Gut gebrüllt, Löwe!

Gloomhaven – Die Pranken des Löwen

 

Gloomhaven, das Crowd-funding Spiel aus dem Jahr 2017, gilt derzeit auf boardgamegeek.com als bestes Brettspiel. Unter Experten und Brettspielfans hat das Spiel wie ein Asteroid eingeschlagen und eine große Zahl an Spielern begeistert. Der Zugang des ursprünglichen Spiels war allerdings eher schwierig und auch das Material war stark überbordend, weshalb Gloomhaven eher keine Gelegenheitsspieler ansprach. Mit Gloomhaven – Die Pranken des Löwen ist jetzt ein Nachfolger erschienen, der dieses Problem zu lösen versucht.

 

Intro 2:

Müde und abgespannt schlurfen die vier Söldner in Richtung Gloomhaven. Sie haben weder den Schmied noch sonst einen der vermissten Personen gefunden. Es war nicht leicht, den Leuten in der Stadt diese schlechten Nachrichten zu überbringen. Nur noch über diese Hügelkuppe und sie wären zu Hause, wenn sich da nicht diese Rattenmenschen auf dem Weg zur Stadt positioniert hätten. Diese Wegelagerer müssen zuerst weg ...

 

 

Gloomhaven – Die Pranken des Löwen ist ein Fantasy-Abenteuerspiel, das in mehreren Szenarien (um genau zu sein 25) eine Geschichte erzählt. Dabei werden die ersten fünf Szenarien dazu verwendet, die Spieler langsam in die Regeln einzuführen. Dieser Weg wurde gewählt, um die vielen Möglichkeiten, die geboten werden, über einen längeren Zeitpunkt zu erklären.

 

Die Szenarien sind in Dungeon-Crawler Manier aufgebaut. Jeder Spieler übernimmt einen Charakter, der auf der Karte, die in Hex-Feldern aufgeteilt ist, agiert. Den gewählten Charakter behält man über die gesamte Kampagne. Im Lauf der Kampagne werden die Charaktere stärker und ihre Fähigkeiten verbessern sich. Die Gegner werden automatisch gezogen. Die Regeln dafür sind durchwegs ausgefeilt und sollten im Laufe des Spiels auch immer mitbedacht werden, da in späteren Szenarien die Aufgaben immer anspruchsvoller werden.

 

Aber beginnen wir am Anfang: Die vier wählbaren Charaktere sind die Sprengmeisterin, der Rotgardist, der Axtwerfer und die Leerehüterin. Jeder dieser vier Helden hat bestimmte Fähigkeiten, so ist die Sprengmeisterin gut im Nahkampf und essentiell, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Der Axtwerfer ist, wie der Name erahnen lässt, ein guter Fernkämpfer. Die jeweiligen Unterschiede ergeben sich aufgrund des individuellen Decks an Fertigkeitenkarten, das auch nur durch eigene Karten ersetzt werden kann.

 

Die Fertigkeitenkarten sind dreigeteilt. Sie enthalten einen Initiativewert, sowie eine obere und eine untere Aktion, wobei oben oft ein Angriff zu finden ist, während unten eher eine Bewegungsaktion ist. Zu Beginn einer Runde spielt jeder zwei seiner Fertigkeitenkarten verdeckt aus. Danach werden alle Karten gleichzeitig aufgedeckt. Zusätzlich wird auch für alle offenen Monster im Spiel je eine Aktionskarte aufgedeckt. Auf diesen ist ebenfalls eine Initiative abgebildet als auch angeführt, was die Monster in ihrem Zug tun werden. Die Initiativen bestimmen die Reihenfolge für den Zug.

 

Am Zug darf jeder Spieler eine der oberen und eine der unteren Aktionen durchführen, wobei beide Karten verwendet werden müssen. Wenn die Monster an der Reihe sind, führen diese ihre Aktionen durch. Diese erfolgen nach einem recht einfachen, aber durchaus logischen Prinzip, weshalb man keine eigenen Spielleiter dafür benötigt. Die Aktionen der Spieler sowie Monster können sehr unterschiedlich sein. Neben Laufen und Angreifen, gibt es noch die Möglichkeit zu heilen oder Reichtümer aufzusammeln, Monster zu verschieben oder Barrieren zu vernichten.

