INTUITION
pur!
Linq
München – Graffiti – Peitsche
Falls
Ihnen die Überschrift auf den ersten Blick gleich einmal kryptisch vorkommt, liegen
Sie ausnahmsweise dennoch ganz richtig. So ist das eben bei LINQ! Im Concise
Oxford Dictionary wird das englische Wort „link“ mit „ein Ring einer Kette“,
„ein Verbindungsstück“, „eine Brücke zum …“, „eine Kontaktaufnahme zwischen
zwei Punkten mittels Radio oder Telefon“ oder auch einfach mit „ein
Transportmittel zwischen zwei Punkten“ erklärt. Das Endungs-Q steht für Quiz, so
darf man frei im Neujargon interpretieren. In der Tat haben wir es mit einem hinterhältigen,
ausgefuchsten Ratespiel zu tun, in dem zwei Partner dieses eine
„Verbindungsstück“, dieses Wort, diesen Link, zu bilden, zu erkennen und
gleichzeitig auch vor den anderen zu verbergen versuchen. Wie das geht, werden
Sie fragen? Ganz einfach: Von den eingangs betonten kryptischen Wörtern wie „München“,
„Graffiti“ oder „Peitsche“ ausgehend, wird dem Partner „allergeheimst“ ein
assoziativer Begriff vermittelt. Jetzt muss er nur richtig schalten und schon
ist der Link festgemacht. Aber davon mehr weiter unten. Erik Nielsen hat den
Prototyp bereits im Jahr 2006 in der Tasche gehabt, allein die Umsetzung in ein
griffiges Format musste bis zur Herbstmesse 2007 warten. Jetzt sollte der LINQ
zum Publikum aber mit Bravour geschafft sein. Sie verstehen doch meinen Ruf: Oktoberfest
– Mauer – Zuckerbrot? Hm, wenn nicht, zurück zum Start – ich meine zur
Überschrift! … Intuition pur wird doch verlangt!
Vorbereitung
& Spielziel: Es geht
sofort zur Sache – wie wohltuend, vor allem bei einer vollen Besetzung von acht
Personen. Einzige Vorarbeit, falls nach der letzten Partie schlampig weggeräumt
wurde: Die Kärtchen sollten paarweise mit der Textseite nach unten in den drei
Schachtelfächern (oder in einem Stapel daneben, auch das reicht) bereitgehalten
werden. Jeder Spieler bekommt 7 Holzsteine und außerdem Papier (mit zwei
Spalten) und Bleistift für die geheimen Notizen. Ein Schreiber – einer muss
sich opfern! – notiert alle Namen fein säuberlich auf einer Liste (Tafel,
Flipchart etc.). Und wie sieht das Spielziel aus? Ganz einfach, LINQ endet in
der Runde, in der irgendwer 25 Holzsteine für richtige Tipps vor sich kumuliert
hat. Mehr weiter unten. Los geht’s!
Spielablauf
& Spieltipps: Der
Ablauf einer Runde zerfällt in sechs Abschnitte. (A) Schritt 1 – Verteilungsphase: Jede Runde zieht der Spielleiter
(wechselt reihum im Uhrzeigersinn) zunächst vier (bei vier, fünf, sechs
Teilnehmern) oder sechs Karten (bei sieben und acht Teilnehmern) vom bereit
gehaltenen Stapel und vermischt diese vorweg mit ein oder zwei
Fragezeichenkarten. Dann bekommt jeder, auch der Spielleiter, verdeckt eine
einzige Karte. Diese zeigt jeweils 12 Begriffe, von denen mit einem Dodekaeder
(12-seitiger Würfel) einer zufällig gewählt wird. (B) Schritt 2: Nun kommt die 1. Kreativphase, nämlich die
Nennung eines LINQ-Worts, reihum mit dem Spielleiter beginnend. Gesucht werden
Wörter, die dem Partner eine klare Idee davon vermitteln, dass er gemeint ist,
ohne den übrigen Mitspielern auch nur die geringste Ahnung zu lassen. Gar nicht
einfach, glauben Sie mir. Diese Tipps werden vom Spielleiter auf einem
„Hinweisblatt“ (Tafel, Flipchart, etc.) zu jederzeitiger Einsicht festgehalten.
