Sherlock
Holmes Criminal-Cabinet
Sherlock Holmes Criminal-Cabinet.
Spiel-Spannung
für Leute mit Spürsinn.
Franckh'shce
Verlagshandlung W.Keller & Co., Stuttgart 1984.
Originalausgabe:
Sleuth
Publications, Ltd.,San Fransisco 1982.
Sherlock
Holmes ist nicht nur das legendäre Vorbild für (Roman-)Detektive, die etwas auf
sich halten - sein Name ist auch ein Synonym für scharfsinniges Denken und für
die (ans Hellsehen grenzende) Fähigkeit, aus scheinbar nichtssagenden Details
die weitestreichenden (natürlich haargenau zutreffenden) Folgerungen zu ziehen.
Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass sein Name auch immer wieder in
Zusammenhang mit "Detektiv"spielen - und solchen, die sich dafür
ausgeben wollen - verwendet wird.
Eines dieser
Spiele wurde 1985 sogar zum Spiel des Jahres gekürt (siehe den Bericht von
Roberto Talotta in WIN 15) - Grund genug, dieses Spiel etwas genauer unter die
Lupe (des Kritikers, nicht des Detektives) zu nehmen.
Die Regeln
des Spieles sind rasch beschrieben:
Dem sogen.
"Buch der Kriminalfälle" entnimmt man die Ausgangssituation, d.h. die
Beschreibung, wie der Fall - den es zu lösen gilt - an Meisterdetektiv Holmes
herangetragen wird. Sodann liest man einen Vortrag, den Holmes an seine
Gehilfen (den Baker-Street-Hilfskorps) richtet und in dem Informationen über
das viktorianische London enthalten sind, die bei der Lösung des Falls
behilflich sein können - insbesondere erfährt man eine Liste von Orten
(Behörden, Personen, etc.), wo möglicherweise Hinweise oder Indizien zu
entdecken sind.
Weitere
Möglichkeiten kann man (genügend Spürsinn vorausgesetzt) dem
"Zeitungsarchiv (eine bunt gemischte Sammlung von - chronologisch
geordneten - Meldungen), dem "Londoner Adressbuch (enthält ähnlich wie ein
Telephonbuch - Namen, Firmen, Institutionen, etc.), oder auch dem Londoner
Stadtplan entnehmen.
Hat man
sich entschieden, wo man Nachforschungen anstellen will, so schlägt man im
"Buch der Indizien" (unter einer Codebezeichnung) nach, was es dort
tatsächlich zu erfahren gibt.
Auf diese
Weise fährt man fort, bis man weiß oder zu wissen glaubt - wie die Lösung des
Falles aussieht.
Nun
beantwortet man, so gut man es kann, eine Reihe von Fragen, die man einem
"Quiz-Buch“ entnimmt. Ist das erledigt, so überprüft man die Antworten und
berechnet anhand der für richtige Antworten vergebenen Punkte und der Anzahl
der Orte, an denen man nach Indizien gesucht hat, die erreichte Punktezahl ...
... und vergleicht sie mit dem von Sherlock Holmes erreichten Ergebnis.
Letzteres
ist natürlich immer 100% ,denn Holmes entscheidet sich natürlich auch bei zwei
oder mehr scheinbar? gleichwertigen Möglichkeiten stets mit schlafwandlerischer
Sicherheit für die richtige, d.h. zielführende.
Zum
Abschluss kann man noch den von Holmes gegebenen Schlussbericht nachlesen.
Für wie
viele Spieler ist SHERLOCK HOLMES CRIMINAL-CABINET nun geeignet?
Die Autoren
geben folgende Varianten an: für einen Spieler - der vergleicht sein Resultat
nur mit den 100 Punkten von Holmes); für zwei Spieler, die abwechselnd einen
Indizienort nachschlagen (ohne das Resultat bekannt zu geben), und - jeder für
sich - versuchen, den Fall möglichst rasch zu lösen (sie vergleichen am Schluss
ihr Punkteergebnis); und das Gruppenspiel, bei dem die Mitspieler reihum einen
Indizienort auswählen und die dort zu erzielende Information bekannt geben, und
den Fall wahlweise als Gruppe (Vergleich mit Holmes) oder einzeln (Vergleich
untereinander - jeder scheidet aus, sobald er glaubt, gut genug informiert zu
sein, und ermittelt sofort sein Punkteergebnis).
Im Grunde
ist SHERLOCK HOLMES CRIMINAL-CABINET aber ein Ein-Personen-"Spiel",
genauer: eine Sammlung von zehn Kriminalrätseln, die man - wie man jedes Rätsel
- allein, zu zweit um die Wette, oder in einer Gruppe (gemeinsam oder um die
Wette) lösen kann. Der Geschäftsführer von "Hexagames" mag zwar ein
schlechter Verlierer (siehe den Artikel in WIN 15) sein, er hat aber trotzdem
recht, wenn er der Jury vorwirft: "Sie haben ein Buch zum "Spiel des
Jahres" gemacht" - denn ein Spiel ist es nur, wenn man unter
"Spiel" jede nicht einem (über)lebenswichtigen Ziel (Nahrung,
Fortpflanzung) gewidmete Tätigkeit versteht. Der Titel "Spiel des
Jahres" sollte, so meine ich, den (Gesellschafts-)Spielen im engeren Sinn
vorbehalten bleiben - Spielen, die wiederholbar sind - Spielen, bei denen nicht
die Rolle eines Spielers auf mehrere aufgeteilt wurde. (In dieser Hinsicht
segelt auch der Vorgänger, das "Spiel des Jahres 1984" unter falscher
Flagge - SCOTLAND YARD von Ravensburger ist nämlich ein Zwei-Personen-Spiel,
bei dem einer der beiden "Spieler" von bis zu fünf Spielern gespielt
wird.)
WIN-Wertung
(siehe WIN !!):
Sherlock
Holmes Criminal-Cabinet W S U A l(l-n)
P.S. Wer
Interesse an derartigen Kriminalrätseln hat, findet sie weit besser und
raffinierter gemacht in den drei von DUMONT als Bücher(!) veröffentlichen
Fällen des Autorenpaares Dennis Wheatley/J.G.Links:
Der Mörder
von Miami
Der Mord im
Landhaus
Das
Geheimnis um Schloß Malinsay.