Zoff im Hühnerhof
Wieder einmal bin ich im
Österreichischen Spiele Museum auf der Suche nach einem Kinderspiel für eine
Rezension. Bei der Durchsicht der neu eingetroffenen Spiele fällt mir das Spiel
„Zoff im Hühnerhof“ auf.
Das Titelbild zeigt einen
jungen Mann der Hühner füttert. Ein Rabe beobachtet diesen Vorgang
offensichtlich ganz gierig. Da mir das Titelbild gefällt und mir die auf der
Rückseite aufgedruckte Geschichte zum Spiel gefällt, nehme ich dieses Spiel
mit, um es im Kindergarten in dem ich arbeite, von den Kindern Probe spielen zu
lassen.
Früh am Morgen füttert
Bauer Berti seine Hühner. Die Hühner ahnen nicht, dass ein Fuchs sie beim
Fressen beobachtet. Zum Glück hat jedoch die listige Rosi, ein schwarzer Rabe,
den Fuchs bereits bemerkt und fliegt auf den Zaun, um von dort aus die Hühner
zu warnen.
Die große gelbe Schachtel
verfügt über folgenden Inhalt: 1 Schachtelboden – dieser stellt den Hühnerhof
samt dazu gehörigem Stall dar. In weiterer Folge wird der Schachtelboden in
dieser Rezension nur mehr Hühnerhof genannt. Weiters sind in der Schachtel noch
1 Bauer, 4 Hühner, 45 Körner, 4 Huhnkarte und 1 Spielregel.
Der Hühnerhof ist in 33
quadratische Felder und in den Stall unterteilt. Der Stall ist genau gleich
groß wie 3 solcher quadratischer Felder. Auf einigen dieser quadratischen
Felder sind Regenwürmer oder blaue
Federn aufgemalt. Weiters sind in vielen Feldern 1, 2 oder 3 Blumen abgebildet.
Die Spieler nehmen sich
jeder 1 Huhnkarte, 1 Huhn und 10 Körner. Die 10 Körner werden als Vorrat auf
die Huhnkarte gelegt. Der Hühnerhof wird in die Tischmitte gelegt und die
Spieler platzieren sich rund um den Tisch. Rabe Rosi wird auf die rote Linie
zwischen den ersten beiden Zaunlatten am Rande des Hühnerhofes gesetzt.
Rabe Rosi ist mit dem Fuchs
verbunden, dieser ist zunächst nicht sichtbar, sondern wird durch die
Zaunlatten verdeckt. In jedes quadratische Feld des Hühnerhofes, in dem ein
Regenwurm abgebildet ist, wird 1 Korn gelegt. Die Regenwürmer haben in weiterer
Folge keine Bedeutung mehr.
Es wird im Uhrzeigersinn
gespielt. Es beginnt der Spieler der am lautesten „Kikeri“ schreien kann. Der
Spieler der an der Reihe ist, nimmt Bauer Berti in die Hand und stellt ihn
zwischen sich und dem Hühnerhof ab. Dabei muss die Futterkelle zum Spieler
zeigen. Nun nimmt der Spieler ein Korn aus seinem Vorrat und legt es auf die
Futterkelle.
Dann drückt er die
Futterkelle nach unten und lässt sie wieder los, wodurch das Korn in die Höhe
geschleudert wird und wenn es der Spieler richtig gemacht hat, im Hühnerhof in
einem quadratischen Feld landet.
Dies erfordert einige
Übung, aber meine Tests ergaben, dass die Kinder ab 6 Jahren nach einigen
Versuchen gut in der Lage sind, die Körner in den Hühnerhof zu schießen. Kinder
ab 4 Jahren brauchen etwas mehr Übung, aber auch sie beherrschen das Körner
schießen nach etlichen Spielen viel besser.
Man sieht vor allem bei
diesen jüngeren Kindern, dass durch dieses Spiel ihre Fähigkeit, Ursache und
Wirkung abzuschätzen, gut entwickelt wird. Die Kinder merken sehr schnell, dass
je stärker sie die Futterkelle drücken desto höher bzw. weiter fliegt das Korn.
Mit der Zeit versuchen sie dann auf Felder zu zielen, in dem sich 3 Blumen
befinden. Dies gelingt zwar eher selten, aber in den Hühnerhof zu treffen
bereitet den Kindern nach vielen Spielen keine Mühe mehr.
Wenn ein Korn im Laufe des
Spiels nicht auf dem Hühnerhof landet, nimmt es der Spieler an sich und darf
nochmals versuchen, es in den Hühnerhof zu schießen.
Nun zum eigentlichen
Spielablauf. Wenn das Korn in ein Feld fällt, in dem keine Blume oder blaue
Feder abgebildet ist, so ist der Spielzug dieses Spielers vorbei. Ist das Korn
in ein Feld mit einer blauen Feder gefallen, so wird der Rabe um eine Zaunlatte
weitergesetzt.
