Sankt Petersburg

 

Aufbau im Paris des Osten

Ein Kartenspiel erlaubt uns die Stadt besser als die Mitspieler aufzubauen

 

Was macht ein gutes Spiel aus? Die Ausstattung? Die Regeln?

 

Ein gutes Spiel ist mehr! Beim Spielen kommt ein besonderes Gefühl auf, da baut sich eine eigene Welt auf. Logisch, einfach und doch komplex zugleich. Eine Herausforderung zum immer wieder spielen.

 

Und St. Petersburg passt genau in diese Kategorie der Spiele. Zwar ist das fast schon mit Sicherheit aus dem „Hans in Glück“ Verlag zu erwarten, aber Gechmäcker sind aber immer unterschiedlich. Zwar kann man bisher noch keine Spur des Autors Michael Tummelhofer finden, aber irgend wann werden wir ihn schon kennenlernen, oder gibt es ihn gar nicht?

 

Aber gehen wir nochmals zur Story zurück. St. Petersburg, 1703 von Peter dem Großen gegründet, steht am Beginn einer Gründerphase, bald wird es das „Paris des Ostens“ genannt und wir Spieler versuchen mit Handwerkern, Gebäuden und Adeligen das zu erreichen. Wer die meisten Punkte erreicht, gewinnt.

 

Das Spiel ist ein Kartenspiel und kommt anders als „San Juan“ nicht ohne Spielbrett aus. Alle meine Beschreibungen beziehen sich auf das Spiel zu viert. Der Spielplan, siehe Seite 10, zeigt zwei Reihen von 8 Karten. Darüber gibt es Platz für 4 Kartenstapel und ein Ablagefeld.

 

Am Plan gibt es eine „obere Kartenreihe“ und eine „untere Kartenreihe“. Das Verteilen der Karten folgt dem Prinzip, dass von links nach rechts in beiden Reihen zusammen nur 8 Karten liegen dürfen, z.B. 8 oben oder 6 oben und 2 unten, aber nie mehr als 8.

 

Es gibt 4 Stapel, daher auch 4 Runden pro Durchgang. Zuerst die Runde der Handwerker, dann die Runde der Bauwerke, dann die Runde der Adeligen und zuletzt die Runde der Austauschkarten.

 

Jede Runde wird zuerst die obere Reihe so aufgefüllt, dass 8 Karten zusammen in der oberen und der  unteren Reihe liegen. Dann machen die Spieler verschiedene Aktionen, bei denen Karten vom Spielplan genommen werden.

 

Beginnt nun die nächste Runde, werden die verbleibenden Karten nach rechts geschoben und vom nächsten Stapel auf 8 Karten ergänzt. So geht das jede Runde.

 

Ist ein Durchgang zu Ende, werden alle Karten der unteren Reihe auf das Ablagefeld gelegt und die Karten der oberen Reihe nach unten geschoben. Jetzt sind diese Karten um 1 Rubel billiger.

 

Kommen wir nun zu den Karten. Es gibt 31 Handwerker, 28 Bauwerke, 27 Adelige und 30 Austauschkarten.

 

Handwerker kosten 3 - 8 Rubel um sie zu kaufen und haben verschiedene handwerkliche Fähig-keiten, die mit Symbolen auf der Karte vermerkt sind.

 

Die Vorteile der Handwerker sind: Rubel in jeder Handwerkerrunde.

 

Bauwerke kosten 1 bis 23 Rubel um sie zu kaufen und haben zusätzlich verschiedene  Fähigkeiten, die mit Symbolen auf der Karte vermerkt sind. Das sind z.B. das Potemkinsche Dorf, die Schenke, das Lagerhaus und die Sternwarte.

 

Die Vorteile der Bauwerke sind: Siegpunkte in jeder Bau-werkerunde.

 

Adelige kosten 4 bis 18 Rubel um sie zu kaufen und haben unterschiedliches Einkommen, das mit Symbolen auf der Karte vermerkt sind.

 

Die Vorteile der Adeligen sind: Rubel  und/oder Siegpunkte in jeder Adeligenrunde.

 

Austauschkarten kosten 4 bis 24 Rubel um sie zu kaufen, aber nur die Differenz zu der Karte, mit der sie ausgetauscht werden.

 

Eine Handwerkeraustauchkarte mit einer Handwerkerkarte, die das richtige Symbol hat. Bei den Bauwerken und Adeligen ist kein weiteres Kriterium zu erfüllen.

 

Die Austauschkarten bringen einfach nur mehr Rubel und Siegpunkte, solange man  die entsprechende Grundkarte besitzt.

 

Zuletzt noch ein wichtiger Aspekt: Wer bereits eine gleiche Karte vor sich liegen hat, zahlt für die nächste Karte 1 Rubel weniger, wer 2 hat, 2 weniger etc. Das gilt für alle Handwerker-, Bauwerke- und Adeligenkarten.

