Zwei Rezensionen
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HEUREKA
Titel: Heureka
Autor(en): Robert Abbott & Alex Randolph
Hersteller: International Team
erschienen: 1987
Kategorie: Karten/Deduktion
Spieler: 3+ ab 10 Jahren
Als ich unlängst einen flüchtigen Blick in die
Auslage eines Spielwarengeschäftes warf, wäre mir unter den ganzen anderen
Spielen beinahe eine dunkelblaue Keksdose im A5-Format entgangen. Bei genauerer
Betrachtung entpuppte sich besagte Dose als "HEUREKA-Das
Genienspiel" von International Team, einer italienischen Firma, die
bislang hauptsächlich durch ihre KoSims bekannt war
und die (leider) vor wenigen Monaten eingegangen ist. Mit HEUREKA wollte man
bei IT bewußt ein Sammlerstück produzieren, deswegen
wurde in Anlehnung an altes Blechspielzeug eben dieses Material für die
Schachtel gewählt. Ebenso ungewöhnlich wie die Verpackung ist auch das Spiel
selbst. Von Bob Abbott, dem Erfinder solch origineller Spiele wie EGGHEAD, CODE
777, ZASTER und EPAMINONDAS bereits 1959 (I) in Martin Gardiners Kolumne im
"Scientific Americon" unter dem Titel
ELEUSIS vorgestellt (dieses Spiel war mit gewöhnlichen Karten zu spielen),
wurde es von Alex Randolph in seine gegenwärtige Form gebracht.
HEUREKA gehört zur Gruppe der sogenannten
"Deduktionsspiele". Während üblicherweise nach genau festgelegten
Regeln gespielt wird, sind diese bei Deduktionsspielen nur einer einzigen
Person, dem Spielleiter, bekannt. Die Mitspieler müssen sie durch "Versuch
und Irrtum" herausfinden. Das Spiel enthält zwei verschiedene Kartensätze.
Der eine besteht aus 48 Kärtchen mit Abbildungen berühmter Persönlichkeiten der
Vergangenheit. 24 Karten weisen einen roten Hintergrund auf, die anderen 24
einen grünen. In jeder dieser beiden Gruppen gibt es wiederum acht Bilder von
Personen mit Bart (gekennzeichnet durch ein kleines
Dreieck auf der Karte), acht mit Hut (Hutsymbol) und weitere acht ohne Bart und Hut
(Kreissymbol). Der zweite Satz enthält 54 Karten (wovon acht unbedruckt sind,
damit geübte Spieler ihre eigenen Regeln darauf zeichnen können), auf denen
Legeregeln für die Portraitkärtchen aufgezeichnet sind. Zu Beginn wird der
Stapel mit den Regelkarten gemischt und verdeckt auf den Tisch gelegt. Die
Portraitkarten werden ebenfalls aufgelegt, allerdings offen.
Dann wird ein Spieler zum "großen Meister"
bestimmt. Er nimmt die obersten drei Regelkarten vom Stapel, wählt eine davon
aus und legt die anderen wieder unter den Stapel. Danach nimmt er eine
Portraitkarte und legt sie auf den Tisch. Hierauf fügt der links von ihm
sitzende Spieler ein weiteres Portrait rechts an das bereits vorhandene an.
Stimmt die Karte mit der Legeregel überein, sagt der Meister "richtig und beläßt sie an ihrem Platz, ansonsten sagt er
"falsch" und legt sie oberhalb der zuvor gelegten ab. Mit der Zeit
ergeben sich daher eine waagrechte Reihe, in der die Bildkarten in der
richtigen Reihenfolge liegen, und senkrechte Reihen von Karten, die nicht mit
der Formel übereinstimmen. Nach dem Ablegen des Portraits setzt der nächste Spieler
im Uhrzeigersinn fort.
Glaubt ein Spieler die Legeregel erkannt zu haben,
ruft er "Heureka" (er kann dies auch tun,
wenn er gerade nicht an der Reihe ist). Ab jetzt legt der Meister die
Portraits, und der Spieler sagt "richtig" oder "falsch".
Wenn der Spieler den Meister davon überzeugen kann, daß
er die Regel begriffen hat, so erhält er van diesem die Formelkarte als
Belohnung, und die Runde ist zu Ende. Irrt er sich, so scheidet er aus der
laufenden Runde aus und muß dem Meister eine
Formelkarte geben, sofern er von früheren Runden welche besitzt, und eine neue
Runde beginnt.
Der erste Spieler, der fünf Regelkarten in seinem
Besitz hat, gewinnt.
