Pferdemist
Verlag: Good ideas
Autor:
Anzahl der Spieler: 1, 2
oder 4 Spieler oder 2 Mannschaften
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 15-90 Minuten, je
nach gewählter Variante
Die Besprechung:
Mist, Mist, Mist! Der
Verlag „Good ideas“ produziert doch glatt Mist, Pferdemist. Na, ob Mist
wirklich eine „gute Idee“ ist? Müsst, müsst, müsst ma
sich anschau´n. Also los geht´s!
Vor uns liegt ein
wunderbarer hellgrün-dunkelgrün karierter Spielplan, besser eine idyllische
Wiese mit 16x16 Feldern, frei von jedem Mist, zumindest fast frei. In jedem Eck
erkennt man einen abgegrenzten, 4x4 Felder großen Garten, und in der Mitte der
Wiese befindet sich die Pferdekoppel mit 4 Feldern. Das ist der einzige Ort,
der schon zu Beginn des Spiels „bemistet“ ist.
Zum Mist machen benötigen
wir Pferde. In diesem Spiel gibt es 4 Stück in 4 verschiedenen Farben als
Holzspielfiguren. Ganz schön kess diese Pferde, leicht erhobenen Hauptes und
etwas ängstlich nach hinten blickend – ob da vielleicht ein schlechtes Gewissen
mitspielt, wegen dem Mist meine ich?
Na wie denn auch sei, diese
Pferde sind die Hauptpersonen in dem Spiel, denn sie produzieren den Mist, und
das nicht zu knapp, für jedes Pferd gibt es theoretisch 60 Pferdemistkarten, na
so viel Mist! Wer Schach spielt, kennt den Rösselsprung, so bewegen sich diese
Pferde nämlich, wer nicht Schach spielt, kann hier gleich auch etwas fürs
Schach lernen: Eins grad, eins schräg oder eins schräg, eins grad oder zwei
grad, eins zur Seite oder? Erraten: Eins zur Seite, zwei grad geht auch noch,
man landet auf alle Fälle immer leicht schräg versetzt, dann war´s richtig. Beim Verlassen eines Feldes hinterlässt
jedes Pferd jedes Mal ein Häufchen Pferdemist – die haben aber eine gute
Verdauung, diese Pferde!
Nun ja, würde man dieses
fröhliche Treiben nicht stoppen, würden bald alle Mitspieler im Mist versinken.
Aber keine Angst, es gibt zum Glück ja die Bauern, die sich für diesen Mist
interessieren, da sie ihn als Dünger für ihre Gärten benötigen, damit dort die
Karotten sprießen. Von diesen Bauern gibt es ebenfalls 4, und auffällig ist,
dass sie sich immer nur für den Mist der anderen interessieren, niemals für den
Mist, den das eigene Pferd macht – wäre doch viel einfacher! Der Bauer darf
entweder 1 Feld in beliebiger Richtung ziehen oder über den Mist springen. Wer
die Spiele Dame und Halma kennt, weiß ungefähr, wie das funktioniert: In
gerader Linie über den Mist, auch diagonal, wer Dame und Halma nicht kennt, hat
jetzt etwas dazu gelernt.
Bevor ich noch auf die
Details eingehe, möchte ich noch die Störenfriede dieser harmonischen Pferde –
Bauern – Beziehungen erwähnen. Zum einen gibt es da die Hasen, erraten, es sind
wieder 4. Die Hasen entsprechen den Läufern beim Schach. Sie laufen entlang
einer Diagonalen beliebig weit, allerdings bleiben sie dadurch immer nur auf
den Feldern mit der gleichen Farbe wie das Ausgangsfeld. Da die Hasen es
natürlich auf die so zahlreich sprießenden Karotten abgesehen haben, sind alle
Pflänzchen, die auf Feldern der anderen Farbe wachsen, vor diesem Hasen sicher,
nicht aber vor einem anderen.
Ja und last but not least gibt es noch 4
Jäger im Spiel, die wiederum haben es auf die Hasen abgesehen. Ihr
Zugmechanismus entspricht dem des Turms beim Schachspiel: Gerade aus, beliebig
weit.
Kommen wir nun zur
Spielvariante „Pferdemist“. Das Ziel dieser Variante ist es, den eigenen Garten
so schnell wie möglich mit Karotten zu bepflanzen. Die Pferde starten in der Koppel
und hinterlassen nach jedem Sprung Mist. Sie dürfen die Gärten nicht betreten.