 

Nun nach dieser Einleitung zum Spielablauf. Jeder Spieler fängt mit 25 Rubel an und kann wenn er dran ist, verschiedene Aktionen ausführen. Für jeder der Phasen (Handwerker, Bauwerke, Adeligen, Austausch) gibt es einen eigenen Startspieler. Diese werden am Anfang verlost. Ist ein Durchgang (4 Runden) zu Ende, werden die 4 Startspielerkarten an den linken Nachbarn weitergegeben. So ist immer jemand anderer zuerst dran, positiv für das Spielgeschehen.

 

Unter folgenden Aktionen kann man in seinem Zug wählen.

Kaufen: eine Karte zahlen und auf den Tisch legen

Auf die Hand nehmen: eine Karte ohne zu zahlen auf die Hand nehmen (Limit 3 Karten)

Von der Hand auslegen: jetzt muss der Preis der Karte bezahlt werden. (Karten die am Ende des Spieles noch in der Hand sind, werden als Minuspunkte gewertet).

Passen: solange nicht alle hinter einander gepasst haben, kann ich beleibig viele Aktionen setzen, solange ich diese mir leisten kann oder will.

 

Jeder Runde beginnt mit dem Auslegen der Karten auf den Spielplan, auffüllen auf 8 Karten (muss entfallen, wenn noch 8 da liegen), geht weiter mit den Aktionen der Spieler und am Ende der Runde wird eine Wertung durchgeführt. Nur am Ende einer Austauschrunde gibt es keine Wertung.

 

So werden nun Stapel nach Stapel gespielt, bis ein Stapel nicht mehr genügend Karten hat. Dieser Durchgang wird noch zu Ende gespielt und dann ist das Spiel zu Ende.

 

Es gibt eine Sonderwertung für Adelige. Für jede Karte eines Adeligen, die ich vor mir liegen habe (doppelt Adelige werden dabei nicht gezählt) bekomme ich Sonderpunkte und diese können für den Sieg bestimmend sein, wenn ein Spieler davon mehr als die anderen hat. Denn die Punkte sind: 1 -> 1 Punkt, 2 -> 3, aber bereits 7 -> 28, 8 -> 36, etc. und das kann man schwer aufholen.

 

Nun zu den Erfahrungen des Spieles. Es ist gewöhnungsbedürftig, dass es vier Startspieler pro Durchgang gibt. Da muss man aufpassen.

 

Weiters muss man sich an das Auffüllen auf 8 Karten gewöhnen. Das bedeutet, dass in der 1. Runde 8 Handwerker aufgelegt werden, aber sicher nicht alle gekauft werden. Daher werden weniger Bauwerke aufgelegt, und noch weniger Adelige und Austauschkarten.

 

Das ändert sich aber im Laufe des Spieles, wenn gezielt gekauft wird.  Habe ich schon  3 Holzfäller, kostet mich jeder weitere nur 1 Rubel, denn die Mindestkosten jeder Karte sind 1 Rubel.

 

Weiters gibt es Sonderfunktionen, die ich einfordern muss. Habe ich das Mariinskij-Theater, erhalte ich für jeden meiner Adeligen einen Rubel, und so weiter. Das ist gewöhnungsbedürftig.

 

Spannend während des ganzen Spieles bleibt die Frage, brauche ich mehr Rubel oder mehr Siegpunkte. Denn nur die Siegpunkte bringen den Sieg. Aber ohne Rubel kann ich nichts kaufen. Daher steht man immer wieder vor der Entscheidung, was man kaufen soll und welche Auswirkungen hat es für den Rest des Spieles.

 

Eine unbedingte Kaufempfehlung ist mein Urteil zu diesem Spiel. Aber  vorher bitte die Regeln genau durchlesen, damit das Spiel viel Freude macht.

 

Ferdinand de Cassan

office@spielen.at

 

Spieler : 2 - 4

Alter :                                 ab 10 Jahren

Dauer : ca. 90 Minuten

Verlag                                                  :      Hans im Glück 2004,www.hans-im-glueck.de

Autor : Michael Tummelhofer

Grafiker : Doris Matthäus

Preis :                                   ca. € 28,00

 

 

Genre:  Kartensammelspiel

Zielgruppe: Freunde

Mechanismus: Karten kaufen und sammeln

Strategie :****

Taktik   ****

Glück    *****

Interaktion ***

Kommunikation **

Atmosphäre ******                              

Kommentar:

Gelungene Ausstattung

Mehr Karten- als Brettspiel

Regeln aufmerksam lesen

Ausnahmen beachten

Ferdinand de Cassan: „Zwei Kartenspiele (San Juan und St.Petersburg) bringen mit unterschiedlichen Regeln neue Ideen auf den Spieltisch. St. Petersburg ist ein Muss“

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