Der Herr der Ringe
Das Spiel:
Der Herr der Ringe
2-5 Spieler ab 10 Jahren
60 – 90 min
Autor:
Ähnliche Spiele:
Quest of the Magic Ring (T)
Abenteuer der kleinen Hobbits (T)
Ringgeister (T)
Die Win-Wertung:
** WW S III UU AA
Wer kennt sie nicht, die Geschichte? Was? Wirklich? Schämt
euch. Das Buch ist absolute Pflichtlektüre für jeden Fantasyfan. Also gut, für
alle Lesefaulen gebe ich einen kurzen Abriss vom Inhalt: Es gibt einen
übermächtigen Ring (der Herr der Ringe), das ist also keine Person, und damit
dieser Ring nicht in die Hände des superbösen Magiers Sauron fällt, soll er
vernichtet werden. Von einer Gruppe niedlicher, kleiner, harmloser Hobbits. Und
damit die Aufgabe nicht zu leicht wird, müssen sie den Ring nach Mordor, das
Land Saurons, bringen und in den Vulkan werfen. Soviel sei verraten, den Rest
müsst ihr selbst nachlesen. Eine etwas längere Zusammenfassung findet ihr zwar
auch in der Spielregel, doch solltet ihr euch nicht um das Vergnügen des Buches
bringen.
Als ich das Spiel das erste Mal in die Hand nahm, wurde mir
gleich mitgeteilt, dass es sich um ein Kooperations-Spiel handelt. Sofort war
die Enttäuschung da, weil ich bis heute noch kein kooperatives Spiel gesehen
habe, dass auch noch beim 2. Versuch Spaß macht. Doch soviel möchte ich gleich
vorweg nehmen: Es funktioniert und wie! Es gibt 3 verschiedene
Anfangspositionen von Sauron und natürlich beginnt man beim ersten Mal mit der
sichersten und einfachsten Variante. Doch kaum hat man die geschafft, will man
es noch genauer wissen und versucht es mit der nächst-schwereren
Aufstellung. Kommt man auch hier durch, so probiert man
gleich die fast unmögliche Startposition. Und da funktioniert es nicht gleich
beim ersten Versuch und man sitzt und grübelt, was man noch besser machen
könnte bzw. wie man welche Situation umgehen könnte und startet sofort die
nächste Partie.
Doch fangen wir von vorne an. Die Grafik auf der Schachtel
zeigt Gandalf den Magier und ist sehr schön. Gleich nach dem Öffnen kommt die
erste Überraschung: 3 Spielpläne. Davon ist einer der Hauptspielplan und bleibt
das ganze Spiel über liegen. Die anderen beiden Pläne sind beidseitig bedruckt
und stellen jeweils ein wichtiges Abenteuer aus der Geschichte dar. Diese
werden in einer vorgegebenen Reihenfolge abgespielt.
Zu Beginn zieht jeder einen der 5 Charaktere. Derjenige der
Frodo gezogen hat (der muss immer dabei sein, auch bei weniger Spielern) erhält
zu Beginn den Ring, den es zu vernichten gilt. Jeder dieser Charaktere hat eine
andere Fähigkeit. So gelten für Frodo alle weißen Hobbitkarten als Joker, doch
dazu später. Außerdem ist der Spieler von Frodo der Startspieler. Danach wird
der Hauptspielplan aufgelegt und auf das erste Feld (Beutelsend) kommt ein
Markierungsstein. Die Figuren der Spieler kommen auf der Helligkeitsanzeige auf
das Feld 0. Sauron wird (bei der einfachsten Variante) auf das Feld 15
gestellt. Im Laufe des Spiels nähern sich die Figuren und Sauron einander immer
mehr an und man sollte nach Möglichkeit nicht von Sauron gefangen werden. Wenn
der Ringträger von Sauron gefangen wird, ist das Spiel sofort beendet und alle
Spieler gemeinsam haben verloren.
Jetzt wird das Spielmaterial aufgelegt, die Karten nach der
unterschiedlichen Rückseite sortiert und von den Schilden werden je zwei 1er,
2er und 3er verdeckt und gemischt. Nachdem noch die Hobbitkarten und die
Ereigniskärtchen gemischt wurden kann es los
gehen. Bei manchen Orten auf dem Hauptspielplan steht ganz
genau dabei, was gemacht werden soll und so beginnt es auch in Beutelsend.
Als erste Aktion steht hier, dass jeder Mitspieler 6
Hobbitkarten bekommt. Diese werden zur Bewegung auf den Abenteuerplänen benötigt.
