Doge

 

Das Spiel:    

 

Doge

Goldsieber Verlag

Autor: Leo Colovini

für 3 - 4 Spieler ab 12 Jahren,

60 – 80 Minuten

 

WIN Wertung:

* W II UU AA SS 4 (3-4) 80 min

 

Serenissima – die höchst Ehrwürdige – so nannten die Einwohner von Venedig, die Venezianer, - ihre Stadt im Mittelalter. Für über 500 Jahre war sie das Zentrum des Handels und der Macht im Mittelmeerraum. Ihre riesige Handels- und Kriegsflotte war willkommen und gefürchtet. Der berühmteste Sohn war sicherlich Marco Polo dem seine Handelsgeschäfte bis nach China, oder wie er es bezeichnete Kathai, führten. Venedig wurde in dieser Zeit von vielen Adelsfamilien beherrscht, die in regelmäßigen Abständen einen Führer aus ihren Reihen wählten, den Dogen. In diesem Spiel geht es um diese Machtkämpfe, darum, wer mehr Häuser und Palazzi unter welchen Mehrheitsverhältnissen baut.

 

Es ist zur Zeit anscheinend groß in Mode Schachteln zu produzieren, die sehr viel Luft enthalten. Das Format wäre in Ordnung. Muss die Schachtel allerdings so dick sein? Das Cover der Schachtel zeigt einen Lageplan der Lagunenstadt mit einem Portrait eines Dogen, der durch seine Kopfbedeckung als solcher erkennbar ist. Der Spielplan zeigt das zentrale Venedig des 15. Jahrhunderts, unterteilt in 6 Stadtviertel:

Santa Croce, Dorsoduro, San Polo, Cannaregio, San Marco und Castello. Als siebentes Feld ist der Dogenpalast vermerkt, dort tagt die Quarantia. Die sechs Stadtviertel haben je 5 Bauplätze mit den Werten 3 – 7. Am rechten Rand hat für jedes Stadtviertel ein Berater Platz und für die Quarantia deren drei. Am unteren Rand sind 2 x 7 Felder für die Reihenfolge der Viertel wie die Abstimmungen stattfinden.

 

Die Farben grün, blau, gelb und rot werden an die Spieler verteilt. Jeder erhält 15 kleine Häuser, 8 Palazzi und 7 Stimmmarker mit den Werten 0, 1, 1, 2, 2, 3, 3. Weiters erhält man 6 Kontrollringe, um die Berater der einzelnen Viertel zu markieren, und 7 Spielkarten, für jedes Feld eine. Die 10 schwarzen Figuren, die Berater, werden auf dem Spielplan an ihren Platz gestellt. Auf der Oberseite trägt jeder das Wappen seines Viertels oder der Quarantia. Bei ungeübten Spielern ist anzuraten sich die Wappen genau einzuprägen, da die Symbole teilweise ähnlich und sehr gewöhnungsbedürftig sind. Die Stimmmarker und die Spielkarten sind verdeckt zu halten. Es gibt 2 x 7 Karten für die Viertel mit einer braunen und blauen Rückseite. Diese werden getrennt gemischt und auf die am unteren Rand des Plans angebrachten Felder gelegt. Danach deckt man die braunen auf.

 

Im ersten Abschnitt des Spieles werden bei 3 Spielern viermal und bei vier Spielern dreimal Stimmmarker gesetzt. Dazu wählen alle gleichzeitig verdeckt eine ihrer Spielkarten aus. Auf diese muss man 1, darf aber max. 4, Stimmmarker verdeckt setzen. Wenn diesen Schritt alle ausgeführt haben, werden die Karten aufgedeckt und die Stimmmarker verdeckt auf das gewählte Stadtviertel gelegt. Diese Aktionen werden, wie oben erwähnt, so oft wie notwendig wiederholt.

 

Im zweiten Abschnitt werden die Mehrheiten gesucht. Die am unteren Rand des Plans liegenden Stadtviertelkarten zeigen nun die Reihenfolge der Stadtviertel an, in denen abgestimmt wird. Immer wenn eine braune Stadtviertelkarte abgewickelt wurde, wird eine neue blaue aufgedeckt. Die blauen zeigen die Reihenfolge der nächsten Runde. Auf diese Weise kann man gut vorausplanen. In weiterer Folge werden die Blauen aufgebraucht und man verfährt ebenso mit der braunen, usw.

