UNSERE REZENSION

 

Angriff der Zombies

 

Walking Dead

 

Versuch zu überleben

 

Seit vielen Staffeln ist Walking Dead eine erfolgreiche TV-Serie, die auf der ganzen Welt ihre Fans begeistert. Der Spieleverlag Kosmos hat den Hype wahrgenommen und die Lizenz erworben, um eine deutsche Ausgabe eines Brettspiels zur Serie zu bringen, ursprünglich erschienen bei Cryptozoic Entertainment. Zwar sind mittlerweile Lizenzspiele nichts Neues, doch nur weil ein Lizenzthema gut als TV-Serie oder als Film funktioniert, muss das noch lange nicht bedeuten, dass es dies auch als Brettspiel tut.

Wie gut die Umsetzung in diesem Fall gelungen ist, werde ich euch berichten.

Die Geschichte im Brettspiel ist wie die der Serie, was so viel bedeutet, wie die Zombie Apokalypse steht vor der Tür und die Menschen müssen um ihr Überleben kämpfen. Wie man sich vorstellen kann keine so einfach Sache, besonders da Zombies niemals fair spielen, das liegt einfach nicht in ihrer Natur.

Dies ist eine Komponente, die auch im Brettspiel aufgegriffen wird,  das einerseits ein Kooperationsspiel ist und auch wieder nicht, bei dem es Menschen oder besser Überlebende gegen Zombies heißt. Die Überlebenden müssen zusammen versuchen das Spiel gegen die Zombies zu gewinnen. Doch Achtung ein Überlebender kann zum Zombie oder besser zum Beißer, wie er auch in der Serie heißt, werden, wenn man nicht aufpasst. So kann es passieren, dass man im Laufe des Spieles gegen ein Mitglied des eigenen Teams spielt. Dies kann in einem Spiel, das maximal von vier Personen gespielt werden kann, sogar sehr leicht passieren.

Bevor doch der Kampf ums Überleben begonnen werden kann, müssen einige Vorbereitungen getroffen werden. Eine davon ist abhängig von der Anzahl an Überlebenden, die sich am Spiel beteiligen möchten. Es ist so, dass mehr Verbündeten-Plättchen im Spiel sind, wenn mehr Spieler um den Tisch sitzen, die man im Kampf gegen die starken Beißer mehr als benötigt. Ebenso sind mehr Ausrüstungskarten vorhanden auch diese sind im Überlebenskampf von entscheidender Bedeutung. So sind im Spiel zu dritt 6 Verbündeten-Plättchen und 30 Ausrüstungskarten im Einsatz, zu viert 8 Plättchen und 40 Karten. Neben den Spielplan werden die beiden Beißer-Figuren gelegt, die das Spiel darstellen, gegen das ihr spielt.

Jeder Spieler wählt sich einen der sechs Charaktere, die den Akteuren aus der Serie entsprechen, als seine Spielfigur. Ein jeder Charakter hat eine andere Spezialfähigkeit die im Brettspiel von Bedeutung ist. Da man auf diese Feinheiten erst nach mehreren Partien draufkommt, eines gleich vorweg, das Brettspiel sollte auf jeden Fall mehr als einmal gespielt werden, wenn man überleben möchte. Startpunkt der Figuren ist in der Mitte des Spielplan dem sogenannten Camp, also dem sicheren Hafen für die Überlebenden.

Neben der Spielerfigur erhält der Spieler vor Spielbeginn noch zwei Verbündeten-Plättchen sowie 5 Ausrüstungskarten. Diese kann er brauchen, denn im Gegensatz zur Anzahl der Ausrüstungskarten sind alle Beißerkarten im Spiel und hier der kleine Hinweis, die sind verdammt stark. Mit diesen wenigen Hilfsmitteln kann versucht werden, die Menschheit vor der Ausrottung zu bewahren.

Das Ziel des Spiels ist jeweils ein Plättchen von den vier verschiedenen Ortsplättchen zu besorgen und sich danach sicher zurück ins Camp zu retten. Leichter gesagt als getan. Zu den Orten zählen das Kaufhaus, die Polizei-Station, das Seuchenkontrollzentrum und der verlassene Parkplatz. Alle Orte müssen auf dieselbe Art gemeistert werden, sind also gleich herausfordernd.

Es wird im Uhrzeigersinn gespielt, wenn man an der Reihe ist, führt man 4 Spielezüge aus. Man beginnt mit einem Bewegungswurf und bewegt sich dann auf ein Feld weiter, die Anforderungen dieses Feldes werden ausgeführt. Danach muss man Begegnungskarten nachziehen und zum Schluss beendet man seinen Zug. Man beginnt also mit dem Würfeln und bewegt sich dann die exakte Anzahl an Feldern weiter. Das Ergebnis muss ausgefahren werden.