Als nächstes steht dem Ringträger frei, ob er einmal würfelt, die negativen
Folgen akzeptiert und danach 4 Hobbitkarten an die Mitspieler ausgeteilt werden
oder ob er dieses bleiben lässt. Die möglichen Würfelergebnisse sind: 1, 2 oder
3 Felder Richtung Sauron ziehen, Sauron zieht 1 Feld Richtung Spieler, 2 Karten
abwerfen. Nur die 6. Seite ist leer und bedeutet, dass es keine Auswirkungen
gibt. Als 3. Aktion muss einer der Spieler 2 Karten mit dem Symbol Versteck
(das ist ein Baum) abwerfen. Wenn niemand die Karten abgeben kann oder will,
rückt Sauron um 1 Feld Richtung Licht vor.
Damit wäre das erste Abenteuer beendet und der
Positionszeiger rückt auf das nächste Feld Bruchtal vor. Auch dort sind wieder
3 Ereignisse, die ausgeführt werden müssen. Ist auch dieses erledigt, geht es
endlich mit dem ersten Abenteuer in Moria los. Auf dem Abenteuerspielplan gibt
es eine Abenteuerleiste mit dem Schwertsymbol. Zusätzlich gibt es noch jeweils
eine Versteckleiste (Baum) und eine Reiseleiste (Füße). Auf jeder dieser
Leisten steht am Anfang ein Markierungsstein. Zusätzlich gibt es noch 6
Ereignisse, die jeweils auf dem Plan genau beschrieben sind. Ziel ist es, diese
Abenteuer zu bestehen indem man entweder das letzte Feld auf der
Abenteuerleiste erreicht hat oder wenn alle 6 Ereignisse eingetreten sind.
Diese bedeuten aber im Normalfall nur schlimme Vorkommnisse. Daher ist es
besser, schnell zu laufen.
Der Startspieler deckt nun das oberste Ereignisplättchen
auf. Befindet sich darauf eines der 4 Symbole (Kampf, Reise, Versteck oder
Freundschaft), so darf er den jeweiligen Markierungsstein um ein Feld weiter
ziehen und bekommt, was auf dem Feld abgebildet ist. Es gibt dort Schilder,
Ringe,Herzen, Sonnen, Sonderkarten oder das Zeichen zum Würfeln. Danach darf er
bis zu 2 seiner Hobbitkarten ausspielen, wobei eine einen grauen Hintergrund
haben muss und eine einen weißen Hintergrund (außer die Charaktereigenschaften
erlauben anderes). Er zieht dann auf der jeweiligen Leiste so
viele Felder weit, wie Symbole abgebildet sind und kassiert
alles, was er überquert und auch das, worauf er stehen bleibt. Anstatt die
Hobbitkarten auszuspielen, hat er noch die Möglichkeit stehen zu bleiben und
entweder 2 neue Hobbitkarten zu ziehen oder mit seiner Spielfigur ein Feld
Richtung Licht (weg von Sauron) zu gehen. Danach ist sein
Spielzug beendet und der Nächste ist an der Reihe.
Hat er ein Symbol aufgedeckt, dass auf diesem Spielplan
nicht vorhanden ist, kann er einen beliebigen Markierungsstein vorsetzen. Doch auf
den Ereigniskärtchen gibt es
nicht nur Symbole, sondern auch das Zeichen für Sauron, bei
dem dieser ein Feld vorrückt. Weiters das Zeichen vom Ringträger, wodurch
dieser ein Feld Richtung Finsternis ziehen muss. Dann gibt es noch Kärtchen, wo
man bestimmte Dinge wie Ringe, Schilder oder Karten abgeben muss, um das
nächste Ereignis zu verhindern und dann Kärtchen für die Ereignisse selbst.
Wird ein solches umgedreht, wird der Positionsstein auf das nächste Ereignis
weiter geschoben, wo es darum geht, eine bestimmte Aufgabe durch Abgabe von
Karten, Schildern etc. abzuwenden. Ansonsten muss der jeweilige Spieler oder
Alle entweder würfeln oder Sauron kommt einem immer mehr entgegen. Danach wird
das nächste Ereignisplättchen aufgedeckt und wieder ausgeführt. Das geschieht
solange, bis endlich ein Symbol aufgedreht wird, wo es wie schon vorher
beschrieben weiter geht. Bei einigen der Abenteuer gibt es noch zusätzliche
Karten, die an die Spieler verteilt werden. Darunter sind welche mit gelbem
Hintergrund, die jederzeit eingesetzt werden können und der Gruppe oder auch
einem einzelnen Spieler weiterhelfen können. Als letzten Ausweg um nicht von
Sauron gefangen zu werden, gibt es noch fünf Gandalfkarten, die man zum Preis
von 5 Schildern erwerben und jederzeit einsetzen kann. Soviel zum Ablauf.
