UNSERE REZENSION

 

Laahaaand in Siiicht…

 

SANTA CRUZ

 

Lasset uns diese Insel entdecken

 

Laut Einleitungstext auf der Rückseite der Schachtel durchpflügen wir die See mit einem Entdeckerschiff ihrer Majestät. Wie könnte es anders sein, es sollen reiche Rohstoffvorkommen, fruchtbare Landschaften und exotische Tiere entdeckt werden. Soweit die Ankündigung, mal sehen wie vieles das Spiel davon hält, was es in den ersten beiden Sätzen verspricht.

Nach entbehrungsreichen Monaten, so der Text weiter, entdecken wir Land. Santa Cruz ist nun entdeckt. Welches Santa Cruz eigentlich? Davon verrät uns die Spielanleitung leider nichts. Einmal kurz auf Wikipedia gesurft und sich schlau gemacht. Anscheinend ist damit eine Insel im Galapagos-Archipel gemeint. Genauer, die zweitgrößte, aber die bevölkerungsreichste. Diese hat, wie jene auf dem sehr schön gestalteten Spielplan, ähnliche Umrisse und wird ebenfalls im Zentrum der Insel von einem, im Spiel bedeutsamen, Vulkan beherrscht. Zwei kleinere Inseln, links oben sowie links unten auf dem Spielbrett, können ebenso entdeckt werden.

Die Haupt- und die beiden Nebeninseln auf dem Plan sind von einem Wegenetz über-zogen, die große Insel zusätzlich von drei Flussläufen durchzogen.

 

Auf den dafür vorgesehenen Plätzen werden die rötlichen Vulkanplättchen, die beigen Landplättchen und die blauen Küstenplättchen verdeckt abgelegt. All diese wurden zuvor gemischt. So auch die runden Vogelplättchen, diese werden verdeckt neben dem Plan bereitgelegt. Nur die Küstenplättchen werden danach aufgedeckt. Anschließend werden Wertungskarten an die Spieler verteilt. Bei 4/3/2 Spielern 2/3/4 Stück. Diese sieht sich jeder an. Zuletzt wählt ein Spieler eines aus vier verschiedenen Baukarten-Sets. Die anderen folgen gegen den Uhrzeigersinn. Jedes Set besteht aus 7 Karten. Set A ist das Fluss-Set und enthält 3 Fluss-, 2 Wege-, sowie 1 Schiffs- und 1 Doppelzugkarte. Mit diesem Set wird man, bzw. sollte man versuchen vornehmlich am Fluss zu bauen. Es gibt zudem das Wege-, das Schiffs- und das Ausgeglichene Set. Der Spieler der das letzte Set ausgewählt hat, beginnt nun das Spiel. Mit Anlanden. Das erste Anlanden ist gratis. Jeder wählt ein Küstenplättchen auf das man das aufgedruckte Gebäude baut und die danebenstehende Zahl an Punkten auf der Siegpunktleiste lukriert. Wurde ein Gebäude gebaut, werden nun die direkt angrenzenden, noch verdeckten, Plättchen aufgedeckt. Danach beginnt das eigentliche Spiel. Der Ablauf eines Spielzuges ist denkbar einfach. Man wählt eine Handkarte, spielt sie aus, z.B. eine Schiffskarte, sucht sich ein freies Küstenplättchen und baut wiederum das abgebildete Gebäude auf das Plättchen, zieht die Punkte, fertig. Nächster Spieler. Nun wieder im Uhrzeigersinn. Um auf einem Flusslauf bauen zu können, muss man,… richtig geraten, eine Flusskarte spielen, aber auch bereits mindestens ein Gebäude auf diesem Fluss gebaut haben. Dann kann man an jeder Stelle dieses Flusses bauen. Auch wenn dieses Plättchen noch verdeckt sein sollte. Ist dies der Fall, dann wendet man es und baut wiederum das richtige Gebäude. Sollte man keines mehr von dieser Sorte im Vorrat haben… Pech gehabt. Nächster bitte. Bei einer Wegekarte baut man sicherer, weil man nur direkt angrenzend bauen darf und diese Plättchen werden, richtig gemerkt, immer sofort umgedreht. Oder man spielt eine Wertungskarte.

