Wäscherei oder Restaurant?
Chinatown
Die Hohe Kunst der Verhandlung
Bauboom im China-Town der 30er Jahre, alle wollen ihre Bauplätze möglichst günstig nutzen, und möglichst große und lukrative Geschäfte darauf errichten, und dementsprechend wird dann ganz schön hart verhandelt.
Im Spiel sind 85 Gebäudekarten, jede ist über ihre Nummer dem entsprechenden Feld am Spielplan zugeordnet. Jeder beginnt mit den Markern seiner Farbe und mit einem Starkapital von 5000 $, danach verläuft das Spiel in sechs Runden. Diese Runden werden alle identisch gespielt.
Zuerst bekommen alle Spieler die der Runde und der Spieleranzahl entsprechende Menge an Gebäudekarten. Dann schauen sich die Spieler ihre Gebäudekarten an und geben zwei davon zurück in den Vorrat. Nun werden die Karten aufgedeckt und jeder Spieler markiert die zu den von ihm aufgedeckten Karten gehörenden Felder auf dem Plan mit seinen Farbmarkern. Die Gebäudekarten sind damit erledigt und gehen aus dem Spiel. Nun folgen die Geschäftsplättchen, deren Anzahl wieder von der Mitspielerzahl und der Runde abhängt, jeder Spieler legt sein Kontingent offen vor sich ab.
Und jetzt wird’s ernst, es kann gehandelt werden, d.h. es können Grundstücke getauscht, Ausgleichzahlungen geleistet, Plättchen aus dem Vorrat getauscht werden, nur eines ist nicht erlaubt: Ein einmal ausgelegtes Plättchen darf nicht mehr entfernt werden, es kann aber den Besitzer wechseln. Auch Abmachungen, die sich auf spätere Spielphasen beziehen, sind möglich, wie bei Diplomacy gibt es aber keine Garantie für die Einhaltung der Abmachungen, und schon gar keine Verpflichtung. Hier taucht auch das Manko des Spiels auf, wenn sich die Spieler nicht beherrschen, kann das Handeln leicht ausufern, man sollte also entweder einen Timer nutzen oder auf Selbstbeschränkung achten.
Nun wird gebaut, d.h. die Spieler legen, wenn sie wollen, Plättchen unter ihre Markierungssteine. Die Geschäftsplättchen sind mit einer Zahl markiert, sie gibt an, wie viele Plättchen der Art insgesamt benachbart liegen müssen, damit das Geschäft aktiv bzw. komplett ist. Diese Zahl liegt zwischen 3 und 6. Es ist auch erlaubt, mehr Plättchen zu legen, als die Zahl erfordert.
Die Phase Einkommen beendet die Runde: Eine Konjunkturkarte wird aufgedeckt, sie kann das Einkommen eventuell durch Bonuszahlungen modifizieren. Grundsätzlich bekommen alle Spieler Einkommen aus den von ihnen errichteten Geschäften in Abhängigkeit davon, ob das Geschäft aktiv d.h. vollständig oder unvollständig ist. Hat man mehr Plättchen als notwendig gelegt, wird das Geschäft dadurch nicht wertvoller, sondern es wird als neues Geschäft derselben Art gewertet, wenn auch als unfertiges.
Die Schlussabrechnung nach sechs Runden ist einfach, alle zählen ihr Geld und wer am meisten davon hat, gewinnt.
Als lupenreines und eigentlich in seiner Art der Mechanismen-Kombination einzigartiges Verhandlungsspiel hat sich Chinatown bei vielen Spielern in der Erinnerung festgesetzt. Es geht letztendlich nur darum, die anderen Spieler möglichst vorausschauend und gewinnbringend einzuseifen, der durchaus vorhandene und sehr hohe Glücksfaktor bei der Verteilung der Grundstücke bringt erst die eigentliche Herausforderung, dieses Lotteriespiel in Gewinn umzusetzen.
Optisch gefällt mir persönlich die Neuauflage besser als die alea-Ausgabe, die Regelanpassungen sind durchaus von Vorteil und ändern nichts an der Spielbarkeit. Allerdings – und das ist ein wichtiger Punkt – muss man Verhandlungsspiele mögen und dazu auch Partner am Tisch sitzen haben, für die das gleiche gilt. Wenn nicht, dann läuft man Gefahr, dass entweder einer lustlos allem zustimmt oder das alle wie besessen rechnen, ob sich denn das vorgeschlagene Geschäft auszahlt oder nicht. Da auch die einzige Taktik im Spiel durch das Verhandeln ins Spiel kommt - man kann ja bewusst ein Gebäude zurückhalten, das man selber gar nicht will, um es vielleicht später gewinnbringend anzubringen - ist eigentlich das Zielpublikum auf eloquente Redner und knallharte Verhandler beschränkt.
Kid
Family
Adult ein
Expert
Alter
Spezial
Spieler : 3-5
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : ca. 60 min
Autor : Karsten Hartwig
Grafik : Laysenne Mathieu
Vertrieb A. : Heidelberger
Preis : ca. 40,00 Euro
Verlag : Heidelberger Spieleverlag 2008
Genre : Bau- und Verhandlungsspiel
Zielgruppe : Für Jugendliche / Erwachsene
Mechanismen : Über Platzierung von Gebäuden verhandeln
Zufall : 5
Wissen :
Planung : 6
Kreativität :
Kommunikation : 7
Geschicklichkeit :
Action :
Kommentar:
Neuauflage
Koproduktion mit Filosofia Games
Erstauflage Auswahlliste SdJ 1999
Verhandlung dominanter Mechanismus
Vergleichbar:
Acquire für die Grundstückszuordnung
Grundsätzlich andere Aufbauspiele, die Kombination der Mechanismen ist noch immer ziemlich einzigartig.
Atmosphäre : 6
Dagmar de Cassan:
Ein gut funktionierendes Spiel, in dem die verschiedenen Mechanismen gut miteinander harmonieren, auch für Spielanfänger gut geeignet