UNSERE REZENSION

 

Manuskripte und Bücher

 

BIBLIOS

 

schätze im altem Kloster

 

Dieses Kartenspiel wurde sehr attraktiv in eine hübsche kleine Schachtel gepackt, die einem alten Buch sehr ähnlich schaut, mit einer “magnetischen” Klappe, die seitlich anhaftet und die Schachtel perfekt schließt.

 

Im Inneren des Buchs finden wir ein Deck aus 87 Karten, 5 farbige Würfel und ein Miniatur-Spielbrett im Ausmaß von 175 x 115 mm, das zum Auslegen der Würfel und zur Berechnung der Siegpunkte verwendet wird.

 

Die Karten im Spiel teilen sich in drei unterschiedliche Arten: BUCH Karten, GOLD Karten und spezielle KIRCHE Karten.

 

BUCH Karten gibt es fünf Kategorien: Mönche (braun), Pigmente (blau), Heilige Bücher (Grün), Manuskripte (orange) und Verbotene Bände (rot), und zu jeder dieser Kategorien gibt es den Würfel in der entsprechenden Farbe. Die Würfel werden auf dem Spielplan so ausgelegt, dass sie alle den Wert „3“ zeigen, den Grundwert jeder Kategorie.

 

Nicht alle diese Karten haben denselben Wert: Bei Braun und Blau gibt es zwei Karten mit dem Wert “4”, dazu drei Karten mit dem Wert “3” und vier Karten mit dem Wert “2”. In den anderen drei Kategorien gibt es zwei Karten mit dem Wert „2“ und sieben Karten mit dem Wert „1“.


Es ist unbedingt notwendig, sich die Zusammensetzung dieser Kartenkategorien während des Spiels in Erinnerung zu rufen, denn Biblios ist ein Mehrheitenspiel und der Spieler der die meisten Punkte in einer Kategorie erzielt, punktet dafür.

 

Das Deck enthält auch 33 GOLD Karten ( elf Karten im Wert “3”, elf Karten “2” und elf Karten “1”) sowie 9 KIRCHE Karten. Diese sind eine Art Bonus/Malus Karten und erlauben dem Spieler, den Wert eines oder zweier ausliegender Würfel zu verändern (2 Karten erhöhen zwei Würfel um 1 Punkt, zwei verringern 2 Würfel 1 Punkt; zwei erlauben einen Würfel um 1 zu erhöhen, zwei verringern einen Würfel um 1 und die letzte Karte erlaubt die Wahl, ob man einen Würfel um 1 erhöht oder verringert.

 

Diese Karten sind sehr mächtig und wichtig, wenn man sie richtig einsetzt; natürlich muss man sie ein wenig ungezielt verwenden, wenn man sie zu früh im Spiel bekommt; aber wenn man sie bekommt, wenn man genug Karten auf der Hand hat, um zu entscheiden welche gut und welche gefährlich sind, kann man die eigenen Farben aufwerten und die der Gegner abwerten. Später komme ich noch auf eine Hausregel zurück, die das Standard-Spiel ein wenig variiert, die aber diese Karten noch wichtiger macht und für ein noch interessanteres Spiel sorgt.

 

Man kann das Spiel mit 2-4 Spielern spielen und genießen, aber man muss kleine Anpassungen am Deck vornehmen: zu zweit muss man 6 GOLD Karten (2 pro Sorte) und 21 andere zufällig gewählte Karten aus dem Spiel nehmen; zu dritt muss man drei Gold und 12 beliebige Karten entfernen und zu viert muss man nur 7 zufällig gewählte Karten entfernen. Dadurch kann man nicht vorhersagen, welche Karten im Spiel sein werden und damit ist keine „perfekte“ Strategie möglich. Das kann möglicherweise jene enttäuschen, die immer auf der Suche danach sind, aber so bleibt das Spiel bis zur letzten Karte des Decks spannend.

 

Das Spiel wird in zwei verschiedenen Phasen gespielt: Während der ersten verteilen die Spieler reihum alle Karten; in der zweiten Phase wird dann eine bestimmte Anzahl Karten versteigert und die Gewinner ermittelt.

 

In seinem Zug nimmt und verteilt jeder Spieler einzeln eine bestimmte Anzahl Karten in Abhängigkeit von der Spieleranzahl (drei bei zwei Spielern, vier bei drei und fünf mit vier Spielern). Er schaut jede Karte an und entscheidet, ob er

1 – die Karte behält ohne sie den anderen zu zeigen (einmal pro Zug möglich);

2 – die Karte offen zur Verfügung für die anderen Spieler auslegt; höchstens eine Karte pro Spieler

3 – Die Karte auf einen verdeckten Auktionsstapel abwirft, nur eine Karte pro Zug

 

Am Ende dieser Verteilung nehmen und behalten die Spieler reihum eine Karte vom Tisch; so hat am Ende des Zugs jeder Spieler eine Karte mehr; außer er nimmt eine KIRCHE Karte auf, die sofort gespielt werden muss, und eine Karte wird abgeworfen.

