswirkungen. Ist ein Spieler am Zug, führt er vier Aktionen in einer bestimmten Reihenfolge aus. Zuerst muss er ein Plättchen vom Immobilienmarkt nehmen und verwenden, damit ist gemeint, dass er es bei seiner Stadt anlegen muss, oder er legt einen Investitionsmarker. Als zweite Aktion muss er entweder Geld zahlen oder er erhält welches, dies ist abhängig vom Einkommen. In der dritten Aktion wird die Bevölkerung dieser Stadt auf der Siegpunkteleiste angepasst, dieses Auf- oder Absteigen hängt vom Ruf einer Stadt ab. Und als abschließenden Schritt muss er ein Plättchen abheben und an die letzte Position des Immobilienmarktes legen, während alle zuvor ausliegenden Plättchen eine Position nach vorne wandern.
Soviel zum Ablauf, jetzt kurz zu den einzelnen Aktionen selbst. Vorweg nur den Hinweis, Siegpunkte und Bevölkerung sind gleichzusetzen, das bedeutet, dass am Ende des Spiels derjenige die beste Metropole besitzt, der die höchste Bevölkerung aufweist. In der ersten Aktion stehen dem Spieler zwei Wahlmöglichkeiten zur Verfügung, entweder ein Plättchen nehmen oder einen Investitionsmarker legen.
Entscheidet sich ein Bürgermeister dafür seine Stadt zu erweitern, indem er ein Plättchen vom Immobilienmarkt nimmt, muss er für die Errichtung dieses Gebäudes natürlich auch die entsprechenden Kosten zahlen. Die Aufbaukosten setzen sich dabei aus dem Grundpreis des Gebäudes sowie einem Aufpreis, der zwischen 0 und 10 Dollar liegt, zusammen. Welcher Aufpreis gezahlt werden muss, hängt von der Position ab, an der sich das jeweilige Plättchen im Immobilienmarkt befindet.
Nachdem man das Plättchen gekauft hat, muss man das Gebäude in seiner Stadt errichten und zwar so, dass es dabei mindestens ein weiteres Plättchen berührt. Dabei müssen die Spieler beachten, dass sich die angrenzenden Plättchen in vielen Fällen gegenseitig beeinflussen, sowohl negativ als auch positiv. Ebenso wird mit dem Legen des Plättchens in der eigenen Stadt der Soforteffekt, den dieses Plättchen mit sich bringt, angewandt.
Legt man zum Beispiel ein Siedlungsplättchen neben eine Schwerindustrie, so sinkt der Ruf der Stadt um einen Punkt. Was natürlich logisch ist, welcher Bürger möchte schon in einem Industriegebiet wohnen. Würde man hingegen das gleiche Plättchen neben einem Volkspark platzieren, steigt der Ruf der Stadt um einen Punkt. Was ebenso logisch ist, da Stadtparks in der Nähe von Siedlungen von Bürgern immer gerne gesehen sind und für Lebensqualität stehen. Sollte man das Plättchen neben mehrere andere Plättchen legen, kommt es natürlich auch zu mehreren Effekten, man muss die Platzierung also taktisch aber auch strategisch gut umsetzen.
Anstatt ein Plättchen vom Immobilienmarkt zu kaufen, kann der Spieler auch ein weiteres Grundplättchen erwerben. Dieser Zug ist gerade dann vorteilhaft, wenn man nicht genug Einkommen hatte und die Gebäude auf dem Markt zu teuer sind. Diese Grundplättchen sind im Vergleich sehr günstig, denn die Vorortsiedlung und die Schwerindustrie kosten jeweils nur 3 Dollar, während der Volkspark nur 4 Dollar kostet. Aufgrund des günstigen Preises gibt es diese Plättchen nur in beschränktem Umfang und sollten diese ausverkauft sein, steht diese Option nicht mehr zur Verfügung. Nach dem Erwerb eines Grundplättchens muss man ein Plättchen aus dem Immobilienmarkt entfernen, dies kostet nur den jeweiligen Aufpreis. Logischerweise entfernt man dabei die Plättchen, die nichts kosten, denn man hat, wenn man sich für diese Option entscheidet, normalerweise bereits wenig Geld.
