Magellan

 

Das Spiel:

Magellan

Versteigerungsspiel von Tom Lehmann

für 3-6 Spieler ab 12 Jahren

erschienen bei Hans im Glück, 2002

Dauer 45 Minuten.

 

Die Besprechung:

Kurt Schellenbauer

Wagramerstraße 2

2282 Marktgrafneusiedl

kurt.schellenbauer@holzmann.at

 

WIN Wertung: 

o WW S II U AA 5-6 (3-6) 50 Minuten

 

Hernando de Magallanes (in der Regel wird die portugiesische Schreibweise Fernao de Magalhaes verwendet), bei uns besser unter Ferdinand Magellan bekannt, war und ist wohl einer der bekanntesten Seefahrer. Mit seinem Namen verknüpft man die erste Weltumseglung, die er 1519 begann und von der er selbst nicht zurückkam. Geboren um 1480 in Sabrosa oder Oporto, das weiß man nicht so genau, verstarb er am 27.4.1521 auf Mataan/Philippinen, von den dortigen Eingeborenen erschlagen. Nach ihm wurde auch die relativ sichere Meeresstrasse am südlichsten Ende von Südamerika benannt. Zuvor mussten die Schiffe immer durch die eisigen Fluten des antarktischen Meeres. Diesem großen Seefahrer hat Hans im Glück ein Spiel gewidmet. Aber nicht nur er kommt in diesem Spiel vor. Man findet dort auch so klingende Namen wie Christoph Kolumbus, Marco Polo, Vasco da Gama, Franzisko Pizarro und James Cook. Einige von denen machten wohl eher mit ihren Greueltaten von sich reden als von ihren Entdeckungen.

 

Magellan ist ein, so steht es in der Regel, spannendes und taktisches Versteigerungsspiel. Genau zu diesem Zeitpunkt haben die eine Hälfte der Freiwilligen das Gesicht verzogen, als ob sie in eine Zitrone gebissen hätten. Versteigerungsspiel? Muss das sein? Nun geben wir dem Spiel eine Chance, war mein Ersuchen, denn um eine Rezension zu schreiben, sollte man es wenigstens ein paar Mal gespielt haben und wir wollten gerade die erste Partie beginnen. Ich denke mir zuliebe haben einige der Mitspieler ihre Bedenken und Abneigungen gegen diese Art von Spielen zur Seite geschoben und wir begannen mit dem Verlesen der Regel.

 

Die 36 Entdeckerkarten, von den 6 Entdeckern je 6 Stück, haben auf der Rückseite die Zahlen 1, 2 und 3. Je 3 Stück mit der Zahl 1, 2 Stück mit der Zahl 2 und einer mit der Zahl 3. Das sind zugleich auch die Phasen, die in diesem Spiel gespielt werden. Die 63 Geldkarten bestehen aus je 7 x den Werten 1 bis 9, wovon jeder Spieler einen Satz von 1 bis 9 erhält. Die restlichen werden gemischt und verdeckt bereitgelegt. Auf den Karten findet man Geldsäcke, worin die Wertigkeit vermerkt ist, und Kronen, wo die Siegpunkte stehen. Die 36 Schiffe in den 6 Farben werden an die Spieler verteilt. Die Entdeckerkarten werden nach den Zahlen 1 bis 3 sortiert, gemischt und verdeckt bereitgelegt. Der Spielplan besteht aus zwei Teilen und jeder Teil kann gewendet werden. Der eine Teil zeigt Columbus, Pizarro und Magellan und der andere Polo, Gama und Cook. Wenn man die einzelnen Spielplanteile wendet, findet man die gleichen Entdecker, aber andere Fähigkeiten. In der Mitte der Pläne findet man die Zählleisten, unterteilt in eine Leiste in 10er Schritten und eine in 1er Schritten. Jeder Entdecker hat auf dem Plan ein Feld für die 1., für die 2. und für die 3. Phase. In jeder dieser Felder hat er eine spezielle Fähigkeit, entweder man bekommt Geldkarten, Siegpunkte oder ähnliches.

 

Ein Mitspieler, dieser wird zuvor bestimmt und ist für das gesamte Spiel dafür verantwortlich, deckt die oberste Entdeckerkarte auf. Um diese wird nun gesteigert. Das Mindestgebot ist 1 und man hat auch die Möglichkeit zu passen, man scheidet allerdings dann für diese eine Karte aus. Geboten wird reihum bis ein Höchstgebot feststeht. Dieser Spieler erhält dann die Entdeckerkarte und platziert eines seiner Schiffe auf dem ersten Feld des ersteigerten Entdeckers. Bezahlt wird mit den Geldkarten, die man verdeckt auf der Hand hält. Sollte man überzahlen, wird nicht gewechselt. Dieser Spieler gibt dann für den nächsten Entdecker das erste Gebot ab. Das wird solange fortgeführt, bis alle Entdecker der Phase 1 versteigert sind.

