Eden

 

Das Spiel:

Eden

Von Gal Zuckerman

Für 3-4 Spieler ab 10 Jahren

40-60 min

Kosmos 2001

 

Die WIN-Wertung:

* WW S II U AA 3-4 m

 

„ Im Schweiße Ihres Angesichts bewässern Sie unfruchtbares Ödland. Bald verfügen Sie über fruchtbaren Boden. Sie hegen und pflegen das Land und erste Pflanzen zeigen sich. Wohlgefällig schauen die Götter auf Sie herab und zur Belohnung verteilen sie „Mana“. Auch Ihren Mitspielern geht es so. Aber mit Göttergeschenken wusste die Menschheit noch nie sehr viel anzufangen. Und so kommen Ihre Mitspieler auf die Idee, ihr Mana einzusetzen, um anderen das fruchtbare Land abzufangen“

 

Mit dieser hübschen Geschichte beginnt die Spielregel eines sehr netten Spieles von Kosmos. In der halben Standard-Kosmosschachtel findet man den nicht sehr großen Spielplan (wie schön: ein Spiel, das man problemlos auch auf einem kleinen Wohnzimmertisch spielen kann!), der mit Hilfe eines Koordinatensystems in 49 Quadrate unterteilt ist. Weiters sind in der Schachtel 49 Bewässerungskarten (für jedes Feld auf dem Spielplan eine), 17 Kultivierungskarten mit 2 bis 4 Quadraten in verschiedenen geometrischen Figuren, 54 Manakarten mit Werten von 5, 10, 20, 50 und 100, je 24 Bewässerungskärtchen in den Farben rot, gelb, blau und rosa, 4 Übersichtstafeln, auf denen auf der einen Seite der Ablauf eines Spielzuges und auf der anderen Seite der Ablauf einer Landnahme beschrieben ist, und eine kurze präzise Spielregegel, die keine Fragen offen lässt.

 

Jeder Spieler erhält 100 Mana, die er verdeckt hält, sämtliche Landschaftskärtchen einer Farbe und 6 Karten vom verdeckten Kartenstapel, der aus Bewässerungskarten und Kultivierungskarten besteht, und dann geht es los. Man muss jetzt Bewässerungskärtchen auf dem Spielplan ablegen, um Mana zu erhalten. Dazu muss der Spieler am Zug eine Bewässerungskarte ausspielen. Dann legt man auf das angegebene Feld ein Plättchen, das einen weißen Punkt zeigt.

 

Anschließend kann man versuchen, einem anderen Spieler ein oder mehrere schon ausliegende Kärtchen abzunehmen. Dazu muss das neu gelegte Plättchen waagrecht oder senkrecht direkt neben ein Plättchen eines Gegners gelegt werden. Nun kann man dieses und beliebig viele daran direkt angrenzende Plättchen desselben Gegners angreifen. Hat man selbst noch an das neu gelegte Plättchen direkt angrenzende eigene Plättchen, kann man, wenn man will, EIN eigenes Plättchen beim Angriff zu Hilfe nehmen. Nun wird gezählt, wie viele weiße und rote Fruchtbarkeitspunkte jeweils auf den angreifenden bzw. auf den angegriffenen Plättchen sind. Nun wird reihum mit Mana für die Übernahme geboten. Das Mindestgebot des Angreifers beträgt 10 Mana. Dieses Gebot wird nun mit der Anzahl der Fruchbarkeitspunkte des Verteidigers multipliziert und offen ausgelegt. Der Gegner kann nun dieses Angebot annehmen oder um mindestens 5 Mana erhöhen. Dieses Gebot wird dann wieder mit den Fruchtbarkeitspunkten des Angreifers multipliziert und ausgelegt. Jetzt kann wieder der Angreifer das Angebot annehmen oder erhöhen usw. Dieser Bietmechanismus bewirkt, dass Angreifer und Verteidiger gegebenenfalls sehr unterschiedliche Summen bezahlen müssen. Man sollte sich also sehr gut überlegen, ob es sinnvoll ist mit einem eigenen neu gelegten Kärtchen (1 weißer Fruchtbarkeitspunkt) 3 oder 4 Kärtchen des Gegners mit womöglich 7 Fruchtbarkeitspunkten anzugreifen. Denn ein Gebot von 20 Mana würde hier den Angreifer 140 Mana kosten, den Angegriffenen aber nur 20 Mana.

 

Der Angriff endet, sobald einer der Kontrahenten das Angebot seines Gegners annimmt. Dieser bekommt das gebotene Mana, der Sieger darf die Landschaftskärtchen seines Gegners durch eigene Plättchen derselben Stufe ersetzen. Der Spieler am Zug darf jetzt, wenn er will, noch eine 2. Bewässerungskarte spielen und noch eine Landnahme versuchen.

