Unsere Rezension
Aus dem Schrank ....
POTION EXPLOSION
.... in den Trank!
Sogar in meinem Alter laden mich bunte Murmeln zum Spielen ein, sie erinnern mich an Spiele meiner Kindheit, als wir versuchten alle Murmeln mit einem glücklichen Streich zu erwischen. Murmeln gibt es noch immer in vielen Spielzeuggeschäften, obwohl immer weniger Kinder mit ihnen spielen, weil sie die “elektronischen” bevorzugen, die sie in jeder Konsole oder auf jedem Smartphone finden. Es war eine nette Überraschung, dass ein Brettspiel Murmeln als zentrales Element nutzt.
In Potion Explosion gibt es 80 davon, in vier Farben, und dazu 64 Destillations-Kolben aus Karton zur Zubereitung von acht verschiedenen Tränken, 21 “Kleine Hilfe Marker, 15 Zauberkunstorden und vier Arbeitstische, einen pro Spieler. Meine einzige kleine Anmerkung zum Material – die zwei Farben blau und schwarz sind matt und leicht zu erkennen, die beiden anderen, rot und gelb, sind halb-transparent und für farbenblinde Spieler schwer zu unterscheiden. Ansonsten ist alles stabil, bunt und angenehm zu verwenden.
Vor dem ersten Spiel muss der Zutatenspender zusammengebaut werden: Alle Bestandteile müssen sorgfältig ausgebrochen werden und entsprechend der sehr klaren Anleitung im Regelheft zusammengesetzt werden. Ich empfehle in paar Tropfen schnelltrocknenden Kleber um den Spender für immer zu fixieren. Der Schachteleinsatz ist genau darauf ausgelegt, den zusammengesetzten Spender und alles andere Material aufzunehmen, alles hat seinen Platz. Sehr praktisch und sehr nett – ich wünschte manch anderer Hersteller würde das auch machen.
Pfffsssssss
Der Professor für Naturwissenschaft zündet die Bunsenbrenner an und beginnt den Spielern beizubringen wie man interessante Tränke macht. Jeder Destillationskolben = Trankfläschen zeigt alle Informationen, die wir im Spielverlauf brauchen werden: Ein Symbol um die acht verschiedenen Tränke zu identifizieren, eine Zahl auf einer Banderole als Angabe für die Siegpunkte zu Spielende; zwei bis drei Farbstreifen als Information zu den nötigen Zutaten und vier bis sieben Löcher innerhalb der Streifen, wo die Murmeln abgelegt werden. Zwei Flaschen jedes Tranks haben einen kleinen gelben Stern und werden im Spielaufbau verwendet.
Zwei Reihen an Tränken werden zu Beginn des Spiels zufällig ausgeschieden und die dazugehörigen 16 Flaschen-Plättchen gehen in die Schachtel zurück. Damit sind 48 Flaschen mit sechs verschiedenen Tränken im Spiel. Die zwölf Flaschen mit gelbem Stern werden nun offen ausgelegt, die anderen werden nach Sorte getrennt gestapelt.
Der Startspieler wählt einen der zwölf ausliegenden Tränke, danach alle anderen Spieler reihum im Uhrzeigersinn, der Letzte wählt dann eine zweite Flasche und alle anderen danach reihum gegen den Uhrzeigersinn.
Jeder Spieler legt die beiden Tränke auf sein persönliches Tableau, einen auf jeden Bunsenbrenner; die senkrechte Destille ist die Reserve für den Spieler und kann bis zu drei Zutaten enthalten – siehe Bild zwei für die Startauslage.
Nun ist es Zeit, alle Murmeln in den Zutatenspender zu legen – sie rollen in die fünf Löcher und von dort auf fünf Rampen wo die Spieler viele, aber nicht alle Murmeln sehen können.
Kaaaaaboooooommmmm
Reihum schauen sich die Spieler nun die Farbreihenfolge auf den fünf Rampen an und entscheiden, welche – eine – Murmel sie nehmen werden, um den ersten Trank zu beginnen. Nimmt man eine Murmel, rollen alle anderen nach unten und stoßen als Explosion an die anderen. Passiert diese „Explosion“ mit Murmeln gleicher Farbe, nimmt man sie auch. Entsteht dadurch eine neue Explosion gleichfarbiger Murmeln, nimmt der Spieler diese auch. Aber lassen sie mich gleich anmerken, die erste Explosion ist Standard, eine zweite sehr selten und eine dritte nahezu unmöglich.