 

Wenn ein Spieler eine Karte ersteigert hat, stellt er, wie bereits erwähnt, ein Schiff auf das erste Feld. Die dort angeführten Aktionen können je nach Entdecker sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführt werden. Es gibt da ein Vetorecht für Christoph Columbus, mit dem man die Versteigerung eines Entdeckers verhindert. Die Karte kommt allerdings nicht aus dem Spiel sondern sie kommt am Ende des Stapels wieder zu Versteigerung. Magellan kann man nur ersteigern, wenn man danach noch eine Geldkarte übrig hat, denn diese wird unter die Entdeckerkarte geschoben und sie zählt am Ende als Siegpunkte, je nachdem welche Zahl in der Krone steht. Alle Aktionen hier anzuführen wäre verwirrend und würde auch den Rahmen sprengen. Auf den Feldern sind auch Kronen mit Siegpunkten vermerkt, die kommen allerdings erst am Ende des Spieles zum Tragen, und Geldsäcke. Die Zahl in den Säcken sagt aus, wie viele Geldkarten man sich zusätzliche am Ende der jeweiligen Phase nehmen darf. Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass jedes Feld nur in der dazugehörigen Phase zum Tragen kommt, mit Ausnahme der Siegpunkte. Wenn alle Karten der ersten Phase versteigert sind, bekommt jeder Spieler auf jeden Fall 2 Geldkarten.

 

Die zweite Phase beginnt wieder mit der Versteigerung eines Entdeckers. Im ersten Stapel waren je 3 Entdecker und somit findet man auf dem Spielplan auch auf jedem ersten Feld 3 Schiffe. Im zweiten Stapel findet man jetzt nur noch jeweils 2 Entdecker und es dürfen nur die Spieler mitsteigern die auf dem ersten Feld ein Schiff stehen haben. Im dritten Stapel steht dann nur noch jeweils ein Entdecker zur Versteigerung und es steigern nur die Spieler mit, die bei diesem im zweiten Feld ein Schiff stehen haben. Wenn alle versteigert sind werden die Siegpunkte zusammengezählt. Zunächst zählt man die Zahlen in den Kronen an den Standorten der Schiffe, und danach werden die Zahlen in den Kronen gezählt von den Geldkarten, die die einzelnen Spieler noch auf der Hand haben. Dieses Ergebnis wird auf den beiden Zählleisten, als 10er und 1er Schritt, dargestellt.

 

Ich möchte vielleicht eine Frage an dieser Stelle beantworten, die mir während der einzelnen Spiele einige Male gestellt worden ist. „Wann kommt der Höhepunkt?“ Die kurze Antwort lautet „Nie!“. Mir ist schon klar, dass Versteigerungsspiele eine eigene Art von Spielen sind, aber hier hat man es meisterhaft verstanden zu einem langweiligen Spielmechanismus ein nicht funktionierendes Spiel zu produzieren. Die Regel ist unübersichtlich und hat keinen so genannten roten Faden. Wir hatten so unsere Probleme und wir sind geübte Spieler, was wird da wohl ungeübten erst blühen. Wofür man 6 Entdecker geschaffen hat frage ich mich. Alle schlagen sich um zwei, denn Magellan und Cook sind die beiden einzigen, die genügend Punkte bringen um zu gewinnen. Die Aktion von Christoph Kolumbus ist absolut sinnlos, denn das Veto bringt nichts, wenn die Karte wieder am Ende des Stapels zur Versteigerung kommt und die Aktion bei Cook - dass der Spieler, wenn er ihn ersteigert hat, mit offenen Geldkarten spielen muss - da hätte man sich auch etwas besseres einfallen lassen können, denn wenn man nur ein wenig aufpasst, weiß man, welche Geldkarten die einzelnen Spieler noch haben. Die absolute Krönung ist allerdings die Zählleiste, das ging ja gründlich schief. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass das die einzige Herausforderung war: Die einzelnen Entdecker abzurechnen und dann noch die Punkte richtig auf einer 1er und 10er Leiste zu zählen.

 

Man sollte nicht versuchen das Rad neu zu erfinden. Eine Kramerleiste hat schon was und die kann man ruhig verwenden, auch wenn viele meinen sie wäre altmodisch, aber sie funktioniert und wir sind alle damit vertraut. Ich muss gestehen ich bin von der Redaktion von Hans im Glück solche Spiele nicht gewohnt. Verkaufstechnisch ist mir klar, dass man nach Carcassonne keine zu guten Spiele auf den Markt bringen wollte um den guten Verkauf von Carcassonne nicht zu stören. Ich würde aber höflichst ersuchen zu der altbekannten Qualität zurückzufinden, denn die Nürnberg Neuheiten, Magellan und Kampf der Gladiatoren, waren nicht das Gelbe vom Ei.