Du willst ein Imperium, mehr noch, du willst… dein…

 

DOMINION

 

Doch dummerweise gibt es noch andere Monarchen!

 

Welch kraftvolles Wort. Dominion. Man lasse es sich auf der Zunge zergehen. Wie das klingt. Sofort fallen einem abgeleitete Wörter ein: dominieren, Dominanz…

Was sagen Wikipedia und Co dazu? Der Begriff Dominion bezeichnete ab Anfang des 20. Jahrhunderts offiziell die sich selbst verwaltenden Kolonien des Britischen Reiches  und stammt interessanterweise, das möchte ich euch nicht vorenthalten, aus Psalm 72:8 der King James Bibel („He shall have dominion also from sea to sea, and from the river unto the ends of the earth.“). Zu Beginn gab es die weißen Dominions Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrikanische Union, Irischer Freistaat und Neufundland, später wurde auch drei ehemaligen asiatischen Kolonien der Dominion-Status zuerkannt und zwar Indien, Pakistan und Ceylon, dem heutigen Sri Lanka. Soviel nur dazu, falls Armin Assinger euch in der Millionenshow dazu fragt.

 

Genug der realen Geschichte, hin zum hoffentlich unterhaltsamen, kurzweiligen Spiel. Kurz zur Aufmachung der Box. Sie zeigt malerische Weingüter, Äcker, Felder, Wiesen und die dazugehörigen alten Bauernhöfe. Doch wie oft sie trügt, diese Idylle. Die Zeichen stehen auf Sturm, auf Eroberung. Grimmige Ritter in Rüstungen mit Lanzen und Banner warten schon. Aber genau genommen wird nichts erobert, sondern viel mehr gekauft. Genau das erwartet jene, die die Schachtel öffnen. Was beinhaltet diese? Genau 500 Karten, inklusive Spielanleitung und Erklärung zu den einzelnen Karten. Ein reines Kartenspiel also.

 

Es gibt Punktekarten in drei Werten und zwar Anwesen (1 Punkt), Herzogtümer (3 Punkte) und Provinzen (6 Punkte). Im Spiel sind auch Geldkarten in ebenfalls drei Werten, also Kupfer (Wert 1 Geld), Silber (Wert 2 Geld) sowie Gold (Wert 3 Geld). Ebenfalls drinnen sind die bei den Gegnern gefürchteten Fluchkarten (-1 Punkt). Doch die Würze geben diesem Spiel die so genannten Königreichkarten. Alle einzeln zu erklären würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Grundsätzlich ermöglichen sie aber Zusatzaktionen = Spielen einer weiter Karte, Zusatzkauf, Karten nachziehen oder beeinflussen die Kartenhand der Mitspieler. Sie unterteilen sich aber in Aktionskarten (z.B. Dorf), in Aktions-Angriffskarten (z.B. Miliz), in die Aktions-Reaktionskarte (Burggraben), sowie die Punktekarte Garten. Ach ja, nicht zu vergessen die Müllkarte. Auf diese legt man die entsorgten Karten, welche für den Rest des Spieles nicht mehr benutzt werden können.

Am oberen Balken der Karten steht der Name, sowie auf den Geldkarten zusätzlich ihr Wert. Im grauen Feld der Aktionskarten erhält man die Anweisungen, bei Geld-, Punkte- und Fluchkarten sieht man den Wert. Im Balken ganz unten wird der Kartentyp bezeichnet und es finden sich auch die Kosten für die jeweilige Karte links unten. Soweit, so gut.

 

Die Spielanleitung liest sich sehr leicht und die Regeln sind denkbar einfach. Finden sich am Ende die meisten Siegpunkte in deinem Kartenstapel, hast du dir den Titel Herrscher des gesamten Dominions redlich verdient. Doch wie kommen diese in deinen Stapel? Jeder Spieler beginnt mit zehn Karten in seinem Stapel. Dieser enthält 3 Anwesen, also drei 1er-Siegpunktkarten, sowie 7 Kupfer. Die Stapel werden gemischt und jeder zieht fünf Handkarten. Zu Beginn hat man also zwei bis fünf Kupferkarten auf der Hand. Mit denen kann man weitere Karten kaufen. Man kann so Aktions-, Geld- sowie Punktekarten erwerben. Die erhaltenen, die ausgespielten und die restlichen Handkarten werden sodann auf den Abwurfstapel gelegt und man zieht sofort wieder fünf Karten nach. Falls sich keine Karten mehr auf dem Nachziehstapel befinden, wird der Abwurfstapel gemischt und zum neuen Nachziehstapel. Auf diese Weise geht es reihum im Uhrzeigersinn. Klingt easy, ist es auch.