Dabei gelten, wie im Regelheft unter „Hinweise“ angeführt wird, einige
Spezialregeln. Zugelassen ist: (1) Jedes deutsche Wort aus dem Duden, (2)
Eigennamen (anders als bei vielen Wortspielen), (3) alle Wortarten. Verboten
dagegen sind: (1) Reime auf das Grundwort, (2) Übersetzungen in eine
Fremdsprache, (3) zusammengesetzte Wörter, die das Grundwort enthalten. Für
Übertretungen dieser Regel sind Strafpunkte vorgesehen. Wichtig in dieser
Spielphase ist vor allem die Körpersprache. Denn auch der Fragezeichen-Spieler
muss ein LINQ-Wort nennen, ohne zu verraten, dass er keinen Schimmer vom
Grundwort hat. Hier sind schauspielerisches Talent und Kaltblütigkeit vom
Vorteil. Lügen Sie einfach unverfroren darauf los! (C) Schritt 3 – Tipp-Phase: Geprägt wird diese durch ein geheimes Abgeben
eines Tipps, wer die gleichen Grundworte haben könnte. Hierbei darf die eigene
Paarung oder auch ein Fremdpärchen genannt werden. (D) Schritt 4 – 2. Kreativphase: Wieder werden LINQ-Wörter
genannt, allerdings mit der Einschränkung, dass keine Wiederholungen erlaubt
sind. (E) Schritt 5 – 2. Tipp-Phase: Nochmals kommt es geheim zu einer schriftlich
festgehaltenen „Vermutung“ pro Spieler. Diese Spielzüge gehen nahtlos
ineinander über, das heißt die LINQs sind perfekt aufeinander abgestimmt. (F) Schritt 6: Turbulent wird es im
letzten Spielabschnitt, der Auflösungsphase. Jeder deckt seine Grundkarten auf
und vergleicht seine Tipps mit der oft grausamen Realität. Jetzt kommt es oft zum
Jammern und Klagen, vor allem, wenn ein Spieler zwar seinen Partner gefunden
hat, dieser selbst jedoch blind für die vorangegangene verbale Werbung war. In
diesem Fall gibt es nämlich nicht einen einzigen Punkt für die Mühe. Wie sieht
sonst der Lohn aus? (1) Zwei Partner finden, „tippen“ einander (was für ein
nettes Liebeswerben!) – 5 Holzsteine/Punkte aus dem Vorrat (3 bei vier
Spielern) / (2) Ein Spieler errät ein fremdes Paar – 1 Holzstein/Punkt von
jedem der beiden „Turteltauben“ / (3) Ein Fragezeichenspieler wird in den
Tippnotizen genannt – er bekommt 1 Holzstein/Punkt für jeden Tipp von jedem der
Spieler, die fälschlich einen Partner in ihm gesehen haben (max. also 2
Holzsteine pro Spieler). Diese Ablaufphasen dauern so lange, bis zumindest
einer der Spieler in einer Runde die 25-Punkte-Marke erreicht. Der LINQ zum
Triumph ist damit gefunden!
Kritik
& Anmerkungen: Ausnahmsweise
fange ich mit einem augenscheinlichen Kritikpunkt an, nämlich der spärlichen
Ausstattung dieses an sich tollen Spiels. Mich persönlich stört das eher wenig,
da ich es gewohnt bin, bei kommunikativen Spielen im Klassenzimmer zu
improvisieren. Aber es wäre sicher kein Luxus gewesen, ein paar Tipp- und
Hinweiszettel in Blockform beizulegen oder vielleicht sogar die passenden
Schreibgeräte in die mittelgroße Schachtel zu packen. Die Aufforderung, Kopien der
Notizblätter zu machen, mag für manchen Linq-freudigen Käufer ein erstes,
leises Kopfschütteln hervorrufen. Doch wie gesagt: Papier und Bleistifte finden
sich in den meisten Haushalten, und die Tipps könnten selbst auf der Rückseite
von Fahrscheinen notiert werden. Daher bitte weiter lesen! Falls bei Seminaren,
in Klassenzimmern oder anderen gruppendynamischen Veranstaltungen an den
Einsatz dieses Spiels gedacht wird – meine unbedingte Empfehlung! – so wäre für
die Hinweise so und so eine Flipchart oder eine Tafel das ideale
Präsentationsmedium. Jeder kann Einblick nehmen und muss nicht erst zweimal
nachfragen. Hervorragend übrigens die Wahl der Grundwörter, hier hat Erik
Nielsen mit seiner Testrunde ganze Arbeit geleistet. Die obere Hälfte eines Kärtchens
enthält die einfacheren Begriffe (schließlich wollen auch Kinder mitspielen),
die untere die manchmal sogar würzig und doppeldeutig interpretierbaren
Basiswörter. Lassen Sie Ihrer Fantasie einfach freien Lauf. Und brabbeln Sie einfach
intuitiv, jedoch mit Begriffsbezug drauflos, wenn Sie wissen, was ich meine. Immerhin
muss Sie ja nur Ihr Partner verstehen. Zur Spielerzahl möchte ich auch noch ein
Wort sagen. LINQ läuft optimal mit acht Personen. Falls ganze Jugendgruppen
unterhalten werden wollen, dürfen Sie ruhig parallel zwei oder gar drei
LINQ-Runden einplanen. Die Stimmung und Turbulenz wird sich in jedem Fall auf
den ganzen Raum übertragen. Und Sie müssen nicht einmal ein zweites Spiel
erwerben. Ein Griff zum Stapel genügt schon. Letzte kritische Anmerkung: Das
Bluffelement ist für die Fragezeichen-Spieler enorm groß, vor allem, wenn Sie
es sind, der als Erster ein LINQ-Wort nennen muss. Hier ist Kreativität ein
entscheidender Vorteil. Aber das dürfen wir ja bei Freunden der
Kommunikationsspiele voraussetzen!
