Brontë
Feeling am Spielbrett
Liebe
& Intrige
Töchter
gut verheiraten
Die Idee
Spiele in Bücherform zu präsentieren ist wieder zurück. In letzter Zeit
erschienen einige Spiele die als Schachtelform ein Buch-ähnliches Format haben.
Liebe
& Intrige von Goldsieber ist eines dieser Spiele. Das Spielt ist im 19.
Jahrhundert angesiedelt und die Spieler versuchen, ihre jeweils drei Töchter
mit reichen und teilweise attraktiven Männern zu verheiraten.
Je reicher
und attraktiver der Mann ist desto höher sind die Ansprüche die er gegenüber
seiner künftigen Herzdame stellt. Die Heirat einer Tochter mit einem der Herren
bringt dem Spieler Siegpunkte. Am Ende des Spiels gewinnt der Spieler mit den
meisten Siegpunkten.
Nach dem
Öffnen der Schachtel präsentiert sich folgender Inhalt. 12 Töchtertafeln, 84
Herrenkarten, 46 Ereigniskarten, 1 Casanovawürfel, 1 Trinkwürfel, 1
Intrigenwürfel, 1 Bonusplättchen „Angesehenste Familie“, 1 Bonusplättchen
„Schönste Familie“ und 1 Bonusplättchen „Gebildetste Familie“ und 1 Spielplan.
Weiters
gibt es für jede der vier Spielerfarben Blau, Rot, Gelb und Grün 1
Tochterfiguren, 3 Eheringe sowie 9 Eigenschaftsmarker. Jeder Spieler nimmt die
entsprechend seiner gewählten Spielfarbe Tochter, Eheringe und
Eigenschaftsmarker. Die 12 Töchtertafeln werden gemischt und jeder Spieler
erhält verdeckt 3 Töchtertafeln. Eine Tochtertafel wird von jedem Spieler
aufgedeckt. Die Töchter verfügen über unterschiedliche Eigenschaften in den
Bereichen Ansehen, Schönheit und Bildung, wobei jede dieser Eigenschaften einen
Wert von 0 bis 5 annehmen kann. Auf jeder Tochtertafel sind die
Starteigenschaften der Tochter in rosa Schrift dargerstellt, alle anderen
Zahlen auf den Tafeln sind in schwarzer Schrift dargestellt. Nun legt jeder
Spieler auf diese rosa Zahlen einen Eigenschaftsmarker. In weiterer Folge
versuchen die Spieler die Eigenschaften ihrer Töchter zu erhöhen.
Die 84
Herrenkarten teilen sich in 14 potentielle Heiratskandidaten auf. Von jedem
Herrn gibt es somit 6 Herrenkarten.
Damit die
Töchter diese Herren in weiterer Folge heiraten können, müssen sie diesen
begegnen und in weiterer Folge mit ihnen mindestens drei Rendezvous haben,
bevor es zu einer Heirat kommen kann. Wobei jedoch eine Heirat nur dann
zustande kommt, wenn die Tochter auch den Ansprüchen eines solchen Herrn
entspricht.
Bevor das
Spiel beginnen kann, wird der Spielplan in die Mitte gelegt.
Der
Spielplan zeigt 6 verschiedene Orte – Theater, Spelunke, Boulevard, Armenküche,
Park und Schneiderei, sowie 14 potentielle Bräutigamkandidaten.
Bei den
Orten mit Ausnahme der Schneiderei befindet sich ein Feld auf dem während des
gesamten Spiels, immer verdeckt Herrenkarten liegen müssen. Beim Theater müssen
2 Herrenkarten, beim Boulevard und bei der Armenküche 3 Herrenkarten, beim Park
5 Herrenkarten und bei der Spelunke 7 Herrenkarten liegen. An diesen Orten
können die Töchter Herren treffen. In der Schneiderei können die Töchter keinen
Herrn treffen.
Der
Spielzug eines Spielers besteht aus folgenden 3 Aktionen - A) Tochter auf einen
Ort ziehen B) Am Ort Aktionen ausführen oder intrigieren C) Ereigniskarte
ziehen.
Das Ziehen
der Ereigniskarte stellt immer die letzte Aktion eines Spielers dar.
A) Tochter
auf einen Ort ziehen:
In jedem Zug muss die Tochterfigur an einen anderen Ort gestellt werden. Eine
Ausnahme von dieser Regel besteht, wenn an diesem Ort bereits eine Tochter
eines anderen Spielers steht und der Spieler gegen diese Tochter eine Intrige
starten will, in diesem Fall braucht er seine Tochter nicht bewegen.
