UNSERE REZENSION
Macht im römischen Reich
AUGUSTUS
Senatoren und Provinzen
In diesem Spiel verkörpern die Spieler Vertreter von Augustus, dem ersten römischen Kaiser, und ihre Aufgabe besteht darin, die bereits existierenden Institutionen in den Provinzen des Kaiserreichs aufrechtzuerhalten.
Dazu müssen die Spieler versuchen, Senatoren für sich zu gewinnen und auch Provinzen unter ihre Kontrolle bringen. Dies erfolgt in Form von Karten, dazu müssen Sie mithilfe von Legionen, die Senatoren überzeugen bzw. Provinzen mit diesen besetzen.
Gleich vorweg, das extrem positive an diesem Spiel ist, das man das gesamte Spiel Neulingen innerhalb von fünf Minuten erklären kann.
Leider sieht es anders aus, wenn niemand dabei ist, der das Spiel kennt, in dem Fall dauert das Lesen der leider unübersichtlichen Spielregel doch einige Zeit. Die Spielanleitung scheint zwar auf den ersten Blick gut strukturiert, im Zuge des Lesens merkt man jedoch, dass man ziemlich oft gezwungen ist, die Spielanleitung an verschieden Stellen kreuz zu lesen.
Nach dem Öffnen der Spieleschachtel präsentiert sich folgendes Spielmaterial:
88 Zielkarten, 50 Legionen in Form roter Spielfiguren, 23 Mobilisierungsmarker, 12 Siegpunktplättchen (in der Spielanleitung Belohnungen genannt), 1 Stoffbeutel und 1 Block zum Notieren der Siegpunkte bei Spielende.
Die Zielkarten werden gemischt und jeder Spieler erhält zu Beginn 6 Zielkarten, von denen jeder Spieler 3 auswählt und offen vor sich ablegt. Weiters erhält jeder Spieler sieben Legionen.
Es gibt zwei Arten von Zielkarten: Provinzen und Senatoren. Jede Karte hat auf der linken Seite eine Anzahl von Feldern mit Symbolen, auf die Legionen gestellt werden können.
Die 23 Mobilisierungsmarker kommen in den Stoffbeutel. Diese Mobilisierungsmarker zeigen die Symbole „2 gekreuzte Schwerter“, „Schild“, „Streitwagen“, „Katapult“, „Standarte“, „Dolch“ und „Joker“. Dabei gibt es sechs Mobilisierungsmarker „2 gekreuzte Schwerter“, fünf Mal „Schild“, vier Mal Streitwagen, drei Mal Katapulte, zwei Mal Standarten sowie einen Dolch und zwei Joker.
Nun werden zusätzlich in der Tischmitte fünf weitere Zielkarten als offene Auslage ausgelegt, daneben oder darüber platziert man die 12 Siegpunktplättchen, die restlichen Zielkarten werden als Nachziehstapel bereitgelegt.
Der Spielablauf selbst ist einfach, kurz und schnell verständlich:
Ein Spieler wird zum aktiven Spieler gewählt, dieser nimmt den Beutel an sich und beginnt das Spiel, indem er einen Mobilisierungsmarker aus dem Beutel zieht. Ist das gezogene Symbol auf einer der drei Zielkarten eines Spielers vorhanden, darf dieser Spieler eine Legion darauf stellen. Dies dürfen natürlich alle Spieler machen, die auf einer ihrer Zielkarten dieses Symbol haben. Nun zieht der aktive Spieler einen weiteren Mobilisierungsmarker. Die Spieler setzen also immer eine Legion auf ein Symbol auf ihren Zielkarten, wenn es mit dem gezogenen Mobilisierungsmarker übereinstimmt. Sobald alle Symbole auf einer Zielkarte von Legionen besetzt sind, ist diese Karte erfüllt; der Spieler dem diese Zielkarte gehört ruft „Ave Caesar“ und zeigt damit an, dass er eine Zielkarte abgeschlossen hat.
Dadurch wird das weitere Ziehen von Mobilisierungsmarkern durch den aktiven Spieler unterbrochen. Der Spieler legt seine erfüllte Zielkarte eine Reihe oberhalb seiner beiden verbliebenen noch nicht erfüllten Zielkarten aus. Die erfüllte Karte bringt ihm am Spielende Siegpunkte und in den meisten Fällen auch einen sofortigen einmaligen oder dauerhaften Effekt. Die Legionen von der erfüllten Zielkarte nimmt er wieder zurück in seinen Vorrat. Nun wählt er aus den fünf offen liegenden Zielkarten eine neue aus und legt diese zu seinen beiden noch nicht erfüllten Zielkarten. Danach wird vom Nachziehstapel eine neue Zielkarte zu den vier offenen Zielkarten gelegt, sodass auch der nächste Spieler wieder fünf Zielkarten zur Auswahl hat.
