Traumfabrik
Das Spiel:
Traumfabrik
Autor:
für 2-5 Spieler ab 12
Jahren
Hasbro, 2000
ca. 1 Stunde
Ähnliche Spiele :
Movies & Money, Jumbo, 1999(T, M)
Showmanager, Queen, (T, M)
Maestro, Hans im Glück,
1989 (T)
WIN-Wertung:
** AA II UUU GG TT 3-5
(2-5) h
Ein neuer Knizia bei Hasbro
– Neugierde pur, wir haben die Ehre, eines der ersten Spiele in Österreich zu
bekommen und stürzen uns natürlich gleich darauf. Der erste Eindruck: untypisch
für Hasbro, sehr elegant, sehr einfärbig, sehr eigenwillige aber schöne Grafik.
Dann die Regel: Thema
Hollywood, die Spieler sind Filmproduzenten und sollen aus ihren Drehbüchern
möglichst gute Filme machen – erste hochgezogene Augenbraue, ein Versteigerungsspiel,
wie schon öfters erwähnt, nicht gerade mein Lieblingsmechanismus. Aber was solls, bei Reiner Knizia gehört das dazu, also vertiefen
wir uns weiter in die Regel:
Fangen wir beim
Spielmaterial an:
1 Spielplan mit insgesamt 8
Feldern, 1 x Hollywood, 5 x berühmte Gebäude und 2 x Party, dazu 5
Sichtschirme, 22 Drehbücher, 50 Verträge + 1 Extra-Vertrag, 93
Produktionschips, 30 Filmwerte, 11 Filmpreise und 1 Kamera als Markierung für
den Startspieler.
Jeder Spieler bekommt einen
Sichtschirm und 12 Verträge, bei 5 Spielern nur 10, diese Verträge sind das
Spielgeld. Die Drehbücher werden nach Studionummern sortiert, jeder Spieler
bekommt den Satz mit der Nummer seines Sichtschirms und legt sie offen aus, die
unnummerierten Drehbücher werden gemischt und als offener Stapel bereitgelegt.
Auch die Preise und die Filmwerte werden bereitgelegt.
Aus den Produktionschips
werden die 4 Regisseure mit vier Sternen herausgesucht und am Spielplan
ausgelegt, die restlichen werden verdeckt gemischt und bereitgelegt.
Das Spiel verläuft in vier
Quartalen, in jedem Quartal werden die Felder einmal im Uhrzeigersinn
durchlaufen, jedes Feld entspricht einer Spielrunde, wer am Ende aller vier
Quartale die meisten Punkte hat, gewinnt.
Zu Beginn jedes Quartals
wird einer der vier Regisseur-Chips ins Feld Hollywood geschoben und die
Gebäudefelder werden mit der Anzahl der dort vermerkten Produktionschips
belegt, die Chips liegen offen auf. Auf die Partyfelder kommen verdeckt so
viele Chips wie es Mitspieler gibt.
Nun wird reihum jedes Feld
„gespielt“, das heißt die Spieler steigern um die dort ausliegenden
Produktionsplättchen. Jeder Spieler kann passen oder eine beliebige Anzahl
Verträge bieten, auch null Verträge ist möglich, der nächste Spieler muss immer
höher bieten oder passen, man darf nur so viele Verträge bieten wie man
besitzt. Wer die Versteigerung gewinnt, bekommt die Kamera als Startspieler für
die nächste Runde und alle Produktionschips aus dem Feld, er legt die gebotene
Anzahl Verträge in die Spielplanmitte. Diese Verträge werden nun gleichmäßig an
die anderen Spieler verteilt, ein eventueller Rest bleibt bis zur nächsten
Verteilung liegen. Hier kommt nun der Sichtschirm ins Spiel – durch die
Auszahlung der bezahlten Verträge an die Spieler weiß man irgendwann nicht mehr
genau, wie viel jeder hat, eine ungefähre Ahnung hat man, aber die genaue Höhe
des möglichen Gebotes kann einen dann doch ganz schön überraschen.
Die gewonnenen
Produktionschips muss der Spieler nun sofort seinen Drehbüchern zuordnen. Diese
Drehbücher haben Positionen , die eine bestimmte Art von Chip verlangen wie
Regisseur, Schauspieler, Kamerateam, Musiker oder Spezialeffekte, und auch
Positionen, die beliebig belegt werden können, und auch Felder für einen
Stargast. Dieses Feld darf nur mit den entsprechend gekennzeichneten
Schauspieler-Chips belegt werden, bleibt es als letztes frei, wird es nicht
mehr belegt und der Film ist fertig. Agentur-Chips sind Joker. Jeder versucht
natürlich, möglichst wertvolle Filme zu erzielen! Ist ein Film fertig, wird die
Anzahl der Sterne auf allen Plättchen und die bereits am Drehbuch vorgegebenen
Sterne zusammengezählt und der Gesamtwert mit einem Filmwert-Plättchen
markiert, gibt es für diese Zahl mehrere Plättchen, wird zuerst das Plättchen
mit dem + vergeben. Dann nimmt der Spieler ein neues Drehbuch vom Stapel.