Ein
Spieler kann jederzeit auch bereits bevor er seine Tochter auf einen Ort zieht,
1 Aktionskarte spielen und die auf der Karte angeführten Tätigkeiten ausführen.
B) Am Ort
Aktionen ausführen oder intrigieren
Wenn der
Spieler seine Tochter ins Theater, zum Boulevard, in die Armenküche, in den
Park oder in die Spelunke gezogen hat, entscheidet er ob er die Standardaktion
für diesen Ort ausführt oder eine Intrige auslösen möchte. Diese Entscheidung ist ihm jedoch nur
möglich, sofern die Tochter eines anderen Spielers ebenfalls an diesem Ort
steht. Sollte sich keine Tochter eines anderen Spielers an diesem Ort befinden,
muss er immer die Standardaktion für diesen Ort ausführen.
Durch
Besuch des Theaters erhöhen sich das Ansehen und die Bildung der Tochter um
jeweils 1. Im Theater befinden sich 2 Herren – verdeckter Stapel, den sich der
Spieler ansieht - mit einem der Herrn hat die Tochter ein Rendezvous, der
Spieler nimmt die entsprechende Herrenkarte und legt sie unterhalb seiner
Tochtertafel ab.
Nun nimmt
er eine Herrenkarte vom Nachziehstapel und legt diese verdeckt an Stelle der
von ihm genommen Herrenkarte.
Durch
Besuch des Boulevards erhöht sich die Bildung der Tochter um 1. Durch Besuch
der Armenküche erhöht sich das Ansehen der Tochter um 1. Auch bei diesen beiden
Örtlichkeiten trifft die Tochter Herren und hat mit einem Herrn ein Rendezvous.
Im Park
kann die Tochter auf den berühmten Schürzenjäger Casanova treffen. Casanova ist
jedoch sehr wählerisch und lässt am Liebsten nur mit schönen Frauen ein. Wenn
ein Spieler seine Tochter in den Park stellt, nimmt er den Casanovawürfel. Der
Würfel verfügt über 3 Kleeblattsymbole
sowie die Symbole „Hut 0“, „Hut 2“ und „Hut 4“. Wenn das Wurfergebnis
Zeigt der
Würfel als Ergebnis ein Kleeblatt, so ist Casanova nicht im Park. Wenn es
jedoch einen Hut zeigt, wird geprüft ob die Schönheit der Tochter den
Ansprüchen Casanovas genügt. Wenn dies der Fall ist verliert die Tochter
aufgrund einer kleinen Liebesaffäre mit Casanova 1 Ansehenspunkt.
In der
Spelunke kann die Tochter ebenfalls Casanova treffen, daher wird auch hier
entsprechend gewürfelt. Weiters kann die Tochter jedoch in der Spelunke der
Trunksucht anheim fallen und sich so stark betrinken, dass sie an Bildung
verliert. Zu diesem Zweck nimmt der Spieler auch den Trinkwürfel zur Hand und würfelt
- zeigt sich das Flaschensymbol, so ist die Tochter total besoffen und verliert
1 Bildungspunkt.
Durch den
Besuch der Schneiderei erhöht sich die Schönheit der Tochter um 2 Punkte. Im Gegensatz zu den anderen Örtlichkeiten
kann man hier keine Herrenkarten erwerben und auch das Intrigieren ist in der
Schneiderei nicht möglich.
Wenn ein
Spieler gegen eine der Töchter eines Mitspielers intrigieren möchte, nimmt er
den Intrigenwürfel. Zeigt das Wurfergebnis das Kleeblatt so gelingt die Intrige
und er nimmt eine der unter der Tochtertafel des Mitspielers ausliegenden
Herrenkarte und legt diese unter seine Tochtertafel. Wenn der Würfel jedoch das
Rufzeichen zeigt, misslingt die Intrige. In diesem Fall nimmt der Mitspieler
dem intrigierenden Spieler eine Herrenkarte weg und legt sie unter seine
Tochtertafel. Achtung: Eine Intrige kann nur durchgeführt werden, wenn die
Tochter des Mitspielers am gleichen Ort steht und unter deren Tochtertafel
mindestens 1 Herrenkarte liegt.
Mittels
Ereigniskarten können die Spieler ihre Töchter Herrn treffen lassen, sich die
verdeckt ausliegenden Herrenkarten der Örtlichkeiten ansehen, Siegpunkte
erhalten, die Eigenschaften ihrer Töchter oder fremder Töchter erhöhen bzw.
reduzieren, sich gegen Intrigen, Casanova oder Trunksucht schützen.