Wählt man eine KIRCHE Karte oder muss sie nehmen, muss man sie sofort spielen - und hat damit eine Karte weniger auf der Hand – um den Wert von ein oder zwei Würfeln in der Auslage zu modifizieren (siehe auch die vorgeschlagene Variante am Ende dieser Rezension).

 

Der Zweck dieser ersten Phase ist, die wertvollsten Karten einiger weniger Farben zu sammeln (normalerweise sollten es nicht mehr als zwei Farben sein wenn man eine vernünftige Chance haben will Punkte zu machen) und dazu eine ordentliche Anzahl GOLD Karten. Niemand sieht, was man sich verdeckt während des eigenen Zugs behalten hat, aber jeder sieht was man vom Tisch nimmt und daher hat jeder eine gewisse Vorstellung davon was der andere sammelt. Aus diesem Grund wird vorgeschlagen, dass man eventuell 1 oder 2 Karten anderer Farben aufnimmt, um die Gegner zu verwirren und später etwas „Wechselgeld“ für die Versteigerung zu haben.

 

Man sollte immer daran denken, dass die braunen und blauen Karten hohe Werte haben (4-3-2) und man daher mit zwei bis drei Karten eine Mehrheit erreichen kann (wenn man zum Beispiel zwei Karten von Wert “4” hat), während mann vier bis fünf Karten in den anderen Farben (Wert 2-1) braucht, um eine vernünftige Chance zu haben zu gewinnen. In den ersten zwei oder drei Partien haben wir alle versucht, die braunen und blauen Karten zu bekommen und haben immer ohne nachzudenken die „1“ Karten abgeworfen, aber gewonnen hat üblicherweise derjenige Spieler, der diese weniger wertvollen Karten gesammelt hat, manchmal nur deswegen, weil sie die einzigen waren, die am Tisch noch verfügbar waren. Bei unserem dritten Spiel haben wir begonnen das zu ändern und wir haben uns jede einzelne Karte sorgfältig angeschaut.

 

Sobald alle Karten zugeteilt sind, beginnt die Versteigerungsphase mit dem Startspieler, der das Deck verdeckt mischt und die oberste Karte aufdeckt. Der Spieler zu seiner Linken muss ein Gebot abgeben oder passen, die anderen Spieler können überbieten oder passen, bis ein Spieler übrigbleibt und die Karte bekommt; er bezahlt den gebotenen Preis. Wer passt, kann für die aktuelle Karte nicht mehr einsteigen und muss auf die nächste Karte warten!

 

Wird eine BUCH Karte versteigert, müssen die Spieler Gold bieten und bezahlten und die dafür genutzten Karten offen abwerfen (wer nicht genau bezahlen kann muss man Karten nutzen bis der gebotene Wert überboten ist; so bezahlt man für ein Gebot von “2” mit einer “3” wenn man muss. Wird eine GOLD Karte versteigern, muss man eine beliebige Anzahl Karten bieten und zur Bezahlung verdeckt abwerfen.

Auch in dieser Phase muss man eine ersteigerte KIRCHE Karte sofort ausführen und Würfel entsprechend modifizieren.

 

Ist die letzte Karte versteigert, legen alle Spieler ihre Karten am Tisch aus, sortiert nach Farben: Der Spieler mit dem meisten Punkten für eine Farbe gewinnt diese Farbe und nimmt den entsprechenden Würfel aus der Auslage am Spielplan. Sind alle Kategorien zugeteilt addieren die Spieler die Punkte auf den von ihnen gewonnenen Würfeln und der Spieler mit dem höchsten Gesamtwert gewinnt das Spiel. Im Fall eines Gleichstands gewinnt der Spieler mit der höchstwertigen Karte (innerhalb jeder Farbe sind die Karten mit A bis I markiert mit A als höchstwertiger Karte).

 

Um an Biblios richtig Spaß zu haben, braucht man einige Testspiele denn es ist nicht sofort und unmittelbar zu erkennen, was man am besten in der ersten, der Verteilungsphase tun sollte, und die Spieler tendieren am Anfang dazu den höchstwertigen Karten nachzujagen und vergessen auf das Geld oder konzentrieren sich aufs Geld und vergessen auf die weniger wertvollen Karten.

