Der Herr der Ringe Die Zwei Türme
Der Herr der Ringe Die Zwei Türme
für 2-4 Spieler ab 10 Jahren
ca. 45 min
Die Besprechung:
Dagmar de Cassan
WIN-Wertung:
* AA III UU GG T 3-4 (2-4) m
Der Herr der Ringe Die Zwei Türme – lang haben alle auf den Film
gewartet und viele haben sich sicher auch auf die vielen Spiele gefreut, die
wieder zum Film erscheinen würden – eines davon ist „Der Herr der Ringe Die
Zwei Türme Das Spiel zum Film“ vom fiktiven Autor J.R.R.Hering in der
Bearbeitung durch das Redaktionsteam von TM-Spiele.
Zentrales Thema des Films sind die monumentalen Schlachten gegen die
Angriffe der Orks, die von den Türmen Isengard und Barad-Dûr ihren Ausgang nehmen, und dies ist auch das
Thema dieses Spiels, es geht nur darum, die Orks zu besiegen und die Schlacht
gegen sie zu gewinnen. Damit haben wir auch schon den Großteil des
Spielmaterial aufgezählt, Orks, Orks, Orks und noch einmal Orks, insgesamt 150
Stück, die auf der Rückseite die Werte 1, 2 oder 3 tragen oder eine 1+Ent. Dazu
kommen noch eine Ent-Figur, die Türme Isengard und Barad-Dûr und die vier
Figuren für die Spieler. Die Ereigniskarten werden nach Rückseiten getrennt
gemischt und verdeckt aufgelegt, die mit 3 zuunterst, dann die mit 2 und dann
die mit 1 markierten Karten obendrauf. Die Heldenkarten haben unterschiedliche
Werte von 5 bis 9 und dazu eine Markierung für die mögliche Zugrichtung,
orthogonal, diagonal oder in alle Richtungen, jeder bekommt 3 Karten, der Rest
ist verdeckter Nachziehstapel. Und dann haben wir noch 9 Ork-Karten, die
verdeckt bereitgelegt werden.
Die Türme stellen wir in die entsprechenden Felder, die Figuren beginnen
in der Mitte und die 5 Felder rings um Isengard und Mordor werden mit Orks
bestückt.
Das Spielziel ist sehr einfach – zu verhindern, dass die von den beiden
Türmen ausgehenden Ork-Armeen orthogonal lückenlos zusammenwachsen! Der
Spielmechanismus ist auch sehr einfach – Ork-Karte aufdecken, den Anweisungen
entsprechend Orks nachlegen. Dann Heldenkarte ausspielen und die eigene Figur
entsprechend ziehen, dabei geschlagene Orks vom Brett nehmen und verdeckt bei
sich ablegen. Vorher aber kontrollieren, ob sie mit „Ent“ markiert sind – wenn
ja, zieht man eine Ereigniskarte und rückt die Entfigur um ein Feld weiter.
Dann zieht man noch eine Heldenkarte nach und der nächste ist dran.
So weit so einfach – die Faszination dieses Spiels steckt im Detail. Das
geht schon mit den Ork-Karten los, sie bringen neue Orks ins Spiel und geben
genau an, in welche Reihe ausgehend von welchem Turm die Orks zu legen sind,
dabei werden vom Turm ausgehend eventuelle Lücken in der Reihe ausgefüllt und
nicht einfach nur die neuen Orks am Ende der Reihe angelegt. Ich finde es toll,
wie durch diesen simplen Vorgang das unaufhaltsame Vorrücken dieser durch
Sauron ferngesteuerten Horden simuliert wird, unerbittlich füllen sich die
Reihen und man hat manchmal das Gefühl, die kleinen bunten Spielfiguren können
nicht wirklich was gegen sie ausrichten.
Können sie aber doch, denn die Orks haben keine Kampfkraft, zieht eine
Spielfigur auf ein Feld mit einem Ork, ist dieser automatisch besiegt und wird
vom Brett genommen. Die Spielfigur wird mit den Heldenkarten bewegt und die
Punkte auf den Heldenkarten bezahlen die Bewegung der Spielfigur, einen Punkt
pro leerem Feld und zwei Punkte pro Feld mit einem Ork, einmal im Zug darf man
die Richtung ändern, aber nur entsprechend den Bewegungsmöglichkeiten der
Heldenkarte, also nur im 90-Grad-Winkel abbiegen, aber kein Feld zweimal
betreten. Über andere Spielfiguren darf man ziehen, das Feld kostet einen Punkt
so wie ein leeres Feld. So einfach sind die Orks aber nicht zu besiegen!
Entsprechend der Angst und dem Schrecken, den sie verbreiten, schwächen sie die
Helden schon durch ihre Anwesenheit auf dem Nachbarfeld – pro benachbartem Ork
zu Beginn des Zuges verliert der Held einen Bewegungspunkt, da ist es gut wenn
man einen Aragorn mit 9 Bewegungspunkten gespielt hat.