 

Statt zu bewässern und Gegnern Land wegzunehmen (oder es zumindest zu versuchen!) kann man auch bewässertes Land kultivieren. Dazu spielt man eine Kultivierungskarte aus, auf der, wie schon gesagt, 2- 4 Quadrate in einer geometrischen Figur zu sehen sind. Dann kann man Felder, die so wie auf der Karte angeordnet sind, um eine Stufe aufwerten. Dazu darf man die Kultivierungskarten beliebig drehen aber nicht spiegeln. Selbiges ist dann besonders ärgerlich, wenn man feststellt, dass es das L nur in einer Richtung gibt. Und natürlich nicht in der, in der man es brauchen würde! Aufgewertet werden allerdings immer nur die Landschaftskärtchen der niedrigsten vorhandenen Stufe. Man zahlt anschließend pro aufgewertetem Kärtchen je 10 Mana an die Kasse. Man kann eine Kultivierungskarte auch in einem Bereich verwenden, der aus mehr eigenen Kärtchen besteht als den abgebildeten. Aufgewertet werden aber dann nur die niedrigsten Kärtchen der abgebildeten Figur. Zum Aufwerten werden 1er Plättchen einfach umgedreht. 2er müssen durch 3er ersetzt werden, aber 3er kann man wieder umdrehen. Mehr als 4 gibt es nicht.

 

Auf den Plättchen ist immer ein weißer Punkt und 0-3 rote Punkte. Für diese roten Punkte kann man am Anfang seines Zuges Mana kassieren. Und zwar pro rotem Punkt 5 Mana. Wenn man vergisst, sie zu verlangen, hat man Pech gehabt. Richtig! Wir haben dauernd drauf vergessen und die anderen saßen herum und freuten sich diebisch (bis sie das Kassieren selbst vergessen haben!). Allerdings hat es dann irgendwann einen erzieherischen Effekt, dass man sein Mana nicht bekommt. Es soll auch schon vorgekommen sein, dass ein Mitspieler später bei einem völlig anderen Spiel am Anfang seines Zuges sagte: „Mana kassieren nicht vergessen!“

 

Statt zu bewässern oder zu kultivieren gibt es auch noch eine 3. Option: Passen

 

Zusätzlich zu seiner Aktion kann man zu einem beliebigen Zeitpunkt beliebig viele Kultivierungskarten verkaufen oder kaufen. Zum Verkauf legt man sie offen neben dem Plan ab und erhält dann pro Feld auf der Karte 10 Mana von der Kasse.

 

Diese offen liegenden Karten kann man dann kaufen. Dazu zahlt man 10 Mana für die Karte und dann für jedes Feld weitere 10 Mana. Man kann die neu gekaufte Karte auch sofort einsetzen, wenn man noch keine andere Aktion getätigt hat.

 

Am Ende seines Zuges zieht man dann 1 Karte nach, wenn man weniger als 5 Karten in der Hand hat. (Mana-Karten zählen nicht mit.) Es gibt kein Kartenlimit, wie viele Karten man in der Hand haben darf. Man bekommt halt nur keine neuen dazu. Hat man nur 2 oder 3 Karten in der Hand, darf man aber auch nur eine nachziehen.

 

Das Spiel endet, wenn ein Spieler 20 Fruchtbarkeitspunkte (weiße und rote) ausliegen hat. Dazu muss der Spieler nicht an der Reihe sein. Dieser Spieler hat dann gewonnen.

 

Eden ist ein sehr nettes Spiel mit stimmigem Thema und Mechanismus. Die Regel ist sehr gut zu lesen, klar und übersichtlich, und lässt, wie schon gesagt, keine Fragen offen. Das Spielmaterial ist schön und funktionell, nur die Farben Rot und Rosa finde ich nicht sehr gelungen (aber immer noch besser als diverse Grau- und Brauntöne!). Dass Kosmos seine Schachteln normiert hat den positiven Effekt, dass sie sich besser stapeln lassen. Aber für Leute mit beschränktem Platz, so wie ich, wäre es vielleicht noch nett, wenn man sie auch noch in der Dicke auf die Hälfte reduzieren könnte!

 

Der Spielmechanismus ist gut und stimmig. Das Spielfeld hat auch noch eine Grösse, die man noch gut überblicken kann, dadurch werden die Nachdenkpausen nicht allzu lang. Natürlich hängt es schon sehr davon ab, welche Karten man zieht, was man tun kann, aber man hat nicht das Gefühl, man wird gespielt. Der einhellige Tenor aller Mitspieler war jedenfalls: „Ich würd’s gern noch mal spielen!“ Ein gelungenes Spiel!