 

Pro Runde darf man eine freie Aktion spielen und man hat einen Kauf frei. Mit den erworbenen Karten wächst der eigene Kartenstapel und man erhält dadurch stets mehr Möglichkeiten. Die verschiedenen Karten, die in der Mitte zur Auswahl stehen, ermöglichen einem weitere Aktionen und Käufe.

Welche Karten stehen zur Auswahl? Die Spielregel empfiehlt fünf verschiedene 10er-Sätze von den Königreichkarten. Es ist sicher günstig diese Empfehlungen einmal oder öfters durch zu spielen, weil man so Gelegenheit hat zu erkennen, welche Karten wie zusammen wirken. Natürlich kann man seine 10er-Sätze nach seinen Vorlieben auch selbst zusammenstellen. Die Anleitung beschreibt ebenfalls, dass man je eine von allen Königreichkarten nimmt, mischt und zehn davon zieht. Ebenso kann jeder Spieler reihum je eine auswählen bis man seine zehn Stapel beisammen hat. Schließlich habe ich in einem I-net-Forum gelesen, dass man ruhig mal eine Partie mit allen Königreichkarten einschieben kann. Der eigenen Fantasie sind eben keine Grenzen gesetzt.

Mir persönlich haben die Spiele mit folgenden empfohlenen 10er-Sätzen gefallen: Erstes Spiel, Großes Geld und Interaktion. Auch Dorfplatz sollte eine gute Wahl sein, da ziemlich alle Karten drinnen sind, welche einem jeweils eine oder mehrere Aktionen zusätzlich geben, weitere Käufe, weitere Karten und mehr virtuelles Geld.

Auf was sollte man generell im Spiel beachten? Grundsätzlich ist es tödlich, zu früh Punktekarten zu kaufen. Diese Punktekarten machen das eigene Spiel endlos langsam, weil man immer und immer wieder diese Punktekarten auf die Hand bekommt und man mit diesen absolut nichts anfangen kann. Also:

Strategie 1: Erst im späteren Spiel beginnen Punktekarten zu kaufen. Etwa ab der Mitte des Spieles. Natürlich kann es kein Fehler sein, wenn man zufällig irgendwie acht Kupfer zusammen kratzen kann, eine Provinz zu kaufen. Eine Karte mit sehr guten sechs Punkten zerstört einem das Deck nicht so, wie z.B. eine Karte Herzogtum und drei Karten Anwesen.

Strategie 2: Versuche dein Spiel, dein Deck schnell zu machen. Was bedeutet das? Man kann jede Runde einen Kauf tätigen, respektive eine weitere Karte für das Deck dazu bekommen. Mit den richtigen Aktionskarten kann man weitere Käufe sowie auch virtuelles Geld erhalten. Wenn man in der Aktionsphase die Karte Werkstatt spielt, kann man sich bereits in dieser Phase eine Karte im Wert von maximal 4 von den Stapeln nehmen. Je schneller man sein eigenes Deck mit wichtigen Karten füllen kann umso schneller kann man übergehen Punktekarten zu kaufen.

Strategie 3: Versuche das Spiel des Gegners langsamer zu machen. Wie funktioniert das? Spiele die Karte Bürokrat. Du legst eine Karte Silber auf deinen Nachziehstapel und die Gegner müssen eine Punktekarte von der Hand, so sie eine auf der Hand halten, auf den Nachziehstapel legen. Die Gegner müssen also nächsten Zug dieselbe Karte, die ihnen überdies nichts bringt, noch einmal ziehen. Diese Karte im frühen Spiel gespielt ist absolut fies. Bevorteilt übrigens den Startspieler. Ebenso zerstören die anderen Angriffskarten den Fluss des Spieles der Gegner.

Strategie 4: Behalte dein Deck in Balance. Stopfe es nicht zu früh mit Punktekarten voll, wie oben schon erwähnt, und finde die richtige Mischung aus Geldkarten und Aktionskarten. Bei den Aktionskarten ist es ebenfalls wichtig danach zu trachten, verschiedenste Karten ins Deck zu bringen, die dir weitere Aktionen liefern, weitere Käufe geben, dich viele Karten ziehen lassen und dich natürlich mit virtuellem Geld versorgen. Dadurch hat man in der Kaufphase die Möglichkeit mit viel Geld die interessanteren Karten oft auch mehrfach zu kaufen.