Sollte man als Spieler mal kein Einkommen zur Verfügung haben, was leider auch vorkommen kann – man kann sich genauso wie in der Wirklichkeit auch hier verspekulieren – so kann man ein See-Plättchen erwerben. Diese See-Plättchen haben zwei Vorteile, einerseits kosten sie – bis auf den eventuellen Aufpreis – nichts, denn man nimmt einfach ein Plättchen aus dem Immobilienmarkt und dreht dieses auf die Rückseite. Andererseits bringt es Einkommen, denn durch das Anlegen an andere Plättchen erhält man pro angrenzendem Plättchen jeweils 2 Dollar. Einzige Ausnahme ist ein See-Plättchen an ein anderes See-Plättchen zu legen, in solch einem Fall erhält man für dieses angrenzende Feld nichts. Im Optimalfall werden so aus Nichts auf einmal 12 Dollar, die man für weitere Investitionen verwenden kann, allerdings natürlich erst in der nächsten Runde.
Dies waren die drei Optionen, die einem zur Verfügung stehen, wenn man sich für den Zug Plättchen nehmen entscheidet. Diesem Zug steht das Legen eines Investitionsmarkers in der ersten Aktionsphase gegenüber. Jeder Spieler hat von Beginn an drei Investitionsmarker, die er im Laufe des Spiels auf bereits gebaute Gebäude in seiner Stadt legen kann. Wenn man sich hierfür entschieden hat, sucht man sich ein Plättchen ohne einen Investitionsmarker aus, legt einen darauf und zahlt die Baukosten des Plättchens noch einmal. Dafür entscheidet sich der Spieler, weil er den Effekt des Plättchens verdoppeln möchte. Dieser gilt natürlich für den Rest des Spiels. Zusätzlich zu den Baukosten dieses verdoppelten Plättchens muss der Spieler noch ein Plättchen aus dem Immobilienmarkt entfernen, wobei diese Entsorgung wieder nur den Aufpreis kostet. In den Testspielen wurde diese Aktion nur sehr selten ausgeführt, denn auch wenn der Verdopplungseffekt sehr gut klingt, ist der Nutzen, den der Spieler daraus ziehen kann, oft nur sehr gering.
Nach der Wahl und des Ausführens des ersten Schrittes geht der Spieler zu seiner zweiten Aktion über. Er erhält oder bezahlt Geld, je nachdem wo sein Einkommensmarker liegt. Kann er seine gesamten Schulden nicht zahlen, so zahlt er so viel wie er noch bar besitzt und zahlt die restlichen Schulden, in dem er seine Bevölkerungszahl um den Restwert reduziert. Selbst wenn er nur auf Schulden sitzen bleibt, muss erwähnt werden, dass die Bevölkerungsleiste nicht ins Minus rutschen kann, sondern dann auf dem Wert Null verbleibt. Da wir als Bürgermeister einen solchen Effekt nicht wollen, sollten wir für eine positive Stadtbilanz sorgen.
In der dritten Aktionsphase passt der Spieler seine Bevölkerung auf der Leiste an. Die Bevölkerungsveränderung ist vom Ruf der Stadt abhängig. Je nachdem welche Höhe der Ruf hat, wandert der Spielermarker die entsprechende Zahl nach oben oder unten. Sollten dabei eine oder mehrere rote Linie überschritten werden, sinken sowohl das Einkommen als auch der Ruf um jeweils einen Punkt pro überquerter roter Linie. Die Weiterentwicklung der Stadt kostet den Bürgermeister einiges. Beim Legen eines Plättchens während der ersten Phase kann es auch zum Überschreiten von roten Linien kommen, dann muss eine Anpassung sofort vorgenommen werden.
Bevor der nächste Spieler seinen Zug starten kann, muss der aktuelle Spieler in seiner letzten Aktion den Immobilienmarkt auf den neuesten Stand bringen. Dafür wird die Lücke, die durch das Entfernen eines Plättchens entstanden ist, aufgefüllt, indem alle Plättchen die links von dieser Lücke liegen um ein Feld nach rechts rücken. Danach wird das oberste Plättchen des aktuellen Stapels am Ende der Schlange positioniert. Auf diese Weise ändern sich die Preise für einzelne Plättchen, da der Aufpreis sinkt oder ganz wegfällt. Je kostengünstiger die Plättchen sind, desto attraktiver sind sie für die Bürgermeister.