Genauer lässt es sich kaum beschreiben, da man sonst fast
jede Karte einzeln erklären müsste. In den Spielregeln stehen noch verschiedene
Auswertungsmöglichkeiten, um einen Einzelspieler als Sieger zu deklarieren.
Doch ist das ziemlich unnötig. Man kämpft schon genug damit, zumindest den
Ringträger lebend durch Mordor zu bringen und schlussendlich den Ring zu
vernichten. Nochmals: Es ist ein Kooperationsspiel und es besteht wirklich kein
Grund zur Freude, wenn Mitspieler ausscheiden, da man ihre Karten dringend
benötigen könnte. Und noch ein kleiner Tipp am Rande: Jedesmal wenn ein neues
Abenteuer begonnen wird, sollte sich die ganze Gruppe die Ereignisse gut
durchlesen, um auf verschiedene Forderungen besser reagieren zu können.
Ich habe schon lange kein neues Spiel in den ersten beiden
Wochen ca. 25 mal gespielt. Doch das ist hier ein Muss, um erstens den
Spieltrieb zu befriedigen und zweitens die unterschiedlichen Spieleranzahlen
auszuprobieren. Meiner Meinung nach sollten maximal 4 Spieler mitspielen, um
sich nicht selbst zu sehr mit den beschränkten Ressourcen Sonne und Herz zu
schaden, da jeder Spieler für jedes fehlende Plättchen ein Feld Richtung Sauron
ziehen muss und davon nur jeweils 3 davon vorhanden sind. Dafür steht in der
Anleitung ab 2 Spieler, aber es ist sehr wohl möglich das Spiel auch solitär zu
spielen. Dadurch kommt man zu sehr vielen Karten und es wird schon etwas
leichter. Aber hier kann man ja mit der Startposition von Sauron etwas
nachjustieren.
Als absoluter Herr der Ringe-Fan, der schon verzweifelt auf
den Filmstart im kommenden Jahr wartet, bin ich total begeistert, dass die
Geschichte nicht aufgesetzt wirkt, wie es bei den meisten Spielen der Fall ist,
die zuerst vom Ablauf her fertig sind und denen nachträglich ein Hintergrund
verpasst wird. Hier steht man wirklich mitten im Buch und vollzieht die
Abenteuer nach. Vielleicht ist das aber für jemanden der es nicht kennt, nicht
so stark der Fall. In meinen Spielrunden war das aber nie der Fall und nur
gewisse Stichworte oder Situationen mussten erklärt werden.
Ein weiteres dickes Plus dafür, dass es dem Spielspaß keinen Abbruch tut, wenn
man es mit Kindern spielt (die Altersangabe kann man durchaus auf 8 Jahre
reduzieren). Da das Spiel durch die Kooperation lebt, wird laufend über
mögliche Züge diskutiert. Es ist also auch ein sehr kommunikatives Spiel.
Durch das Mischen der Ereignisplättchen nach jedem
Abenteuer und auch durch den
Würfel ist natürlich ein sehr hoher Glücksfaktor enthalten,
den man aber durch
konsequente Zusammenarbeit und Ausnützen aller Tricks (Darf
man wirklich zwischen Würfelwurf und Ausführen des Ergebnisses eine
Gandalfkarte kaufen und einsetzen?) wieder ziemlich wettmachen kann. Aber wenn
keine überraschenden Elemente im Spiel wären, wäre es ja ziemlich fad und
berechenbar. Andererseits verläuft gerade dadurch jede Partie anders und es
stört keineswegs, dass man den Plan und damit die Ereignisse kennt. Die Grafik
ist an sich wunderschön, wobei mich ein bisschen die Optik der Hobbits gestört
hat. So sind sie hier als liebe Jungs abgebildet und nicht wie im Original
etwas untersetzt und mit stark behaarten Beinen. Doch der Rest ist wirklich
gut. Wen wundert es, da es doch vom Original-Grafiker gezeichnet wurde. Alles
in allem bin ich, trotz anfänglicher Skepsis, absolut begeistert und kann das
Spiel jedem nur wärmstens empfehlen.