Polterdice
Das Spiel:
Polterdice
Würfelspiel
Für 2-5 Spieler ab 10 Jahren
Von Spartaco Albertarelli
Die Besprechung:
Dagmar de Cassa
WIN-Wertung:
* WWW II UU AA 3-5 (2-5) h
2002 in
2003 in
Und in allen Erwartungen werden wir nicht enttäuscht – wir finden alles
was wir suchen. Da es uns in erster Linie um Spiele geht, sei dieses hier
bevorzugt erwähnt.
Polterdice ist, wie schon der Name verrät, ein
Würfelspiel um Geister. Der Sage nach ist die Familie McDice
ein altes Geschlecht von Glücksspielern gewesen, die vier Brüder lebten in
einem mysteriösen Haus, in dem ihre Geister noch heute gefangen sind. Gebannt
wurden sie durch einen Fluch ihrer schlimmsten Gegnerin, Madame Roulette.
Die Spieler wagen sich nun ins verwunschene Haus und versuchen die
Geister der McDice, eben die Polterdice,
zu befreien.
Das Haus hat 16 Räume, 4 Räume sind immer zu einem Quadrat
zusammengelegt, jeder Raum hat einen Gemeinschaftsbereich am Fuße der Treppe,
die Treppe mit 8 Stufen und das Geheimzimmer mit dem Schatz am oberen Ende der
Treppe. Jedes Zimmer sieht also im Prinzip gleich aus, obwohl sie alle sehr
liebevoll und detailliert grafisch unterschiedlich gestaltet wurden.
Unterschiedlich ist lediglich die Nummer jedes Zimmers, es gibt je 2 mit den Nummern
3, 4, 5, 6, 8, 9, 10 und 11. Die Verteilung der Zimmern in den einzelnen
Quadraten ist absolut egal.
Die Zimmer sind also ausgelegt, danach wird jedes Zimmer noch mit einem
beliebigen Poltergeist bestückt, der am Ausgang des Geheimzimmers lauert. Jeder
Spieler hat seine 10 Männchen und schon kann es losgehen.
Wir würfeln uns einen Startspieler aus und der darf dann wieder würfeln,
mit allen 8 Würfeln auf einmal und nur einmal. Dann kombiniert er nach Belieben
oder mit raffinierter Taktik immer 2 Würfel zu einem Paar und summiert die
Augenzahlen beider Würfel. Dann setzt man ein Männchen neu in ein Zimmer mit
einer der vier Nummern ein oder zieht ein schon in einem der Zimmer
befindliches Männchen um eine Stufe weiter, ganz wie man will, kann man zwei
gleiche Zahlen bilden, setzt man ein Männchen zwei Stufen weiter oder zwei
Männchen in den entsprechenden Zimmern um eine Stufe. Ist die nächste Stufe
schon besetzt, wird sie übersprungen, außer im Gemeinschaftsraum am Fuße der
Treppe darf immer nur ein Männchen auf einer Stufe stehen. Wenn man ein
Männchen neu einsetzt, setzt man es gleich auf die erste Stufe der Treppe.
Scharfsinnigen Beobachtern wird sofort aufgefallen sein, dass man mehr
Zahlen mit 2 Würfeln bilden kann als es Nummern in den Zimmern gibt! Richtig –
die 2, gebildet aus 1-1, und die 12, gebildet aus 6-6, haben eine spezielle
Bedeutung: Die 1-1 bedeutet „Mut“, man darf sich damit in jedes beliebige
Zimmer trauen, ist also schlicht und einfach ein Joker. Und die 6-6 bedeutet
„Angst“, man kann damit ein beliebiges Männchen eines Spielers erschrecken
sprich eine Stufe nach unten verjagen. Müsste es dabei auf eine besetzte Stufe
zurück, wird diese nach unten übersprungen, beim Verjagen gehen die Männchen
auch zurück bis in den Gemeinschaftsraum.
