Ohne Furcht und Adel
Das Spiel:
Ohne Furcht & Adel
von
für 3 bis 7 Spieler
ab 10 Jahren
Hans im Glück 2000
45 bis 75 Minuten
Vergleichbare Spiele:
Groo The Game (T)
Verräter (M)
Die Erben von Hoax (M, T)
Die Wertung:
** Ohne Furcht und Adel W S P III UUU AA 4 - 6 (3 - 7) h
Also, sympathisch sind diese Gestalten nun
beileibe nicht!
Ein blutrünstiger Meuchler, ein hinterlistiger
Dieb, ein unheimlicher Magier, ein selbstgefälliger König, ein fanatischer
Prediger, ein geldgieriger Händler, ein windiger Baumeister und ein
opportunistischer Söldner! Diesen Typen würde keiner über den Weg trauen.
Trotzdem müssen wir uns die Dienste dieser
dunklen Gesellen sichern, um unser Ziel, möglichst wertvolle Gebäude zu
errichten, verwirklichen zu können. Mal brauchen wir den einen, mal den anderen
Charakter, und wenn sie noch so unsympathisch sind, zum Durchsetzen unserer
Interessen kann jeder von ihnen hilfreich sein.
Aber von Anfang an: Eine Stadt muss her. Acht
Bauwerke brauchen wir, und möglichst wertvoll sollen sie sein. Wie stellen wir
das an? Die Bauwerke kommen auf 65 Bauwerk-Karten daher. Es sind sakrale
Gebäude darunter (Tempel, Abtei, Kathedrale), kommerzielle Einrichtungen
(Kontor, Markt, Hafen), militärische Einrichtungen (Wachturm, Kerker,
Festung), Herrschersitze (Schloss,
Palast), sowie einige Spezialbauten (Universität, Bibliothek, etc.). Zu welcher
Gruppe jedes Gebäude gehört, ist durch eine runde Farbmarkierung angegeben, zum
Beispiel blau für kirchliche Bauwerke.
Jeder Häuslbauer weiß, dass Hausbauen etwas
kostet, und dies ist auch hier nicht anders. Gold ist notwendig, so zwischen
einem und sechs Goldstücken sind für ein Bauwerk auszulegen. Wie viele wir für
ein bestimmtes Bauwerk aufbringen müssen, ist auf der jeweiligen Bauwerk-Karte
angegeben.
Vier Bauwerk-Karten und zwei Goldstücke
besitzen wir anfangs. Da wir damit nicht sehr weit kommen, stellt sich die
Frage, wie kommen wir zu Nachschub? Vor allem Gold ist zu Beginn äußerst knapp
bemessen. In jeder Runde dürfen wir entweder zwei Goldstücke oder eine
Bauwerk-Karte nehmen und anschließend - wenn wir die Kosten bezahlen können - ein Gebäude
errichten, indem wir die Bauwerk-Karte offen vor uns auf den Tisch auslegen.
Dies allein wäre ja noch ganz banal, um nicht zu sagen eintönig.
Abwechslung ins Geschehen bringen nun die
eingangs erwähnten Personen. Vor jeder Runde werden nämlich diese Charakter neu
verteilt. Die acht Charakterkarten werden gemischt, eine Karte kommt verdeckt
zur Seite. Dann wird noch eine von der Spielerzahl abhängige Zahl von Karten
offen in der Mitte ausgelegt. Die restlichen Karten - es sollten nun um eine
Karte mehr sein als teilnehmende Spieler
- erhält der Startspieler. Dieser sucht sich nun daraus eine beliebige
Karte aus, die er geheim hält, und gibt die verbleibenden Karten dem im
Uhrzeigersinn folgenden Spieler. Dieser wählt auch einen Charakter, gibt
wiederum die restlichen Karten weiter, bis jeder Spieler eine Charakterkarte
verdeckt vor sich liegen hat. Die Charakterkarten bringen Sonderfähigkeiten mit
sich, die ein Spieler dann zusätzlich zum normalen Spielzug nutzen kann.
