UNSERE REZENSION
ES BRENNT AN ALLEN ECKEN
RUHM FÜR ROM
PROFITIEREN VOM AUFBAU
Lookout Games, die mittlerweile als Klassiker geltende Spiele wie „Bohnanza“ oder „Agricola“ vertreiben, präsentieren ein neues Spiel (das Original „Glory to Rome“ erschien 2005 bei Cambridge Games Factory), das uns ins Rom nach dem großen Brand von 64 u. Z. versetzt. Jeder Mitspieler versucht, die Stadt neu aufzubauen. Dabei verfolgen alle je eigene Ziele, denn jeder möchte klarerweise die wertvollsten Bauten und das meiste Geld sein Eigen nennen sowie die besten Kunden anlocken.
Auf der Website des Verlages wird das Spiel unter „Brettspiele“ geführt, es besteht aber hauptsächlich aus Karten. Die 144 Auftragskarten werden zu Beginn gut gemischt und jeder Spieler erhält davon vier Karten sowie eine Karte aus dem Senatorenkartenstapel auf die Hand. Das ist zugleich das Handkartenlimit, obgleich man dieses scheinbar von Zeit zu Zeit überschreiten darf, dazu später mehr. Jede Karte ist im Spiel mehrfach einsetzbar. Sie dient sowohl als „Anführer“ oder „Klient“ als auch als Geld, Gebäude oder Baumaterial.
Der zufällig ausgeloste Startspieler entscheidet, ob er einen Anführer ausspielen möchte oder lieber noch eine Runde abwartet und nachdenkt. Die Nachdenkaktion erlaubt dem Spieler, seine Kartenhand bis zum Handlimit aufzufüllen oder eine verdeckte Karte zu ziehen oder eine Senatorenkarte auf die Hand zu nehmen. Hierbei kann und darf das Handkartenlimit überschritten wird – die Spielregel gibt jedenfalls nicht an, dass man dafür eine andere Karte abwerfen müsste. Sollte der Startspieler diese Aktion gewählt haben, endet die Runde sofort und der linke Nachbar wird zum neuen Startspieler.
Eine Karte als „Anführer“ auszuspielen, zieht eine längere Runde nach sich. Der Startspieler kann eine seiner Handkarten oder einen Senator wählen, um eine der Anführeraktionen auszuführen. Welche Aktion genau die verschiedenen Berufssparten durchführen können, steht praktischerweise auch ausführlich auf den Spielertableaus, die jeder Spieler vor sich ausliegen hat und unter die man sein Geld, seine Klienten, sein Baumaterial und seine Gebäude (wie erwähnt, alles Karten) schiebt, um sie im weiteren Verlauf des Spieles verwenden zu können.
Sobald die Anführeraktion durchgeführt wurde, entscheiden sich die anderen Mitspieler reihum, ob sie dem Anführer folgen wollen und somit die gleiche Aktion durchführen möchten, oder lieber nachdenken, also Karten nachziehen.
Mit der Anführeraktion kann man die besondere Fähigkeit einer der 6 verschiedenen Rollen nutzen.
Als Patron heuert man Klienten an, die einem später das Folgen in einer Rolle ersparen, da man die Aktion trotzdem (oder zusätzlich) ausführen kann, wenn man einen Klienten, der zum aktuellen Anführer passt, zu seiner Klientel zählt.
Als Kaufmann legt man Karten aus seinem Materiallager in seine Privatschatulle. Hierbei sollte man einerseits versuchen, möglichst wertvolle Karten zu verlegen, denn der darauf aufgedruckte Geldwert zählt am Schluss als Siegpunkt, andererseits sollte man auch mehr Karten jeder Sorte als die anderen Mitspieler haben, um den Kaufmannsbonus zu erhalten.
Die Karten, die man zum Klientel und in die Privatschatulle legt, sind durch den aktuellen Einflusswert des Spielers (zu Beginn 2) begrenzt. Am Anfang des Spieles darf man also 2 Klienten und 2 Karten in der Privatschatulle haben. Weiteren Einfluss erhält man durch die Fertigstellung eines Gebäudes. Hierfür benötigt man die Rollen des Baumeisters und des Handwerkers. Beide führen eine ähnliche Tätigkeit aus. Sie können Fundamente legen (eine Karte aus der Hand auf einen Bauplatz legen, um ein neues Gebäude zu beginnen) oder Baumaterial zu einem bereits begonnenen Gebäude hinzufügen. Dabei nimmt der Baumeister das Material aus dem Materiallager, der Handwerker aus der Kartenhand des Spielers. Bauten außerhalb der Stadtmauern (Sonderkarten) sind übrigens teurer.