Wenn ein
Spieler 3 Herrenkarten gesammelt hat und die Eigenschaften der Tochter in
Ansehen, Schönheit und Bildung den Ansprüchen des Herrn entspricht, kommt es
sofort zur Heirat. Dies kann auch außerhalb des eigenen Zuges infolge einer
Intrige eines Mitspielers passieren. Durch die Heirat steht dieser Herr als
potentieller Bräutigam nicht mehr zur Verfügung und alle Spieler, die
Herrenkarten dieses Herrn besitzen, geben diese an den Spieler, dessen Tochter
diesen Herren geheiratet hat. Durch das Ablegen der Eheringe auf das Bild des
Herrn auf dem Spielplan gilt die Heirat als vollzogen. Wenn in weiterer Folge
im Spiel Herrenkarten dieses Herrn gefunden werden, so sind sie umgehend an den
Spieler, dessen Tochter ihn geheiratet hat zu geben und durch Herrenkarten vom
Nachziehstapel zu ersetzen.
Der
Spieler legt nun die Tochtertafel zur Seite und deckt nun sofort seine nächste
Tochtertafel auf. Achtung: Die Eigenschaftswerte der gerade verheirateten
Töchter dürfen nicht mehr verändert werden.
Wenn ein
Spieler auch seine dritte Tochter verheiratet hat, endet das Spiel, wobei die
laufende Spielrunde noch zu Ende gespielt wird. Nun zählen die Spieler die
Eigenschaftswerte Ansehen ihrer 3 Töchter zusammen, der Spieler dessen Töchter
das höchste Ansehen haben, erhält das Bonusplättchen „Angesehenste Familie“.
Der Spieler dessen Töchter über die größte Schönheit verfügen erhält das
Bonusplättchen „Schönste Familie“. Der Spieler dessen Töchtern über die höchste
Bildung verfügen, erhält das Bonusplättchen „Gebildetste Familie“.
Das
Spielmaterial ist schön ausgestattet und grafisch hübsch gestaltet. Die
Spielpraxis zeigt jedoch, dass die grafische Gestaltung leider spieltechnisch
ungeeignet ist. Die teilweise winzige und zu schnörkelhafte Schrift ist für sehschwache
Spieler kaum oder nur sehr schwer lesbar.
Die Herrenkarten zeigen die Eigenschaften, welche eine Tochter haben muss um von diesem Herrn gefreit zu werden. Weder auf den Karten noch am Spielplan, auf welchem die Karten ebenfalls aufgedruckt sind, sind diese Eigenschaften wirklich gut zu erkennen.
Der
Spielverlauf ist sehr gleichförmig und führt kaum zu überraschenden
Spielwendungen. Eigentlich plätschert das Spiel die meiste Zeit vor sich hin,
man wandert mit seiner Tochter herum und sucht entsprechende Herrenkarten. Es
findet nur wenig Interaktion statt, diese beschränkt sich auf Intrigen oder
fiese Ereigniskarten.
Der
Glücksanteil im Spiel ist sehr hoch, es gibt kaum Raum für strategische
Überlegungen. Die einzige strategische Entscheidung vor die man gestellt ist,
ob man versucht seine Tochter mit einem anspruchslosen Herrn schnell zu
verheiraten oder einen Herrn mit hohen Ansprüchen sucht. Damit die Tochter dem
anspruchsvollen Herrn genügt, ist man längere Zeit beschäftigt, die
Eigenschaften der eigenen Tochter zu erhöhen.
Viel
taktische und strategische Raffinesse ist bei diesem Spiel nicht gefragt. Das
Spiel ist aber generell nicht schlecht, sondern stellt ein durchschnittliches
Familienspiel mit einem etwas außer der Norm liegenden Thema dar. Insbesondere
bei Frauen kam das Spiel sehr gut an, Mädchen, Jungs und Männer waren vom Spiel
weniger begeistert.
Maria
Schranz
Spieler : 2 bis 4 Spieler
Alter : ab 10 Jahre
Dauer : 30 bis 60 Minuten
Autor : Ellen Maria Ernst und Kira Verena
Samol
Grafik : Christian Fiore
Vertrieb : Simba Toys
Preis : ca. € 20,00
Verlag : Goldsieber 2007
www.goldsieber.de
Genre : Sammel- und Entwicklungsspiel
Zielgruppe : Spiel für Familien
Mechanismen : Karten sammeln und Eigenschaften
entwickeln
Strategie : **
Taktik : ***
Glück : *****
Interaktion : ***
Kommunikation : ***
Atmosphäre : ****
Kommentar :
Nettes
Familienspiel mit hohem Glücksanteil
Kein großer
strategischer und taktischer Anspruch
Gleichförmig
Spielverlauf
Hübsche aber
spieltechnisch ungeeignete Grafik
Vergleichbar:
Im
Familienspielebereich erstes Spiel mit diesem Thema
Maria
Schranz:
Liebe
& Intrige ist ein nettes Familienspiel ohne großen strategischen und
taktischen Anspruch mit hohem Glücksanteil, das für Gelegenheitsspieler und den
Familienbereich jedoch absolut gut geeignet ist.