Man kann auf sieben verschiedenen Feldern landen. Auf einem normalen Feld muss man nur eine Begegnungskarte aufdecken. Das bedeutet man nimmt die oberste Karte vom Nachziehstapel der Begegnungskarten und liest diese laut vor. Bei den meisten dieser Karten musst du leider gegen einen Beißer kämpfen und das kann sehr schwer sein. Auf der Karte ist immer ein Stärkewert angeben, dieser muss besiegt werden. Ebenso muss man eine Begegnungskarte auf den Feldern „Angriff +1“ und „Angriff +2“ ziehen. Diese Felder helfen etwas beim Kampf, denn der eigene Stärkewert wird um die entsprechende Zahl erhöht.

Lande ich auf dem Feld „Ausrüstungskarte“ ziehen, darf ich eine Ausrüstungskarte ziehen, die mir bei meinen Kämpfen gegen die Beißer helfen können. Daher sollte man versuchen oft auf diesem Feld zu landen. Anschließend muss man wieder eine Begegnungskarte ziehen. Sollte man auf dem Feld „Nach der Begegnung bist du noch einmal dran“ landen, zieht man zuerst eine Begegnungskarte und versucht diese zu besiegen, hat danach aber eine weiteren kompletten Zug.

Wie man sieht, muss man bei fast allen Feldern auf denen man landet eine Begegnungskarte ziehen. Einzige Ausnahme ist das Feld „Keine Begegnung“. Am Schwierigsten sind die Orte, die man aufsuchen muss, damit man die Möglichkeit hat das Spiel zu gewinnen. Um auf diese Felder zu kommen, muss man nicht passend gewürfelt haben. Denn landet man endlich auf diesem Feld muss man nicht nur einen Kampf erfolgreich meistern sondern gleich zwei. Es sind schon einzelne Begegnungen mit den Beißern schwierig, muss man zwei Mal hintereinander kämpfen ist das noch deutlich herausfordernder.

Als entscheidender Tipp könnte hier helfen, dass man sich für die Camps auf jeden Fall die guten Ausrüstungskarten aufheben und diese nicht bei einem anderen Kampf verpulvern sollte. Dasselbe gilt für die Verbündeten-Plättchen, von denen man von Beginn an zwei hat. Mit diesen kann ich verhindern zum Beißer zu werden. Denn die Überlebenden werden aufgrund eines verlorenen Kampfs gegen einen Beißer gebissen und können sich selbst verwandeln. Danach ist ihr Ziel nicht mehr zu überleben sondern dafür zu sorgen, dass die anderen nicht überleben. Womit die Zombies zusätzlich weitere Spieler aufs Brett bekommen und somit das Spiel schwieriger machen.

Nachdem man sich bewegt hat, ist es nun soweit und man begegnet mit einer Begegnungskarte einem Beißer. Man zieht sie vom Stapel und liest sie vor; Gott sei Dank gibt es auch einige wenige Nieten, also Karten wo man nicht kämpfen muss. Ebenso ist es so, dass die Begegnungskarte zusätzliche Regeln einführen.

Danach darf man so viele Ausrüstungskarten wie möglich auswählen, um den eigenen Angriffswert zu erhöhen. Denn ein Kampf gilt nur dann als gewonnen, wenn der Angriffswert des Überlebenden dem Stärkewert des Beißers entspricht. Nur jetzt kommt das meiner Meinung nach komplett Schwachsinnige an dem Spiel, denn man muss diese Karte vor dem Würfeln des Angriffswurfes hinauswerfen. Zu diesem Zeitpunkt hat man aber keine Ahnung was man würfeln wird, so kann es dann passieren, dass man eine Karte verpulvert und man sie eigentlich nicht gebraucht hätte.

Das soll nicht heißen, dass man auch ohne Ausrüstungskarten den Kampf gewinnen kann, denn die Zombiestärke beginnt bei 6. Sondern nur, dass man seine Ausrüstungskarten weiser und effizienter einsetzen kann. Es wird das taktische Element, das einem beim Überwinden des Zufallselements helfen könnte herausgenommen, denn mit Ausrüstungskarten kann ich das Ergebnis nach dem Würfeln optimal verbessern, da ich die gesamte Ausgangslage kenne.