 

Ziel von Santa Cruz ist es am Ende die meisten Siegpunkte gesammelt zu haben. Einerseits erhält man die dadurch, indem man auf Plättchen mit hohen Punktzahlen setzt, bis zu 6 Punkte. Weiter versucht man seine Wertungskarten zur „richtigen Zeit“ auszuspielen. Nämlich dann, wenn man selbst am meisten Punkte verdient und die Mitspieler wenig bis gar keine. In seltenen Fällen kann es gut vorkommen, dass ein Mitspieler mehr Punkte erhält als man selbst. Eine Wertungskarte zeigt z.B. ein Schaf, hat man nun eine Siedlung, auf einem Plättchen gebaut, welches dasselbe Symbol zeigt, zieht man die Anzahl Punkte die auf der Karte steht. Reihum ziehen dann auch alle Mitspieler diese Summe Punkte auf der Wertungsleiste, wenn sie auch auf diesem Symbol gebaut haben. Schließlich erhält man, jedoch erst am Ende des Spieles, Punkte für die gesammelten Vogelchips. Jeder dieser Chips ist 1 bis 3 Punkte wert. Diese Vogelchips erhält man wenn man auf einem Plättchen baut, worauf ein Vogelchip-Symbol abgebildet ist. Erinnern sie sich noch an den Beginn dieser Rezension? An die exotischen Tiere? Hier haben wir sie nun, die Papageien, Kakadus und Möwen. Exotischere Tiere gibt’s in diesem Spiel nicht. Außer sie haben noch nie ein Schaf gesehen. Spaß beiseite. Manch einer klopft sich auf die Schenkel und wiehert dabei, wenn er eine Wertungskarte gespielt hat, bei der nur dieser Punkte kassiert. Aber ganz ehrlich, so lustig ist Santa Cruz nun wirklich nicht.

 

Vorsichtshalber, um solchen Wieher-Attacken zuvor zu kommen, versucht man, die Mitspieler zu durchschauen und vorab auf Holz, Zucker, Gold, Fisch und Schaf zu bauen, oder vier Häuser, oder drei verschiedene Gebäude… usw. Alles ist natürlich nicht möglich. Klar. Aber man kann versuchen die Züge seiner Entdecker-Konkurrenten, ähem… Mitspieler, zu deuten, um einen Zug nachzuahmen, um einer bestimmten Wertungskarte zuvor zu kommen. Dazu eignen sich die Vulkanplättchen ganz hervorragend, zeigen sie oft hohe Punktzahlen, aber auch, viel wichtiger noch, doppelte Symbole. Wäre da nicht eine ganz bestimmte, die einzige „böse“ unter den Wertungskarten, die den Vulkan ausbrechen lässt. Durch diese werden alle Gebäude auf allen Vulkanplättchen zerstört, dürfen in diesem ersten Durchgang nicht mehr eingesetzt werden. Als wäre das alles noch nicht genug, man verliert ja auch die Symbole, zählt jedes zerstörte Gebäude noch 2 Minuspunkte. Das entlockt den Mitspielern sehr oft entsetztes Stöhnen.

Haben alle Spieler ihre letzte Karte gespielt, endet der erste Durchgang.

Ist es nicht so, werter Leser, dass man sich ab und an im Leben denkt, was man alles anders machen würde könnte man bloß? Eine zweite Chance bekommen, das wäre was. Im echten Leben kommt das ziemlich selten vor. Hier im Spiel, auf Santa Cruz ermöglicht uns Herr Casasola Merkle genau dieses Spiel für Spiel. Wenn mir auch die Logik dahinter fehlt.

Im zweiten Durchgang nämlich, räumen alle Spieler die Gebäude ihrer Farbe vom Spielbrett. Alle Plättchen bleiben im jeweiligen Zustand liegen. Offen oder verdeckt. Und nun beginnen die Spieler, inklusive Auswählen der Kartensets, das Spiel neu. Allerdings zieht jeder der Spieler eine neue Wertungskarte nach. Der Spieler, der auf der Wertungsleiste ganz hinten liegt, wählt eines der ausliegenden Sets, plus der „dazugehörigen“ Wertungskarten. Es ist natürlich auch erlaubt, das eigene Kartenset zu nehmen. Es ist ja nicht unmöglich, dass ein Spieler der Meinung war, sein erster Durchgang war ganz passabel. Schließlich wirft jeder eine dieser Wertungskarten, natürlich verdeckt, wieder ab. Nun sind unter Umständen vier neue Wertungskarten im Spiel, welche das Entdeckerleben, oder anders gesagt, die zweite Chance doch wieder torpedieren.