Ab und zu wird es vorkommen, das zwei oder mehr Spieler gleichzeitig Zielkarten erfüllen; dann entscheidet die Nummer der Zielkarte, welcher Spieler zuerst an der Reihe ist um eine neue Zielkarte zu wählen bzw. um eventuelle Siegpunktplättchen zu erwerben. Die Zielkarten sind von 1 bis 88 durchnummeriert und der Spieler, dessen Karte die kleinere Zahl zeigt, ist zuerst an der Reihe.
Wenn ein Spieler alle sieben Legionen auf seinen Zielkarten stehen hat, ohne dass er eine der Karten erfüllen konnte, darf er nun immer, wenn ein Symbol gezogen wird, dass auf einer seiner Zielkarten noch unbesetzt ist, eine seiner Legionen umsetzen.
Wenn der aktive Spieler einen Joker aus dem Beutel zieht, darf jeder Spieler eine Legion auf ein beliebiges unbesetztes Symbol stellen. Der aktive Spieler muss nun den Beutel an seinen rechten Nachbarn abgeben, dieser wirft alle gezogenen Mobilisierungsmarker wieder in den Beutel und beginnt wieder mit dem weiteren Ziehen der Mobilisierungsmarker.
Ziel des Spiel ist es als erster Spieler sieben Zielkarten zu erfüllen; gelingt dies einem Spieler, endet das Spiel und es dürfen alle Spieler, die eventuell zu diesem Zeitpunkt ebenfalls eine Zielkarte erfüllt haben, entsprechend den Nummern ihrer Zielkarten noch eventuelle Siegpunktplättchen erwerben.
Die Sonderfertigkeiten der Zielkarten sind sehr unterschiedlich. Manche treten einmalig beim Erfüllen einer Zielkarte auf, andere bieten einen dauerhaften Vorteil, wieder andere schaden sogar den Mitspielern. Beispielsweise kann man zusätzliche Legionen bekommen oder darf sofort Legionen auf eine der beiden verbliebenen anderen Zielkarten stellen, oder man darf sich eine zusätzliche Zielkarte nehmen oder man darf alle Legionen die man hat, auf den Zielkarten neu verteilen, was oft dazu führt, dass man automatisch eine weitere Zielkarte erfüllen kann.
Weiters gibt es auch dauerhafte Effekte in Form von Tauschsymbolen. Beispiel Tauschsymbol „Schild“ = „Katapult“, damit darf man immer wenn ein Schild gezogen wird, eine Legion anstelle dass man sie auf einen Schild stellt auch auf das Katapult stellen und umgekehrt.
Siegpunkte bekommen die Spieler für die erfüllten Zielkarten, jedoch gibt es noch zusätzliche Möglichkeiten um Siegpunkte zu erhalten. Die Zielkarten bringen oft eine fixe Anzahl von Siegpunkten.
Manchmal sind die Siegpunkte aber auch variabel und liefern dem Spieler für jedes bestimmte Symbol auf den erfüllten Zielkarten eine gewisse Anzahl an Siegpunkten, manchmal nur bis bis zu einem gewissen Maximum an Siegpunkten.
Neben diesen Standardsiegpunkten gibt es noch die Belohnungen in Form von Siegpunktplättchen.
Zwei dieser Siegpunktplättchen sind
Wandersiegpunktplättchen. Das eine Siegpunktplättchen zeigt Gold, das andere
Weizen. Auf manchen Zielkarten ist Gold oder Weizen abgebildet. Der erste
Spieler, der so eine Zielkarte erfüllt, erhält das entsprechende Siegpunktplättchen.
Sobald ein anderer Spieler genauso viele Zielkarten mit diesem Symbol erfüllt
hat, erhält derjenige Spieler diese Karte. Es genügt also Gleichstand, um
dieses Siegpunktplättchen einem anderen Spieler wegnehmen zu dürfen.
Die übrigen Siegpunktplättchen sind Sonderwertungsplättchen. Es gibt fünf
Bonusplättchen für die Anzahl der erfüllten Zielkarten; ein solches Plättchen
darf ein Spieler nur in dem Augenblick nehmen, in der er diese Anzahl aktuell erfüllt
hat, zu einem späteren Zeitpunkt darf er es nicht mehr nehmen. Die übrigen fünf
Bonusplättchen zeigen verschiedene Bedingungen die ein Spieler erfüllt haben
muss.
