Wo liegt Brunei?

 

Globalissimo

 

Mehr Straßenkilometer in Andorra oder in Liechtenstein?

 

Das spannende Spiel um die Länder der Erde … Vielleicht ein Geschichtsspiel? Ein Geografiespiel? Vielleicht ein Lernspiel? Und spannend? Ab 12, also eigentlich kein wirkliches Kinderspiel?

 

Netterweise findet man die Spielidee gleich auf der ersten Seite der Spielregel: Unterschiedliche Länder (genau genommen 100!) in 10 Kategorien vergleichen, schätzen, tippen, punkten … Ach du meine Güte, ich glaube, heute werde ich mich saftig blamieren! Augen zu und durch, jeder kann mal einen schlechten Tag haben, oder?

 

Um meine in mir rasch aufsteigende Unsicherheit gut zu verbergen, widme ich mich gleich dem Spielmaterial: Ein großer bunter Spielplan mit vielen Ländern dieser Erde wird in der Tischmitte ausgebreitet. Jeder Staat ist farblich gut von den Nachbarländern abgegrenzt, aber ach du Schreck: Keine Namen, sondern nur Zahlen! Viele Zahlen, sogar die 161 sehe ich! Aber das ist, warte, gleich hab ich´s … es ist … es ist … Neuseeland! Na gut, es wird schon gehen. Aber warum 161 Zahlen und nur 100 dazupassende Kärtchen? Dient wohl der restlosen Verwirrung, denn jetzt habe ich es durchschaut, es gibt gar nicht für jedes Land eine Karte! Aber zumindest gibt es für jede Karte ein Land, ist auch schon etwas.

 

Die 100 Länderkarten haben auf der Kartenrückseite den Namen des Staates inmitten der farbenfrohen Nationalflagge. Auf der Vorderseite der Karte findet man in der Mitte noch einmal den Namen des Staates, darüber die dazugehörige Zahl am Spielplan und darunter die Hauptstadt des Landes. Rundherum befinden sich 10 Kategoriekästchen (z. B. Straßenkilometer oder Ausländische Urlauber in Millionen/Jahr) mit dem jeweils gültigen Wert für eben dieses Land.

 

Neben dem Spielplan, den 100 Länderkarten und den 10 Kategoriekarten gehören noch jeweils 7 lilafarbene und 7 orangefarbene Barrieren, 4 Übersichtstafeln und ein Startspielerplättchen zum Spielmaterial. Außerdem erhält jeder Spieler 1 Spielfigur und 6 Tippkärtchen mit den Werten 1 bis 6 in seiner Farbe.

 

Am Spielplan selber gibt es außen herum eine Zählleiste, wobei jeweils 2 Felder durch ein neutrales Feld voneinander getrennt sind. Auf diese leeren Felder werden die Barrieren nach Belieben verteilt. Für das Vorrücken auf der Zählleiste werden sie im weiteren Verlauf des Spieles, auch dann, wenn die Barrieren bereits erfolgreich beseitigt wurden, nicht mitgezählt.

 

Es kann losgehen! Vom gut gemischten Länderkartenstapel werden 5 (bei 2 bis 4 Spielern) bzw. 6 (bei 5 oder 6 Spielern) mit der Flaggenseite nach oben unten an den Spielplan gelegt. Was haben wir denn da: Lettland, Argentinien, Dschibuti (Hilfe, wo ist das?), Portugal, Chile und Belize. Nein, ich lasse mir nichts anmerken. Zusätzlich wird nun 1 der Kategoriekarten umgedreht: Bruttosozialprodukt (in US$ pro Einwohner, das hilft mir wohl auch nicht weiter …).

 

Beginnend beim Startspieler muss nun jeder 1 Tippkärtchen auf ein Land legen. Pro Land darf nur ein Tippkärtchen liegen, es dürfen aber durchaus auch gleiche Werte auf verschiedenen Ländern liegen. Schauen wir mal, was die anderen so machen. Instinktiv würde ich ja Argentinien oder Portugal nach vorne reihen, aber als vorletzter Spieler habe ich nur mehr Dschibuti (weiß noch immer nicht, wo das liegt …) und Chile zur Auswahl. Da bei der Abrechnung jeder richtige Tipp 3 Punkte, eine Abweichung von +/-1  2 Punkte und eine Abweichung von +/-2 auch noch 1 Punkt bringen, entscheide ich mich für einen goldenen Mittelweg, indem ich Chile in der Mitte auf der 4. Stelle tippe (Dschibuti ist mir noch immer unheimlich…). Nachdem alle gesetzt haben, werden die Länderkarten umgedreht und mit den Tippkärtchen oben drauf nun nach den tatsächlichen Werten sortiert. Es kommt Portugal an die 1. Stelle, Argentinien an die 2. Stelle, Chile an die 3. Stelle … Also so falsch war ich gar nicht.

 

Jetzt kommt es zur Wertung: Der Startspieler beginnt, liegt 1 Position daneben, darf also 2 Felder weit ziehen, Spieler 2 hat richtig getippt, 3 Felder weiter (im Startbereich gibt es 3 Felder bis zur 1. Barriere, also noch für niemanden ein Hindernis), … ich bekomme ebenfalls 2 Punkte für Chile, … Es dürfen auch mehrere Figuren auf einem Feld stehen.

