Mississippi Queen

 

Mississippi Queen

Wettfahrt für 3-5 Spieler

ab 10 Jahren

von Werner Hodel

Goldsieber, 1997

 

Gesehen habe ich das Spiel zum ersten Mal bei der Präsentation der Goldsieber-Neuheiten im Rahmen der Nürnberger Spielwarenmesse, und da ist es mir - zumindest optisch - positiv aufgefallen. Ein stimmiges Titelbild, hübsche Schiffe mit sich tatsächlich drehenden Rädern, kleine Südstaaten-Schönheiten als Passagiere, hübsch gestaltete Spielplanteile - ich habe mich aufs Ausprobieren gefreut.

 

Dann kam das Spiel und ich habe mich viel Freude ans erste Spiel gesetzt:

 

Jeder bekommt seinen Dampfer mit den beiden Schaufelrädern, eines zeigt die Geschwindigkeit an, mindestens 1, höchstens 6 Felder weit, das zweite den Kohlenvorrat, beginnend mit 6 bis zur 1. Zu Beginn steht die Geschwindigkeit auf 1, der Kohlevorrat auf 6. Der variable Spielplan besteht aus 12 Flussteilen, einer davon ist der Startteil, er wird zu Spielbeginn hingelegt, die Spieler setzen der Reihe nach ihre Schiffe auf die Felder 1 bis 5. Dann werden die restlichen elf Teile gemischt und verdeckt hingelegt , danach das oberste abgehoben und an den Startteil gerade angelegt.

 

Spielziel ist nun, mit seinem Schiff an den mit Landungsstegen ausgestatteten Inseln 2 Passagiere aufzunehmen und als erster an der Mole am anderen Ende des Flusses anzulegen. Der Spieler auf Feld 1 beginnt:

 

Er kann sein Schiff so weit ziehen, wie das Geschwindigkeitsrad anzeigt, vor der Bewegung darf er die Geschwindigkeit verändern, dabei ist eine Veränderung um 1 höher oder 1 niedriger kostenlos, für einen zusätzlichen Geschwindigkeitspunkt nach oben oder unten verbraucht man jeweils einen Kohlepunkt. Der Kohlevorrat ist nicht nachfüllbar, wer alle Kohle verbraucht, verliert das Rad, wer danach noch Kohle brauchen sollte, scheidet aus. Vor, in oder nach seinem Zug darf der Spieler sein Schiff auch drehen, eine Drehung um 60ø ist kostenlos, jede weitere Drehung kostet einen Kohlepunkt.

 

Zieht ein Dampfer auf ein Flussteil, wo noch kein Dampfer ist, wird der nächste Flussteil angelegt, die Anlegerichtung wird dabei ausgewürfelt. Dabei wird - soferne auf dem Teil eine Insel mit Landesteg abgebildet ist, die Insel mit Passagieren bestückt, unterschiedlich viele, je nach Spielerzahl.

 

Nach der ersten Runde wird immer in der Reihenfolge der Positionen gezogen, zur genauen Bestimmung liegt sogar eine Messlatte bei. Einen Landungssteg kann man nur mit Geschwindigkeit 1 anlaufen und muss den Zug genau auf dem Feld beenden, in das der Steg hineinragt. Man darf auf jeder Insel nur einen Passagier aufnehmen.

 

Eine Spezialität der Regel ist, dass im Weg schwimmende Schiffe seitlich abgedrängt werden dürfen, die Regeln hiefür sind genau festgelegt, Abdrängen wird mit Geschwindigkeitspunkten bezahlt, der abgedrängte Dampfer darf zum Ausgleich sofort kostenlos in eine beliebige Richtung gedreht werden. Wer zuerst mit seinem Dampfer und 2 Passagieren eines der Anlegefelder erreichen, hat gewonnen.

 

Soweit so schön - das Konzept erinnert ein wenig an die Laufspiele mit Kursverengungen wie Speed Circuit oder Bid 'n Bluff oder anderen, aber die Durchführung ist im Prinzip gelungen, die Regel sehr ausführlich und gut, sie bietet sogar ein Einstiegsspiel ohne Passagiere an, und trotzdem und trotzdem, so recht froh wurde ich mit dem Spiel  - auch in mehreren Partien - nicht. Bei zweien davon haben wir nach 6 Flussteilen abgebrochen, es war irgendwie einfach langweilig, und so ähnlich war auch das Urteil bei den drei beendeten Partien. Vielleicht liegt es daran, dass immer genug Passagiere vorhanden sind, man also keinerlei Taktik braucht, um sich einen Passagier zu sichern, vielleicht daran, dass wir immer den Eindruck hatten, das Schiff auf Nummer 1 hat einen enormen Anfangsvorteil, vielleicht auch daran, dass ein geübter Spieler ziemlich genau abschätzen kann, dass die Kohlevorräte der einzig limitierende Faktor sind und daher sehr oft nur mit den Gratis-Bewegungen gearbeitet werden muss - und dieser mein Eindruck bestätigt sich auch in unserer Abstimmung, während Löwenherz (auch von Goldsieber) gleich nach dem ersten Abend in die Liste kam und sich in den Spitzeplätzen hält, konnte sich Mississippi Queen noch nicht einmal in den untersten Plätzen halten.

 

Wenn nun Mississippi Queen zum "Spiel des Jahres 1997" gewählt wurde, hatte die Jury sicher die Zielgruppe im Auge: Familien - von der Grossmutter bis zum Enkel - die gemeinsam spielen. Als Familienspiel, das bald in allen Haushalten stehen wird, ist es sicher bestens geeignet, ein Spiel für alle Gelegenheitsspieler.

 

WIN-Wertung:

Mississippi Queen AAA U II 4 (2-5) h