Für Familien
Verkaufe TierstraSSe. Behalte Zottelvieh.
Schweinebande
Tierplättchensammelfamilienspiel.
Kid
Family ein
Friends
Expert
Alter 8
Spezial
Schweinebande kommt etwas unscheinbar daher. Unauffälliges Cover. Unauffälliges Thema. Wäre das Spiel nicht vom Hans im Glück Verlag, würde es von vielen Spielern vermutlich übersehen werden. Umgekehrt muss natürlich vermutet werden - und der Schriftzug „ein Familienspiel“ am Cover unterstützt diese Theorie - dass Hans im Glück mit Schweinebande gar nicht auf die sogenannten Vielspieler abzielt. Sondern - genau - die Familien. Und eben diese wollen vielleicht nicht immer Spiele, die in den mittelalterlichen Herrscherhäusern Europas, oder auf irgend einem exotischen Eiland spielen, sondern eben etwas Einfaches, etwas dessen Gestaltung nicht suggeriert „ich bin ein wildes, komplexes Regelmonster und du musst Angst vor mir haben!“.
Insofern passt die herrlich unaufgeregte und liebevolle Grafik der Illustratorin Doris Matthäus ganz wunderbar. Dass die Dame gerne und gut Tiere zeichnet, konnte sie ja schon bei Spiele wie Arche Opti Mix oder den vielen Zicke-Zacke-Zoch Spielen beweisen. Diesmal liefert sie uns unter der Regie von Stefan Dorra allerlei aus dem hiesigen Tiermarkt an den Spieltisch: Hühner, Schafe, Ziegen, Esel, Schweine und Zottelviecher, Verzeihung: Rinder. Eben diese liegen zu Beginn jeder der vier Runden verdeckt als Sechsecke auf einem Plan. Reihum dürfen wir einen der zwei oder drei eigene Bauern (je nach Spieleranzahl) auf ein gerade umgedrehtes Sechseck setzen, vorausgesetzt uns gefällt, was wir da entdeckt haben. Wir können auch passen und hoffen, beim nächsten Aufdecken ein besseres Tier zu erwischen. Haben alle Spieler alle Figuren gesetzt, kommt noch die Katze ins Spiel. Eben diese wird nämlich im Sack gekauft: Noch nicht umgedrehten Plättchen werden umgedreht und wir dürfen nun ausgehend von jeder Bauern-Figur eine gesamte Reihe abräumen. Erlaubt sind Reihen die von dem jeweiligen Bauern (in eine Richtung!) ausgehen und bis zum Spielfeldrand oder zu einem anderen Bauern reichen. Sind alle Bauern zuhause, verkaufen wir entweder Tiere-Vierergruppen (ein Tier kommt auf den Hof und zählt zur Wertung) oder eine Tier-Straße, bestehend aus einem Exemplar jeder Art (das 7er-Zottelvieh kommt auf den Hof). Alle übrig gebliebenen Tiere müssen ernährt werden. Entweder durch eingesammelte Futtersäcke, oder durch den Tausch eines Tiers gegen Futter. Dann geht es in die zweite Runde, dritte und vierte. Wobei alle nach dem gleichen Schema ablaufen, also Plättchen verdeckt auflegen, Einsetzen, Aufdecken, Einsammeln, Verkaufen, und Ernähren. Am Ende der vierten Runde dürfen dann sogar vier Schweine verkauft und zwei behalten werden, was satte zwölf Punkte bringt und somit den Titel des Spiels rechtfertigt. Und zum krönenden Abschluss auch gemischte Vierergruppen, von denen dann allerdings nur das wertloseste Tier behalten werden darf. Dann noch schnell die Werte aller Tiere am eigenen Hof addieren und die Sache ist erledigt.
Schweinebande dauert angenehm kurz, spielt sich - abgesehen von den Plättchenauflegeorgien - ebenso flüssig und hat mehr auf dem Kasten, als es zu Beginn scheinen mag. Die Frage, wann ich eine Figur einsetze, hängt nicht nur von der aufgedeckten Art ab, sondern vielmehr vom Verhalten und der Geschwindigkeit der Mitspieler. Wer nämlich als erster alle Bauern eingesetzt hat, darf auch als erster eine Reihe wählen und abräumen. Wer zuerst kommt, bekommt also mehr, nicht unbedingt aber das, was man unbedingt braucht, um eine wertvolle Tier-Straße zu vollenden, oder genug Schweine für die ertragreiche vierte Wertung zu bekommen. Es gewinnt nicht zwingend der Spieler, der am meisten Druck gibt und Tiere blindlings sammelt. Auf der anderen Seite sollte man auch nicht zu lange warten, sondern zugreifen wenn‘s so halbwegs passt. Aber übertreiben sollte man es mit der Grübelei dann doch nicht, weil der Spielfluss doch arg darunter litte und Schweinebande dann nicht mehr das wäre, was es eigentlich so gut ist: ein Familienspiel.
Etwas unglücklich formuliert und mindestens ebenso unglücklich illustriert, lassen die ansonsten tadellosen Spielregeln eine wesentliche Frage offen: Darf ich mit meinem Bauern die Plättchen in beide Richtungen, oder nur in eine Richtung einsammeln? Die Antwort ist, dass ein Bauer nur in eine Richtung laufen und damit einsammeln darf.
Also der Nase nach. Ganz eifach. Welche Richtung das ist, entscheidet der Spieler frei. Das macht das Spiel durchau etwas kniffliger und führt auch zu weniger Tierplättchen, die am Hof abgelet werden können.
Mitunter also auch zu etwas weniger Erfolgserlebnissen. Interessanterweise scheint die Variante, in der der Bauer die Plättchen in beiden Richtungen einsammelt, genauso gut zu funktionieren. Ganz besonders im Zweierspiel.
Klemens Franz
Spieler : 2-5
Alter : ab 8 Jahren
Dauer : ca. 30 min
Autor : Stefan Dorra
Grafik : Doris Matthäus
Vertrieb A. : Schmidt Spiele
Preis : ca. 25,00 Euro
Verlag : Hans im Glück 2010
www.hans-im-glueck.de
Genre : Sammelspiel
Zielgruppe : Für Familien
Mechanismen : Figuren einsetzen, Plättchen einsammeln
Zufall : 6
Wissen : 1
Planung : 3
Kreativität :
Kommunikation : 5
Geschicklichkeit :
Action :
Kommentar:
Einfache Regeln
Liebevolle Gestaltung
Gut für Zwischendurch
Vergleichbar mit
Jäger und Sammler, Africa
Klemens Franz:
Ein lupenreines Familienspiel mit einfachen Regeln und tierisch viel Spaß, wunderbar für Spieleinsteiger oder für zwischendurch.