Mit Freunden

 

Gemüse anbauen im alten China

 

Vor den Toren von Loyang

 

Wer reich wird, wird auch siegreich!

 

Kid                       

Family                  

Friends         ein    

Expert                           

 

Alter                    

Spezial                 

 

Mit Agricola (2007) und Le Havre (2008) hat Uwe Rosenberg in den letzten beiden Jahren für zwei der besten Spiele gesorgt, nicht nur des jeweiliges Jahrgangs, sondern der gesamten (jungen) Brettspielgeschichte, jedenfalls wenn man diverse Rankings als „objektive“ Quelle heranzieht.

Klar, dass da dann auch die Erwartungen für das dritte Großschachtelspiel hoch sind. Wobei vielleicht erwähnt werden sollte dass Vor den Toren von Loyang (Ich werde mir erlauben im Folgenden nur noch Loyang zu schreiben) eigentlich schon vor Agricola entwickelt worden ist. So finden sich einige bekannte Elemente aus Agricola auch in Loyang. Man darf wieder Gemüse und Getreide anbauen. Allerdings muss sich diesmal niemand mit dem lästigen Mikromanagements eines Bauernhofs aufhalten, sondern man darf sich voll und ganz aufs anbauen der 6 verschiedenen Gemüsesorten konzentrieren. Hinzugekommen ist dafür der Verkauf dieser Gemüse.

Grafisch setzt Loyang dort an wo seine Vorgänger aufgehört haben, das ist auf den ersten Blick erkennbar. Kein Wunder, denn mit Klemens Franz ist der selbe Grafiker für alle 3 Spiele verantwortlich. Der comichafte Stil bleibt erhalten und da auch das Schachteldesign gleich aufgebaut ist ergeben die 3 Spiele nebeneinander ein schönes Gesamtbild im Regal. Und das, obwohl mit Hall Games eine neuer Verlag an die Stelle von Lookout Games tritt. Loyang ist das erste Spiel dass von Hall Games herausgegeben wird. Der Name leitet sich übrigens von der Brettspielseite www.hall9000.de ab, welcher sich ihrerseits auf den Supercomputer H A L 9000 aus Stanley Kubrick's 2001- Odyssee im Weltraum bezieht.

 

Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler ein T-förmiges Kartonteil. Darauf ist die Siegpunktleiste abgedruckt, für die jeder Spieler einen Zählstein bekommt, der in der Form an ein kleines Männchen mit Chinahut erinnert. Weiters ist auf dem Kartonteil noch der Laden. Dieser wird auch gleich mit 1-2 Stück der unterschiedlichen Gemüsesorten bestückt. Die Spieler können quasi jederzeit das dort befindliche Gemüse kaufen oder in den Laden verkaufen wenn ein entsprechender Platz vorhanden ist. Natürlich ist das kaufen wesentlich teurer. Von den 10 Käsch, so heißen die schon aus anderen Spielen oder Medien bekannten chinesischen Lochmünzen, die jeder Spieler am Anfang erhält muss dann auch gleich das erste Gemüse aus dem Laden gekauft und auf dem Stammfeld angebaut werden. Dieses Stammfeld hat 9 Plätze. Ein Gemüse wird zum aussäen benötigt, die restlichen Plätze werden aus dem allgemeinen Vorrat mit Gemüse der selben Sorte aufgefüllt. Das Gemüse ist materialtechnisch sicher der Höhepunkt des Spiel. Es besteht aus Holz, wobei jede Sorte eine eigene Form und Farbe hat. Ähnliche Holzteilchen gab es auch für Agricola. Ansonsten ist die Schachtel relativ leer. Ein paar Karten, ein paar Kartonteile, verglichen mit Agricola oder Le Havre sehr wenig, obwohl die Schachtel die gleiche Größe hat und der Messepreis bei der Veröffentlichung in Essen 2009 sogar etwas höher war. Des weiteren erhält jeder Spieler einen Stapel mit weiteren Feldern und eine Lagerkarte, dazu später mehr.

 

Am Beginn einer Runde wird dann immer das oberste Feld vom Stapel aufgedeckt und kann fortan benutzt werden. Außerdem wird von jedem gesäten Feld ein Gemüse geerntet (auch das erinnert an Agricola). Wird ein Feld abgeerntet wird es aus dem Spiel genommen und kann nicht mehr benutzt werden. Da das Spiel genau über 9 Runden geht, dient das Stammfeld auch gleich als Rundenzähler.

Nach dieser automatisch ablaufenden Phase kommt die Kartenphase. Jeder Spieler erhält 4 Karten. Beim Startspieler beginnend wird dann immer eine Karte in die anfangs leere, gemeinsame Auslage gelegt. Alternativ kann man 2 Karten nehmen und auslegen. Hierbei muss 1 Karte aus der Hand und eine aus der Auslage genommen werden. Hat man nur noch 1 Karte auf der Hand, muss man daher nehmen. Wer als letzter nimmt ist der neue Startspieler. Es gibt im wesentlichen 5 Arten von Karten. Zum einen Felder, auf denen die Spieler, wie auf den Feldern die sie automatisch bekommen, Gemüse anbauen können.

An zwei Arten von Kunden können verschiedene Gemüsekombinationen für gutes Geld verkauft werden, wobei Stammkunden 4 Runden lang beliefert werden müssen, während Laufkundschaft nur einmal beliefert werden kann.