Zusammenfassend läßt sich
sagen, daß bei diesem Spiel Idee und Ausstattung
wirklich ausgezeichnet sind. Es ist zu bedauern, daß
ihm kein längeres Leben beschieden war.
Literatur:
Robert Abhott -
Kartenspiel als Kunst (dtv)
Willy Hochkeppel - Denken
als Spiel (dtv)
HEUREKA
Heureka
Von
Robert Abbott.
it-International Team/Licence Seven Towns.
0. Spielidee.
Eine unbekannte Regel soll durch Experimentieren möglichst
rasch erkannt werden.
1. Spielmaterial.
(a) 48 Spielkarten: (mit Porträts berühmter
Personen) 24 in Rot, 24 in Grün - davon jeweils 8 mit dem gleichen Symbol (mit
Hut bzw. mit Bart bzw. mit Hut und Bart).
(b) 46 Karten mit Regeln (sowie 8 Blanko-Karten).
2. Ablauf einer Runde.
Die 48 Spielkarten liegen offen auf [? siehe (d)].
(a) Der Spielleiter zieht drei Regelkarten und wählt
(verdeckt) eine davon aus. Er legt eine der Spielkarten als Anfangskarte auf [?, siehe (d)]. An diese Karte sollen in der Folge der Regel
entsprechend waagrecht weitere Karten angelegt werden.
(b) Reihum sind die übrigen Spieler am Zug:
Dazu wählt der Spieler eines der Porträts aus [?, siehe (d)]. Kann diese Karte der Regel entsprechend
angelegt werden, so wird sie waagrecht an die bereits aufliegenden Karten
angelegt. Entspricht sie nicht der Regel, so wird sie senkrecht über die
zuletzt gelegte Karte gelegt.
(c) Glaubt ein Spieler, die Regel erkannt zu haben,
so meldet er sich.
Nun wählt der Spielleiter Karten aus [?, siehe d)], und der andere Spieler muß
sagen, ob sie der Regel entsprechen.
(c1) Überzeugt er den Spielleiter davon, daß er die Regel richtig erkannt hat, so hat er das Spiel
gewonnen (c2) Macht
er dabei einen Fehler, so scheidet er aus. Das Spiel
geht weiter, bis ein zweiter Spieler glaubt, die Regel erkannt
zu haben. Dazu muß keine
weitere Karte mehr gelegt werden.j (G3) I Ist dieser
Spieler im Recht, so hat er gewonnen. (c4) Macht auch dieser
Spieler einen Fehler, so hat der Spielleiter gewonnen.
(d) Variante: [Die (deutscherl)
Regeln sind hier nicht eindeutig. Es ist auch folgende Lesart möglich:] Die
anzulegende Karte wird abgehoben [nicht ausgewählt]
3. Spielablauf und Spielende.
Reihum fungiert jeder Spieler als Spielleiter.
(a) Der Gewinner einer Runde erhält die
entsprechende Regelkarte.
(b) Ein Spieler, der einen Fehler gemacht hat (2.c2,2.c4) muß - wenn er bereits eine
solche besitzt - eine Regelkarte an den Spielleiter geben.
(c) Gewonnen hat, wer zuerst 5 Regelkarten besitzt.
4. Erweiterungen.
(a) Der Spielleiter notiert zusätzlich auf einem
Zettel, ob bestimmte Karten verkehrt ("auf dem Kopf stehend")
abgelegt werden müssen.
(b) Der Spielleiter verwendet frei erfundene Regeln.
Wurde die Regel nach 27 Versuchen (aufgelegten Karten) noch nicht erkannt, so
endet das Spiel ohne Sieger.
5. Die Regelkarten.
2 Farben: R,G - 3 Gruppen: a,b,c.
GRGRGRGR...
GRRGRRGRR...
GGRRGGRRGG...
GGGRRRGGGR...
kein R
kein b
kein G, kein b
aaaaaaa...
abbabbabbabb..
bbbaaabbbaaa...
cbcbcbcbcb...
ccbbccbbccbb...
bacbacbacbac...
ccaabbccaabb. . .
R und bbbbbbb...
R und abbabbab...
R und ccbbccbb...
R und bbbcccbbbc...
G und cbcbcbcb...
G und bacbacba...
G und abbaccabba...
a und RGRGRGRG...
a und GGRRGGRRGG...
b und GRRGRRGRR...
b und RRRGGGRRRGGG...
GRGRGRGRG und baabaabaa...
GRGRGRGRGR und bbccbbccbb...
RGRGRGRGR und aaacccaaa...
RGRGRGRG und cbcbcbcb ...
