Caesar
& Cleopatra
von
Wolfgang Liidke
für 2
Spieler ab 10 Jahre
30 bis 40
Minuten
Gaius
Julius Casar (100-44 v.Ch.) und Cleopatra (69-30v Chr.) sind wohl die bekanntesten
Personen der Antike. Caesar brachte es über verschiedene Stationen bis zum
obersten Konsul eines Reiches, welches zu dieser Zeit fast das gesamte
Mittelmeergebiet und große Teile Europas umfasste. Cleopatra, Tochter von
Ptolemäus XI., regierte von 51 bis 30 v. Chr. Ein Land, dessen Blütezeit zwar
schon längst vorbei war, dennoch aber einen großen wirtschaftlichen und
kulturellen Einfluss in Europa hatte.
Zwei große
Herrscher im selben Jahrhundert, dies ist an sich nichts Ungewöhnliches. Aber die
Tatsache, dass Caesar und Cleopatra auch privat miteinander liiert waren, macht
sie wohl zum berühmtesten Paar der gesamten Menschheitsgeschichte. Zahlreiche
Bücher und Filme berichten über ihre Liebe, aus der sogar ein Sohn, Caesarion,
entsprang.
Doch nicht
ihre Affäre ist Gegenstand des neuesten Spiels aus dem Hause
Die beiden
Spieler, die jeder einen der beiden Kontrahenten wählen, erhalten jeder einen
eigenen Kartenstapel von 50 Karten. Obwohl die Kartenstapel graphisch völlig
anders gestaltet sind, sind sie von ihrer Funktion her absolut identisch. Jeder
Spieler hat dabei 37 Einflusskarten mit den Werten von 1 bis 5 (Caesar stützt
sich dabei auf die römische Hierarchie, Cleopatra auf Personen der ägyptischen
Kultur) und 13 Aktionskarten. Die Einflusskarten dienen - wie der Name schon
sagt - zum Beeinflussen der 21 Patrizier, die fünf verschiedenen Berufsgruppen
angehören: Senatoren, Praetoren und Quaestoren gibt es je fünfmal, Zensoren und
Aedilen hingegen nur drei. Wer an der Reihe ist, legt eine oder zwei
Einflusskarten zu den nach Berufen geordneten Patriziern. Legt man zwei Karten,
kommen diese offen zu einer oder zwei Patriziergruppen. Legt man nur eine, hat
man den Vorteil, diese verdeckt legen zu dürfen. Zwei Einschränkungen sind zu
beachten: Bei einer Gruppe dürfen nicht mehr als fünf Karten eines Spielers
bzw. insgesamt nicht mehr als 8 Karten ausliegen.
Schließlich
wird noch eine der Karten "Vertrauenskarten" aufgedeckt. Zeigt diese
eine Patriziergruppe, wird bei dieser eine Wertung vorgenommen. Die
Einflusskarten beider Spieler werden offenbart und wer nun die meisten
Einflusspunkte dort liegen hat, darf den obersten Patrizier und damit einen
Siegpunkt an sich nehmen. Derselbe Vorgang passiert auch automatisch, wenn bei
einer Gruppe acht Karten ausliegen. Danach legt der Gewinner der
Vertrauensfrage die höchste Karte auf den Ablagestapel, der Unterlegene seine
niedrigste Karte. Eine besondere Situation tritt allerdings ein, wenn ein
Philosoph bzw. eine Philosophin unter den Einflusskarten ist. Diese Personen
schaffen es doch immer wieder, ein Ergebnis umzudrehen (in der modernen Zeit
wohl am ehesten mit Meinungsforschern zu vergleichen...). Im Klartext heißt
das, dass nun derjenige den Patrizier erhält, der auf den niedrigsten
Gesamtwert kommt.
Für die
taktischen Finessen sorgen die Aktionskarten. Jeder Spieler kann eine
Aktionskarte zu einem beliebigen Zeitpunkt während seines Zuges ausspielen.