Letztere Strategie bringt mich zu dem Schluss, dass Sammelkartenspieler, wie z.B. bei Magic the Gathering, leicht im Vorteil sind, weil diese eben eine gewisse Ahnung haben, wie man effektiv ein Deck zusammen baut. Weitere Ähnlichkeiten zu einem Trading Card Game kann ich keine entdecken. Ich habe auch keine Sorge, dass sich Dominion in Bezug auf die Kosten wie ein Sammelkartenspiel entwickeln wird. Ich vermute, dass es mehrere offizielle, preislich leistbare Erweiterungen mit mehreren Kartenstapeln geben wird. Die erste sollte, wie man hört, Juni 2009 erscheinen. Daneben wird, wie bei vielen anderen Spielen auch, das eine oder andere nette Give-away bei etwaigen Veranstaltungen oder in einschlägigen Zeitschriften zu finden sein. Das erste übrigens, die Spieleforen im Internet, schreien es lauthals in die Welt hinaus, wird Ende November beim Wiener Spielefest 2008 im Austria Vienna Center erhältlich sein.

Sollte man ein großer Fan von Dominion sein, und das ist nicht so schwer, ich oute mich auf diesem Wege, kann man bereits von Fans kreierte Karten aus dem Internet herunter laden. Ich habe einige, von den Kartentexten her, sehr gelungene Karten gefunden, die wirklich im Spiel Sinn machen, wie ich meine, und die auch sehr schön gestaltet wurden.

Ein Tipp zum Schluss, von einem passionierten Trading Card Spieler, der ich nun mal auch bin: Da man die Stapel doch sehr oft mischen muss, werden die Karten ziemlich schnell abgegriffen und es empfiehlt sich diese mit dünnen Hüllen zu versehen. Ich denke, dass man dadurch noch länger Spaß an seinem Spiel hat.

Eine Befürchtung möchte ich hier noch loswerden, die sich hoffentlich nicht erfüllen wird. Ich hoffe, dass irgendwelche (Magic-?)Tüftler keine ultimative Strategie finden werden, welche stets zum Sieg führt und deshalb Dominion tot gespielt wird. Ehrlich gesagt, ich glaube es nicht wirklich, dass eine solche, bei diesen vielen Spielmöglichkeiten gefunden wird. Dennoch, die Befürchtung ist im Raum.

Ein kleines Manko gibt es aber doch noch, und zwar hat der Startspieler, nach meiner Meinung und einigen gespielten Runden, doch einigen Vorteil, wenn er gleich zu Beginn die richtigen (Aktions-)Karten zieht. Dieser Umstand ist aber bei dem ansonsten hochklassigen Spiel leicht verschmerzbar.

 

Fazit am Ende: Ein sehr rasch erlernbares, abwechslungsreiches, süchtig machendes?, cooles Familienspiel, mit neuem Spielprinzip, welches man nach einer Runde gerne ein zweites, drittes, viertes Mal und vielleicht öfter hintereinander spielt, weil man immer wieder andere Kartenstapel im Spiel haben möchte. Meinem zehnjährigen Sohn macht es riesigen Spaß ständig seine Kreationen zusammen zu stellen. Dominion spielt sich zu zweit ebenso gut wie zu dritt und viert. Auch das ist ein Grund warum dieses Spiel im Moment in aller Munde ist. Es wird, ich blicke in meine Kristallkugel, aber auch ein sehr gutes Wettkampf-, bzw. Meisterschaftsspiel werden. In der Hoffnung, dass dieses Spiel die Spielelandschaft recht lange dominieren wird.

christian.huber@spielen.at

 

 

Christian Huber

Ein schnell erlernbares Kartenspiel, das zu zweit, wie auch zu dritt und vier sehr gut spielbar ist, mit „suchtfaktorähnlichem“ Wiederspielwert.

 

 

Überblick:

 

Kid                       

Family                           

Adult           ein    

Expert                  

 

Alter                    

Spezial                 

 

Autor: Donald Vaccarino

Grafik: Matthias Cathrein

Vertrieb: Hans im Glück?

Preis: etwa 25 Euro

Verlag: Hans im Glück?

 

Spieler: 2-4

Alter: 8+

Dauer: 30+

 

Bewertung:

 

Kartenspiel

Für Jugendliche/Erwachsene

Kartendeck vergrößern plus Siegpunkte sammeln

 

Zufall                    : 4

Wissen/Gedächtnis  : 1

Planung                 : 7

Kreativität              : 0

Kommunikation      : 2

Geschicklichkeit      : 0

Action                   :  0

 

Atmosphäre           : 7

 

Kommentar:

Ein Kartenspiel welches mit neuem Spielprinzip zu bestechen weiß, bringt mit den vielen Aktionskarten eine unüberschaubare Fülle an Möglichkeiten. Ein tolles Familienspiel, welches auch im „Meisterschaftsbetrieb“ bestehen wird.

 

Vergleichbar mit:

im weiteren Sinne mit verschiedensten Sammelkartenspielen