Für Familien
Ernte auf Mallorca
Finca
Mandeln und Trauben nach Andratx
Mallorca die Ferieninsel hat auch Landwirtschaft zu bieten, die Fincas im Landesinneren liefern Orangen, Mandeln oder Oliven in die Gemeinden. Die Spieler bebauen mit ihren Farmen die Fincas um möglichst viele inseltypische Südfrüchte zu ernten und dem Bedarf entsprechend an die Gemeinden zu liefern.
Windmühlen sieht man oft auf Mallorca und auch hier treiben sie das Spiel an. Ein Windrad mit 12 Flügeln in zwei Farben liegt im Westen der Insel, die beiden Farbübergänge sind mit dem Symbol eines Eselkarrens markiert. Auf diese Felder werden zu Spielbeginn die vorher verdeckt gemischte, Windradflügel verdeckt verteilt und dann umgedreht, nun liegen in zufälliger Reihenfolge je zweimal Orangen, Zitronen, Trauben, Oliven, Feigen und Mandeln im Windrad. Die Insel selbst ist grafisch wunderschöngestaltet, Fincas umgeben von Feldern, kleinen Plantagen und Wäldchen tragen die Namen von Ortschaften auf der Insel. Zu jeder dieser Finca wird beliebig ein Fincaplättchen gelegt, es ist immer mit einer 5 und einer Fruchtart markiert. Die großen Plättchen sind mit verschieden vielen Fruchtarten ausgestattet und mit Ziffern zwischen 1 und 6 markiert, diese 42 Plättchen werden verdeckt gemischt und in Viererstapeln verdeckt in die Gemeinden gelegt, die obersten Plättchen werden aufgedeckt. Die zwei verbleibenden Plättchen gehen als zusätzlicher Zufallsfaktor verdeckt aus dem Spiel. Jeder Spieler bekommt vier Aktionsplättchen, die Bonusplättchen werden absteigend gestapelt und je nach Spieleranzahl werden 4 bis 8 Eselskarren in die Mitte des Windrads gelegt. Nun noch – wiederum je nach Spieleranzahl – 3 bis 5 Bauern an jeden Mitspieler ausgegeben und die Früchte – 18 pro Sorte – sowie wieder nach Spieleranzahl 4 bis 6 Holzfincas bereitgelegt. Und schon kann es mit der so genannten Einsetzphase losgehen.
In dieser Einsetzphase setzt jeder Spieler seine Bauern reihum einzeln auf das Windrad, und schon hier passieren wichtige Vorentscheidungen. Die Bauern bewegen sich während des gesamten Spiels nur im Windrad, immer nur im Uhrzeigersinn, und zwar um so viele Flügel vorwärts wie insgesamt bei Zugbeginn eigene und fremde Bauern auf dem Startflügel stehen. Auch auf dem erreichten Flügel ist die nun anwesende Gesamtzahl eigener und fremder Bauern ausschlaggebend für die Höhe der Ernte, man bekommt so viele abgebildete Früchte wie Bauern auf dem Flügel stehen.
Schon hier gab es die ersten Diskussionen unter den Mitspielern, ob denn nun die beiden letzten Spieler, die ihren jeweils letzten Bauern einsetzt, einen Vorteil haben, oder nur der Vorletzte, denn er kann die aus der Position der Bauern ersichtlichen Pläne des Letzen nun zunichte machen, oder ob es zu Beginn egal ist wohin man setzt und was man dadurch bekommt, weil es ja ohnehin 10 Plättchen zur Auswahl gibt und man es nicht schafft, alles vorauszuberechnen, was man bekommt wenn wer welchen Bauern wohin zieht.
