Höchst verdächtig

 

Das Spiel:

Höchst verdächtig!

Für 2-4 Spieler ab 6 Jahren

Von Manfred Ludwig

Ca. 30 min

Haba, 2001

 

Verlag: Haba

Serie: Großes Spiel

Autor: Manfred Ludwig

Anzahl der Spieler: 2-4

Alter: ab 6 Jahren

Dauer: ca. 30 min

 

Die Besprechung:

Dagmar de Cassan

Raasdorferstraße 28

2285 Leopoldsdorf

Fon 02216-7000

Fax 02216-70003

office@spielen.at

 

WIN-Wertung:

** III AAA UUU 2-4 mm

 

Die gelben großen quadratischen Schachteln von Haba sind immer ein Garant für wunderschöne Spiele, meist mit ausgefallenem Mechanismus und immer mit exquisitem Spielmaterial, sie sind Klassiker wie Obstgarten oder preisgekrönte Neuauflagen wie „Klondike“, letztes Jahr zum Kinderspiel des Jahres gewählt und auch „Höchst verdächtig“ ist da keine Ausnahme. Die Auszeichnungen seien gleich zu Beginn erwähnt, es war im Dreiervorschlag der „Jury Kinderspiel des Jahres“ zur Wahl des „Kinderspiels des Jahres 2002“ und erhielt den Preis „Spiele Hit für Kinder 2002“.

 

Was macht „Höchst verdächtig“ so preisverdächtig?

 

Die Spielelemente erscheinen auf den ersten Blick eher normal, ein Spielplan, fünf Figuren, eine davon schwarz, ein Würfel mit den Werten 2 x 1, 2 x 2 und 2 x 3. Aber dann schaut man genauer hin – der Spielplan muss zuerst einmal zusammengesteckt werden, er ruht dann auf einem erhöhten Mittelteil. Auf dem Plan abgebildet ist ein Stadtpark mit Wegen, Sträuchern, Rasen, alles geteilt in quadratische Felder. Manche dieser Felder sind erhöht und bilden damit ein Raster von Hindernissen.

 

Auch die Spielfiguren sind anders – einmal abgesehen davon dass sie wunderhübsch sind, die bunten Figuren erinnern mit ihrer Kopfbedeckung an Sherlock Holmes und die schwarze Ganovenfigur lässt einen wirklich an einen Räuber in dunkler Nacht denken. Die Figuren haben auf der Unterseite einen Metallring als Fuß, warum, wird man noch sehen.

 

Und dann hat man da noch den Würfel zum Bewegen der Figuren – aber auch nicht so wie man es gewohnt ist. Wer dran ist würfelt zwar, aber er zieht dann nicht etwa die eigene Figur oder den Ganoven um die gewürfelte Augenzahl weiter, sondern er kippt den Spielplan durch Drücken auf den gelben Punkt in der Mitte eines der vier Spielplanränder und hält ihn solange gekippt, bis alle Figuren an einem Hindernis zum Stehen gekommen sind. Dieses Hindernis kann der erhöhte Rand eines Feldes sein oder eine andere Figur. Dies macht er so oft wie er Augen gewürfelt hat jedesmal kann er die Kipprichtung frei wählen. Damit erklären sich auch die Metallringe unter den Figuren, sie erleichtern das Rutschen.

 

Jetzt müssen wir nur noch wissen, was wir mit dem Kippen bezwecken möchten – nun, ganz einfach, wir wollen den Ganoven fangen. Und gefangen hat man ihn, wenn er direkt neben einer farbigen Figur steht, waagrecht oder senkrecht, aber nicht diagonal. Dabei ist es egal, ob der Ganove zur Figur rutscht oder die Figur zum Ganoven, sie müssen nur nebeneinander stehen.

 

Wer mit seiner Figur neben dem Ganoven zu stehen kommt, erhält die oberste der verdeckten Belohnungskarten. Diese haben Punktewerte von 0 bis 3, d.h. nicht immer wird das Einfangen des Ganoven auch wirklich belohnt. Hat man in seinem eigenen Zug den Ganoven erwischt, versetzt dann der rechte Nachbar den erfolgreichen Detektiv auf ein beliebiges Feld, hat man einem fremden Detektiv den Fang ermöglicht versetzt man selbst den erfolgreichen Detektiv, und dessen Eigentümer bekommt die Karte.

 

Wer als erster vier Belohnungskarten beisammen hat, beendet das Spiel, es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten auf seinen Karten.

 

So weit so einfach und wirklich gut! Ein ungewöhnlicher Mechanismus verlangt Vorausplanen und trainiert das räumliche Denken, durch das Erwürfeln der Kippmöglichkeiten und die unterschiedlichen Werte der Belohnungskarten kommt ein sehr großes Zufallselement ins Spiel. Und wie wir bei vielen Partien mit Kindern feststellen konnten, freuen die sich genau so wenn ein gegnerischer Dieb den Ganoven schnappt wie wenn es dem eigenen gelingt, wichtig ist das Erfolgserlebnis, egal ob geplant oder ungeplant. Und viele Kinder in diesem Alter können es wirklich schon planen, das scheint eine Begabung zu sein die man hat oder nicht hat, bei der letzten Partie die ich beobachtet habe, war ein kleiner Junge dabei, der würfelte, schaute kurz hin, meinte „so geht’s“, und hatte den Ganoven oder meinte „diesmal geht’s nicht“ oder „jetzt fang ich ihn für den roten“ – faszinierend zu beobachten.

 

Mit „Höchst verdächtig“ ist Manfred Ludwig ein hinreißendes Spiel gelungen, der ungewöhnliche Mechanismus und die attraktive Ausstattung machen es auch für Erwachsene interessant.