Dieses Auslegen der Chips
ist das Herzstück des ganzen Spiels, man kann auch mit einem Plättchen - wenn
möglich - einen Film fertig stellen, ein neues Drehbuch nehmen und erst dann
die restlichen Plättchen zuordnen, aber man darf Plättchen nicht in die nächste
Runde mitnehmen, alle ersteigerten Plättchen müssen in dieser Runde verteilt
werden. Interessant wird dieses Auslegen auch durch die Möglichkeit, Plättchen
auch mit anderen Plättchen zu überdecken. Dabei gilt: Immer gleiche Plättchen
auf gleiche, die Agenturen können als Joker auf alle anderen Plättchen gelegt
werden, aber eine Agentur selbst darf nur mit einer anderen Agentur überdeckt
werden.
Hier kommen Taktik und
Pokern ins Spiel – gebe ich mich mit einem 2-Sterne-Schauspieler zufrieden und
beende den Film, oder versuche ich den besseren Schauspieler im nächsten Feld
zu kriegen und lasse den Film noch liegen oder plane ihn gar als schlechtesten Film
ein, um so einen Filmpreis zu bekommen.
Die Plättchen auf den
Partyfeldern werden nicht versteigert, sondern umgedreht und dann dürfen sich
die Spieler reihum eines aussuchen, es beginnt, wer auf seinen Drehbüchern die
meisten Schauspieler ausliegen hat, dann kommt der Spieler mit den zweitmeisten Schauspielern usw. Bei Gleichstand hat der
Startspieler Vorrang, bzw. wer ihm im Uhrzeigersinn am nächsten sitzt. Auch
diese Plättchen müssen sofort einem Drehbuch zugeordnet werden.
Die Filmpreise werden an sich am Ende des
Quartals verliehen, nur die Preise für „Erster Film“ werden in den drei Genres
Drama, Abenteuer und Unterhaltung sofort vergeben, wenn der erste Film in einem
dieser Genres fertiggestellt ist, und bringen 5
Punkte. Der Preis wird auf das fertige Drehbuch gestellt. Am Ende der Quartale
1 bis 3 gibt es den Preis „Bester Film“ für das fertige Drehbuch mit dem
höchsten Punktewert – diesen Preis kann auch derselbe Film in mehreren
Quartalen einheimsen, wenn es keinen besseren gibt, er bringt jeweils 5 Punkte.
Bei Gleichstand kommen nun die Filmwert-Plättchen mit + ins Spiel, sie
gewinnen.
Am Ende des vierten
Quartals werden dann die großen Filmpreise vergeben, der Preis „Bester Film“
für jedes Genre bringt 10 Punkte, der Preis für „Beste Regie“ mit 10 Punkten
geht an den Spieler, dessen Regie-Chips auf allen Drehbüchern zusammen die
höchste Summe ergeben, und der Preis „Schlechtester Film“ belohnt mit 10
Punkten den Film mit der niedrigsten Punktezahl.
Jetzt zählt jeder Spieler
die Punkte aller seiner Filme und Preise zusammen, wer die höchste Punkteanzahl
hat, gewinnt.
Und wieder hat es Reiner
Knizia geschafft, dass mir ein Versteigerungsspiel Spaß macht! Und zwar ganz
großen Spaß. Traumfabrik ist ein sehr gut gelungenes Familienspiel mit rund
herum gut funktionierendem Mechanismus ohne jede Lücke, Länge oder
Zweideutigkeit.
Das Material ist schön,
funktionell und bringt die Stars der alten Filme wieder ins Spiel, und
natürlich auch die alten Filme, der einzige Kompromiss ist der Oscar, der
musste aus Copyright-Gründen als „Filmpreis“ amtieren. Und wer möchte, kann
sich hier natürlich das Spiel wunderbar variieren und Sonderpunkte vergeben,
wenn es jemand schafft, die richtigen Schauspieler oder Regisseure in einem
Film unterzubringen.
Der Mechanismus ist schnell
erklärt, sofort verständlich und macht wirklich Spaß und eigenartigerweise
dominiert die Versteigerung selbst das Spiel nicht so sehr wie ich befürchtet
hatte. Sie ist wichtig, aber nicht unbedingt spielentscheidend.
Dadurch, dass man alle Plättchen, die zur Versteigerung kommen, vorher kennt,
kann man ganz gut planen und durch hohes Erstgebot auch die Preise für Chips in
die Höhe treiben, die man gar nicht will, damit man mehr Verträge kassieren
kann, wenn ein anderer zahlt. Viel Bedeutung hat, wohin man die Plättchen legt,
ob man schnell viele billige Filme macht, denn neue Filme gibt es nur
beschränkt, oder ab man ein oder zwei hochwertige produziert, aber damit einen
Preis für Kategorie oder Quartal versäumt. Es kann vor allem spielentscheidend sein, als erster einen Film mit sehr
vielen Punkten zu haben, für den man dann mehrfach den Quartalspreis „Bester
Film“ kassiert. Trotz des sehr schematisierten Spielablaufs hat man genügend
Entscheidungsmöglichkeiten, kann gut vorplanen und wer es schafft, vier Summen
und deren Veränderungen im Kopf zu behalten, wird auch bei den Versteigerungen
keine Überraschungen erleben.
Traumfabrik ist ein
gelungenes Spiel, würdig der langen Tradition guter Spiele von MB und Parker –
dieses Spiel hat erstmals nur mehr das Markenzeichen Hasbro und es wäre schön,
wenn mehr solcher Spiele bei Hasbro erschienen. Ein Familienspiel im wahren
Sinn des Wortes!