U-Bahn-Bau in London

 

On the Underground

 

Von Ealing nach Marylebone

 

Die oft unter dem Überbegriff „Eisenbahnspiele“ zusammengefassten Streckenbau-Spiele umfassen mittlerweile ganze Spielefamilien von 18xx am oberen Ende des Spektrums über Age of Steam, Zug um Zug und das derzeit nicht erhältliche Dampfross am anderen Ende der Skala.

 

Bei jklm gab es voriges Jahr gleich zwei Spiele zu diesem Thema, einerseits das sehr anspruchsvolle 1861 aus der 18xx-Familie zum Thema Eisenbahnbau in Russland  und andererseits eben On the Underground mit dem Thema U-Bahn-Bau in London. Genau wie bei den meisten anderen Eisenbahnspielen ist neben dem Bau der Linien der Transport von Passagieren ein wichtiger Aspekt, mit dem man Siegpunkte einfahren kann.

 

Die Spielvorbereitungen sind nicht sehr umfangreich, man benutzt je nach Spieleranzahl unterschiedliche Wertungsmarker, die auf das erste Feld der Wertungsleiste gesetzt werden. Der Passagier – es gibt nur eine Figur für alle Spieler – beginnt in der Station Euston und die Verbundmarker beginnen in den Stationen Aldgate, Baker Street, Charing Cross, Elephant & Castle, Hammersmith, Kings Cross, St. Pancras, Notting Hill Gate und Victoria. Nun werden nach die Zielkarten gemischt und vier vom verdeckten Stapel aufgedeckt, die Zielmarker gehen in die entsprechenden Stationen.

 

Die Spieler sind reihum am Zug und können in jedem Zug Streckenabschnitte bauen und müssen danach den Passagier bewegen.

 

Grundsätzlich kann man beim Streckenbau 1 bis Streckenteile an eine oder mehrere der eigenen Linien legen, immer auf den Abschnitt zwischen zwei Stationen. Anfangen kann man so an jeder beliebigen Stelle, danach allerdings kann eine Linie nur an den Enden weitergebaut werden. Entsteht eine Schleife, ist das Ende blockiert. Wenn man mit der Strecke eine Endstation erreicht oder auf eine Baumöglichkeit verzichtet, also, z.B. nur 3 von 4 Abschnitten baut, bekommt man einen Verzweigungsmarker, also höchstens vier in einem Zug. Diese Verzweigungsmarker wiederum nutzt man, um eine eigene Strecke zu verzweigen, das heißt an anderer Stelle als am Ende weiter zu bauen, man gibt zwei davon ab und baut an beliebiger Stelle der Strecke eine Verzweigung. Die Regel sagt ausdrücklich, dass die Anzahl dieser Marker nicht begrenzt ist, wenn nicht genügend im Spiel sind, soll man irgendwelchen Ersatz benützen.

Werden beim Streckenbau bestimmte Bedingungen erfüllt, gibt es dafür sofort Siegpunkte:

-Einen Siegpunkt bekommt man für das Anschließen einer Station mit Eisenbahnhof, das sind blaue Stationen.

-Zwei Punkte und den erwähnten Verzweigungsmarker für das Anschließen einer roten Endstation.

-Drei Punkte kassiert man für die Verbindung zweier Verbundmarker mit dem gleichen Symbol (die 8 Marker haben 4 verschiedene Symbole, je 2 x).

- Einen Punkt pro Station bringen Stationen in einer Schleife, die aber nicht zur Schleife gehören

Diese Punkte gibt es für jeden Spieler, auch wenn in den jeweiligen Stationen schon Anschlüsse bestehen.

 

Ganz besondere Ansprüche stellt der Passagier, der nach dem Streckenbau bewegt werden MUSS. Entsprechend den ausliegenden Karten gibt es vier Zielstationen, markiert mit den Zielmarkern. Prinzipiell reist der Passagier zuerst einmal zu einer Express-Station, das sind die Stationen auf den Karten mit gelbem Abschnitt, und dann zu einer der normalen ausliegenden Stationen, diese normalen Stationen haben weiße Namensabschnitte auf den Zielkarten. Welche Route der Passagier nimmt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Er reist immer, das heißt wenn es keine Strecke gibt, geht er zu Fuß bis zum ersten Anschluss und wählt dann die Strecke mit den wenigsten Linien, das heißt er möchte möglichst selten umsteigen. Wie lange die Strecke ist, die er fährt und ob er dabei Umwege macht, ist dem Passagier dagegen völlig egal. Gibt es mit diesen Bedingungen mehrere mögliche Strecken, entscheidet der Spieler am Zug, welche Route der Passagier benutzt.

Für die benutzten Strecken gibt es natürlich Entschädigung in Form von Siegpunkten, und zwar einen Siegpunkt für jede benutzte Strecke für den Besitzer der Strecke, unabhängig davon, wie weit der Passagier auf dieser Strecke reist, oder wie lang die Strecke ist.

Hat der Passagier seine Fahrt beendet, werden die benutzen Karten abgeworfen und die Zielmarker aus den Stationen entfernt. Neue Karten werden vom Nachziehstapel hingelegt und die Zielmarker werden entsprechend eingesetzt.

 

Ist der Nachziehstapel verbraucht, wird der Passagier entfernt, die restlichen Spieler der Runde können nur mehr Streckenabschnitte bauen und damit noch Siegpunkte bekommen, danach gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

 

On the Underground ist von den bisher erschienenen Spielen von jklm sicher das am leichtesten zugängliche, am schnellsten erklärte und am simpelsten spielbare, aber weder simpel noch ganz einfach. Es spielt sich gut, Material und Grafik sind ansprechend gestaltet, für jeden London-Fan werden bei den Stationsnahmen Erinnerungen wach und die deutsche Regel ist gut verständlich, wenn auch nicht optimal.

Spieldauer und Spielspaß werden auf jeden Fall davon abhängen, wie viele Grübler man in der Runde hat, wenn alle endlos nachdenken, kann es sich ziehen. Aufpassen muss man, dass man sich mit seinen Linien nicht in einer Ecke einsperren lässt, so möglich sollte man in der Mitte beginnen und die Strecken möglichst gut über ganz London verteilen, da jede Station einmal Ziel ist und die Zielkarten viele Punkte bringen, im Zweifelsfall also weniger mit Bauen punkten und auf die Ausgewogenheit der Strecken achten.

 

Dagmar de Cassan

dagmar.de.cassan@spielezeit.at

 

Spieler         : 2-5

Alter            : ab 7 Jahren

Dauer          : ca. 60 Minuten

 

Autor           : Sebastian Bleasdale

Grafik          : Matthias Catrein

Vertrieb        : Fachhandel

Preis            : ca. € 30,00

Verlag          : jklm Games 2006

                    www.jklmgames.co.uk

 

Genre                    : Streckenbauspiel

Zielgruppe             : Familie, Freunde

Mechanismen         : Strecken legen und nutzen

 

Strategie                : ***

Taktik                    : *****

Glück                    : *****

Interaktion             : ******

Kommunikation      : ***

Atmosphäre           : *****

 

Kommentar            :

Schönes Material

Zweisprachige Regeln

Regeln eher einfach

Auch für Taktiker geeignet

 

Vergleichbar:

Dampfross, Rostherne Games

Zug um Zug Märklin, Days of Wonder

 

Dagmar de Cassan:

Ein gelungenes Streckenbauspiel mit genügend Taktik für erfahrene Spieler, aber auch ausreichend Spielspass für Familien.