Beides ist ein Fehler: Wenn man sich nicht auf höchstens zwei bis drei Farben konzentriert riskiert man, alle Mehrheiten bei Spielende zu verpassen. Sobald man also merkt dass jemand Interesse an einer Farbe hat und man ihn nicht sicher bekämpfen kann, nimmt man diese Karten nicht mehr, nicht einmal  wenn sie „3“ oder „4“ wert sind. Da nimmt man dann besser extra Gold und/oder konzentriert sich auf andere Farben.

Und wenn man sich auf Gold verlegt, darf man nicht vergessen das eine größere Menge „3“ Karten genauso teuer sein kann wie eine gute Mischung aus „1“, „2“ und „3“, da es ja kein Wechseln gibt und man „3“ bezahlen muss, wenn man nur „3“ Karten hat, auch wenn es nur „1“ kosten würde. Eine gute Kartenhand vor der Versteigerungsphase sollte 2-3 Karten in zwei Farben, eine Anzahl unnötiger Karten zum Kauf von Gold und 5-6 Gold Karten mit verschiedenen Werten enthalten.

 

Während der Versteigerung muss man versuchen, das Gebot in jenen Farben zu erhöhen, bei denen man weiß dass ein anderer Spieler definitiv daran interessiert ist – weil er während der Zuteilungsphase Karten dieser Farbe genommen hat – und ihn so dazu zu zwingen, noch höher zu bieten und mehr Gold als nötig auszugeben. Sind nur noch zwei oder drei Karten zur Versteigerung übrig, kann man hoch bieten um eine oder zwei zusätzliche Karten zu bekommen.

Wenn es möglich ist, sollte man versuchen ein oder zwei Karten einer dritten Farbe auf der Hand zu haben; in einigen unserer Spiele konnte jemand mit  nur 2 Karten einer Farbe Siegpunkte machen, die die anderen Spieler abgeworfen hatten oder in Geboten für Gold verbraucht hatten.

 

Alles in allem ist Biblios ein sehr schnelles und spannendes, dichtes Spiel; leicht zu erlernen und zu erklären, aber schwer zu spielen da man neben einigen taktischen Fähigkeiten auch ein gutes Gedächtnis braucht, wenigsten für die Karten, die man zu bekommen versucht. Das Spiel ist durchaus für Familien und Durchschnittsspieler zu empfehlen. Vielspieler werden es ein paarmal versuchen, aber dann sicher zu komplexeren Spielen übergehen.

 

Variante für die KIRCHE Karten

 

Biblios mit allen verfügbaren KIRCHE Karten im Auktionsdeck zu spielen sollte den Spaß am Spiel erhöhen, da der Kampf um diese Karten wesentlich intensiver sein wird und damit Würfelmodifikationen wesentlich häufiger. Daher die Idee, alle diese Karten einfach ins Auktionsdeck zu geben.

 

Leider weiß man nie wie viele KIRCHE Karten verfügbar sind, da ja zu Beginn des Spiels eine bestimmte Anzahl Karten aus dem Spiel genommen wird; daher sollte man sie nicht vor dem Spiel auswählen. Der einzig mögliche und vernünftige weg ist die Phase 1 ohne KIRCHE Karten zuteilen zu spielen: Zieht man eine KIRCHE Karte, legt er sie einfach verdeckt auf das Auktionsdeck und nimmt eine neue Karte.

 

Das behebt auch das Problem, das manche Spieler mehr Karten auf der Hand haben, weil sie keine KIRCHE Karte sofort spielen mussten und die Auktion wird viel knapper und umkämpfter; dementsprechend wird aber auch die Zuteilungsphase schwieriger, da die Spieler nun für die folgenden Aktionen mehr Goldkarten brauchen. Mit dieser Modifikation könnte man auch Vielspieler an den Tisch bringen, es gibt vor dem Hauptgericht nun ein schnelles und hartes Spiel.

 

Spieler: 2-4

Alter: 10+

Dauer: 30+

Autor: Steve Finn

Grafik: David Palumbo

Preis: ca. 20 Euro

Verlag: iello 2011

Web: www.iello.fr

Genre: Versteigerungsspiel um Mehrheiten

Zielgruppe: Mit Freunden

Version: en

Regeln: en fr

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Zufallszusammenstellung der Karten

Dadurch keine optimale Strategie möglich´

Guter Mix von Mechanismen

 

Vergleichbar:

Thematisch Abtei der Rätsel, Der Name der Rose etc., für Mechanismen alle Versteigerungsspiele um Mehrheiten

 

Andere Ausgaben:

Französische Ausgabe

 

Meine Einschätzung: 5

 

Pietro Cremona:

Eine gelungene Mischung von Mechanismen, man braucht taktisches Geschick und Kartengedächtnis um in den Versteigerungen erfolgreich zu sein

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 1

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 1

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0