UNSERE REZENSION
Unter dem Kreuz des Südens
Vanuatu
Fische fangen, Touristen betreuen
Ziel des Spieles ist das Sammeln von Wohlstandspunkten, welche durch neun verschiedene Aktionen wie z.B. durch das Zeichnen im Sand oder das Transportieren von Touristen erlangt werden können. Diese, beschränkt zur Verfügung stehenden Spielaktionen müssen klug geplant werden, da die anderen Mitspieler, durch geschicktes Setzen der Aktionssteine die Möglichkeit haben dich und dein Tun zu blockieren.
Verzweiflung und Traurigkeit auf der einen Seite, bei dem Spieler, der keine einzige Aktion in der letzten Runde durchführen konnte; überlegenes hämisches Grinsen bei dem Spieler, der es geschafft hat alle seine geplanten Aktionen durchzuführen, auf der anderen Seite.
Man sollte sich vor dem Spiel ausmachen dass nicht geschlagen, gekratzt und/oder gebissen werden darf, denn es ist wirklich ein Kampf um die neun möglichen Aktionsfelder die man jede Runde durch seine fünf Aktionssteine reservieren kann. So kann es in den acht Runden laufen in denen die Spieler versuchen den größten Wohlstand zu erlangen.
Vanuatu ist also kein Spiel für zart besaitete Gemüter und für Hitzköpfe.
Was ist nun Vanuatu eigentlich und was müssen wir tun um zum oben genannten Wohlstand zu kommen?
Vanuatu ist ein Inselstaat mit 83 Inseln östlich von Australien im Südpazifik, wie uns die einleitenden Worte der Spielanleitung – und ein kurzer Gegencheck bei wikipedia – erklären.
Fünf dieser 83 Inseln werden wir im Laufe des Spiels entdecken und mit unseren Schiffen ansteuern. Die Währung im Inselstaat ist 1 Vatu und die Vatus im Spiel sind knapp und sehr schwer verdient. Wer es schafft 10 Vatus zu sammeln, wandelt diese sofort in 5 Wohlstandspunkte um – und genau darum geht es bei Vanuatu. Wer am Ende die meisten Wohlstandspunkte gesammelt hat, ist der Sieger des Spiels.
Interessant ist, dass sich die Bevölkerung der Inseln Vanuatus in 108 Sprachen verständigt.
Dieser Umstand hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass sich die Einwohner ohne gemeinsamer Sprache über Zeichnungen, die in den Sand gemalt wurden, verständigt haben.
Im Spiel bekommt man für das Erstellen von Sandzeichnungen 3 Wohlstandspunkte (bzw. beim Spiel mit dem Personenplättchen Touristenführer, 2 Wohlstandspunkte pro Sandzeichnung auf einer Insel auf dem ein Tourist abgesetzt wird).
Die Wirtschaft in Vanuatu besteht hauptsächlich aus Fischerei, Tourismus und Landwirtschaft. Diese drei Wirtschaftszweige findet man im Spiel wieder und zwar bei der Aktion Fischen, bei der Aktion Transportieren (eines Touristen auf eine Insel) und bei der Aktion Kaufen (bei der landwirtschaftliche Wirtschaftsgüter die auf den Inseln produziert werden - wie Rindfleisch, Kava und Kopra - gekauft und auf Schiffe verladen werden).
Die Spieler haben nun, wie eingangs erwähnt, jeweils neun mögliche Aktionen um in acht Spielrunden mit fünf eingesetzten Aktionssteinen am Ende der achten Runde die meisten Wohlstandspunkte zu erlangen. Klingt schwierig und ist es auch; denn nicht jeder Spieler wird es schaffen, alle eingesetzten Aktionen und die damit verbundenen Aktionen auch tatsächlich durchführen zu können.
Doch bevor es losgeht wird das Spielfeld aufgebaut.
Wir starten mit einer Insel (Efaté) – in der Spielregel Archipelplättchen genannt - und 3 Ozean(start)plättchen, die verdeckt gemischt und dann aufgedeckt an die Startinsel angelegt werden. Auf der mittleren der Ozeanplättchen stellt jeder Spieler sein (einziges) Schiff. Im Laufe des Spiels werden weitere 11 Ozeanplättchen und 4 Inselplättchen an die bereits ausliegenden angelegt.
Im Tourismusbüro wird das erste von 8 Plättchen offen auslegt, welches die Anzahl (0-4) der Touristen, die in dieser Runde im Büro auf einen Inselbeförderung warten, anzeigt. Man stellt nun die der aufgedruckten Zahl entsprechenden weißen Touristenpöppel auf das aufgedeckte Plättchen.
Der Fischpreismarker wird auf 3 gesetzt. Je Fischverkauf in einer Runde sinkt der Wert um 1.
Alle Spieler starten mit 3 Vatus in der Bank. Sollte man im Spielverlauf auf 10 Vatus steigen, wird man sofort auf 0 gesetzt, erhält dafür aber 5 (wichtige) Wohlstandspunkte (=WP).