 

Sobald ein Viertel mit der Wertung an der Reihe ist, werden die verdeckten Marker umgedreht und die darauf vermerkten Zahlen addiert. Die- oder derjenige mit den meisten Punkten erhält die Kontrolle über den Berater dieses Viertels und kennzeichnet ihn mit seinen Kontrollring. Der Berater wird sofort in ein Feld freier Wahl gesetzt, allerdings nicht in das Heimatfeld. Man kann ihn auch in dem Feld belassen ihn dem er sich gerade aufhält, wenn man ihn von einem Gegenspieler übernommen hat. Jeder Berater zählt dann einen Punkt für den Spieler, der ihn kontrolliert. Zur Belohnung errichtet die oder der erste zwei Häuser und die oder der zweite ein Haus in dem entsprechenden Stadtviertel. Im Dogenpalast kann nicht gebaut werden. Man kann auf Berater verzichten, weil es gerade sinnvoll erscheint oder man keine Kontrollringe mehr hat. Wenn man auf einen oder beide Berater der Quarantia verzichtet, darf man für jeden dieser Berater ein eigenes Haus aus einem beliebigen Stadtviertel in ein beliebiges anderes verschieben. Sollte man auf den Berater eines der Viertel verzichten, verschiebt man ein eigenes Haus aus dem Heimatfeld in ein beliebiges anderes oder umgekehrt. In allen Fällen wird der Berater wieder neutral und kommt auf seinen Platz in die obere rechte Ecke.

 

Für die Abstimmung in der Quarantia werden drei Berater vergeben. Die oder der Stimmenstärkste erhält zwei und die oder der zweite erhält einen. Die Wahl wer welchen bekommt findet abwechselnd statt, beginnend mit dem Sieger. Wo immer Gleichstände auftreten bleiben die Berater neutral und die Spieler dürfen stattdessen Häuser nach den oben beschriebenen Regeln verschieben.

 

Wenn in den Stadtvierteln Gleichstände auftreten, dürfen mehrere Spieler erste oder zweite sein und dementsprechend zwei oder ein Haus einsetzen. Sollten mehrere erstplatzierte sein, gibt es keinen zweiten Platz. Immer dann wenn ein Spieler Häuser gebaut hat prüft er sofort, ob die Anzahl mit der Zahl des offenen Bauplatzes übereinstimmt oder überschritten wird. Man darf dann sofort im Tausch für die Anzahl der Häuser einen Palazzo errichten. Der erste kostet drei, der zweite 4 usw. bis 7. In jedem Stadtteil ist Platz für höchstens 5 Palazzi. Das Bauen eines Palazzo ist nicht Pflicht. Sollte bei der Abstimmung ein Gleichstand sein, platzieren alle gleichzeitig ihre Häuser und es können danach mehrere Spieler zur gleichen Zeit die Baubedingungen erfüllen, ist der Umtauschwert für alle Beteiligten gleich.

 

Wenn alle sieben Spielfelder gewertet wurden, beginnt die nächste Runde mit den blauen Stadtviertelkarten. Das Spiel endet wenn ein Spieler in jedem Stadtviertel einen Palazzo, also insgesamt 6 oder in 5 Stadtteilen insgesamt 7 oder in 4 Stadtteilen insgesamt 8, errichtet hat. Sollten zu diesem Zeitpunkt mehrere Spieler die oben genannten Bedingungen erfüllen, gewinnt die- oder derjenige mit den meisten Palazzi, bei einem weiteren Gleichstand werden die Häuser gewertet.

 

Die Spielregel ist wie bei vielen Goldsieberspielen übersichtlich gestaltet und wie immer liegt eine sehr detaillierte und handliche Kurzfassung bei. Das Spiel ist rasch erklärt und spielt sich relativ flüssig. Wenn da nicht die Wappen und die Spielkarten wären. Wie ich bereits anfänglich erwähnt habe, sind die Wappen gewöhnungsbedürftig und irritieren bei den ersten Spielen. Man verliert auch leicht die Übersicht, wer in welchem Viertel gewertet hat und welches Viertel gerade am Zug ist, da die braunen und blauen Stadtviertelkarten dauernd verrutschen und mit der Zeit sehr viele Karten am Tisch herumliegen. Der Mechanismus mit den aufzudeckenden Stadtviertelkarten für die nächste Runde finde ich allerdings gelungen, und er lässt genug Spielraum für taktische Überlegungen. Man darf auf zwei Dinge in diesem Spiel nicht vergessen: dass man auf den Berater verzichten kann. um Häuser zu versetzen - dadurch kann man unter Umständen schnell irgendwo einen Palazzo bauen - und die Kontrolle der drei Berater der Quarantia. Wenn man diesen beiden Punkten etwas mehr Aufmerksamkeit schenkt, kann man das Spiel für sich entscheiden.

 

Bei dem ersten Versuch in Essen dieses Spiel zu spielen waren die Meinungen geteilt und auch ich war nicht wirklich davon überzeugt. Allerdings, als ich es öfters spielte, fand ich auch mehr Gefallen daran. Schade ist, dass es nur zu viert spielbar ist. Zu dritt ist der Plan zu groß. Eventuell könnte man ein Stadtviertel sperren und die Siegbedingungen abändern, dies ist allen selbst überlassen und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Auf eines habe ich allerdings allemal Lust bekommen, auf einen Besuch dieser wunderschönen Lagunenmetropole mit ihren Kanälen, Palästen, dem Markusplatz, der Seufzerbrücke und vielen anderen Sehenswürdigkeiten. Da kann man nur noch eine Gondel besteigen und dem lieblichen Gesang des Gondoliere lauschen. „O´ sole mio“