Beim Zeus!

 

"Oh wie schön - ein Sonnenuntergang bei einem griechischen Tempel!!! Ich war schon so lange nicht mehr in Griechenland. Sonne, Meer, wunderschöne Strände, vor allem die Inseln, ... Vielleicht sollte ich nächstes Jahr wieder ..."

 

Ach, entschuldigt, aber der Anblick der Schachtel hat mich kurz etwas träumen lassen, und da ich annehme, daß Euch das Spiel "Beim Zeus!" mehr interessiert als meine Urlaubspläne, komme ich jetzt schnell zur Sache.

 

Also: Das Spiel besteht aus einem Spielplan, der 7 griechische Halbinseln umgeben von blauem Meer - ach ich könnte schon wieder ... - zeigt. Jede Halbinsel ist weiter unterteilt in Grundstücke (5 Inseln mit 6 und 2 Inseln mit 9 Grundstücken), die die Nummern 1 - 48 tragen, und diese gilt es zu erwerben. Das Spiel enthält daher auch 48 entsprechende Grundstückskarten, des weiteren noch 31 Tempeln (15 kleine, 10 mittlere, 6 große), die man auf den erworbenen Grundstücken erbauen kann. Da das Spiel für bis zu 6 Personen konzipiert ist, finden wir schließlich noch Besitzsteine in 6 Farben sowie 6 Göttersteine in eben denselben und schließlich auch noch 6 Drehscheiben zum Bieten. Zur Vervollständigung des Spielmaterials fehlt jetzt nur mehr eine weiße Säule "Liebling der Götter", ein Block "Liste der Besitztümer" und das Spielgeld (da es sich um Stiere handelt, sollte man wohl eher von Spielstieren sprechen).

 

"Vielleicht sollte ich nächstes Jahr wirklich wieder einmal auf eine griechische In ..."

Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler (egal ob Griechenlandfan oder nicht) die Besitzsteine seiner Farbe, den entsprechenden Götterstein, Startstiere, eine Bietscheibe, ein Blatt "Liste der Besitztümer" sowie ein oder zwei (je nach Spieleranzahl) kostenlose Grundstücke. Das geschieht, indem bestimmte vorgegebene Grundstückskarten gemischt und an die Spieler verteilt werden. Nachdem diese ihre Besitzsteine auf die jeweiligen Grundstücke gesetzt sowie den kostenlosen Erwerb dieser auf ihrem Blatt vermerkt haben, kommen die Karten aus dem Spiel. Die übrigen Grundstückskarten werden gut gemischt auf das entsprechende Feld am Spielplan als verdeckter Stapel gelegt. Sobald der Startspieler ermittelt wurde (nein, nicht der größte Spieler, nicht der jüngste Spieler, nicht der Spieler ohne Bart, sondern bei 3 und 6 Teilnehmern der Spieler links vom Grundstück-Nr.33-Besitzer und bei 4 und 5 Teilnehmern der Spieler, der das Grundstück Nr.22 besitzt) und dieser die Säule "Liebling der Götter" erhalten hat, kann das Spiel eigentlich auch schon beginnen.

 

"Juli wäre für Griechenland vielleicht gar nicht schlecht, aber preislich ist natürlich die Vorsaison ..."

Ich bin schon wieder da, wir können beginnen. Wer an der Reihe ist, nimmt drei Karten vom verdeckten Stapel und legt sie offen auf die dafür vorgesehenen Felder. Danach kann er entweder die aufgedeckten Grundstücke versteigern oder einen Tempel bauen, aber eine Aktion muß er durchführen. Nehmen wir nun an, er möchte versteigern. Alle Mitspieler steigern mit, indem sie auf ihrer Scheibe geheim ein Gebot einstellen. Empfohlen werden zu Beginn etwa 20-30 Stiere, es können aber auch null oder wesentlich mehr sein. Beginnend mit dem Startspieler, der außerdem durch die Säule "Liebling der Götter" 3 Stiere zu seinem Gebot dazuzählen darf, nennen alle ihre Gebote. Der mit dem größten Gebot (auch wenn er kein Griechenlandfan ist ...) darf sich eines der 3 Grundstücke aussuchen, der mit dem zweithöchsten Gebot darf aus den übrigen beiden ein Grundstück wählen. Das verbliebene 3. kommt auf den Ablagestapel und wird später wieder versteigert. Wer mehr bietet als er besitzt, wird nicht berücksichtigt. Jetzt folgt: Gebotene Stiere bezahlen (die 3 Stiere für die Säule müssen nicht bezahlt werden), Grundstücksnummer mit Preis (wer vergißt, dem wird zur Strafe das teuerste Grundstück am Spielplan +10 notiert) in die Liste eintragen, Besitzstein auf das Grundstück legen und die Karte aus dem Spiel nehmen.

 

Widmen wir uns jetzt der 2. Möglichkeit, nämlich dem Tempelbauen. Es gibt Tempel für ein, zwei bzw. drei Bauplätze. Wer einen Tempel bauen möchte, räumt zuerst alle 3 aufgedeckten Grundstücke auf den Ablagestapel (Pech für die, denen bereits beim Anblick der einen oder anderen Grundstückskarte das Wasser im Mund zusammengelaufen ist). Danach sucht er sich einen Tempel aus und legt ihn auf sein Grundstück bzw. seine Grundstücke, seine Besitzsteine kommen wieder oben drauf. Aber alles kostet Geld im Leben, daher sind die Tempel auch nicht gratis. Sie kosten genau soviele Stiere, wie man bereits für den Erwerb der Grundstücke bezahlt hat (Vielleicht hätte man besser doch weniger geboten?). Auf der Liste setzt man in die Spalte "Bebaut" ein Kreuz.

