Dino Booom

 

In gewohnter Manier schweift mein Blick beim Betreten des Neuheitenraumes des Spielemuseums durch die Regale, stets auf der Suche nach den Neuheiten, die wirklich ganz neu sind, also wahrscheinlich noch gar nicht lange eingetroffen sind. Na klar, hier wird man immer fündig: Eine rote Schachtel, mit bekanntem Logo, aber siehe da, völlig neuem Format, lacht mich an. Die Schachtel? Nein, wohl eher die lieblich aussehenden Tiere, die sich oben auf und rundherum darauf verteilen. Dino Boom nennt sich das Spiel, ach nein, da ist ja noch ein o, also Dino Booom – klingt ja viel strenger und imposanter – ein Spiel, bei dem es darum geht, Dinosaurier zu jagen. Die erste Frage, die ich spontan an alle Anwesenden richte, ist die, ob es sich hierbei um ein Kinderspiel – Altersangabe ab 6 – oder um ein Erwachsenenspiel, worauf das Schachtelformat und die nach oben hin offene Altersangabe eher hindeuten würden, handelt? Da mir keiner weiterhelfen kann, beschließe ich die einfachste Lösung zu wählen, sprich das Spiel ganz einfach auszuprobieren. Und damit auch keine Frage offen bleibt, setze ich neben ein paar Erwachsenen auch gleich meine beiden Kinder mit an den Tisch.

 

Beim Öffnen der Schachtel höre ich von links ein „Ach wie sind die süß!“ und von rechts ein verzweifeltes „Was soll denn das?“ – Nun ja, Letzteres bezieht sich wohl auf die wahrlich sehr merkwürdige Schachteleinlage, die bewirkt, dass auf der einen Hälfte der Schachtel Luft verpackt wurde, während sich auf der anderen Hälfte das gesamte Spielmaterial nur mit großer Anstrengung zur Gänze unterbringen lässt. Nun gut, dem kann man Abhilfe schaffen, indem man die Luftverpackung kurzum umdreht, wenn es einem nicht stört, dass auf der Rückseite das schöne Logo der Firma halt nicht drauf ist. Manchmal würde ich viel dafür geben, die Firmenphilosophien zu verstehen …

 

Viel mehr Neugier wecken in mir aber zum Glück die freudigen Rufe meiner Mitspieler beim Anblick der Dinosaurier. Es gibt fünf verschiedene Arten von Dinosauriern, ich werde sie bezogen auf den Spieltitel von nun an Dinos nennen, die sich in Form und Farbe unterscheiden, besonders knuddelig finde ich die braune mammutähnliche Art, aber das tut weiter nichts zur Sache.

 

Kommen wir nun zum eigentlichen Spiel: Alle Spieler jagen gleichzeitig Dinos. Gleichzeitig? Oje, das sieht nach einem hektischen Spiel aus … Das Spielmaterial besteht aus 6 Jagdspeeren mit Saugnäpfen an den Enden, 60 Beute-Plättchen, darauf sind jeweils 1 oder 2 Dinos gleicher oder unterschiedlicher Art abgebildet und 4 Bananenplättchen, das sind Joker. Dann gibt es  noch 12 Speisekarten und 4 Orakelknochen.

 

Wenn man sich die Dinoplättchen genauer ansieht, dann erkennt man, dass die Dinos in 3 verschiedenen Landschaften stehen, manchmal im Gebirge, manchmal in der Ebene und manchmal im Wald. Es handelt sich dabei also um 3 verschiedene Jagdgebiete, die nicht immer gleich gefragt sind. Diese Dinoplättchen werden gut gemischt und als verdeckter Vorratsstapel in die Mitte gelegt – wir haben das mit dem Stapeln nicht so ernst genommen, wir haben einfach einen gut organisierten Haufen gemacht, ging auch problemlos. Im Anschluss daran werden 25 Plättchen im Raster 5 mal 5 offen ausgelegt – wie man sieht, hätten wir 25 Plättchen ohnedies vollkommen umsonst gestapelt. Damit ist das Jagdrevier erstmals fixiert.

 

Schauen wir uns nun die Speisenkarten an. Darauf sieht man 4 bis 6 einzelne Dinoköpfe – eigentlich sieht der blaue auch recht putzig aus -, wobei manche Dinos auch mehrfach abgebildet sein können. Von diesen Karten liegt immer eine offen aus, und genau die gilt es zu erfüllen, sprich die entsprechenden Dinos zu erjagen.

 

Na dann, wo bleibt das Startsignal? Ran an die Speere und her mit den Dinos! Leider, soooo einfach geht das dann ja doch wieder nicht. Also wer erteilt das Startsignal? Der Stammeshäuptling, zu Beginn des Spieles der hungrigste Spieler, also bitte dieses Spiel nicht unmittelbar nach dem Essen spielen, wenn alle satt sind … Der Stammeshäuptling muss zu diesem Zwecke das Orakel befragen, d.h. er nimmt die 4 Orakelknochen, auf denen auf der Vorderseite jeweils eine der drei Landschaften abgebildet ist und einmal die Banane, während die Rückseite blank ist, und lässt sie aus ca. 60cm Höhe – es empfiehlt sich sehr, das einmal nachzumessen, denn das ist wesentlich höher als wir anfänglich dachten – auf den Tisch fallen. Nur in den Gebieten, die jetzt sichtbar sind, darf gejagt werden. Die Banane stellt den Joker das, wenn sie fällt, darf man auch auf oder nach? Bananenplättchen jagen. Egal. Sobald das Orakel entschieden hat, darf mit dem Speer und mit Hilfe des Saugnapfes gejagt werden, alle gleichzeitig! Man kann sich leicht vorstellen, dass da gewisse Hektik ausbricht, vor allem wenn 6 Spieler gleichzeitig ihr Glück versuchen. Anzumerken sei vielleicht noch, dass man durchaus auch Tiere jagen darf, die gerade nicht auf der Speisekarte stehen, sofern sie sich in einer momentan „orakelfreigegebenen“ (nettes Wort, nicht?) Landschaft befinden.