Der Bauer startet am Gartentor und versucht, den gegnerischen Mist
einzusammeln. Da er nach jedem Einsammeln im eigenen Garten abladen muss, ist
es wichtig, genau zu überlegen, ob man schon am Hinweg einsammelt, dem Gegner
zwar vielleicht zuvor kommt, aber dann keinen Mist mehr zum Überspringen am
Rückweg hat, was den Heimweg sehr lang werden lässt, oder ob man lieber erst am
Rückweg einsammelt.
Der Hase startet in der Hasenhöhle,
dort ist er auch vor dem Jäger sicher. Er kann in die gegnerischen Gärten und
dort in jedem Zug eine Gemüsepflanze wegfressen. Im Unterschied dazu darf der
Jäger nur in den eigenen Garten. Wenn der Jäger am Zug ist, und es befindet
sich ein Hase in direkter gerader Linie zu diesem, ohne dass eine andere Figur
dazwischen steht, dann kann es um den Hasen für den Rest des Spieles geschehen
sein.
Wenn man am Zug ist, dann
muss man das Pferd – damit der Mist nur ja nicht ausgeht – und eine beliebige andere
Figur bewegen. Ja und wenn der Garten voll ist, hat man gewonnen, der Mist
spielt dann keine Rolle mehr.
Das ist sicher eine sehr
komplexe Variante des Spiels, die einem schon die eine oder andere taktische
Überlegung abverlangt und die auch unter Umständen eine etwas längere
Spieldauer hat. Diese Variante gibt es auch als Paarversion, wo dann eben 2
gegen 2 kämpfen, Mist machen und Gärten bepflanzen.
Bei der Variante „Pferde-Solitaire“ geht es darum, möglichst viel Mist auf
einem Viertel des Spielplans zu platzieren. Man macht das so lange, bis es kein
Feld mehr gibt, auf das das Pferd springen kann.
Beim „Spiel der Pferde“
braucht man nur die Pferde und die Mistkarten. Ziel ist es, die gegnerischen
Pferde bewegungsunfähig zu machen.
Beim „Bauern-Solitaire“
benötigt man einen Bauern, ein Pferd und maximal 12 Mistkarten. Hier muss man
eine optimale Lösung finden. Das Pferd macht Mist und der Bauer muss beginnend
beim Gartentor so viel Mist wie möglich einsammeln, dabei alle
Spielfeldvierteln betreten und wieder beim Gartentor landen.
Das „Mistspiel“ schließlich
ist eine kurze Variante des komplexen Spiels, ohne Hasen und Jäger.
Nun ja, das also ist die
Sache mit dem Mist! Im Großen und Ganzen hat mir das Spiel sehr gut gefallen.
Besonders positiv sollte man die absolute Geruchsfreiheit des Mistes vermerken,
nein Spaß beiseite: Das Spiel bietet eine nette Kombination aus alten
Mechanismen und freundlicher Atmosphäre. Sowohl das traditionelle Schach- als
auch das Damespiel kommen hier in abgewandelter Form wieder, wodurch sich das
Spiel besonders gut dafür eignet, noch nicht rösselsprungbekannten
(ihr wisst schon – eins schräg, eins grad …) Leuten diesen Mechanismus näher zu
bringen, ich denke da z.B. auch an Kinder. Durch die nette, fast kindliche Aufmachung,
fällt einem das da natürlich wesentlich leichter als beim traditionellen
schwarz-weiß. Im ersten Moment dachte ich auch, dass es sich bei Pferdemist um
ein Kinderspiel handelt, ich musste aber feststellen, dass es durchaus auch für
geübtere Spieler eine Herausforderung darstellt. Auf
keinen Fall sollte man den Fehler machen, gleich mit der großen Variante zu
beginnen, es ist besser sich langsam an mehr Figuren und mehr Möglichkeiten
heranzutasten. Und wenn ich ehrlich sein darf, dann gefällt mir persönlich das
Spiel nur mit den Pferden und den Bauern sogar besser, die Hasen und Jäger
machen das Spiel unnötig verwirrend ohne dass der Spielspaß deutlich zunimmt.
Der Kleinverlag Good ideas
hat sich sehr bemüht, ein freundliches nettes Spiel zu gestalten – die
Mistplättchen wurden z.B. bewusst verkehrt auf die Stanzbögen gedruckt, damit
man sie leichter hochheben kann – und wenn man ein wenig das Auge zudrückt, weil vielleicht nicht alles
ganz so neu ist, wie es im ersten Moment ausschaut, so ist die Kombination des
Mistes mit der guten Idee doch im zufrieden stellenden Ausmaß gelungen.
Abschließend möchte ich
noch sagen, dass wir uns sehr darüber gefreut haben, dass der Autor