Eden
Das Spiel:
Eden
Von Gal Zuckerman
Für 3-4 Spieler ab 10 Jahren
40-60 min
Die WIN-Wertung:
* WW S II U AA 3-4 m
„ Im Schweiße Ihres Angesichts bewässern Sie unfruchtbares Ödland. Bald
verfügen Sie über fruchtbaren Boden. Sie hegen und pflegen das Land und erste
Pflanzen zeigen sich. Wohlgefällig schauen die Götter auf Sie herab und zur
Belohnung verteilen sie „Mana“. Auch Ihren Mitspielern geht es so. Aber mit
Göttergeschenken wusste die Menschheit noch nie sehr viel anzufangen. Und so
kommen Ihre Mitspieler auf die Idee, ihr Mana einzusetzen, um anderen das
fruchtbare Land abzufangen“
Mit dieser hübschen Geschichte beginnt die Spielregel eines sehr netten
Spieles von Kosmos. In der halben Standard-Kosmosschachtel findet man den nicht
sehr großen Spielplan (wie schön: ein Spiel, das man problemlos auch auf einem
kleinen Wohnzimmertisch spielen kann!), der mit Hilfe eines Koordinatensystems
in 49 Quadrate unterteilt ist. Weiters sind in der Schachtel 49
Bewässerungskarten (für jedes Feld auf dem Spielplan eine), 17 Kultivierungskarten
mit 2 bis 4 Quadraten in verschiedenen geometrischen Figuren, 54 Manakarten mit
Werten von 5, 10, 20, 50 und 100, je 24 Bewässerungskärtchen in den Farben rot,
gelb, blau und rosa, 4 Übersichtstafeln, auf denen auf der einen Seite der
Ablauf eines Spielzuges und auf der anderen Seite der Ablauf einer Landnahme
beschrieben ist, und eine kurze präzise Spielregegel, die keine Fragen offen
lässt.
Jeder Spieler erhält 100 Mana, die er verdeckt hält, sämtliche
Landschaftskärtchen einer Farbe und 6 Karten vom verdeckten Kartenstapel, der
aus Bewässerungskarten und Kultivierungskarten besteht, und dann geht es los.
Man muss jetzt Bewässerungskärtchen auf dem Spielplan ablegen, um Mana zu
erhalten. Dazu muss der Spieler am Zug eine Bewässerungskarte ausspielen. Dann
legt man auf das angegebene Feld ein Plättchen, das einen weißen Punkt zeigt.
Anschließend kann man versuchen, einem anderen Spieler ein oder mehrere
schon ausliegende Kärtchen abzunehmen. Dazu muss das neu gelegte Plättchen waagrecht
oder senkrecht direkt neben ein Plättchen eines Gegners gelegt werden. Nun kann
man dieses und beliebig viele daran direkt angrenzende Plättchen desselben
Gegners angreifen. Hat man selbst noch an das neu gelegte Plättchen direkt
angrenzende eigene Plättchen, kann man, wenn man will, EIN eigenes Plättchen
beim Angriff zu Hilfe nehmen. Nun wird gezählt, wie viele weiße und rote
Fruchtbarkeitspunkte jeweils auf den angreifenden bzw. auf den angegriffenen
Plättchen sind. Nun wird reihum mit Mana für die Übernahme geboten. Das
Mindestgebot des Angreifers beträgt 10 Mana. Dieses Gebot wird nun mit der
Anzahl der Fruchbarkeitspunkte des Verteidigers multipliziert und offen
ausgelegt. Der Gegner kann nun dieses Angebot annehmen oder um mindestens 5
Mana erhöhen. Dieses Gebot wird dann wieder mit den Fruchtbarkeitspunkten des
Angreifers multipliziert und ausgelegt. Jetzt kann wieder der Angreifer das
Angebot annehmen oder erhöhen usw. Dieser Bietmechanismus bewirkt, dass
Angreifer und Verteidiger gegebenenfalls sehr unterschiedliche Summen bezahlen
müssen. Man sollte sich also sehr gut überlegen, ob es sinnvoll ist mit einem
eigenen neu gelegten Kärtchen (1 weißer Fruchtbarkeitspunkt) 3 oder 4 Kärtchen
des Gegners mit womöglich 7 Fruchtbarkeitspunkten anzugreifen. Denn ein Gebot
von 20 Mana würde hier den Angreifer 140 Mana kosten, den Angegriffenen aber
nur 20 Mana.
Der Angriff endet, sobald einer der Kontrahenten das Angebot seines
Gegners annimmt. Dieser bekommt das gebotene Mana, der Sieger darf die Landschaftskärtchen
seines Gegners durch eigene Plättchen derselben Stufe ersetzen. Der Spieler am
Zug darf jetzt, wenn er will, noch eine 2. Bewässerungskarte spielen und noch
eine Landnahme versuchen.