Man hat nun eine oder mehrere Murmeln auf der Hand und kann sie auf die Löcher einer seiner Tränke in den Streifen derselben Farbe legen. Manchmal kann man Murmeln nicht nutzen, weil man keine freien Löcher auf den Plättchen in diesen Farben hat oder weil wir Farben nehmen mussten, die wir gar nicht brauchen; hoffentlich können wir bis zu drei davon in der Destille aufheben. In der nächsten Runde sind sie wieder für Tränke verfügbar.
Damit ist der Zug eines Spielers zu Ende, außer er möchte eine oder beide der folgenden Optionen machen:
1 – Den Professor um “kleine Hilfe” bitten – man nimmt einen Marker “Kleine Hilfe” und eine Murmel nach Wahl aus dem Spender, aber ohne Explosion!
2 – Eine oder mehrere schon fertige Tränke aus dieser oder vorigen Runden trinken und deren Bonus für weitere Tränke nutzen.
Hat ein Spieler einen Trank fertig gemacht, legt er alle dafür genutzten Murmeln in den Zutatenspender zurück und behält das Trank-Plättchen für Siegpunkte bei Spielende am Ende oder für Verwendung für den Bonus. Zuletzt muss der Spieler nun für einen fertigen Trank einen neuen aus der Auslage wählen, je nach Strategie die er versucht zu verfolgen.
Wie schon erwähnt, wird eine Partie Potion Explosion immer mit sechs der insgesamt acht Tränke gespielt. Jede Serie besteht aus acht Tränken, für die man vier bis sieben bunte Murmeln braucht und die unterschiedlich viele Siegpunkte bringen.
Die Reihe "Rauschmittel der Spektralen Freude”, zum Beispiel, enthält:
- Zwei Tränke zu vier Murmeln in drei Farben ( 2x rot, 1x blau und 1x gelb) für drei SP
- Zwei Tränke zu fünf Murmeln in zwei Farben (2x rot, 3x schwarz), vier SP
- Zwei Tränke zu sechs Murmeln in drei Farben (1x rot, 2 blau, 3x schwarz), 5 SP
- Zwei Tränke zu sieben Murmeln in zwei Farben (3x blau, 4x gelb), 9 SP.
Wie man sieht, steigt der Wert eines Tranks mit der zur Fertigstellung nötigen Anzahl Murmeln. Das ist auch die erste Überlegung, die man anstellen sollte, wenn man einen neuen Trank wählt, da alle Tränke auch verschiedene Boni geben, zum Beispiel: Eine oder mehrere Murmeln ohne Explosion aus dem Spender nehmen, Murmeln aus der Reserve eines anderen Spielers nehmen, oder einen schon „getrunkenen“ Trank nochmals nutzen, oder die Murmeln in der eigenen Reserve ohne Rücksicht auf die Farben nutzen, usw. Ein genutzter Trank wird gedreht um die Nutzung anzuzeigen, bringt aber am Ende noch immer die Siegpunkte.
“Kleine Hilfe” erlaubt wie gesagt, das Nehmen einer Murmel aus dem Spender ohne Explosion, aber man sollte das vorsichtig verwenden, denn für jedes Nutzen bekommt man ein Plättchen, das am Ende zwei Siegpunkte kostet. Natürlich, wenn die Hilfe ermöglicht, dass man einen hochwertigen Trank komplettiert, den man dann trinkt, um den zweiten am Tisch fertigzumachen ... tun Sie es ohne Zögern, ansonsten wartet man besser.
Spieler die FÜNF verschiedene Tränke komplettieren, bekommen einen Zauberkunstorden für vier SP am Spielende. So einen Orden gibt es auch für das Komplettieren von drei Tränken gleicher Art. Die Regeln sagen nicht, ob man weitere solche Orden bekommen kann, doch auf Anfrage antwortet der Autor, dass man nur einen Orden pro Art haben kann.