Der zweite Durchgang wird jedenfalls exakt wie der erste durchgeführt. Im besten Fall hat man sich alle Wertungskarten der Gegner gemerkt und spielt auf bestimmte Wertungen. Man könnte sich aber auch verzetteln, weil sich diese Karte gar nicht mehr im Spiel befindet. Wenn im zweiten Durchgang die letzte Karte gespielt wurde, werden, beginnend mit dem Spieler der diese letzte Karte gespielt hat, die Vogelchips aufgedeckt und diese gewertet. Wer auf der Wertungsleiste ganz vorne steht, gewinnt natürlich das Spiel. Bei Gleichstand gewinnt jener Spieler, der zuerst auf diese Zahl gezogen ist, weil sich die anderen hinten anstellen müssen.

 

Fazit:

Santa Cruz spielt sich locker flockig dahin. Ewig lange Grüblerzeiten sollten kaum vorkommen. Für Familien und Gelegenheitsspieler bestens geeignet. Vielspieler wird es nicht allzu sehr ansprechen. Doch soll es auch Vielspieler geben, die auch kürzere Spiele, bzw. Spiele bei denen ein gewisser Glücksfaktor gegeben ist, gerne spielen. Apropos Glück. Ein gewisses Quäntchen Glück auf Santa Cruz zu haben ist durchaus nicht das Schlechteste. Siehe Vogelchips, oder wenn ich „nichts ahnend“ auf Gold baue und im nächsten Moment wird die Goldwertungskarte von einem Mitspieler gespielt. Jedoch ist es nicht vorherrschend. Jeder Spieler muss seine Strategie mit den vorhandenen Handkarten bestmöglich durch bringen. Sollte versuchen, viele Möglichkeiten abdecken… Holz, Zucker, Schaf… usw…

Warum die Entdecker frisch-fröhlich alles besiedeln, nur um nach kurzer Zeit alles liegen und stehen zu lassen und wieder ab zu ziehen, um danach die Insel aufs Neue zu besiedeln, dafür fehlt mir die Logik. Vielleicht grassierte eine Krankheit unter den Entdeckern… Malaria, Pocken, Pest… Vielleicht wurden sie von feindlich gesinnten Eingeborenen von der Insel vertrieben, vielleicht ein drohender Vulkanausbruch. Man weiß es nicht. Ebenso sucht man vergeblich nach reichen Rohstoffvorkommen, fruchtbaren Landschaften und exotischen Tieren.

Nichtsdestotrotz gefallen mir die Mechanismen mit den verschiedenen Kartensets und dieser zweite Besiedelungsdurchgang. Durch einige überzählige Plättchen kommen nicht alle in jedes neue Spiel, ebenfalls kommen nicht alle Wertungskarten ins Spiel. So herrscht stets ein Unsicherheitsfaktor, dadurch ist jedes Spiel ein wenig anders, das fördert den Wiederspielreiz. Kein Klassiker, doch ein Spiel das man, nicht zuletzt des einfachen Regelwerkes immer wieder gerne aus dem Regal nehmen wird. Im besten Fall spielt man Santa Cruz zu Viert, ansonsten zumindest zu Dritt. Zu Zweit ist es, getestet erweise, nicht zu empfehlen. Viel Freude beim Besiedeln und Entdecken.

 

christian.huber@spielen.at

 

Spieler: 2-4

Alter: 8+

Dauer: 45+

Autor: Marcel-André Casasola Merkle

Grafik: Michael Menzel

Preis: ca. 25 Euro

Verlag: Hans im Glück 2012

Web: www.hans-im-glueck.de

Genre: Setz- und Sammelspiel

Zielgruppe: Für Familien

Version: de

Regeln: de

Text im Spiel: nein

 

Kommentar:

Spiel der Spiele 2012

Mühelos zu spielen

Wunderschöne Gestaltung und Material

Zwei tolle Mechanismen

 

Vergleichbar:

Alle Spiele mit Nutzen und Werten aufgedeckter Plättchen

 

Andere Ausgaben:

Derzeit keine

 

Meine Einschätzung: 5

 

Christian Huber:

Santa Cruz punktet mit einer weiteren Chance, um beim zweiten Mal die Insel „besser“  zu besiedeln.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 1

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 1

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0