Gandalf wird seinen Zauberkräften gerecht und hat auch in diesem Spiel
die Möglichkeit für einen Sonderzug. Man nutzt dabei das Pferd Schattenfell und
darf mit seiner Figur auf ein beliebiges Feld des Plans, egal ob leer oder mit
Ork besetzt. Der Ork ist damit besiegt und wird vom Brett genommen. Dieser Zug
ist ganz besonders interessant, um damit „die Zange“ auszunutzen. Schafft es
ein Spieler, seine Figur so zu platzieren, dass sie in der gleichen Reihe steht
wie eine andere Spielfigur und zwischen den beiden Figuren liegt eine
ununterbrochene Reihe Ork-Plättchen, dann sind diese Orks durch die Zange
geschlagen und die beteiligten Spieler nehmen abwechselnd ein Orkplättchen vom
Brett, es beginnt der Spieler, der die Zange geschlossen hat. Da dies ein sehr
mächtiger Zug ist, ist er nur in der Schmalrichtung des Brettes erlaubt, nicht
in der Längsrichtung!
Findet man unter seinen in einem Zug geschlagenen Orks einen, der mit
„Ent“ markiert ist, kommt die oberste Ereigniskarte zum Einsatz und die
Entfigur wird um ein Feld weiterbewegt. Auf den Ereigniskarten wird immer ein
Bereich des Spielplans angesprochen und dort werden entweder Orks nachgelegt
oder Orks weggenommen oder auch die Heldenkarten weitergegeben. Leider aber
werden Orks, die durch Ereigniskarten entfernt werden, nicht endgültig aus dem
Spiel genommen, sondern gehen in den allgemeinen Vorrat zurück, die Bedrohung
wird also nur aufgeschoben. Daher ist auch eine eventuelle Ent-Markierung
wirkungslos und wird nicht ausgeführt. Ist der Ork- oder Heldenstapel
aufgebraucht, wird neu gemischt. Die Ereigniskarten kommen nach Ausführung aus
dem Spiel.
Und so kämpft man sich tapfer durch die Orkhorden und versucht zu
verhindern, dass die Armeen zusammenwachsen. Die Armeen sind zusammengewachsen,
wenn die beiden Türme durch eine ununterbrochene Reihe von Orks über die Kanten
miteinander verbunden sind. Stehen Spielfiguren in der Reihe, gilt die Reihe
als nicht geschlossen! Wachsen die Armeen zusammen, endet das Spiel sofort und
die Spieler haben gemeinsam verloren, wer will kann sich damit trösten, dass
wer die meisten Punkte unter seinen Orks zählen kann, am meisten zum
vergeblichen Kampf beigetragen hat.
Erreicht aber die Entfigur das braune Feld, ohne dass die Armeen
zusammengewachsen sind, haben die Spieler gewonnen, es wird keine Ereigniskarte
mehr aufgedeckt und die Spieler haben die dunkle Macht besiegt. Nun gewinnt,
wer die meisten Punkte unter seinen Orks zählt.
Und diese Dualität der Siegbedingung ist wohl das Interessanteste an
diesem Spiel, die Spieler haben hier immer die Qual der Wahl, wie sie ihre Spielfigur
einsetzen – zum Wohl der Gemeinschaft, also mitten hinein ins Geschehen und
dort Orks beseitigen, wo die Gefahr des Zusammenschlusses am größten ist, auch
wenn man dadurch mehr Heldenpunkte für die Bewegung verbraucht als einem lieb
ist – oder die Figur einsetzen um mehr Heldenpunkte mit Orks zu sammeln, egal
ob das nun gerade eine gefährliche Stelle ist oder nicht.
Wobei natürlich das Spiel zu zweit eine Besonderheit bietet, jeder führt
zwei Figuren und kann in jedem Zug entscheiden welche er zieht, dies muss nicht
abwechselnd geschehen.
Gut gelungen ist auch die Umsetzung der unwägbaren Elemente der Handlung
durch die Ereigniskarten, die Ents sind unberechenbar und erst am Ende wird ihr
positives Wirken wirklich spürbar.
Mich hat fasziniert, dass in den Partien die ich gespielt habe – mit einer
Ausnahme – das Spiel immer zum eher kooperativen Ork-Vernichten geriet, jeder
wollte nur das unaufhaltsame Vorrücken der düsteren Gesellen aufhalten und hat
sich nur für die Menge der geschlagenen Orks und deren Standort interessiert
und nicht dafür, wie viele Heldenpunkte er jetzt für sich mit den besiegten
Orks eingesammelt hat. Das Spielmaterial trägt so fantastisch zum Feeling des
Spiels bei, das grüne Land wird von den schwarzen Horden überschwemmt, also tun
wir schnell was dagegen, hast Du einen Gandalf, kannst du Schattenfell nutzen,
oder wenigsten einen Aragorn im Wert 9 einsetzen – diese beiden sind die
wichtigsten Helfer, denn sie können sich in alle Richtungen bewegen!
Der Mechanismus funktioniert einwandfrei, die Regeln lassen keine Frage
offen, die Karten sind mit Szenen aus dem Film illustriert und das Ganze ist
ein sehr gut gelungenes Spiel, das einiges an taktischen Möglichkeiten bietet,
obwohl natürlich auch der Zufall der Heldenkartenverteilung eine gewisse Rolle
spielt, aber nicht dominant ist. Für mich das beste Spiel in der Reihe der
ausdrücklich am Film orientierten Spiele, auch für Spieler eine Herausforderung
und interessant, nicht nur für Fans von Hobbits und Mittelerde.