Statt zu bewässern und Gegnern Land wegzunehmen (oder es zumindest zu
versuchen!) kann man auch bewässertes Land kultivieren. Dazu spielt man eine
Kultivierungskarte aus, auf der, wie schon gesagt, 2- 4 Quadrate in einer
geometrischen Figur zu sehen sind. Dann kann man Felder, die so wie auf der
Karte angeordnet sind, um eine Stufe aufwerten. Dazu darf man die
Kultivierungskarten beliebig drehen aber nicht spiegeln. Selbiges ist dann
besonders ärgerlich, wenn man feststellt, dass es das L nur in einer Richtung
gibt. Und natürlich nicht in der, in der man es brauchen würde! Aufgewertet
werden allerdings immer nur die Landschaftskärtchen der niedrigsten vorhandenen
Stufe. Man zahlt anschließend pro aufgewertetem Kärtchen je 10 Mana an die
Kasse. Man kann eine Kultivierungskarte auch in einem Bereich verwenden, der aus
mehr eigenen Kärtchen besteht als den abgebildeten. Aufgewertet werden aber
dann nur die niedrigsten Kärtchen der abgebildeten Figur. Zum Aufwerten werden
1er Plättchen einfach umgedreht. 2er müssen durch 3er ersetzt werden, aber 3er
kann man wieder umdrehen. Mehr als 4 gibt es nicht.
Auf den Plättchen ist immer ein weißer Punkt und 0-3 rote Punkte. Für
diese roten Punkte kann man am Anfang seines Zuges Mana kassieren. Und zwar pro
rotem Punkt 5 Mana. Wenn man vergisst, sie zu verlangen, hat man Pech gehabt.
Richtig! Wir haben dauernd drauf vergessen und die anderen saßen herum und
freuten sich diebisch (bis sie das Kassieren selbst vergessen haben!).
Allerdings hat es dann irgendwann einen erzieherischen Effekt, dass man sein
Mana nicht bekommt. Es soll auch schon vorgekommen sein, dass ein Mitspieler
später bei einem völlig anderen Spiel am Anfang seines Zuges sagte: „Mana
kassieren nicht vergessen!“
Statt zu bewässern oder zu kultivieren gibt es auch noch eine 3. Option:
Passen
Zusätzlich zu seiner Aktion kann man zu einem beliebigen Zeitpunkt
beliebig viele Kultivierungskarten verkaufen oder kaufen. Zum Verkauf legt man
sie offen neben dem Plan ab und erhält dann pro Feld auf der Karte 10 Mana von
der Kasse.
Diese offen liegenden Karten kann man dann kaufen. Dazu zahlt man 10
Mana für die Karte und dann für jedes Feld weitere 10 Mana. Man kann die neu
gekaufte Karte auch sofort einsetzen, wenn man noch keine andere Aktion
getätigt hat.
Am Ende seines Zuges zieht man dann 1 Karte nach, wenn man weniger als 5
Karten in der Hand hat. (Mana-Karten zählen nicht mit.) Es gibt kein
Kartenlimit, wie viele Karten man in der Hand haben darf. Man bekommt halt nur
keine neuen dazu. Hat man nur 2 oder 3 Karten in der Hand, darf man aber auch
nur eine nachziehen.
Das Spiel endet, wenn ein Spieler 20 Fruchtbarkeitspunkte (weiße und
rote) ausliegen hat. Dazu muss der Spieler nicht an der Reihe sein. Dieser
Spieler hat dann gewonnen.
Eden ist ein sehr nettes Spiel mit stimmigem Thema und Mechanismus. Die
Regel ist sehr gut zu lesen, klar und übersichtlich, und lässt, wie schon
gesagt, keine Fragen offen. Das Spielmaterial ist schön und funktionell, nur
die Farben Rot und Rosa finde ich nicht sehr gelungen (aber immer noch besser
als diverse Grau- und Brauntöne!). Dass Kosmos seine Schachteln normiert hat
den positiven Effekt, dass sie sich besser stapeln lassen. Aber für Leute mit
beschränktem Platz, so wie ich, wäre es vielleicht noch nett, wenn man sie auch
noch in der Dicke auf die Hälfte reduzieren könnte!
Der Spielmechanismus ist gut und stimmig. Das Spielfeld hat auch noch
eine Grösse, die man noch gut überblicken kann, dadurch werden die
Nachdenkpausen nicht allzu lang. Natürlich hängt es schon sehr davon ab, welche
Karten man zieht, was man tun kann, aber man hat nicht das Gefühl, man wird
gespielt. Der einhellige Tenor aller Mitspieler war jedenfalls: „Ich würd’s
gern noch mal spielen!“ Ein gelungenes Spiel!