Mein persönliches Fazit: Unbedingt einmal ausprobieren, würde ich
meinen, am besten in voller Besetzung. Scheuen Sie auch nicht vor intuitiven
Entscheidungen zurück, denn diese erweisen sich gerade hier als meist sehr Ziel
führend. Und streiten Sie nicht zu sklavisch um den einen oder anderen Punkt.
Wie so oft bei diesem Genre, kommt es viel mehr auf den Weg an als auf das
Ziel. Wer am Ende gewonnen hat, geht im allgemeinen Diskussionsgetümmel ohnehin
fast unter. Wohltuend, wenn Sie mich fragen. Ich spiele zwar grundsätzlich um
zu gewinnen – doch hier gewinnt wunderbarerweise ohnehin jeder, der sich auf diesen
Stimmungshammer einlässt. Spüren Sie schon die Lust auf LINQ aufkeimen? Ja,
Zuckerbrot sucht … !
Hugo
Kastner
Stellen Sie sich das Flair
einer turbulenten und rundum gelungenen Party vor. Genau dieses Feeling nämlich
ist bei einer Runde LINQ denkbar, vorausgesetzt Sie laden die richtigen Gäste
ein. Aber so ist es eben bei Partys immer: Die Stimmung machen am Ende Sie selbst,
die Ingredienzien können von außen beigegeben werden. Erik Nielsen jedenfalls
hat bei Letzteren nicht gespart. Der Link (pardon: Linq) zwischen Spaß und
Anspruch ist ihm voll gelungen. Pure Freude erwartet die Gäste!
ÜBERBLICK
Autor: Erik
Nielsen
Grafik: Sebastian Wagner
Vertrieb: Fachhandel
Preis: ca.
20 Euro
Verlag: BeWitched/HDS
2007
http://www.bewitched-spiele.de/
Spieler: 4-8
Alter: 8+
Dauer:
45-60
BEWERTUNG
Genre: Assoziatives
Bluffspiel
Zielgruppe: Familien,
Schüler und Studenten
Mechanismus: Partnersuche
über Worte
Strategie: ○○○○○○○
Taktik: ●●●○○○○
Glück: ●●●○○○○
Interaktion: ●●●●●●●
Kommunikation: ●●●●●●●
Atmosphäre: ●●●●●○○
Kommentar:
Intuitives Kommunikationsspiel
Überraschender Showdown
Kreativ-assoziative Wortschöpfungen
Heiteres Partyfeeling
Linq kann in der richtigen Spielrunde süchtig
machen, keine Frage. Voraussetzung, es finden sich mindestes fünf, besser sogar
acht, schöpferische, wortgewandte und fantasievolle Menschen im Spielzimmer.
Partnersuche einmal anders – fernab von den schlüpfrigen Pfaden, dafür mit
ebenso großer Enttäuschung, wenn man nicht erhört wird. Ja, letzteres Wort ist
im ursprünglichen Sinn zu verstehen: Bei LINQ müssen Sie auf die Tonnuancen
achten, sonst greifen Sie zum falschen Gegenüber. Wer bei Klassikern wie TABU oder NOBODY IS
PERFECT seine Glückshormone ausschütten konnte, wird bei LINQ ein angenehmes
Déjà-vu erleben.