Mit dieser Regel wurde in das Spiel ein Ungleichgewicht zu Gunsten der Zombies gebracht, was vielleicht der Serie entspricht, denn dort haben die Überlebenden auch nicht so gute Chancen gegen die Zombies, aber da es viel zu wenige Ausrüstungskarten im Spiel gibt, kann man sie nicht auch noch leichtfertig einsetzen. Ein weiteres Element in diese Richtung ist die Tatsache, dass ein Spieler eine Begegnung automatisch gewonnen hat, nachdem er eine sechs würfelt. Da ich aber vorher meine Ausrüstungskarten einsetzen muss, kann ich diese nicht mehr zurücknehmen, sondern habe sie verloren.

Aus diesen Gründen finde ich diese Regel einfach schwachsinnig, denn es macht meiner Meinung nach das Spiel kaputt. Besonders da man bei der enormen Stärke der Beißer die Ausrüstungskarten benötigt, um lange genug im Spiel bleiben zu können, damit die Überlebenden gewinnen können. Die Regel hat nur dann einen Sinn, wenn man auf der Seite der Beißer steht, denn denen hilft sie, was wiederum in Richtung Ungleichgewicht geht.

Sollte man nach dem Addieren der Ausrüstungskarten, die man vorher ausspielen musste, dem Würfelergebnis sowie dem eventuellen Feldbonus, gegen die Begegnungskarte gewonnen haben, erhält man entweder eine Ausrüstungskarte oder ein Verbündeten-Plättchen. Sollte man verloren haben, wird man gebissen. Diesen Biss kann man nur verhindern, indem man ein Verbündeten-Plättchen abgibt. Dieses kommt damit ganz aus dem Spiel. Man benötigt also beide Elemente für die Kämpfe mit den Beißern und da ich diese als gleich wichtig im Überlebenskampf ansehe, muss jeder Spieler die Wahl selbst für sich treffen. Wird man gebissen nachdem man bereits alle seine Verbündeten-Plättchen, die man zur Verfügung hatte, eingesetzt, wird man zu einem Beißer.

Alle eingesetzten Ausrüstungskarten kommen auf einen Ablagestapel ebenso wie die Begegnungskarten. Alle Karten, die auf den Ablagestapeln liegen, bleiben dort liegen, denn dieser wird nicht mehr nachgemischt, wenn der eigene Stapel leer ist. Womit wiederum die Regeln Ausrüstungskarten vor dem Wurf zu spielen unsinnig ist, denn es können alle 30 Ausrüstungskarten nur einmal im gesamten Spiel eingesetzt werden. Sobald der Nachziehstapel leer ist, was sehr schnell passiert, kommen keine anderen mehr ins Spiel.

Außer ein Spieler wird zu einem Beißer, dann werden seine Ausrüstungskarten, die er auf der Hand hat, in den Nachziehstapel gemischt. Die Charaktertafel sowie seine gesammelten Ortsplättchen wandern in die Schachtel. Ab seinem nächsten Zug ist er ein Beißer, dafür wird seine Spielfigur durch eine Beißerspielfigur ausgetauscht. Derjenige Spieler erhält das Team Zombie-Abzeichen sowie 4 Beißer-Karten und eins soll gesagt sein, die haben es verdammt noch mal in sich.

Sein Ziel ist es die Überlebenden zu töten, sobald ein zweiter Spieler zum Beißer wird, verwandelt sich das Spiel in ein Kooperationsspiel, denn von jetzt heißt es Team Zombie gegen Team Überlebende. Wobei der Vorteil meiner Meinung nach in Richtung Zombie überwiegt.

Nach dem Ende einer Begegnung kommt der nächste Spieler an die Reihe, der entweder Überlebender oder Beißer sein kann. Denn auch Beißer haben drei Aktionen, die sie in ihrem Zug ausführen können. Sie beginnen mit einem Bewegungszug, der ähnlich funktioniert wie der der Überlebenden. Der einzige Unterschied ist, dass die Beißer im Gegensatz zu den Überlebenden über die Kanalisation ziehen können, um so die Überlebenden schneller angreifen zu können. Wieder eine Regel mit Tendenz Richtung Zombies, denn die Kanalfelder sind wesentlich weniger und somit schneller überwindbar als die normalen Felder.

Danach kann der Spieler sich entscheiden, ob er eine Beißerkarte spielen möchte oder nicht. Da sein Ziel ist die Überlebenden auszurotten, wird er sie spielen, denn diese bieten ihm einen Zusatzeffekt sowie einen Stärkewert mit dem er angreifen kann. Beides kann er gleichzeitig nutzen. Wichtig ist, diese Karten bringen ihm nur dann etwas, wenn er sich gemeinsam mit einem Überlebenden auf einem Feld befindet. Sind mehrere Überlebende auf einem Feld darf sich der Beißer entscheiden, wen er angreifen möchte. Wobei er dabei mit Sicherheit auf den Schwächeren losgeht.