Nun, wir haben uns dann wieder aufs Spiel konzentriert, weil wir auf keine schlüssige Antwort gekommen sind, und haben das eigentliche Spiel begonnen. Dieses wird wieder reihum im Uhrzeigersinn gespielt und bietet jedem Spieler in seinem Zug die Auswahl an drei Aktionsmöglichkeiten:
Man kann wie oben beschrieben einen seiner Bauern ziehen und Früchte ernten. Überschreitet man dabei mit der Figur eine der Trennlinien mit Eselsmarkierung, bekommt man einen Eselskarren. Da kam natürlich sofort die Frage, was passiert, wenn eine Fruchtsorte oder die Eselskarren nicht mehr vorhanden sind. Da passiert etwas ziemlich Drastisches – alle Spieler müssen alle Eselskarren oder Früchte dieser Sorte in den Vorrat zurücklegen und dann bekommt der aktive Spieler, was ihm zusteht. Diese Regel scheint mir aber eher darauf abzuzielen, alle Eventualitäten abzudecken oder absichtliches Horten zu verhindern, bei unseren Partien sind uns bisher nie Früchte oder Eselskarren ausgegangen.
Denn man will ja schließlich die geernteten Früchte wieder loswerden, und dazu nutzt man die zweite der drei Aktionsmöglichkeiten: Früchte liefern. Dafür braucht man einen Eselskarren, den man einfach wieder zurück ins Windrad legt und dann legt man die Kombination von Früchten zurück in den Vorrat, die dem Früchteplättchen entspricht, das man ernten will, also zum Beispiel je 1 Frucht pro Sorte oder 2 Orangen oder 1 Zitrone oder 2 Oliven und 3 Feigen oder 4 gleiche beliebige Früchte falls auf dem Plättchen Fragezeichen zu sehen sind. Dann nimmt man sich das Früchteplättchen und legt es offen vor sich aus. Nun wird wieder das oberste Plättchen des Stapels aufgedeckt. Bis zu einer Maximalmenge von 6 Früchten darf man auch mehrere Gemeinden beliefern und dort die Plättchen nehmen.
Wird aus einer Gemeinde das letzte Früchteplättchen genommen, wird das Fincaplättchen der Gemeinde vergeben. Es geht an denjenigen Spieler, der auf den Früchteplättchen vor sich die Mehrheit an jener Fruchtsorte liegen hat, die auf dem Fincaplättchen abgebildet ist. Ist dort ein Fragezeichen abgebildet, zählt die Mehrheit der Fragezeichen und ist eine Kombination von Früchten abgebildet, dann zählt man beide Fruchtsorten und das Plättchen geht an den Spieler mit der größten Gesamtsumme beider Fruchtsorten. Danach wird noch in die nun leere Gemeinde eine Holzfinca gesetzt, damit ist ein Schritt Richtung Spielende getan, denn wird die letzte verfügbare Holzfinca gesetzt, endet das Spiel.
Wer seine Früchteplättchen gezielt sammelt und es schafft, sechs Plättchen mit den Werten von 1 bis 6 vor sich zu sammeln, bekommt als Belohnung eines der vier Bonusplättchen im Wert von 7, 6, 5 oder 4 Punkten, der erste bekommt als 7 Bonuspunkte für eine solche Reihe.
Nun kann es natürlich sein, dass man eine ganz ganz tolle Möglichkeit hätte, etwas zu ernten oder zu sammeln, wenn ja wenn doch nur der Bauer weiter laufen dürfte oder der Karren mehr tragen könnte oder oder oder … Auch für diesen Fall ist gesorgt, als dritte Zugmöglichkeit kann ich eines meiner vier Aktionsplättchen einsetzen. Ein Plättchen bringt einen Doppelzug im Windrad, man darf die soeben bewegte oder eine andere eigene Figur bewegen. Das kann dazu führen, dass man zweimal eine Trennlinie überschreitet und damit gleich zwei Eselskarren bekommt. Der Windstoß erlaubt, eine Figur auf einen beliebigen Flügel des Windrads zu stellen, auch auf den Flügel, von dem man wegzieht. Man erntet die Früchte, bekommt aber keinen Eselskarren. Das Plättchen Eine Frucht weniger erlaubt, ein Plättchen für eine Frucht weniger zu nehmen als darauf abgebildet ist. Damit kann man also problemlos eine Kombination von Plättchen im Gesamtwert von 7 nehmen, aber nicht für null Früchte ein 1er-Plättchen! Ganz besonders praktisch ist der Große Eselskarren, mit ihm darf man 10 Früchte abliefern. Da man diesen Großen Karren genauso wie alle anderen eingesetzten Aktionsplättchen nach dem Einsatz aus dem Spiel nimmt, muss man keinen normalen Eselskarren abgeben. Diese Plättchen sind sehr wertvoll und haben einen großen Einfluss auf den Spielverlauf, man darf daher pro Zug auch nur eines dieser Plättchen einsetzen.