 

Das Getümmel vom Startfeld hat sich nicht wirklich aufgelöst, alle befinden sich auf den Feldern 1 bis 3. Ach ja, Dschibuti ist ein kleines Land an der Ostküste von Afrika, in der Nähe vom Jemen und den Ländern mit den Nummern 72, 94 und 96, die folgen aber alle wohl erst in der Erweiterung, ich muss also weder Namen und Hauptstadt im heutigen Spiel fürchten …

 

Die Länderkarten werden weggeräumt und durch 6 neue ersetzt. Der Startspieler wandert weiter, und diesmal geht es um die Bevölkerungsdichte. Tippen, aufdecken, Wertungspunkte ziehen. Doch halt: Spieler 1 kann nicht ziehen, da er eine orangefarbene Barriere vor sich hat. Jetzt muss er die Hauptstadt der obersten verdeckten Länderkarte vom Stapel nennen. Das wird ja wohl zu schaffen sein, also: Gefragt ist die Hauptstadt von Namibia … Na gut, dass ich nicht dran bin, wird wohl jemand die Barriere vor mir wegräumen. Spieler 1 weiß die Antwort nicht, bleibt stehen, Spieler 2 darf nur 1 Feld weit ziehen, weil er 2 Tipppositionen daneben liegt, hat also auch kein Problem, weil die Barriere noch nicht zu überwinden ist, jetzt kommt Spieler 3, na komm schon, du weißt es! Nach kurzem Zögern ein fragendes Windhuk? Richtig! Der Spieler darf die Barriere an sich nehmen (zählt bei Punktegleichstand am Spielende). Jetzt bin ich an der Reihe: Da ich wieder 2 Punkte ertippt habe und die Barriere schon weg ist, darf ich ganz gemütlich weiter ziehen. Na so schlecht bin ich doch gar nicht!!

 

In der nächsten Runde bin ich die erste Spielerin, die diesmal eine lilafarbene Barriere wegräumen muss. Lila heißt: Zeige das Land auf der obersten Karte des Stapels: Wo ist Fidschi? … Das sind doch Inseln, irgendwo in der Nähe von Australien … Die verräterischen Blicke meiner Mitspieler wandern großteils auch in diese Richtung, was meine Vermutung bestätigt … jetzt ein bisschen raten: 160, richtig!! Die Barriere wird weggeräumt, ich darf drüber ziehen.

 

Nach 10 Runden und 10 Kategorien sind alle Mitspieler immer noch sehr eng beisammen, 2 stehen aber an erster Stelle. Der Spieler mit mehr weggeräumten Barrieren gewinnt.

 

Ist ja gar nicht so schlecht gelaufen! Ich denke, was dieses Spiel auszeichnet, ist, dass man sich nicht wirklich völlig blamieren kann. Auch allein durchs Raten kann man durchaus viele Punkte machen. Meine erste Befürchtung, dass man bei diesem Spiel schnell einen Vorteil hat, wenn man es ein paar Mal gespielt hat, hat sich nicht bewahrheitet, man kann sich die Werte der einzelnen Karten nicht merken, und jedes Land kommt selten mit den gleichen 5 anderen Ländern in der gleichen Kategorie wieder. Außerdem sind die Werte manchmal sehr ähnlich oder sogar gleich. Hättet ihr gewusst, dass die Elfenbeinküste und Tadschikistan denselben Wert bei CO2-Emission in Tonnen pro Einwohner hat? Ich auch nicht … Ist auch nicht so wichtig, wenn man sich bei jedem Spiel ein paar Länder oder Hauptstädte merkt, so wie ich jetzt nicht mehr so schnell vergesse, wo Dschibuti liegt – ihr wisst schon, an der Ostküste von Afrika – , dann hat man hier ein bisschen Geografiewissen in ein nettes kurzweiliges Spiel verpackt, an dem auch meine 10 jährige Tochter Spaß hat (sie weiß jetzt endlich, wo das Land liegt, wo Oma nächste Woche auf Urlaub hinfährt). Was fehlt, ist eine Liste der Länder, die zwar eine Nummer, aber keine Karte haben, man braucht einen Atlas, wenn man ratlos und doch wissenshungrig geworden ist.

 

Die Hauptstadt von Dschibuti? … Das klären wir dann bitte erst beim nächsten Spiel an der orangefarbenen Barriere!

 

Martina Nowak

 

Spieler         : 2-6

Alter            : ab 12

Dauer          : ca. 45-60 Minuten

 

Autor           : Günter Burkhardt

Grafik          : Bernd Wagenfeld (Illustrationen)

Vertrieb        : Kauffert

Preis            : ca. € 25,00

Verlag          : Kosmos 2008

                     www.kosmos.de

 

 

Genre                    :  Wissensspiel

Zielgruppe             :  Familien

Mechanismen         :  schätzen

 

Strategie                :  wenig

Taktik                    :  wenig

Glück                    :  ein bisschen

Interaktion             :  ein bisschen

Kommunikation      :  vorhanden, aber nicht notwendig

Atmosphäre           :  wissensspielmäßig

 

Kommentar            :

Zweckmäßige Ausstattung

Interessante Detailinformationen

Kein Merkeffekt zu den Zahleninformation

Merkeffekt nur bei Hauptstädten und Lage

 

Martina Nowak:

Ein Spiel für Statistikliebhaber (Kommentar Peter Nowak) und Personen, die gerne ihr Wissen über Lage und Hauptstadt von einzelnen Ländern auffrischen oder erweitern wollen, aber auch einfach ein gutes Familienspiel

 

Vergleichbar:

Pi mal Daumen und andere Einschätzspiele