 

Sobald alle Spieler Jagdbeute an ihren Speeren haften haben, endet die Jagd. Der langsamste Jäger muss seine Beute aber wieder offen zurücklegen, während alle anderen ihre Dinos und Bananen in ihre sichere Speisekammer legen dürfen. Sollte jemand eine unerlaubte Beute haben, dann muss man das Plättchen ebenfalls zurücklegen und gilt gleichzeitig auch als langsamster Spieler. Im Zweifelsfall entscheidet der Stammeshäuptling, der zwar dieses Vorrecht hat, bei der Jagd aber den Nachteil hat, dass er neben dem Jagen auch noch die Orakelknochen werfen muss.

 

Wenn man der Meinung ist, die aktuell aufliegende Speisekarte erfüllen zu können, darf man jederzeit das Spiel unterbrechen, indem man laut „Bon Appetit!“ ruft. Nachdem fast alle Kinder und auch so manche Erwachsene des Französischen unkundig sind, haben wir uns darauf geeinigt, dass „Guten Appetit!“ auch zulässig ist, was speziell den Kindern wieder großen Jagdtrieb verliehen hat. Wenn sich die geforderten Dinos in der Speisekammer des „Bon Appetit“ oder ähnlich rufenden Spielers befinden, gibt dieser die Plättchen ab und darf die Speisekarte an sich nehmen. Sollte ein Irrtum vorliegen, dann muss ein vom Häuptling zu bestimmendes Strafplättchen zurückgelegt werden. Da sich des Öfteren auch 2 Dinos auf einem Plättchen befinden, kann es durchaus auch vorkommen, dass man Dinos abgeben muss, die gar nicht verlangt sind.

 

Am Ende jeder Runde muss die Speisekammer auf 6 Plättchen abgespeckt werden, und das Jagdrevier wird wieder mit neuen Dinos vom Vorraststapel oder –haufen aufgefüllt. Das Spiel endet, sobald ein Spieler die letzte Speisekarte erhält. Es gewinnt der Jäger, der die meisten Tierköpfe auf seinen erfüllten Karten hat.

 

Tja, aus ist die Jagd, alle Jäger sind erschöpft, die großen wie die kleinen, und gefallen? Es ist klar, dass Erwachsene, da es ja sehr auf das Tempo ankommt, einen Vorsprung gegenüber Kindern haben, weswegen ich persönlich vorschlage, dass man Kinder alleine und Erwachsene unter sich spielen lässt. Bei Kindern ist es ratsam, einen Erwachsenen so quasi als Schiedsrichter dazuzusetzen, da es schon mal zu harten Diskussionen kommen kann, wer denn nun wirklich Letzter war. Und den Erwachsenen will ich sagen, dass das Spiel eher von der heiteren und lockeren Seite zu nehmen ist. Wer mich kennt, weiß, dass mir Spiele auf Zeit und Tempo nicht so sehr liegen, aber eine Gruppe, der z.B. auch Jungle Speed oder Ähnliches gefällt, die wird dieses Spiel auch als Auftakt oder Ende eines Spieleabends gut finden, und angesichts der sehr weichen Saugnäpfe tut es nur halb so weh wie manch andere Spiele! Ich würde dieses Spiel nicht unbedingt als Familienspiel bezeichnen, da es, wie oben erwähnt, nicht so sehr für alle gemeinsam geeignet ist, aber als Spiel für Viele oder als eine Art Partyspiel könnte es durchaus durchgehen. Ich würde sagen, ausprobieren!

 

Martina Nowak

martina_nowak@chello.at

 

Spieler                      : 2-6

Alter                        : ab 6 Jahren

Dauer                       : ca. 30 Minuten

Verlag                      : Goldsieber / Noris, 2004

                                 www.goldsieber.de

Vertrieb                    : Simba Toys

Autoren                    : Dominique Ehrhard und Pietre-Nicolas Lapointe

Grafiker                    : Schulz & Hackner

Preis                        : ca. € 16

 

Genre                       : Sammelspiel

Zielgruppe                : Kinder oder Erwachsene, größere Gruppen

Mechanismus            : Nach Vorgabe Plättchen sammeln

Strategie                   : *

Taktik                       : *

Glück                       : ***

Interaktion                : ******

Kommunikation         : ***

Atmosphäre              : ******

 

Kommentar:             

Gelungene Ausstattung

Übergroße Verpackung

Netter Mechanismus

 

 

Wenn die Kinder gerne Monster Mix oder Schwirr ab spielen, wird ihnen auch Dino Booom gefallen.

 

Martina Nowak: Also gefallen hat es eigentlich allen. Ich würde sagen, ausprobieren!