RGRGRGRGR und bacbacbac...
GRRGRRGRR und baabaabaa...
RGGRGGRGG und cbcbcbcbc...
RGGRGGRGG und cabcabcab..
GGRRGGRRGG und bccbccbccb...
RRGGRRGGRR und cbcbcbcbcb...
GGGRRRGGGRRR und bccbccbccbcc...
RRRGGGRRRGG und bbbaaabbbaa...
RRRGGGRRRGG und cabcabcabca...
RRRGGGRRRGGG und acacacacacac....
kein a und RGGRGGRGG
kein b und RRGGRRGG
kein b und GGGRRRGGGRRR
kein c und GRGRGRGR
kein a und GGRRGGRRGG und bbbcccbbbc
[sic!, vgl. (*)]
kein b und RRGGRRGGR und aabbaabba
[vgl (*)]
kein b und GRRGRRGRR und cccaaaccc[vgl (*)
Kommentar:
Kommen Euch die Spielregeln von HEUREKA irgendwie
bekannt vor? Kein Wunder! Das Spiel wurde von Robert Abbott schon vor mehr als
zwanzig Jahren publiziert, und zwar unter dem Namen ELEUSIS. Es wurde mehrfach
abgedruckt (u. a. in SCIENTIFIC AMERICAN) und kommentiert. Allerdings wird
ELEUSIS mit normalen Spielkarten gespielt, und es verwendet grundsätzlich 'frei
erfundene.' Regeln. Jeder Spieler erhält zu Beginn gleich viel Karten, die er möglichst
schnell richtig ablegen will. Sieger ist, wem dies am schnellsten gelingt. Für
die Abrechnung wird ein ausgeklügeltes Punktesystem verwendet.
HEUREKA ist nun eine konfektionierte, kommerzialisierte
und verflachte Version von ELEUSIS. Natürlich bleibt die faszinierende
Grundidee erhalten. Durch die Vorgabe von 48 Regeln - deren Kenntnis die
Aufgabe natürlich wesentlich erleichtert! -, das vereinfachte (bzw., wenn (2.d)
die "korrekte'' Interpretation der Spielregeln ist, sogar mechanisierte)
Anlegen, und die simplifizierte Abrechnung verliert es jedoch viel an Pfiff.
Die unter (5) mit (*) bezeichneten drei Karten
zeigen übrigens, daß die Regeln schlecht durchdacht
sind: Die Angabe "kein a (bzw. b)" ist überflüssig, da sie sich aus
dem Rest der Regel ergibt. Sollte sie nur zur Verdeutlichung hinzugefügt worden
sein, so muß man fragen: Warum fehlt sie auf den
anderen Karten
ähnlichen Inhalts?
Die Ausstattung ist zwar hübsch - eine Metalldose,
die an Zigarren- oder Keksdosen erinnert, graphisch eher mißlungene
Regelkarten, und Spielkarten mit mehr oder weniger treffenden Porträts - aber
nicht allzu zweckmäßig: Karten anstelle der dicken Kartonplättchen wären für
die - eigentlich überflüssigen [außer man erfindet besonders komplexe Regeln,
die auf die Personen selbst Bezug nehmen!] - Porträts praktischer gewesen. Die
Regeln sind - für International Team - sogar recht ordentlich abgefaßt. (Auch wenn der "Große Meister" [=
Spielleiter] einen siegreichen Spieler (2.c1) zum "Genie" und einen
verlierenden (2.c2) zum "Esel" erklärt. Auch wenn keineswegs klar
ist, was mit folgender Forderung gemeint ist: ''Das System [einer frei
erfundenen Regel] muß klar lösbar sein, ohne daß mehr als neun richtige Karten aufgelegt werden müssen."
Da International Team - wenn ich richtig gehört habe
- ohnehin nicht mehr existiert, braucht auf dieses generelle Problem wohl nicht
noch einmal näher eingegangen zu werden.)
P.S.: Nach der"MOMO-Methode"
könnte HEUREKA natürlich auch kooperativ gespielt werden: Spielleiter und
Gegenspieler versuchen gemeinsam das Rätsel (die "Weltformel"?, das "letzte Geheimnis"??) zu ergründen. Daher
darf es der Spielleiter nicht zu schwer machen. Denn wenn niemand die Regel
erkennt, dann haben "alle verloren". Kommt jedoch jemand auf die
Regel, dann
haben alle "gemeinsam gewonnen"! Oder sehe
ich das falsch?
WlN-Wertung:
** Heureka (PPP) UU A
3-6(3-?)
*** Eleusis SS PPP UU
3-8(3-?)