Ist die letzte Holzfinca gesetzt, endet das Spiel sofort und alle addieren die Werte der gesammelten Früchteplättchen, die gesammelten Fincaplättchen und die Bonusplättchen sowie je zwei Punkte für nicht eingesetzte Aktionsplättchen. Wer nun die meisten Punkte hat gewinnt, bei einem Gleichstand entscheiden die noch vor den Spielern liegenden Früchte.
Auch hier so wie im gesamten Spielverlauf deckt die Regel jede Eventualität ab, sollten im letzten Zug mehr als Gemeinde geleert werden, wird in allen Gemeinden das Fincaplättchen vergeben, die letzte Holzfinca beliebig gesetzt und das Spiel beendet.
Nicht nur für die Spielregel gab es von meiner Spielrunde uneingeschränktes Lob, auch das Spiel selbst wurde in höchsten Tönen gelobt – es ist ein harmonisches und ausgewogenes Miteinander von Thema, Ausstattung und Mechanismen, das Familien ebenso ansprechen wird wie die sogenannten Vielspieler. Man kann Finca einfach sozusagen ins Blaue hineinspielen, aus dem Bauch heraus und schauen was herauskommt, auch das bringt ein zufriedenstellendes und schönes Spielerlebnis. Man kann aber auch die unterschiedlichsten Siegstrategien probieren – auf ein schnelles Spielende hinarbeiten und damit den anderen mögliche Punkte wegnehmen, auf die Serie von 1 bis 6 hinarbeiten und die 7 Bonuspunkte kassieren, das kann einen sehr weit nach vorne bringen, einen möglichst gemischten Vorrat anlegen und versuchen, möglichst viele Fragezeichenpunkte zu kassieren usw. usw.
Über eines waren sich aber alle einig – ein entscheidendes Stadium des Spiels ist das Einsetzen der Bauern im Rad – hier muss man darauf achten, dass man nicht zu viel Abstand zwischen sich und den anderen lässt, sozusagen nicht an der Spitze steht und vor den anderen herläuft. Das kostet Züge zum Rohstoffsammeln, da man nur wenige Felder ziehen und nicht viel sammeln kann – am besten ist eine ausgewogene Verteilung der Figuren, damit man auch die Bauern der anderen nutzen kann. Und dabei kann dann ganz schön Grübelei einsetzen, wenn man versucht eigene optimale Ergebnisse mit möglicher Behinderung der Mitspieler zu kombinieren. Viel Spaß bei der Ernte auf Mallorca!
dagmar.de.cassan@spielen.at
Kid
Family ein
Adult
Expert
Alter 10
Spezial
Spieler : 2-4
Alter : ab 10 Jahren
Dauer : ca. 45 min
Autor : Ralf zur Linde, Wolfgang Sentker
Grafik : Franz Vohwinkel
Vertrieb A. : Schmidt Spiele
Preis : ca. 30,00 Euro
Verlag : Hans im Glück 2009
Genre : Positions- und Sammelspiel
Zielgruppe : Für Familien
Mechanismen : Bauern setzen, Früchte ernten, Plättchen bekommen
Zufall : 1
Wissen :
Planung : 4
Kreativität :
Kommunikation : 7
Geschicklichkeit :
Action :
Kommentar:
Sehr schöne stimmige Ausstattung
Einfache Regel
Vergleichbar:
Gängige Sammel- und Mehrheiten-Mechanismen in neuer Kombination
Atmosphäre : 6
Dagmar de Cassan
Finca macht Lust auf Wiederspielen und darauf, eine neue Strategie auszuprobieren, um die meisten Punkte zu machen.