Jeder Spieler muss sich gut überlegen, welche dieser
Sonderwertungsplättchen er erwerben möchte und wann er dies tut, denn jeder
Spieler darf im ganzen Spiel nur je ein Plättchen für die Anzahl der erfüllten
Zielkarten bzw. eines für das Erfüllen einer Bedingung von den anderen fünf Bonusplättchen
erwerben.
Entscheidet sich ein Spieler zu früh, ein solches Plättchen zu nehmen,
verschenkt er vielleicht wertvolle Punkte. Wählt er zu spät, dann ist das
Plättchen vielleicht schon von einem anderen Spieler genommen worden, oder das
Spiel ist plötzlich vorbei, ohne dass man ein Plättchen dieser Sorte genommen
hat.
Augustus ist sicherlich kein Spiel mit hohem strategischem Tiefgang. Viele bezeichnen es zwar als taktischen Bingo-Klon, aber das wäre dem Spiel gegenüber nicht fair, dafür bietet das Spiel einfach zu viele taktische und - wenn auch geringe -Strategiemöglichkeiten. Es hängt natürlich viel davon ab, welche Symbole gezogen werden. Aber wenn man die Verteilung der Symbole bei seinen taktischen Überlegungen berücksichtigt und beim Auswählen neuer Zielkarten richtig vorgeht, kann man sehr wohl auf den Spielverlauf bzw. die eigenen Chancen Einfluss nehmen.
Das Spiel war eines den drei nominierten Spielen für den Spielepreis „Spiel des Jahres“ und erhielt den Preis „Spiele Hit für Familien“ der Österreichischen Spiele Akademie.
Die relativ kurze Spieldauer von 15-30 Minuten macht es zum idealen Absackerspiel eines gelungenen Spieleabends.
Also - wer ein schönes, einfaches, aber dennoch interessantes Familienspiel sucht, bei dem der Zufall eine große Rolle spielt, aber nicht alles dominiert, der sollte einen Blick auf Augustus werfen. Auch in größeren Spielrunden mit bis zu sechs Spielern lässt sich Augustus gut und problemlos spielen.
Das Spiel ist hervorragend für Gelegenheitsspieler bzw. Personen geeignet, welche nur sehr selten zu Brett- oder Kartenspielen greifen.
Aber auch Vielspielern kann es durchaus Spaß machen und ist wie bereits erwähnt hervorragend als Absacker geeignet.
Für die genannten Zielgruppen kann ich von mir aus auf jeden Fall eine Empfehlung für einen Kauf abgeben.
Spielern, denen Spiele mit zu hohem Zufalls- bzw. Glücksanteil nicht behagen, kann ich jedoch vor einem Kauf nur abraten, da es natürlich auch immer wieder passieren kann, dass bei manchen Partien trotz der oben beschriebenen Taktikmöglichkeiten keine Siegeschance besteht.
Die Spielregel hat alle erforderlichen Informationen, wirkt auf den ersten Eindruck gut strukturiert, man merkt jedoch dass dies dann doch nicht ganz der Fall ist.
Fazit: .Augustus hat einen starken Bingo-Spiel Charakter, jedoch ist der taktische Anteil hoch genug um ausreichend Spielspaß zu bieten. Insbesondere auch die Überlegung wann und welche Bonusplättchen man erwerben will, erfordern eine kleine aber doch feine strategische und taktische Finesse.
Spieler: 2-6
Alter: 8+
Dauer: 30+
Autor: Paolo Mori
Grafik: Vincent Dutrait
Preis: ca. 25 Euro
Verlag: Hurrican 2013
Web: www.hurrucangames.com
Genre: Setz- und Sammelspiel
Zielgruppe: Familie
Version: multi
Regeln: de en fr it nl + gr ru
Text im Spiel: nein
Kommentar:
Relativ kurze Spieldauer
Idealer Absacker
Starker Bingo-Charakter
Ausreichend Taktik
Vergleichbar:
Bingo
Andere Ausgaben:
Weitere Ausgaben bei Hurrican in unterschiedlichen Sprachkombinationen
Meine Einschätzung: 6
Maria Schranz:
Ein Familienspiel im besten Sinn des Wortes, zwar mit viel Zufall, aber durchaus Taktik, vor allem beim Anpeilen der Bonusplättchen, gut für Gelegenheitsspieler und als Absacker.
Zufall (rosa): 3
Taktik (türkis): 1
Strategie (blau): 1
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 1
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0