Die einzelnen Personen werden der Reihe nach
aufgerufen. Der "Meuchler" setzt einen Charakter für eine Runde ganz
außer Gefecht. Der "Dieb" macht sich an den Goldvorräten eines
anderen zu schaffen. Der "Magier" tauscht gerne Bauwerk-Karten aus, vorzugsweise
mit Mitspielern, die über mehr verfügen. Der "König" behält sich das
Recht vor, in der nächsten Runde zuerst einen neuen Charakter wählen zu dürfen
(Startspieler). Der "Prediger" schützt seine eigenen Gebäude vor
mutwilliger Zerstörung. Der "Händler" kassiert zusätzlich Gold. Der
Baumeister sorgt für mehr Bauwerk-Karten und kann auch mehr Gebäude errichten.
Der "Söldner" schließlich hat es auf ein beliebiges fremdes Bauwerk
abgesehen, welches er - nicht ganz kostenfrei - vernichten darf.
Vier der Charaktere haben noch eine besondere
Eigenschaft. Und zwar erhält man am Ende seines Zuges noch Extra-Goldstücke für
jedes Gebäude in seiner Farbe. Ist man in dieser Runde beispielsweise der
Prediger und hat bereits 2 Kirchen und 1 Kathedrale ausliegen, sind das drei
Goldstücke dazu.
Welchen Charakter wir wählen, hängt zum Einen
davon ab, welche wir überhaupt noch zur Auswahl kriegen (je früher man dran
ist, desto besser), zum anderen spielt die momentane Situation eine Rolle.
Haben wir viele Goldstücke, wollen wir möglichst nicht bestohlen werden.
Besitzen wir wenige oder keine Bauwerk-Karten, sind Magier oder Baumeister
hilfreich. Hat man viele "billige" Gebäude, kann der Söldner leicht
eines zerstören. Haben wir viele grüne Gebäude, kommen wir mit dem Händler zu
mehr Gold. Wollen wir nächste Runde früh drankommen, brauchen wir den König.
Ich habe schon Meinungen gehört, dass das Ganze dadurch zu leicht zu
durchschauen wäre, und so ganz lässt sich dies nicht weg leugnen. Andererseits
ist es manchmal sinnvoller, gerade nicht die offensichtlichste Wahl zu treffen,
da ansonsten - besonders, wenn man in Führung liegt - die Mitspieler leicht
Gegenaktionen setzen könnten. Ein kleines psychologisches Spielchen also.
Sobald ein Spieler sein achtes Gebäude errichtet,
endet das Spiel. Die aktuelle Spielrunde wird noch zu Ende gespielt und dann
kommt es zur Abrechnung. Jedes Gebäude zählt dabei seinen Wert in Goldstücken.
Dazu kommen noch 4 Punkte Sonderprämien für den Spieler, der zuerst 8 Gebäude
beisammen hatte, sowie zwei Punkte für jeden anderen Spieler mit 8 Gebäuden.
Wer zudem noch Gebäude in allen fünf Farben bauen konnte, erhält noch 3
Sonderpunkte. Der Spieler mit den meisten Punkten ist der beste Städtebauer.
"Ohne Furcht und Adel" hat - ich
kann's aus mehreren Spielrunden bestätigen - rundum Spaß gemacht. Es ist
einfach genug, um es immer wieder hervorzukramen, ist relativ schnell gespielt
(ungefähr 1 Stunde) und lässt den Spielern - bei allem Kartenglück - doch genug
Handlungsspielraum. Der Mechanismus der Charakterwahl
ist schon von "Verräter" bekannt, was in der Spielregel auch nicht
verschwiegen wird, ist meiner Meinung nach hier aber viel besser in ein Spiel
eingebettet worden. Die Zeichnungen der Karten sind wirklich sehenswert.
Dass das ganze Spiel zu einem günstigen Preis in der neuen Kartenspielserie von
"Hans im Glück" erscheint, ist ein weiteres Plus, weshalb ich dieses
reizvolle Spiel von Bruno Faidutti uneingeschränkt empfehlen kann.