Ein Kampf als Beißer gegen einen Überlebenden funktioniert genauso wie beim Ziehen einer Bewegungskarte, also mit all seinen Fehlern. Wenn der Beißer gewinnt, wissen wir was passiert, es kommt zu einem Biss. Doch es kann auch passieren, dass der Beißer verliert, nur im Gegensatz zum Überlebenden ändert sich für ihn nicht drastisch etwas, denn er muss seine Figur vom Plan nehmen und seine Beißerkarten abwerfen. Erst wenn er wieder dran ist, darf er seine Figur auf die Kanalisation stellen und von dort anfangen. Da es davon vier gibt, darf er sich sogar aussuchen in welchem Gebiet. Weil der Spieler auch kein blöder Zombie ist, wird er mit Sicherheit das Gebiet wählen, in dem sich gerade ein Überlebender befindet. Ebenso erhält er dann vier neue Beißerkarten. Unabhängig davon wie der Kampf endet, danach ist auf jeden Fall der nächste Spieler an der Reihe.

Das Spiel kann auf unterschiedliche Weisen enden, sobald ein Überlebender vier Ortsplättchen gesammelt hat und es sicher zurück ins Camp geschafft hat. Sollte zu diesem Zeitpunkt nur ein Beißer im Spiel sein, gewinnt er ganz allein, sollten es zwei sein, dann gewinnt das Team Überlebende. Das ist die Siegbedingung für die Überlebenden, denn die Siegbedingung für die Zombies ist meiner Meinung nach einfacher und diese lautet alle Überlebenden umzubringen. Da die normalen Begegnungen mit den Beißern aufgrund der Felder mit dem Erscheinen eines Beißers nicht aufhören, ist es für die Zombies relativ einfach möglich den Überlebenden den Gar auszumachen, wie es so schön heißt.

Der Gesamteindruck des Brettspiels ist daher, dass es in meinen Augen nicht ausgeglichen ist, denn es gibt mehr Möglichkeiten zu verlieren als zu gewinnen zumindest als Überlebender. Jetzt werden sich einige denken na dann spiele ich doch gleich darauf Beißer zu werden, doch wo liegt darin die Herausforderung?

Ebenso wirkt das Element des Kooperationsspiels wie ein ich will aber kann nicht. Denn dieses wird erst aktiv, sobald zwei Beißer im Spiel sind und dann hat man fast schon verloren. Meiner Meinung nach hätte man das Spiel bereits von Anfang an als Kooperationsspiel anlegen müssen und zwar so, dass die Überlebenden gemeinsam die vier Ortsplättchen sammeln müssen, was immer noch schwer ist, dafür sorgen schon die Beißer und die Begegnungen zwischendurch.

Das Spiel zeigt mal wieder, dass Lizenzthemen nicht unbedingt zu einem guten Brettspiel verwandelt werden, sondern man eher versucht zwanghaft etwas zusammen zu würfeln und dies dazu führt, dass das Spiel mehr schlecht als recht funktioniert. Also ich würde in dem Spiel schon sehr viel Potential sehen, dafür müsste es aber überarbeitet werden, denn mir hat es auf diese Weise keinen Spaß gemacht. Wie sollte es auch, wenn mir als Überlebender nicht mal die Chance gegeben wird zu überleben, warum sollte ich es dann überhaupt erst versuchen.

 

Isabella Prior

 

Spieler: 1-4

Alter: 16

Dauer: 30+

Autor: Cory Jones

Grafiker: Larry Renac, Marco Sipriaso, Nancy Unzueta, John Vineyard

Preis: ca. 30 Euro

Verlag: Kosmos 2013

Web: www.kosmos.de

Genre: Zombie, Horror, Kooperation

Zielgruppe: Mit Freunden

Spezial: 1 Spieler

Version: de

Regeln: de en

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Auf Basis der TV-Serie

Unausgewogen zugunsten der Zombies

Kooperative Phase kommt zu spät im Spiel

 

Vergleichbar:

Andere Zombie-Spiele, Spiele mit Stärke-Vergleich

 

Andere Ausgaben:

Cryptozoic Entertainment, USA

 

Meine Einschätzung: 4

 

Isabella Prior

Es herrscht ein Ungleichgewicht zu Gunsten der Beißer, die eindeutig einen Vorteil gegenüber den Überlebenden haben. Lizenzen machen nicht unbedingt ein gutes Spiel aus.

 

Zufall (rosa): 2

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 0

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 1

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0