Das Materiallager wird vom Arbeiter und vom Legionär befüllt. Der Arbeiter darf sich eine Karte aus dem Umschlagplatz (sozusagen der Ablagestapel) holen, der Legionär hingegen sowohl aus dem Umschlagplatz als auch mit viel Glück von der Hand der benachbarten Spieler.
Senatoren können verwendet werden, um eine beliebige Rolle einzunehmen, ebenso kann man anstatt einer Karte zwei Karten einer anderen Rolle verwenden, um eine andere Rolle darzustellen.
Die Gebäude, die es zu errichten gilt, sind jeweils aus einem Material zu erbauen, wobei es günstige und wertvollere Gebäude gibt. Die günstigen benötigen weniger Baumaterial, bringen aber auch weniger Einflusspunkte ein, die Fertigstellung der wertvolleren dauert grundsätzlich länger, dafür erhält man mehr Einfluss. Zusätzlich zu den Einflusspunkten bringen fertige Gebäude auch Sonderfunktionen, manche davon sind direkt bei Fertigstellung des Gebäudes auszuführen, andere kann man ab diesem Zeitpunkt in jeder Runde einsetzen. Die Funktionen der fertigen Gebäude sollten auf jeden Fall im Anhang der Spielregel nachgeschlagen werden, da der Kartentext zu kurz gehalten ist und zu Verwirrungen führen kann.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Spiel zu beenden, unter anderem durch die Fertigstellung eines bestimmten Gebäudes oder dadurch, dass die letzte Karte des Nachziehstapels gezogen wird. Liegt ein Spieler eindeutig in Führung, können die Mitspieler auch gemeinsam beschließen, zu seinen Gunsten aufzugeben. Sobald aber das Bauen und Feilschen endet, kommt es zur Abrechnung. Einflusspunkte und das Vermögen in der Privatschatulle (bisweilen auch ein Bonus oder Siegpunkte durch bestimmte Gebäude) werden addiert, die höchste Endsumme gewinnt.
„Ruhm für Rom“ ist ein anspruchsvolles Taktikspiel, das allerdings auch viel Glück voraussetzt, schließlich kommt es ja auch darauf an, welche Karten man auf der Hand hat und nachzieht. Die Mehrfachverwendungsmöglichkeit der Auftragskarten macht das Spiel sehr interessant, aber für Einsteiger vermutlich etwas schwer durchschaubar. Das Spiel ist für 2 – 5 Spieler konzipiert, wobei 3 wahrscheinlich die ideale Spieleranzahl ist, da eine Aktion eines Spielers je nach Anzahl der Klienten und nutzbarer Gebäudefunktionen eine Runde sehr in die Länge ziehen kann.
Die angegebene Spieldauer von 60+ Minuten wurde in jeder Probepartie weit überschritten, mit zwei Spielern dauert eine Partie etwa zweieinhalb Stunden, mit dreien gar über drei. Die Altersangabe (12+) erscheint ob der langen Spieldauer und des komplexen Spielverlaufes gerechtfertigt.
Die Spielregel ist übersichtlich gestaltet und leicht verständlich, auch die Spielertableaus sind eine praktische Spielhilfe, da hier noch einmal die Aktionen der einzelnen Rollen kurz zusammengefasst erklärt werden. „Ruhm für Rom“ hält auch eine Expertenvariante (mit Zusatzkarten) bereit.
Ein Fehler hat sich in die Abbildungen eingeschlichen oder wurde absichtlich hinzugefügt – die Senatorenkarte zeigt eine Frau im Senat, was im antiken Rom unvorstellbar war. „Ruhm für Rom“ aber kann Spielern jeglichen Geschlechts gleichermaßen Spaß bereiten.
Martina & Martin Lhotzky, Marcus Steinwender
Spieler: 2-5
Alter: 12+
Dauer: 120+
Autor: Carl Chudyk
Grafik: Ed Carter
Preis: ca. 20 Euro
Verlag: Lookout Games 2011
Web: www.lookout-games.de
Genre: Kartenlegespiel
Zielgruppe: Mit Freunden
Version: de
Regeln: de en
Text im Spiel: ja
Kommentar:
Sehr attraktive Mehrfachfunktion der Karten
Einige Kennenlernpartien für Wechselfunktion der Karten nötig
Sehr attraktives Spielvergnügen
Vergleichbar:
Revolte in Rom, Ohne Furcht und Adel
Andere Ausgaben:
Glory to Rome, Cambridge Games Factory
Meine Einschätzung:
Martina, Martin & Markus:
Ruhm für Rom ist ein anspruchsvolles Taktikspiel bei dem der Glücksfaktor nicht unterschätzt werden soll, es funktioniert am besten mit 3 Spielern.
Zufall (rosa): 2
Taktik (türkis): 2
Strategie (blau): 2
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 2
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0