 

Interessant auch das Kampfsystem: So macht jeder Angriff einen Grundschaden, der dann noch durch eine zufällig gezogene Karte aus dem eigenen Angriffsdeck modifiziert wird. Anfangs sind all diese Decks gleich, durch Erfahrung, die in den einzelnen Szenarien gesammelt werden, können nicht nur Fertigkeitenkarten verbessert werden, sondern vor allem auch dieses Angriffsdeck.

 

Neben diesen grundsätzlichen Regeln gibt es noch Magie, die aktiviert werden muss, Gegenstände, die man zwischen den Szenarien kaufen kann, sowie Kampfziele, die Erfahrung bringen können. Wirklich herausfordernd wird es aber lediglich dadurch, dass ausgespielte Karten zunächst aus dem Spiel kommen und man im Laufe des Spiels immer weniger Aktionen zur Verfügung hat. Daher sind Planung und Absprache mit den anderen Spielern entscheidend. Regeltechnisch ist das erlaubt, wenngleich aber nicht genaue Werte kommuniziert werden dürfen – ein wenig Rollenspiel also. Bemerkenswert: Die Spieldesigner haben sogar eine Möglichkeit eingebaut, den Schwierigkeitsgrad zu senken oder zu erhöhen, da jedes Monster in acht Stufen kommt.

 

Die Ausstattung von Gloomhaven – Die Pranken des Löwen ist gewaltig für den Verkaufspreis. Wenn man aber den berühmten Vorgänger als Standard nimmt, ist es trotzdem ein starker Downgrade. Das Spiel kommt nur mit vier spielbaren Charakteren, der größte Unterschied ist aber wahrscheinlich, dass es keine Kartenteile gibt, sondern jedes Szenario eine Seite im Szenario-Ringbuch darstellt. Das schaut zwar nicht so schön aus, erleichtert aber den Aufbau enorm, vor allem, weil bereits die Startplätze der Monster sowie Schätze, Fallen und anderes aufgezeichnet sind. Grafisch lässt das Spiel nichts zu wünschen übrig. Das Grafikerteam rund um Alexandr Elichev ist das gleiche wie beim Vorgänger, weshalb alles gut zusammenpasst. In der Grundausstattung sind neben den Miniaturen für die Spielercharaktere auch noch vier Bossmonster als Miniaturen enthalten. All das passt gerade noch in die übergroße Box, die dadurch mehrere Kilos schwer ist.

Gloomhaven – Die Pranken des Löwen wird unter der Community der Vielspieler sicherlich gut aufgenommen. Jene, die Gloomhaven durchgespielt haben, freuen sich auf neue Szenarien, andere, die durch die Ausmaße des Vorgängers abgeschreckt wurden, werden Die Pranken des Löwen als guten Einstieg sehen. Ich bin zwar begeistert von dem Einstieg ins Spiel, da es auch unerfahreneren Spielern erlaubt, gut einzusteigen, trotzdem wage ich zu bezweifeln, dass damit Familien oder Gelegenheitsspieler, auf die das vorwiegend abzielt, gewonnen werden. Dafür ist das Setting insgesamt einfach zu Nerd-lastig.

 

Zu den Mechaniken möchte ich mich hier wenig äußern, denn in Wirklichkeit wurde das 1:1 von Gloomhaven übernommen, was gut ist, denn die Kampfmechanik war damals schon großartig ausbalanciert. Es mag sein, dass der eine oder andere die Regeln zu kompliziert findet, dies ergibt sich aber weniger aus der Mechanik, sondern aus den taktischen Möglichkeiten jedes einzelnen Charakters.

 

 

Dementsprechend kann ich hier nur eine Empfehlung für das Spiel aussprechen.

 

Thomas Bareder

 

Autor: Isaac Childes

Grafiker: Alexandr Elichev, David Demarat, Josh McDowell

Preis: 65€

Verlag: Feuerland

Weitere Angaben:

 

Zielgruppe: Für Experten

Version: de * Regeln: de en es fr … * Text im Spiel: ja

 

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 1

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 1

Kommunikation (rot): 3

Interaktion (braun): 2

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0