Wenn das Korn, in ein Feld
in dem Blumen abgebildet sind,. gefallen ist, so darf der Spieler für jede
Blume in diesem Feld sein Huhn um 1 Feld weiterbewegen. Wenn das Feld in
welches das Korn gefallen ist sowohl eine blaue Feder als auch Blumen zeigt,
bewegt der Spieler sein Huhn entsprechend und setzt dann den Raben um eine
Zaunlatte weiter.
Das Huhn darf nur in
waagrecht oder senkrecht angrenzende Felder gezogen werden, während des Zugs
darf auch die Richtung gewechselt werden. Auf einem Feld, auf dem bereits ein
Huhn steht, darf das Huhn nicht abgestellt werden, es ist jedoch erlaubt über
Felder ziehen, auf dem bereits ein Huhn steht. Wenn das Huhn bei seiner
Bewegung über Felder gezogen wird, auf denen sich Körner befinden, darf der
Spieler diese auf seine Huhnkarte zu seinem Vorrat legen.
Wenn ein Korn auf ein Feld
geschossen wurde, auf dem ein Huhn steht, so erhält der Spieler, dem das Huhn
gehört, das Korn.
Wenn Rabe Rosi die blaue
Linie auf dem Zaun erreicht, sieht man plötzlich den Fuchs. Reihum müssen die
Spieler nun ihre Hühner in den Stall zurücklaufen lassen. Die Spieler schießen
dabei weiter Körner in den Hühnerhof. Die Hühner sind jetzt nicht mehr daran
interessiert weitere Körner einsammeln. Das Spiel endet, wenn es dem letzten
Spieler gelungen ist sein Huhn in den Stall zu bringen. Das Spiel gewinnt der
Spieler, der noch die meisten Körner auf seiner Huhnkarte liegen hat.
Der Mechanismus, dass nach
dem Erscheinen des Fuchs weiterhin Körner in den Hühnerhof geschossen werden,
sorgte in meinen Tests einige Male dafür das zunächst sehr knappe Ergebnisse,
dann doch noch recht eindeutigen Punkteunterschieden führte.
In allen meinen Tests
gefiel das Spiel den Kindern ausgezeichnet. Wobei es immer vor allem das
Schießen der Körner war, welches den Kindern großen Spaß machte.
Spielablauf und der Mechanismus
sind für die Kinder wunderbar und perfekt umgesetzt. Die Hintergrundgeschichte
ist thematisch vor allem durch die Ausstattung hervorragend realisiert. Das
Spiel mit seinen Elementen ist für die Altersgruppe ab 4 Jahre bestens geeignet und die grafische
Gestaltung ist als äußerst gelungen zu bezeichnen.
In der Spielregel ist als
Tipp angegeben, dass die Mitspieler vor dem Spiel das Körnerwerfen mit Bauer
Berti üben sollen. Als Variante kann man dieses Üben auch dazu verwenden,
bereits Körner in den Hühnerhof zu schießen, dadurch wären nicht immer im
selben Feld zu Beginn des Spiels bereits Körner vorhanden.
Mit dem interessanten
Schießmechanismus der perfekt mit dem Einsammeln der Körner durch die Hühner
verbunden wurde, ist es Marco Teubner gelungen, ein sehr spannendes und für
Kinder auch sehr lustiges Spiel zu entwickeln. Die Kinder meiner Testrunden
wollten eigentlich immer sofort wieder das Spiel wiederholen.
Marco Teubner hat sich mit
seinem Kinderspiel „Bravo Piepino!“ das bei Selecta erschienen ist, bereits als
Autor guter Kinderspiele empfohlen. Sowohl „Bravo Piepino!“ als auch „Zoff im Hühnerhof“
haben mir gut gefallen und deshalb werde ich den Werdegang dieses Autors in
Zukunft näher verfolgen.
Sabine Kraushaar hat als
Grafikerin von Kinderspielen bereits einige recht interessante Spiele
gestaltet. Bekannt ist sie aber vor allem für Illustrationen in Kinderbüchern.
So hat sie unter anderem einige Kinderbücher von Christine Nöstlinger
illustriert.
Abschließend kann man Autor
Marco Teubner und Illustratorin Sabine Kraushaar sowie dem Verlag
Spieler : 2-4 Spieler
Alter : ab 4 Jahre
Dauer : ca. 20 Minuten
Autor : Marco Teubner
Grafik : Sabine Kraushaar
Preis :
ca. € 25.-
Verlag : Haba 2006
www.haba.de
Genre : Geschicklichkeitsspiel
Zielgruppe : Kinder im Alter ab 4 Jahren
Mechanismus : Körner schießen, Huhn ziehen und
Körner sammeln
Lerneffekt : *****
Spielspaß : ****
Glück : *****
Interaktion :
***
Kommunikation : ***
Atmosphäre : ****
Kommentar:
Spielablauf und Mechanismus
perfekt umgesetzt
Grafische Gestaltung
äußerst gelungen
Fördert sehr gut das
Abschätzen von Ursache und Wirkung
Maria Schranz:
Mit dem interessanten
Schießmechanismus der perfekt mit dem Einsammeln der Körner durch die Hühner
verbunden wurde, ist es Marco Teubner gelungen, ein sehr spannendes und für
Kinder auch sehr lustiges Spiel zu entwickeln.