Damit kann ein Spieler eine offenliegende Einflusskarte des Mitspielers
entfernen (Anschlag), alle verdeckten Einflusskarten bei einer Patriziergruppe
aufdecken (Kundschafter/-in), alle eigen und gegnerischen Einflusskarten an
einer Patriziergruppe entfernen (Zorn der Götter), die eigenen Einflusskarten
zweier Patriziergruppen beliebig neu auslegen (Rochade) oder eine Handkarte des
Gegners entfernen (Spion/-in).
Nach einer
guten halben Stunde sind dann entweder alle Patrizier gewonnen oder kein Spieler
hat mehr Einflusskarten. Sollte nur mehr ein Spieler Einflusskarten haben,
spielt dieser halt allein weiter. Zu guter Letzt wird abgerechnet. Jeder
gewonnene Patrizier zählt einen Punkt. Einen zusätzlichen Punkt gibt es für die
Mehrheit in einer Patriziergruppe, noch einen weiteren, wenn man alle gewinnen
konnte. Zwei weitere Siegpunkte erhält man, wenn man die Mehrheit in derjenigen
Patriziergruppe hält, die der anfangs zugeteilten Bonuskarte entspricht.
Klarerweise gewinnt dann der Spieler mit den meisten Siegpunkten das Duell.
Da jeder
die gleichen Karten besitzt, ist wichtig, wann welche Karte gespielt wird, wie
und wo eine Einflusskarte gelegt wird. Während die Einflusskarten gemischt
einen Reservestapel bilden, kann der 2. Stapel mit den Aktionskarten nach
eigenem Gutdünken geordnet werden, was die taktischen Überlegungen noch
verstärkt. Als einzige Unbekannte bleibt dann noch das Aufdecken der
Vertrauensfrage-Karte, womit ein Rest an Glücksfaktor überbleibt. Besonders die
Orgien-Karten, welche bedeuten, dass in dieser Runde keine Wertung stattfindet,
können so manchen klugen Spielzug scheitern lassen. Und das ist wiederum gut
so, dies lässt keinem Spieler das Gefühl, gegen den anderen sowieso keine
Chance zu haben. Wem zuviel Glück im Spiel ist, kann auch mit einer
Orgien-Karte weniger spielen.
Nicht
zuletzt auch durch die moderate Spieldauer, die gleich mehrere Partien zulässt.
Kann ich "Caesar und Cleopatra" jedem ans Herz legen. Gute
Zweipersonenspiele gibt es zudem nicht allzu viele. Die optische Gestaltung von
Franz Vohwinkel kann ebenfalls überzeugen, über die Namen der einzelnen
Patrizier kann ich immer wieder schmunzeln (z.B. Oculus Myopus, Beatus Usus,
Stefanus Derricus oder Theophilus Kassenstus, der auffallend buschige
Augenbrauen hat).
Meine
WIN-Wertung:
Caesar
& Cleopatra W SS PP UU II AAA 2 m
PS. Wer
aber nun glaubt, die Spielidee sei vollkommen neu, der irrt. Bereits 1992
veröffentlichten Doris Matthäus und Frank Nestel in ihrem Kleinverlag
"Doris & Frank Spiele" das kleine, aber feine Spiel "Banana
Republic", welches bereits die wesentlichen Spielelemente von
"C&C" enthielt. Auch hier geht es darum, durch Legen von Karten
(=Geldsummen) Wahlmänner zu bestechen, um an Stimmen zu kommen. Neben Bluff
kommt es auf ein gutes Gedächtnis an, um gegen seine Mitspieler (Banana
Republic ist für 2 bis 5 Spieler geeignet) bestehen zu können. Noch früher,
nämlich 1989, erschien bei F.X. Schmid ein Kartenspiel mit dem Namen
"Poker gegen Joker", welches auch auffallende Parallelen zu Caesar
& Cleopatra aufweist.