Jetzt werden noch die 10 Auftrags(schiffs)plättchen der Außenhandelskammer gemischt und die 3 ersten davon offen ausgelegt. Und dann kann‘s losgehen.
Mit dem Startspieler beginnend, wählt nun jeder Spieler eines der 10 Personenplättchen, die gewisse Erleichterungen bzw. Bonuspunkte für einzelne in der Folge zu wählende Aktionen bringen.
Der Navigator ermöglicht eine kostenlose Segelaktion. Der Hüttenbauer verbilligt die Hütte auf 1 Vatu. Der Taucher gibt als Bonus 1 Vatu pro erkundetem Schatzwert. Der Fischer bringt für jeden gefangenen Fisch 1 WP. Der Verkäufer ermöglicht es, ohne eigene Hütte zu verkaufen. Mit dem Einkäufer erhalten die Spieler den gekauften Warenstein doppelt. Der Sandmaler bringt 5 WP statt 3 WP beim Zeichnen. Der Touristenführer bringt für jede Sandzeichnung auf der Insel, wohin ein Tourist befördert wird, 2 WP. Der Bettler wandelt bis zu 3 WP 1:1 in Vatus um und der Prediger erlaubt es, eine Aktion wo man keine Mehrheit hat, auszuführen (gilt nur wenn man auf keinem anderen Feld die Mehrheit hat).
All diese Personenplättchen erleichtern das Spiel deutlich und der Geldmangel im Spiel kommt damit nicht mehr so stark zum Tragen.
Im Fortgeschrittenenspiel wird daher auf die Verwendung dieser Personenplättchen verzichtet.
Die Spieler setzen nun nach der Wahl der Personenplättchen reihum, mit dem Startspieler beginnend, jeder die ersten 2 ihrer Aktionssteine auf eines der 9 Aktionsfelder. Dann werden nochmals 2 Aktionssteine gesetzt und in einem dritten Durchgang wird der 5. Aktionsstein platziert.
In dieser Phase muss man gut taktieren um (halbwegs) sicherstellen zu können, seine Aktionen auch durchführen zu können. Beim Spiel zu dritt gibt es noch verhältnismäßig wenig Gedränge um bestimmte Aktionsfelder, bei vier Spielern wird es hier schon enger und bei fünf Spielern wird es wirklich hart. Hier kann es leicht passieren dass man am Ende der Einsetzphase bereits feststellen muss, dass man keine Aktion durchführen wird können.
Wie funktioniert das Einsetzen nun im Detail? Jeder Spieler kann einen, mehrere oder auch alle seine Aktionssteine auf nur ein Aktionsfeld stellen. Warum sollte er das tun? Nun, auch wenn er einen Aktionsstein einsetzt, heißt das noch lange nicht, dass er diese Aktion auch ausführen kann. Denn zuerst am Zug ist immer der Startspieler bzw. jener Spieler, der die Aktion dominiert – also die meisten Aktionssteine auf dem jeweiligen Aktionsfeld hat.
Nach dem Einsetzen der Aktionssteine folgt das Ausführen der Aktionen. Der Startspieler beginnt, indem er ein Aktionsfeld auswählt auf welchem er die Mehrheit hat. Er nimmt all seine Aktionssteine von diesem Feld und führt die Aktion durch. Eingeschränkt in der Auswahl an Aktionen ist er nur, wenn andere Spieler mehr Aktionssteine als er auf eines der Aktionsfelder gelegt haben. Bei Gleichstand (an Aktionssteinen) kann die entsprechende Aktion von z.B. Spieler Drei erst ausgeführt werden, wenn der Startspieler bzw. Spieler Zwei vor ihm diese Aktion bereits getätigt und somit ihren Aktionsstein entfernt haben. Damit ist der Weg für Spieler Drei frei (sofern die Aktion dann noch verfügbar ist, also es noch Fisch zu fangen gibt, noch ein Bauplatz zur Verfügung steht, etc.).
Die neun Aktionen erkläre ich nun kurz nachfolgend:
Segeln: Man kann sein Schiff um 1 bis max. 3 Felder pro Zug auf Ozeanplättchen bewegen. Die Kosten dafür betragen pro Feld 1 Vatu.
Hausbau: Für 3 Vatus kann man auf einer Insel auf einem freien Bauplatz 1 Hütte bauen. Diese Hütten benötigt man, um Fische verkaufen und somit Vatus zu bekommen. Außerdem bekommt man am Spielende für auf der Insel befindliche Touristen je 2 Wohlstandspunkte pro Tourist und Hütte.
Erkunden: Auf Ozeanplättchen mit dem Schatztruhensymbol kann man Schätze in Höhe der aufgedruckten Zahl heben, die am Spielende die doppelte Wohlstandspunktezahl bringen und während des Spiels 1:1 in Vatus umgetauscht bzw. eingesetzt werden können.
