Ta Yü
Ta Yü
von
2 bis 4
Spieler
ab 10
Jahren
30 bis 45
Minuten
Vergleichbare
Spiele:
Tantrix (M, K)
Connections (M, K)
Ich zitiere
die Spielgeschichte:
"TA YÜ
ist der Name einer legendären chinesischen Sagengestalt. Er rettete das Reich
der Mitte vor einer Sintflut - aber nicht dadurch, dass er, wie Noah, eine
Arche baute; vielmehr durchzog er das ganze Land mit einer Vielzahl von Kanälen
und versuchte so, die gewaltigen Wassermasse aus dem Inneren des Landes ins
weite Meer abzuleiten. In unserem Spiel TA YÜ geht es ebenfalls darum, das Land
(Spielfeld) mit Kanälen (Steine mit Doppellinien) zu durchziehen, um
Verbindungen zum offenen Meer (Spielfeldrand) zu schaffen."
Kürzer und
prägnanter lässt sich das Spiel nicht mehr zusammenfassen. Eine schon fast
klassische Historie, dazu ein Taktikspiel mit einfachsten Regeln, verbunden mit
einem Spielmaterial, welches man in solcher Qualität höchstens von Mahjongg gewohnt
ist: Man könnte meinen, es mit einem fernöstlichen Klassiker des Brettspiels zu
tun zu haben. Doch weit gefehlt, denn "Ta Yü" ist ein ganz neues
Spiel, erdacht von einem ganz und gar europäischen Spieleautor (
Das
Spielmaterial, das habe ich schon erwähnt, ist allererste Sahne.
Schachteldesign und Spielplan in schlichtem Dunkelblau gehalten, mit
chinesischen Ornamenten, Drachen und was so dazugehört, in Gold. Der Spielplan
zeigt ein quadratisches Muster mit 19 x 19 vorerst noch leeren Feldern. Tja,
und dann gibt es nur noch einen Stoffbeutel randvoll mit den Spielsteinen. Aus
Plastik zwar, aber in Farbe, Form und Aufmachung an Mah Jongg-Steine aus
Elfenbein erinnernd. Alle Steine sind länglich und belegen auf dem Spielplan
drei Felder. Auf der Vorderseite sind Linien eingezeichnet, die sogenannten
Kanäle, und zwar dermaßen, dass jeder Stein drei Mündungen besitzt. Einige
haben zwei Mündungen an der Längsseite, bei anderen führen die Mündungen nach
drei verschiedenen Seiten, und ganz wenige haben gar drei Mündungen auf der
Längsseite. Insgesamt sind es 112 Steine, die gut gemischt und mit der
Vorderseite nach unten in zwei großen Stapelreihen aufgebaut werden.
Und dann
kann's schon losgehen. Der erste Stein muss unbedingt so gesetzt werden, dass
das Mittelfeld damit abgedeckt wird. Danach kann ein Spieler seinen gezogenen
Stein irgendwo an das bestehende Kanalnetz anlegen. Dabei sind ein paar
Grundregeln zu beachten: Mindestens ein Kanal muss weitergeführt werden, kein
Stein darf über den Spielfeldrand gelegt werden und vor allem darf kein Stein
so abgelegt werden, dass eine leere Kante an eine Mündung grenzt.
Natürlich
bauen die Spieler nicht wild drauf los, sondern jeder Spieler verfolgt sein
spezielles Ziel. Während der eine Spieler die beiden Spielfeldränder links und
rechts (Ost und West - die Himmelsrichtungen spielen in der chinesischen
Mythologie bekanntermaßen eine große Rolle) miteinander zu verbinden trachtet,
müht sich sein Kontrahent mit einer Verbindung des oberen und unteren
Spielfeldrandes ab (Nord - Süd). Man bezeichnet diese Art von Spielen als
"Border-to-border"-Spiele. Dabei ist es auch von großer Bedeutung,
möglichst viele Mündungen an den jeweiligen "Küsten" zu haben, oder
sinnbildlich gesprochen, möglichst viele Kanäle ins jeweilige Meer zu leiten.
An jeder Seite gibt es zudem noch drei besonders gekennzeichnete
Austrittsfelder. Mündungen, die dort ins Meer führen, zählen doppelt.
Um den
besten Kanalbauer und damit denjenigen Spieler zu ermitteln , der mehr zur
Rettung des Reiches der Mitte beigetragen hat, werden schließlich bei Spielende
die Anzahl der Mündungen einer Seite mit der Anzahl der Mündungen auf der
gegenüberliegenden Seite multipliziert. Klingt kompliziert, ist aber ganz
einfach, wie ich mit einem kleinen Beispiel belegen werde. Angenommen Quai
Chang spielt Nord-Süd und hat im Norden drei, im Süden sieben Mündungen. Seine
Punktezahl ist 3 x 7 = 21 Punkte. Wer eine Seite gar nicht anschließen konnte,
hat von vorneherein Pech gehabt, denn jede Zahl mal 0 ergibt nun eben Null, gar
nichts, zero!
Kann man
"Ta Yü" nun als ein reines Taktikspiel betrachten? Die Antwort darauf
lautet: Nein. Das Ziehen der Steine verhindert, dass es sich lohnt,
tiefschürfende Überlegungen anzustrengen. Zur Auswahl stehen ja immer nur die
beiden vordersten Steine, die noch dazu verdeckt liegen. Zwar ist beiden
Spielern bekannt, dass Steine mit einer speziellen Markierung auf der Rückseite
Mündungen an drei verschiedenen Seiten haben, und die vom Verlag als gewollt
bezeichnete leichte Andeutung einer Mündung an der Vorderseite der Stapelreihe
läßt auch noch einige Rückschlüsse zu, wie ein Stein genau aussehen könnte,
doch das alles kann nicht darüber hinweg täuschen, dass hier der Zufall eine
Rolle spielt. Dies schadet dem Spiel aber in keinster Weise, im Gegenteil,
dadurch erfährt "Ta Yü" eine gewisse Lockerheit. Nicht langfristige
Strategien und Kopfzermartern, stattdessen spielerisches Herausfinden der
bestmöglichen Anlegemöglichkeit, gegebenenfalls auch mit der einen oder anderen
Gemeinheit für seinen Gegner. Etwas taktischer ist da schon die Profivariante,
die ich jedem empfehle: Jeder erhält anfangs schon einen Stein und hat auf
diese Weise, wenn er einen Stein zieht, zwei Steine zur Auswahl.
Was aber
"Ta Yü" neben dem erstklassigen Spielmaterial von den vielen anderen
Zweipersonen-Taktikspielen abhebt, ist eine höchst interessante Variante für 3
Personen, die allerdings schon ein bisschen Spielerfahrung voraussetzt. Ein
Spieler übernimmt die Rolle des "Störenfriedes", der versucht, die
beiden anderen Spieler zu behindern. Das Viererspiel hingegen unterscheidet
sich nicht vom Zweierspiel, je zwei Spieler bilden ein Team.
Niek
Neuwahl hat mit "Auf Teufel komm raus" schon einmal ein Legespiel mit
verschlungenen Wegen und Pfaden geschaffen, welches aber nicht so richtig
angekommen ist. "Ta Yü" ist jedoch um einiges besser und auch
wesentlich schöner gestaltet. Ich selber werde wohl noch öfters seinem
fernöstlichen Charme verfallen....
* Ta Yü W SS UU
AAA 2 - 3 (2 - 4) m