DETEKTIVSPIELE

 

Eindeutiger Trend bei den Familienspielen: Detektivspiele. Die Täter sind unter uns.

 

Pospischil, Votawa und der Herr Josef sind in Schönbrunn gesichtet worden. Getratscht haben sie. Hm. Also muss der Täter wohl ein anderer sein? Was tun?

Es ist schon schlimm. Im Wien der Nachkriegszeit einen Verbrecherring aufspüren zu müssen. Dort, wo Anton Karas auf seiner Zither die Melodie vom Dritten Mann zum besten gibt. BLACK VIENNA heißt ein neues Spiel, in dem mittels Karten die Teilnehmer drei Personen dingfest machen müssen. (Franckh, ca. 400.-). Das Spiel erinnert an den Klassiker Cluedo (Parker, 450.-) und wurde vom jetzt in München lebenden Oberösterreicher Gilbert Obermair erfunden. Es ist typisch für jene Welle, die in den nächsten Monaten auf uns zukommen wird: Detektivspiele sind "in".

Da müssen von Ganoven versteckte Schätze gefunden werden, gehören Täter und Mörder entlarvt, werden Spione unschädlich gemacht, Gangsterbanden aus dem Verkehr gezogen und schließlich, ja auch das gibt’s, Kaufhausdiebe geschnappt. Die Spielwelt hat wieder einen Trend. Was vor zwei Jahren der Quizspiel-Boom war, sind nun jene Produkte, in denen weniger gewürfelt als vielmehr gedacht werden muss. Man denkt - und dankt der Spielindustrie.

 

Die Mehrzahl der sogenannten Detekivspiele beruhen auf logischem Denkvermögen. Aber auch Tatorte und womöglich noch die Waffe müssen ermittelt werden. Verdächtige werden von den Spielern nach logischen Kriterien aussortiert. So auch bei Black Vienna.

 

Es ist Freitag, der 7. November, 1.50 Uhr. Der Zug verlässt den Bahnhof Paris-Nord und fährt in die dunkle und neblige Nacht hinein. Ziel: Istanbul. Und bis dahin dauert es. Lange. Sehr lange. Eine ganze Reihe mysteriöser Zwischenfälle sorgt für Unbehagen an Bord. Für Erwachsene gedacht ist "Tatort: Nachtexpress" das aus rechtlichen Gründen nicht - wie es der Verlag ursprünglich wollte - Orientexpress genannt werden konnte (Jumbo, ca. 400.- S). Der Spielplan zeigt den aus Agatha Christie-Romanen ausgiebig bekannten Orientexpress, mit Abteilen, Speisewagen, usw. Die Verbrechen müssen nach und nach von den Spielern aufgeklärt werden. Wer Motiv und Täter als erster ermittelt, ist Sieger. Der Nachteil dieses optisch ansprechenden Spiels liegt daran, dass nur eine begrenzte Zahl an Partien gespielt werden kann - zehn genau. Sobald nämlich ein Täter gefunden worden ist, ist der betreffende Fall nutzlos. Doch im September kommen zehn neue Fälle auf den Markt - 20 Spielabende sind also auf jeden Fall gewährleistet.

 

Das mit der begrenzten Spielbarkeit ist überhaupt ein Trend, der auf dem Spielesektor über Hand nimmt. Sherlock Holmes Criminal Cabinet scheint jedenfalls den Trend eingeleitet zu haben.

 

Und jetzt kommen noch Sachen wie "Täter unter uns" (ASS, ca 350.-S) und "Krimi-Party-Spiel - Nachtflug in den Tod" (Schmidt, 148.-S) auf uns zu. Diese Gattung Spiele ist seit rund zwei Jahren in den USA der absolute Renner. Alle Spieler müssen in eine Rolle schlüpfen, als Verdächtiger und womöglich auch als Täter. Je mehr Theater gespielt wird, desto interessanter wird die Runde (siehe auch Kasten).

Freilich: den Investigationsvogel hat in Nürnberg ein kleiner Hersteller abgeschossen. Dieter Drkosch von "KD-Spiel" präsentierte "Kaufhausklau" (KD-Spiele, ca. 500.- S). Ein Spieler übernimmt am Spielplan die Rolle der unehrlichen Runden, der andere führt zwei Detektivsteine. Die Kunden müssen Warenchips aus dem Kaufhaus bringen, Die Detektive stellen sich in den Weg. Ein sehr realitätsbezogenes Spiel, fürwahr. Für den kleinen Mann wahrscheinlich nachvollziehbarer als die große Welt mit Mord und Spionage.