Das Spielende wird eingeläutet, wenn beim Nachlegen der Plättchen in den Immobilienmarkt das Plättchen „Nur noch eine Runde“ aufgedeckt wird. Dann wird die aktuelle Runde, in der das Plättchen gezogen wurde, fertig gespielt und danach folgt eine letzte Runde, die der Startspieler eröffnet. Nachdem der letzte Spieler in dieser Runde am Zug war, folgt die Schlusswertung. Diese erfolgt in zwei Schritten zuerst werden die Ziele ausgewertet und dann kann man noch Geld in Bevölkerung umwandeln. Wichtig dabei ist, dass die Effekte beim Überschreiten von roten Linien ignoriert werden.
Zuerst werden die offenen Ziele ausgewertet. Es wird ermittelt, welcher Bürgermeister diese jeweils alleine erfüllt, er darf dann auf der Bevölkerungsleiste die jeweilige Punktezahl nach oben wandern. Wenn niemand oder mehrere ein Ziel erfüllen, werden die Punkte nicht vergeben. Man muss während des Spieles also darauf achten, dass man bei offenen Zielen die Nase vorne hat. Danach werden in Spielerreihenfolge die geheimen Ziele aufgedeckt und nur für den jeweiligen Besitzer ausgewertet. Dabei erhält man diese Punkte ebenfalls nur, wenn man dieses Ziel als einziger Spieler erfüllt. Anschließend können die Bürgermeister ihr Geld noch in Bürger umwandeln, dabei erhält man für fünf Dollar einen Bürger.
Ist die Schlusswertung erfolgt, ist derjenige Sieger, der die meisten Punkte auf der Bevölkerungsleiste hat. Sollte hier Gleichstand herrschen, gewinnt der Spieler mit dem besseren Ruf. Sollte hier wieder Gleichstand herrschen, gewinnt derjenige mit dem höheren Einkommen. Sollte der Fall eintreten, dass auch dieses gleich ist, zählt das restliche Geld, das man noch auf der Hand hat. Wenn es hier auch Gleichstand gibt, einigen sich die Spieler entweder auf ein Remis oder spielen eine Entscheidungspartie.
Suburbia ist ein sehr abwechslungsreiches Spiel, da jede Runde anders abläuft. Zum Gewinnen gibt es mehrere Strategien, entweder man konzentriert sich voll auf das Einkommen oder den Ruf. Entscheidend ist, dass man bei seiner Strategie die offenen sowie die geheimen Ziele nicht außer Acht lässt, diese können am Ende des Spiels noch eine Wende herbeiführen. Immer im Blick sollte man auch haben, dass eine hohe Bevölkerung, die schnell erreicht ist, auch negative Effekte mit sich bringt. Denn umso höher man auf der Bevölkerungsleiste klettert, desto schneller überschreitet man eine rote Linie.
Ebenso gut ist, dass man zum Spielen dieses Spiels nicht unbedingt einen zweiten Spieler braucht, denn es gibt zwei Solospiel-Varianten. Dazu muss nur gesagt werden, dass das Gewinnen des Solospiels gegen seinen Roboterfreund sehr schwierig ist und damit eine Herausforderung für den Spieler bedeutet.
Suburbia macht sowohl alleine als auch in einer Runde von mehreren Spielern sehr viel Spaß, da die Interaktion untereinander gefördert wird, denn manche Effekte von Plättchen betreffen einen Spieler nicht nur allein, sondern auch die anderen. Daher sollten die Bürgermeister weise wählen, welche Gebäude sie bauen, denn sie wollen ja schließlich, dass ihre Stadt besser ist, als die der anderen.
Isabella Schranz
Spieler: 1-4
Alter: 8+
Dauer: 90+
Autor: Ted Alspach
Grafiker: Klemens Franz
Preis: ca. 37 Euro
Verlag: Lookout / Bézier 2012
Web: www.lookout-spiele.de
Genre: Stadtbau, Legespiel
Zielgruppe: Mit Freunden
Spezial: Für 1 Spieler
Version: de
Regeln: de en it ru
Text im Spiel: ja
Kommentar:
Klare, gut strukturierte Regel
Sehr moderne, attraktive Grafik
Realitätsnahe Stadtbausimulation
Solovariante
Vergleichbar:
City Tycoon und andere Stadtbauspiele
Andere Ausgaben:
Bézier Games, USA; uplay.it, Italien
Meine Einschätzung: 4
Isabella Schranz:
Eine interessante Simulation, die die realen Elemente einer Stadtplanung miteinbezieht, Bürger wollen nur selten in der Nähe der Industrie wohnen.
Zufall (rosa): 1
Taktik (türkis): 2
Strategie (blau): 2
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 2
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0