Die Marktstände erlauben das günstige Tauschen von Gemüse.

Zu guter Letzt gibt es noch Helfer die einmalige Vorteile bringen.

 

Danach beginnt die Aktionsphase, in der die Spieler nun ihre verschiedenen Karten benutzen können und das geerntete, gekaufte oder getauschte Gemüse aussähen, verkaufen, oder für spätere Runden einlagern. Der Lagerplatz ist begrenzt, kann aber einmalig für Käsch vergrößert werden. Zum Abschluss der Runde werden noch Siegpunkte gekauft. Der Clou ist dabei, dass der erste Siegpunkt immer nur ein Käsch kostet. Jeder weitere kostet soviel wie er wert ist. Der dritte Siegpunkt kostet 3, der zwölfte kostet 12 und so weiter. Der billige erste Siegpunkt ist daher quasi ein Pflichtkauf und auch sonst ist es immer besser, früh billige Punkte zu kaufen, als später teuer aufholen zu müssen. Allerdings ist das Geld am Anfang knapp und wird auch für andere Sachen benötigt. Notfalls gibt es die Möglichkeit Kredite aufzunehmen, aber die sind ähnlich schlecht wie die Bettelkarten in Agricola, denn man kann sie nicht zurückzahlen und am Ende wird für jeden Schuldschein ein Siegpunkt abgezogen.

 

Im Grunde waren dass schon die Regeln. Relativ einfach also, jedenfalls im Vergleich zu Agricola oder Le Havre. Leider schneidet Loyang aber auch in Kategorien wie Spannung oder vor allem Interaktion deutlich schwächer ab. Die Interaktion beschränkt sich nur auf die Karten. In der Kartenphase kann es passieren dass ein Mitspieler die gewünschte Karte aus der Auslage wegschnappt. Ansonsten können noch verschiedene Helferkarten genutzt werden um ausliegende Karten zu verwenden, etwa an einem Markt tauschen oder einen Kunden beliefert. In Summe relativ wenig für ein modernes Spiel. Was bleibt ist fast ein Multisolospiel. Jeder spielt vor sich hin und versucht das beste aus seinen Karten herauszuholen. Wem das am besten gelingt, wobei ein wenig Kartenglück nicht schaden kann, gewinnt das Spiel. Die Strategie, Loyang erst jetzt im Sog der beiden großen Vorgänger zu veröffentlichen, erscheint da durchaus sinnvoll. Interesse und Verkaufszahlen sind jetzt sicher höher als sie vorher gewesen wären.

 

Aber es ist wohl auch nicht ganz fair die Messlatte so hoch anzusetzen. Loyang ist wirklich kein schlechtes Spiel. Die verschiedenen, durchaus neuen, Mechanismen funktionieren sehr gut. Wer gerne tüftelt und ungestört eigene Profite optimieren will, wird sicher gefallen finden. Spannung oder Wiederspielwert eines Agricolas oder Le Havres darf man sich aber nicht erwarten.

 

Wie Agricola und Le Havre verfügt Loyang auch wieder über einen Solomodus. Aufgrund der ohnedies eingeschränkten Interaktion fällt dieser auch nicht stark ab. Lediglich die Kartenphase wird durch eine alternative Auslage, aus der Karten gekauft werden können, ersetzt. Dieser ist auch durchaus reizvoll für Spieler die gerne alleine spielen. Die Motivation dürfte nicht zu schnell verloren gehen, denn die Siegpunktleiste verfügt über 20 eingezeichnete Felder und diese 20 zu erreichen ist verdammt schwer. Neben einem perfekten Spiel ist da sicher auch Kartenglück notwendig. Mir haben in meinem besten Versuch 6 Käsch auf den Zwanziger gefehlt …

Ansonsten können bis zu vier Spieler mitspielen, wobei interessant ist dass beim Spiel zu viert parallel gespielt wird, wodurch es kürzer als zu dritt sein kann. Funktionieren tut Loyang in jeder Konstellation gleich gut.

 

Markus Wawra

 

 

Spieler         : 1-4

Alter            : ab 10 Jahren

Dauer           : ca. 90 min

 

Autor           : Uwe Rosenberg

Grafik          : Klemens Franz

Vertrieb A     : Heidelberger

Preis            : ca. 40,00 Euro

Verlag          : H@ll Games 2009

                    www.hallgames.de

 

Genre                    : Wirtschaftsspiel

Zielgruppe             : Experten

Mechanismen         : Gemüse anbauen und verkaufen

Zufal                     :l 4

Wissen/Gedächtnis  : 1

Planung                 : 7

Kreativität              :

Kommunikation      : 2

Geschicklichkeit      :

Action                   :

 

Kommentar:

gut funktionierende Mechanismen

wenig Interaktion

interessante Solovariante

schönes Spielmaterial

übersichtliche Spielanleitung

 

Vergleichbar mit: Agricola, Duck Dealer

 

Atmosphäre: 5/7

 

Markus Wawra:

Vor den Toren von Loyang erreicht zwar nicht die Genialität anderer Rosenberg-Klassiker wie Agricola, Le Havre oder auch Bohnanza, ist aber ein gutes, hübsches Wirtschaftsspiel, dem es nur an Interaktion fehlt.