Alles im Eimer

 

Alles im Eimer

Autor: Stefan Dorra

Verlag: Kosmos, 2002

Serie: Spiele für Viele

2 bis 6 Spieler ab 8 Jahren

20-40 Minuten

 

WIN-Wertung:

** WW S I UU A (mit echten Eimerchen AA oder sogar AAA)

 

Wer kennt sie noch nicht, die kleinen, aber doch nicht ganz kleinen, aber auch nicht großen, sondern eben die mittelgroßen Schachteln von Kosmos? Etwas bauchig, etwas länglich, und huch, die ist ja zum Fürchten! Ein schnaubender Stier mit einem roten Eimer am Horn?

 

Wer nicht wagt, kann nicht gewinnen, drum schau ich mal, was sonst noch drinnen.

 

Wenn man die Schachtel öffnet, findet man zuerst einmal die Spielregel. Darunter verbergen sich Spielkarten und Kärtchen, genauer gesagt Eimerkärtchen, kurz Eimer genannt. Also, da gibt es nicht nur rote, sondern auch gelbe, grüne, blaue und silberne Eimer, jeweils 18fach. Ein richtiger Eimersalat. Auf den Spielkarten gibt es neben den schnaubenden Stieren auf den roten Karten auch noch gackernde Hähne auf den gelben Karten, bockige Hammeln auf den blauen Karten, mit den Hufen ausschlagende Pferde auf den silbernen Karten sowie nahezu freundlich ausschauende Schweine – Vorsicht, der Schein trügt – auf den grünen Karten. Von jeder Kartenfarbe gibt es 22 Karten, je 2 mal die Werte 1 und 8 sowie je 3 mal die Werte 2 bis 7.

 

Das ist auch schon das ganze Spielmaterial, und was nun? Jeder Spieler erhält 12 Handkarten, der Rest bildet den Nachziehstapel. Zusätzlich erhält jeder Spieler 3 Eimer in allen Farben, restliche Eimer sind Reserve und kommen gleich in die Schachtel (dort, wo die Ausnehmung wie ein großer Eimer aussieht – man beachte das kleine Detail!). Also viele kleine Eimersalate? Nein, ganz falsch, man muss die Eimer zu einer Pyramide stapeln, 5 – 4 – 3 – 2 – 1 – fertig! Sieger! Nein, das kann´s wohl auch nicht sein.

 

Also worum geht es nun wirklich in dem Spiel? Die Karten symbolisieren wütende heranstürmende Tiere, die es speziell auf die Eimer des linken Nachbarn (man kann sich nicht wirklich revanchieren) abgesehen haben. Je mehr Eimer auf einmal fallen, desto besser. Interessant ist dabei die Tatsache, dass trotz größter Aufgebrachtheit aller Tiere die Stiere z.B. nur die roten Eimer wollen, während die Schweine die grünen bevorzugen.

 

Der Angriff auf die Pyramide erfolgt durch Ausspielen von 1 bis 3 Karten beliebigen Wertes einer Farbe oder Tiersorte. Der angegriffene Nachbar zur Linken kann versuchen, wenn er will, den Angriff abzuwehren, indem er seinerseits dieselbe Tierart verstärkt um mindestens einen Kartenpunkt in den Kampf schickt. Gelingt ihm das, wird er umgehend zum neuen Angreifer und kann nun wiederum seinem linken Nachbarn den Kampf ansagen. Sollte die Runde erneut zu ihm kommen, kann er wieder 1 bis 3 Karten dazulegen und aufaddieren. Was aber, wenn man nicht abwehren kann? Nun, dann stürmt das Tier hemmungslos in die Pyramide. War nun z.B. der blaue Hammel der Angreifer, dann fliegt der oberste blaue Eimer aus der Pyramide und wandert in die Schachtel zurück. Wenn dieser blaue Eimer nun aber etwas eingepfercht zwischen roten, grünen, gelben oder grauen ist, dann fliegen alle Eimer mit, die von diesem blauen Eimer gestützt wurden! Na, da haben wir den Salat! Sollte die Pyramide im schlimmsten Fall auch noch in 2 Teile zerfallen, dann muss man auch noch eine der beiden Hälften entfernen.

 

Wer 1, 2 oder 3 Karten ausgespielt hat, darf unabhängig von der Kartenzahl 1 Karte am Ende des Zuges (und nur dann) nachziehen, wer den Kampf verliert, darf eine neue Kampfrunde eröffnen, alle bis dahin ausgespielten Karten wandern auf den Ablagestapel und kommen wieder ins Spiel, sobald der verdeckte Nachziehstapel aufgebraucht ist.

 

Vielleicht wird dem einen oder anderen mittlerweile schon klar, dass es sehr wohl darauf ankommt, wie man die eigene Pyramide gestaltet. Da man sie erst nach Erhalt der 12 Handkarten aufbauen muss, kann man z.B. versuchen, Eimer einer Farbe, von der man wenige oder gar keine Karten oder nur Karten mit niedrigen Zahlenwerten hat, eher oben zu platzieren, denn dann fallen höchstens einer oder vielleicht zwei Eimer. Man kann harmlos mit einer einzelnen 1 – Karte angreifen, oder gleich viel aggressiver mit bis zu einer 8 – Karte und zwei 7 – Karten. Die große Ungewissheit liegt natürlich in den Nachziehkarten. Da außerdem die abgelegten Karten auch wieder ins Spiel kommen, ist vieles möglich. Interessant ist auch, dass man nicht gezwungen ist, den Angriff abzuwehren, auch wenn es möglich wäre, man kann aus taktischen Gründen auch mal einen Eimer opfern, um sich die Karten für später aufzuheben. Sollte man die vom angreifenden Tier bevorzugte Eimerfarbe einmal nicht mehr haben, dann muss man einen beliebigen Eimer abbauen. Das Tier nimmt jeden Eimer, bevor es gar keinen bekommt.

 

Nun, wann endet das Spiel? Bei 3 oder 4 Spielern, sobald eine Pyramide komplett abgebaut ist, bei 5 oder 6 Spielern, sobald zwei Pyramiden komplett abgebaut sind. An dieser Stelle  gibt es auch die meiner Meinung nach einzige Regellücke in dem Spiel. Es steht nämlich nirgends, wer ausspielt, wenn eine Pyramide weg ist. Ist es noch der Spieler, dem sie einmal gehörte und der eben ausgeschieden ist, ist es der linke Nachbar oder der mit den wenigsten oder der mit den meisten Eimern zu diesem Zeitpunkt? Sieger ist natürlich der Spieler, der am Ende die meisten Eimer in seiner Pyramide besitzt, man kann das Ganze auch über mehrere Runden spielen.

 

Ich finde dieses Spiel wirklich sehr gelungen, es ist kurzweilig und wir hatten bei unseren Spielerunden sehr viel Spaß, ob man es spielt, um einen netten Spieleabend einzuleiten oder ausklingen zu lassen, ob man schnell darum spielt, wer den Abwasch macht oder wer die Wäsche aufhängt, ich glaube, dieses Spiel findet überall seinen Platz. Nur einen kleinen Wunsch hätte ich an den Verlag: Wäre nicht einmal eine deluxe–Ausgabe mit kleinen bunten echten Eimerchen – sagen wir, so groß wie ein Fingerhut – möglich? Ich wäre bestimmt der erste Käufer!