Fischen: Gleich wie beim Erkunden, erhält der Spieler hier Fischplättchen in Höhe der am Ozeanplättchen aufgedruckten Zahl.
Verkaufen: Mit dieser Aktion kann man den zuvor gefischten Fisch verkaufen. Dazu muss das eigene Schiff auf einem an einer Insel mit einer eigenen Hütte angrenzenden Ozeanplättchen stehen. Der Fischpreismarker gibt an wie viele Vatus man pro Fisch bekommt. Maximal 3 minimal 1.
Nach jedem Verkauf wird der Marker nach unten gesetzt.
Kaufen: Hier können Waren, die auf den Inselplättchen ausliegen gekauft und auf die Schiffe in der Außenhandelskammer verladen werden. Kava (weißer Stein) kostet 1 Vatu und bringt einen Wohlstandspunkt (WP), Kopra (oranger Stein) kostet 2 Vatus und bringt 3 WP und Rindfleisch kostet 3 Vatus und bringt 5 WP. Wer den letzten Warenstein auf ein Schiff verlädt bekommt zusätzlich einen Bonus von 2 WP.
Zeichnen: Auf jeder Insel befinden sich 1 bis 3 Zeichenplätze für Sandbilder. Mit dieser Aktion kann man ein Sandbild anfertigen und erhält dafür 3 WP.
Transportieren: Die Spieler können 1 bis 4 Touristen aus dem Tourismusbüro auf die Inseln bringen. Dafür muss das Schiff angrenzend an die gewünschte Insel stehen und die Maximalanzahl an Touristen, die eine Insel aufnehmen kann (aufgedruckt am Inselplättchen 3-5) darf noch nicht erreicht sein. Für jede auf der Insel bereits gebaute Hütte, erhält der Spieler 1 Vatu.
Ausspannen: Hier kann aus 4 runden verdeckten ausliegenden Plättchen eines ausgewählt werden. Man kann den Startspieler wählen, 1 Vatu + 1WP, 1 Vatu oder 1 WP.
So sammelt man durch geschicktes Errichten von Hütten, Heben von Schätzen und Anfertigen von Sandzeichnungen usw. in den acht Runden Wohlstandspunkte. Am Ende von Runde Acht kommt es zur Endabrechnung:
Hier werden die Schatzplättchen zusammengezählt (2 WP pro Schatz), für jeden Fisch 1 Vatu vergeben, 1 WP pro Vatu in der Bank und 2 WP pro eigener Hütte und Tourist auf einer Insel auf der WP-Leiste vorgefahren. Tiebreaker ist die Anzahl der Hütten.
Fazit: Der Spielplan und die Grafik sind gelungen. Die Felder für die Aktionsauswahl könnten aber etwas größer sein, damit man auch bei vielen eingesetzten Aktionssteinen noch erkennen kann welches Aktionsfeld dies überhaupt ist. Vielleicht wird dies ja bei einer Vanuatu 1.1 Version umgesetzt, wer weiß :-)
Vanuatu gefällt durch den Einsetzmechanismus, der aber auch deprimierend sein kann, wenn man nicht dazu kommt, Aktionen durchzuführen. Da man immer auf die anderen Spieler reagieren muss, ist es schwer eine Strategie über alle acht Runden durchzuziehen. Viele Wege führen zum Sieg: So ist es zwar grundsätzlich gut, mehrere Hütten auf verschiedenen Inseln zu bauen, um am Ende WP für möglichst viele Touristen zu erhalten, aber auch mit vielen gut gehandelten Warensteinen lassen sich eine Menge WP ansammeln und wenn man dazu kommt, eine größere Anzahl Schatzplättchen zu sammeln, kann dies ebenfalls den Sieg bedeuten. Gerade diese vielen Möglichkeiten machen Vanuatu zu einem Spiel dass auch nach mehreren Partien immer wieder Spielspaß garantiert.
Mario Breycha
Spieler: 3-5
Alter: 12+
Dauer: 90+
Autor: Alain Epron
Grafik: Cédric le Bihan
Preis: ca. 40 Euro
Verlag: Krok Nik Douil 2011
Web: kroknikdouil.fre
Genre: Worker Placement und Aufbau Spiel
Zielgruppe: Mit Freunden
Version: de
Regeln: de en fr jp
Text im Spiel: nein
Kommentar:
Schöne Ausstattung
Atmosphäre gut eingefangen
Mehrere Gewinnstrategien
Vergleichbar:
Worker Placement Spiele, mit Wichtung der Arbeiter an einer Position
Andere Ausgaben:
Asterion Press, Italien, Coffee House Games,
Meine Einschätzung: 6
Maria Breycha:
Ein Spiel zum Haareraufen, zum lauthalsTriumphieren, je nachdem was einem soeben an Aktionen geglückt ist - aber auf jeden Fall ein Spiel zum wieder und wieder spielen!
Zufall (rosa): 0
Taktik (türkis): 3
Strategie (blau): 2
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 3
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0