Die Orden markieren auch die Runden: Zu Beginn wird eine Anzahl ausgelegt und wenn der letzte genommen wird, beginnt die letzte Runde des Spiels – im Spiel zu viert stapelt man sechs Orden. In der letzten Runde kann jemand noch Orden bekommen, auch wenn dieser Countdown-Stapel leer ist.
Am Ende der letzten Runde addieren alle Spieler die SP ihrer fertigen Tränke und die Orden und ziehen die Strafpunkte für “Kleine Hilfe” Plättchen ab. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Puuuuffffffffffff .....
Eine Partie Potion Explosion ist relativ kurz: 30 – 40 Minuten. Aber das heißt nicht, dass das Spiel simpel ist: etwas Überlegung ist notwendig. Zuerst muss man sich darauf konzentrieren, mit welcher genommenen Murmel man eine Explosion verursacht, dann muss man die Tränke auf seinem Tisch berücksichtigen und die, die verfügbar sind. Wie viele extra Murmeln habe ich? Welche Farbe? Welche Tränke brauche ich noch für einen Orden? Welche haben passende Farben damit ich meine extra Murmeln sofort nutzen kann? Das sind so die Überlegungen, die einem während des Spiels durch den Kopf gehen.
Das Hauptziel des Spiels ist, so viele Tränke wie möglich zu sammeln, aber ich schlage vor, eine Mischung von einfachen mit 4 Plätzen und schwierigen mit 7 Plätzen zu sammeln, da die schwierigen mehr SP bringen; müssen Sie eine Murmel nehmen, vergewissern Sie sich ob sie freie Plätze in der Destille haben; wenn ja und sie sehen eine gute Kombination sollten Sie zusätzliche Murmeln nehmen und in der Destille lagern und sich verfügbare Tränke anschauen, um sie nächste Runde zu nehmen.
In den ersten paar Spielen vergisst man oft, das der Zug nicht endet, wenn man die Murmeln aus dem Spender nimmt; man kann noch immer “Kleine Hilfe” vom Professor bekommen oder eine oder alle der fertigen Tränke “trinken”. Bevor man den Zug beendet, sollte man überlegen was man verfügbar hat und findet man eine gute Kombination, sollte man sie sofort nutzen. Als letzten Schritt muss man seinen Arbeitstisch mit einem neuen Trank auffüllen, wenn möglich; also kann man optimal zwei Tränke pro Runde bekommen um viele SP zu erreichen, leicht gesagt aber schwierig umzusetzen!
Manchmal wird man auch “eigenartig” spielen müssen, vielleicht mit ein wenig „Bosheit“, vor allem um eine mögliche tolle Kombination für einen Gegner zu blockieren anstatt eine gute für sich selbst zu finden.
Normalerweise spiele ich mit meinen Freunden im Club etwas komplexere Spiele, aber Potion Explosion ist wirklich ein exzellentes Spiel für die Familie oder als Einstieg für Neulinge. Suchen sie nicht nach Langzeitstrategien oder versuchen Sie Züge vorzuprogrammieren, sondern seien sie bereit, eine gute Kombination zu nutzen wenn sie sie finden und, vor allem, seien Sie fröhlich!
Pietro Cremona
Spieler: 2-4
Alter: 8+
Dauer: 45+
Autor: Lorenzo Silva, Andrea Crespi, Stefano Castelli
Grafiker: Giulia Ghigini
Preis: ca. 35 Euro
Verlag: Horrible Games 2015
Web: www.horrible-games.com
Genre: Sammeln
Zielgruppe: Für Familien
Version: en
Regeln: de en es fr it nl pl
Text im Spiel: nein
Kommentar:
Zutatenspender muss zusammengebaut werden
Schönes Material
Gute Regel
Taktik in Wahl der Tränke
Vergleichbar:
Sammelspiele mit Formationsbildung
Andere Ausgaben:
Heidelberger Spieleverlag (de), Edge Entertainment (es, fr), 999 Games (nl), Rebel.pl (pl), weitere sind angekündigt
Meine Einschätzung: 5
Pietro Cremona:
Das macht Spaß! Keine Langzeitstrategie, kein Züge programmieren, einfach Gelegenheiten nutzen und manchmal ein bisschen boshaft sein!
Zufall (rosa): 1
Taktik (türkis): 3
Strategie (blau): 1
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 2
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0