 

Somit hätten wir auch schon das Grundprinzip des Spiels. Es fehlen nur noch einige Sonderregelungen und die Abrechnung.

 

"Vorsaison, na gut, aber Frühjahr oder Herbst oder ..."

Die Sonderregeln: Das letzte unbebaute Grundstück auf einer Halbinsel darf nur von einem Spieler bebaut werden, der bereits vorher dort gebaut hat. Des weiteren besitzt jeder Spieler einen Götterstein, den er einmal im Spiel verwenden kann. Entweder darf er ein beliebiges Grundstück kostenlos bebauen oder er darf einen bereits gebauten Tempel vergrößern, d.h. aus einem 1er Tempel einen 2er bzw. aus einem 2er Tempel einen 3er Tempel machen, wobei die fehlenden Stiere noch zu bezahlen sind, oder aber kleinere Tempel zu einem größeren vereinen, wobei in diesem Fall aber nichts mehr zu bezahlen ist. Und noch ein letztes Mal sind die Götter freundlich. Sie zahlen für gebaute Tempel Stiere aus der Bank (für einen 1er Tempel 2, für einen 2er Tempel 5 und für einen 3er Tempel 10 Stiere), und zwar jedesmal dann, wenn der Tempelbesitzer an der Reihe ist und diese auch zu Beginn seines Zuges einfordert (wer vergißt, hat Pech gehabt, nachträglich gibt es nichts mehr).

 

Nun ja, wann endet das Spiel? Ganz einfach dann, wenn alle Grundstückskarten versteigert wurden. Es folgt noch eine Schlußrunde, und der Spieler, der die letzte Versteigerung ausgelöst hat, beendet nach seinem Zug das Spiel. Das Spiel endet vorzeitig ohne Schlußrunde (oder gegebenenfalls auch während dieser), wenn alle Tempel, für die es am Spielplan freie Grundstücke gibt, gebaut wurden.

 

Zu Spielende sind unbebaute Grundstücke und nicht verwendete Göttersteine wertlos. Wieviel jeder Tempel zählt, hängt davon ab, wie viele Tempel dieser Größe gebaut wurden. Der Tempelgrundwert (1er Tempel 10 Stiere, 2er Tempel 30 Stiere, 3er Tempel 150 Stiere) wird mit der Anzahl der Tempel auf dem Spielplan multipliziert. Eine zusätzliche Götterprämie erhält man, wenn auf einer Halbinsel nur ein Spieler gebaut hat (bei einer Halbinsel mit 6 Grundstücken 100 Stiere, mit 9 Grundstücken 200 Stiere).

Sieger ist, wer am Ende die meisten Stiere besitzt (und nicht, wer sich durch meine Griechenlandträumereien anstecken ließ).

 

Das Spiel ist von der Aufmachung her sehr schön gestaltet, nur die Zeiger auf der Bietscheibe sind sehr verwirrend (man muß einen Pfeil für die Einerstelle und einen für die Zehnerstelle extra bewegen) und führten in den Partien, die ich gespielt habe immer wieder zu unbeabsichtigten Fehlern. Die Regel ist äußerst übersichtlich und meines Erachtens auch lückenlos gestaltet. Zu Beginn jedes Spiels habe ich immer den Eindruck, daß es sehr zügig und wirklich gut voran geht und es macht richtig Spaß, aber das Ende jeder Partie zieht sich etwas in die Länge, besonders beim Spiel zu sechst. Es hat überhaupt keinen Sinn, vorzuplanen, denn wenn man dran kommt, ist nichts mehr wie vorher (Darum ertappe ich mich auch immer wieder beim Urlaubspläneschmieden...). Besonders ärgerlich ist es auch, daß Karten, die aufgelegt und dann nicht versteigert werden, wieder weggeräumt werden. Der Startspieler legt die Karten auf, man überlegt natürlich gleich, was man bieten würde, und kaum ist man fertig, räumt der Startspieler die Karten wieder weg und baut stattdessen Tempel. Gerade in der Endphase, wo fast alle Tempel bauen wollen, ist das ein Auflegen, Wegräumen, Auflegen, Wegräumen ... Zur Wertung möchte ich noch sagen, daß sie meiner Meinung nach zu unausgeglichen ist, da ein 3er Tempel noch in jeder von mir gespielten Partie 900 Punkte zählte (150 x 6, wenn alle 3er Tempel verkauft wurden).

Ich glaube, daß dieses Spiel durch nur wenige Regeländerungen zu dem werden könnte, was es verspricht, ein schlichtes, aber durchaus interssantes Versteigerungsspiel mit hohem Spielwert.

Ach ja, und wenn ich mich im nächsten Jahr in Griechenland wiederfinde, dann jetzt schon ein großes Dankeschön an Klaus Palesch und den Franckh-Kosmos Verlag ... !!!