Und weil’s so schön ist, sei hier noch die Regel zitiert: „Achtung,
nicht vergessen Aaaaaaaaaaangst“ zu schreien, wenn
ihr einen Gegner erschreckt. Das hat zwar keinen praktischen Nährwert, macht
aber mehr Spaß!“
Wer trotz dieser unaussprechlichen Schrecken als erster die oberste
Stufe einer Treppe überschreitet, hat mit dem 9. Schritt das Geheimzimmer des
betreffenden Raumes erreicht und damit den Schatz gefunden, aber auch den Polterdice des Raumes freigesetzt. Der Spieler bekommt die
im Zimmer ersichtliche Anzahl an Silbermünzen und hat seine Schuldigkeit in
diesem Raum getan, er kann mit seiner Beute gehen. Nicht so die anderen
Schatzjäger auf den diversen Treppenstufen – sie werden nun nacheinander,
beginnend mit dem am weitesten oben stehenden Spieler - vom Polterdice
zu einem Würfelduell herausgefordert. Wer will kann die Herausforderung
annehmen und alle 8 Würfel werfen. Gelingt ihm ein 1-1, hat er den Geist
besiegt und bekommt den Geist und zwei Silbermünzen. Schafft er es einen Geist
derselben Familie zu besiegen, bekommt er pro schon in seinem Besitz
befindlichem Familienmitglied eine Silbermünze dazu. Wer es nicht schafft, 1-1
zu würfeln, hat das Duell verloren und muss eine Silbermünze bezahlen. Aber nicht
den Mut verlieren – man muss die Herausforderung nicht annehmen, sondern kann
sie dankend ablehnen, dann ist der Spieler auf der nächstniedrigen
Stufe dran. Will sich niemand duellieren oder verlieren alle ihr Duell, dann
geht der Geist aus dem Spiel.
Und was ist mit der 7, wollte grade jemand fragen? Nun, die ist einfach
sozusagen ein negativer Joker, da man immer 4 Zahlen bilden muss, und wenn es
nicht anders geht, weil man die anderen Zahlen unbedingt so braucht, dann zieht
man halt den 7er nicht.
Wer als erster 25 Silbermünzen (die Goldmünzen haben den Wert 5 und
dienen quasi zum Wechseln) beisammen hat, gewinnt das Spiel sofort. Sind aber
alle Geheimzimmer in drei von den vier Quadraten geplündert, dann gewinnt das
Spiel der Spieler mit den meisten Münzen, bei Gleichstand der mit den meisten Polterdice.
Ein sehr nett gemachtes Spiel, einfache Regeln, viel Spielspaß. Ein
kleiner Kritikpunkt ist die sehr liebevolle Grafik, sie macht das Spiel in der
Mittelphase, wenn alle Zimmer mit mehreren Figuren besetzt sind, eher
unübersichtlich, aber das ist wirklich nur eine Kleinigkeit. Zu Beginn geht es
auch eher langsam vorwärts, weil man ja in allen Zimmern setzen kann und daher
nicht so schnell weiterkommt, und auch eher gegrübelt wird, wo gehe ich jetzt hin
- aber das Problem erledigt sich ganz von selbst, denn mit jedem geplünderten
Schatz erledigt sich auch eine mögliche Wahl einer Zahl. Ein bisschen hängt Polterdice auch von der Stimmung der Spieler ab, wer nur
mathematisch möglichst optimale Kombinationen sucht und herumtüftelt, wird
wahrscheinlich den Spielspaß eher minimieren, aber wenn man sich von der
Atmosphäre einfangen lässt und bereit ist sich amüsieren zu lassen, so wie ich
zum Beispiel von den köstlichen Hundegeistern, die in jeder Polterdice-Familie
vorkommen, der kann sich trotz gelegentlicher Längen in der Anfangsphase gut
unterhalten. Ein absolut gelungener Nachfolger von Dicerun
und Diceland, ich bin schon gespannt auf das
angekündigte erste Nicht-Würfelspiel von
Und wer meint, er könne Spuren von Sid Sacksons
Can’t Stop finden –
Spartaco erwähnt ausdrücklich, dass das in Polterdice
verwendete Prinzip der Kombination von 2 Würfeln zu einer Zahl auf dieses Spiel
zurückgeht und widmet Polterdice dem Andenken des
kürzlich verstorbenen Autors Sid Sackson.